Eine Frau von unerschütterlichem Glauben, deren fruchtbare Tränen von Gott nach siebzehn langen Jahren erhört wurden. Ein Vorbild für die ganze Kirche als Christin, Ehefrau und Mutter. Eine Zeugin der Hoffnung, die sich im Himmel in eine mächtige Fürsprecherin verwandelte. Don Bosco selbst empfahl Müttern, die unter dem wenig christlichen Leben ihrer Kinder litten, sich ihr im Gebet anzuvertrauen.
In der großen Galerie der Heiligen, die die Geschichte der Kirche geprägt haben, nimmt die heilige Monika (331-387) einen einzigartigen Platz ein. Nicht wegen spektakulärer Wunder, nicht wegen der Gründung religiöser Gemeinschaften, nicht wegen bedeutender sozialer oder politischer Unternehmungen. Monika wird vor allem als Mutter erinnert und verehrt, die Mutter des Augustinus, des unruhigen jungen Mannes, der dank ihrer Gebete, ihrer Tränen und ihres Glaubenszeugnisses zu einem der größten Kirchenväter und Kirchenlehrer des katholischen Glaubens wurde.
Doch ihre Figur auf die mütterliche Rolle zu beschränken, wäre ungerecht und reduzierend. Monika ist eine Frau, die ihr gewöhnliches Leben – Ehefrau, Mutter, Gläubige – auf außergewöhnliche Weise zu leben wusste, indem sie den Alltag durch die Kraft des Glaubens verklärte. Sie ist ein Beispiel für Ausdauer im Gebet, Geduld in der Ehe, unerschütterliche Hoffnung angesichts der Abwege ihres Sohