26 Sep. 2025, Fr.

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Die Leserinnen und Leser des Salesianischen Bulletins kennen bereits die Weltreise von Don Boscos Urne, die vor einigen Jahren in vielen Teilen der Welt Station machte. Die sterblichen Überreste unseres Heiligen erreichten Dutzende von Ländern auf der ganzen Welt und verweilten in tausend Städten und Ortschaften, wo sie überall mit Bewunderung und Zuneigung aufgenommen wurden. Ich weiß nicht, welcher Heiligen-Leichnam so weit gereist ist und welcher italienische Leichnam über die Grenzen seines eigenen Landes hinaus so begeistert empfangen wurde. Vermutlich gibt es keinen anderen.

Wenn diese „Reise“ eine bekannte Geschichte ist, so ist die vom Verfasser als Präsident der ACSSA (Association of Salesian History Scholars) von November 2018 bis März 2019 unternommene Weltreise zur Koordinierung einer Reihe von vier Studienseminaren, die von derselben Vereinigung in den Städten Bratislava (Slowakei), Bangkok (Thailand), Nairobi (Kenia) und Buenos Aires (Argentinien) veranstaltet wurden, weniger bekannt. Das fünfte Seminar fand im Juni 2018 in Hyderabad (Indien) statt.

Nun: Auf diesen Reisen habe ich nicht die Salesianerhäuser, Kollegs, Schulen, Pfarren, Missionen besucht, wie ich es bei anderen Gelegenheiten getan habe und wie es jeder tun kann, der vom Norden bis zum Süden, vom Osten bis zum Westen der Welt herumreist; stattdessen begegnete ich einer Geschichte Don Boscos, die es aufzuschreiben galt.

Don Boscos Nachfolger

Das Thema der Studienseminare war in der Tat die Vorstellung von Persönlichkeiten verstorbener Salesianer und Töchter Mariä Hilfe der Christen, die über einen kurzen oder langen Zeitraum ihres Lebens als besonders bedeutsam und relevant aufgefallen waren und vor allem nach ihrem Tod Spuren hinterlassen hatten. Einige von ihnen waren also echte „Erneuerer oder Erneuerinnen“ des salesianischen Charismas, die es auf die unterschiedlichste Art und Weise in die Kultur einzubinden vermochten, natürlich in absoluter Treue zu Don Bosco und seinem Geist.

Das Ergebnis war eine Galerie von etwa hundert Männern und Frauen des 20. Jahrhunderts, die sich alle voneinander unterschieden aber es verstanden, als „andere Don Boscos“ zu wirken: das heißt, ihre Augen gegenüber ihr Geburts- oder Missionsland zu öffnen, die materiellen, kulturellen und spirituellen Bedürfnisse der dort lebenden jungen Menschen, vor allem der ärmsten, zu erkennen und den besten Weg zu ihrer Erfüllung zu „erfinden“.

Bischöfe, Priester, Ordensschwestern, Salesianer-Laienbruder, Mitglieder der Salesianischen Familie: allesamt Persönlichkeiten, Männer und Frauen, die, ohne Heilige zu sein – bei unseren Recherchen haben wir Heilige und solche, die vor der Erhebung zur Ehre der Altäre stehen, grundsätzlich ausgeklammert -, den Erziehungsauftrag Don Boscos in verschiedenen Bereichen und Rollen voll verwirklicht haben: als Erzieher und Priester, als Professoren und Lehrer, als Animatoren von Oratorien und Jugendzentren, als Gründer und Leiter von Bildungseinrichtungen, als Ausbilder in der Berufungspastoral und an neuen Ordensinstituten, als Schriftsteller und Musiker, als Architekten und Erbauer von Kirchen und Hochschulen, als Holz- und Malkünstler, als Missionare ad gentes, als Glaubenszeugen im Gefängnis, als einfache Salesianer und einfache Töchter Mariä Hilfe der Christen. Nicht wenige von ihnen haben ein entbehrungsreiches Leben geführt, Hindernisse aller Art überwunden, sehr schwierige Sprachen gelernt. Oftmals riskierten sie den Tod aufgrund unzumutbarer hygienischer Bedingungen, unerträglicher klimatischer Verhältnisse, feindseliger und verfolgungsintensiver politischer Regime und sogar offener Angriffe. Der letzte dieser Fälle ereignete sich gerade, als ich nach Nairobi fuhr: der spanische Salesianer Pater Cesare Fernández wurde am 15. Februar 2018 an der Grenze zwischen Togo und Burkina Faso kaltblütig ermordet. Einer der jüngsten „Märtyrer“ der Salesianer, könnte man ihn als mir bekannten Menschen nennen.

Eine Geschichte, die man kennen muss

La Boca, Stadtteil von Buenos Aires, Argentinien; erste Mission unter Emigranten

Was sollen wir also sagen? Auch dies ist eine unbekannte Geschichte Don Boscos, oder, wenn man so will, der Söhne und Töchter des Heiligen. Wenn die Urne des Heiligen, wie wir sagten, von den öffentlichen Institutionen und der einfachen Bevölkerung selbst in nichtchristlichen Ländern mit so viel Respekt und Hochachtung aufgenommen wurde, bedeutet dies, dass seine Söhne und Töchter nicht nur ein Loblied auf ihn gesungen haben (auch das ist sicherlich geschehen, denn Don Boscos Bild ist fast überall zu finden), sondern dass sie seine Träume verwirklicht haben: die Liebe Gottes zur Jugend bekannt zu machen, die frohe Botschaft des Evangeliums überallhin zu bringen, bis ans Ende der Welt (bis nach Feuerland!).

Wer wie ich und meine Kolleginnen und Kollegen von ACSSA im Februar und März 2018 in rund fünfzig Ländern auf vier Kontinenten Erfahrungen aus dem salesianischen Leben des 20. Jahrhunderts hören konnte, kann nur bekräftigen, was Don Bosco oft tat, wenn er die beeindruckende Entwicklung der Kongregation vor Augen hatte: „Hier ist der Finger Gottes“. Wenn der Finger Gottes in den salesianischen Werken und Gründungen war, dann auch in den Männern und Frauen, die ihr ganzes Leben dem evangelischen Ideal nach dem Vorbild Don Boscos geweiht haben.

Sind die vorgestellten Figuren wirklich „die Heiligen von nebenan“? Manche von ihnen bestimmt, selbst wenn man ihre persönlichen Grenzen, ihren Charakter, ihre Launen und, warum nicht, ihre Sünden berücksichtigt (die nur Gott kennt). Alle waren jedoch mit einem großen Glauben, großer Hoffnung, starker Nächstenliebe und Großzügigkeit, viel Liebe zu Don Bosco und den Menschen ausgestattet. Bei manchen – man denke an die Pioniermissionare in Patagonien – ist man versucht, sie als wahre „Verrückte“ zu bezeichnen, verrückt nach Gott und nach den Menschen versteht sich.

Die konkreten Ergebnisse dieser Geschichte sind für alle sichtbar, aber die Namen vieler Protagonisten sind bis jetzt so gut wie „unsichtbar“ geblieben. Wir können sie kennenlernen, indem wir „Volti di uno stesso carisma: Salesiani e Figlie di Maria Ausiliatrice nel XX secolo“ (Gesichter desselben Charismas: Salesianer und Töchter Mariä Hilfe der Christen im 20. Jahrhundert) lesen, herausgegeben vom Verlag Editrice LAS, in der Reihe „Associazione Cultori Storia Salesiana – Studi“ veröffentlicht wurde. Wenn das Böse sich verströmt, tut es das Gute auch. „Bonum est diffusivum sui“, schrieb der heilige Thomas von Aquin vor Jahrhunderten. Die Salesianer und Salesianerinnen, die in unseren Seminaren vorgestellt werden, sind der Beweis dafür; mit ihnen oder in ihrem Gefolge haben andere das Gleiche getan, bis heute.

Lassen Sie uns diese neuen Gesichter von Don Bosco kurz vorstellen.

1Antonio COJAZZI, Don1880-1953ein genialer ErzieherErzieher vor OrtEU
2Domenico MORETTI, Don1900-1989Erfahrung in den Oratorien der Salesianer mit den ärmsten jungen MenschenErzieher vor OrtEU
3Samuele VOSTI, Don1874-1939Schöpfer und Förderer eines neuen festlichen Oratoriums in ValdoccoErzieher vor OrtEU
4Karl ZIEGLER, Don1914-1990Naturliebhaber und PfadfinderErzieher vor OrtEU
5Alfonsina FINCO, Sr.1869-1934Hingabe für verlassene KinderErzieher vor OrtEU
6Margherita MARIANI, Sr.1858-1939Töchter Maria Hilfe der Christen (Don-Bosco-Schwestern) in RomErzieher vor OrtEU
7Sisto COLOMBO, Don1878-1938Mann der Kultur und der mystischen SeeleErzieher vor OrtEU
8Franc WALLAND, Don1887-1975Theologe und ProvinzialErzieher vor OrtEU
9Maria ZUCCHI, Sr.1875-1949die salesianische Prägung im Don-Bosco-Institut in MessinaErzieher vor OrtEU
10Clotilde MORANO, Sr.1885-1963Sportunterricht für FrauenErzieher vor OrtEU
11Annetta URI, Sr.1903-1989vom Schreibtisch auf die Baustellen: der Mut zur Gestaltung der Zukunft der SchuleErzieher vor OrtEU
12Frances PEDRICK, Sr.1887-1981die erste Tochter Maria Hilfe der Christen, die ihren Abschluss an der Universität Oxford machteErzieher vor OrtEU
13Giuseppe CACCIA, Koadjutor1881-1963ein Leben im Dienste des salesianischen VerlagswesensErzieher vor OrtEU
14Rufillo UGUCCIONI, Don1891-1966Schriftsteller für Kinder, Evangelist und Verbreiter der salesianischen WerteErzieher vor OrtEU
15Flora FORNARA, Sr.1902-1971ein Leben für das BildungstheaterErzieher vor OrtEU
16Gaspar MESTRE, Koadjutor1888-1962die Salesianerschule für Schnitzerei, Bildhauerei und Dekoration in Sarriá (Barcelona)Erzieher vor OrtEU
17Wictor GRABELSKI, Don1857-1902ein Wegbereiter der salesianischen Arbeit in PolenErzieher vor OrtEU
18Antoni HLOND, Don1884-1963Musiker, Komponist, Gründer einer Schule für OrganistenInitiatorenEU
19Carlo TORELLO, Don1886-1967Volksfrömmigkeit und staatsbürgerliches Gedächtnis in LatinaInitiatorenEU
20Jan KAJZER Koadjutor1892-1976Ingenieur, Mitautor des polnischen „Art Deco“-Stils und Modernisierer der Salesianischen Berufsschule in OświęcimInitiatorenEU
21Antonio CAVOLI, Don1888-1972Gründer einer vom salesianischen Charisma inspirierten Ordenskongregation in JapanInitiatorenEU
22Iside MALGRATI, Sr.1904-1992innovative Salesianerin in Druckerei, Schule und BerufsausbildungInitiatorenEU
23Anna JUZEK, Sr.1879-1957Beitrag zum Aufbau der Werke der Töchter Maria Hilfe der Christen in PolenInitiatorenEU
24Mária ČERNÁ, Sr.1928-2011Grundlagenschaffung für die Wiedergeburt der Töchter Maria Hilfe der Christen in der SlowakeiInitiatorenEU
25Antonio SALA, Don1836-1895Ökonom von Valdocco und Generalökonom der ersten SalesianerstundeSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenEU
26Francesco SCALONI, Don1861-1926eine außergewöhnliche Figur eines SalesianeroberenSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenEU
27Luigi TERRONE, Don1875-1968Novizenmeister und DirektorSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenEU
28Marcelino OLAECHEA, Monsignore1889-1972Förderer von ArbeiterwohnungenSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenEU
29Stefano TROCHTA, Kardinal1905-1974Märtyrer des Nazismus und KommunismusSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenEU
30Alba DEAMBROSIS, Sr.1887-1964Erbauerin der Salesianerinnenarbeit im deutschsprachigen RaumSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenEU
31Virginia FERRARO ORTÍ, Sr.1894-1963von Gewerkschafterin zu Salesianer-DirektorinSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenEU
32Raffaele PIPERNI, Don1842-1930Pfarrer als ‚Vermittler‘ bei der Integration italienischer Einwanderer in den Mainstream von San FranciscoPioniere in der MissionAM, AS, AF
33Remigio RIZZARDI, Don1863-1912der Vater der Bienenzucht in KolumbienPioniere in der MissionAM, AS, AF
34Carlos PANE, Don1856-1923Pionier der salesianischen Präsenz in Spanien und PeruPioniere in der MissionAM, AS, AF
35Florencio José MARTÍNEZ EMBODAS, Don1894-1971eine salesianische Art des BauensPioniere in der MissionAM, AS, AF
36Martina PETRINI PRADO, Sr.1874-1965Töchter Maria Hilfe der Christen; Ursprünge in einem sich modernisierenden UruguayPioniere in der MissionAM, AS, AF
37Anna María COPPA, Sr.1891-1973Gründerin und Gesicht der ersten katholischen Schule in EcuadorPioniere in der MissionAM, AS, AF
38Rose MOORE, Sr.1911-1996Pionierin in der Rehabilitation blinder thailändischer JugendlicherPioniere in der MissionAM, AS, AF
39Mirta MONDIN, Sr.1922-1977die Ursprünge der ersten katholischen Mädchenschule in Gwangju (Korea)Pioniere in der MissionAM, AS, AF
40Terezija MEDVEŠEK, Sr.1906-2001eine tapfere Missionarin in NordostindienPioniere in der MissionAM, AS, AF
41Nancy PEREIRA, Sr.1923-2010unermüdlicher Einsatz für die ArmenPioniere in der MissionAM, AS, AF
42Jeanne VINCENT, Sr.1915-1997eine der ersten Missionarinnen in Port-Gentil, GabunPioniere in der MissionAM, AS, AF
43Maria Gertrudes DA ROCHA, Sr.1933-2017Missionarin und Ökonomin in MosambikPioniere in der MissionAM, AS, AF
44Pietro GIACOMINI, Monsignore1904-1982blühender GehorsamSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenAM, AS, AF
45José Luis CARREÑO ECHANDIA, Don1905-1986ein vielseitiger Missionar mit einer bevorzugten Option für die ArmenSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenAM, AS, AF
46Catherine MANIA, Sr.1903-1983erste Provinzialin im Nordosten IndiensSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenAM, AS, AF
47William Richard AINSWORTH, Don1908-2005ein Weiser über die moderne salesianische FührungSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenAM, AS, AF
48Blandine ROCHE, Sr.1906-1999die salesianische Präsenz in den schwierigen Jahren des Tunesiens nach der UnabhängigkeitSalesianer Don Boscos und Töchter Maria Hilfe der Christen in FührungspositionenAM, AS, AF

Von P. Francesco MOTTO

Salesianer Don Boscos, Experte über den heiligen Johannes Bosco, Autor verschiedener Bücher. Doktor in Geschichte und Theologie, Gastdozent an der Päpstlichen Universität der Salesianer. Er war Mitbegründer und 20 Jahre lang Direktor des Historischen Instituts der Salesianer (ISS) und der Zeitschrift "Salesianische Geschichtsforschung" (1992-2012) und ist einer der Gründer des ACSSA (Verein der Salesianischen Geschichtsforscher), dessen Präsident er derzeit ist (2015-2023). Er war Berater der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse (2009-2014).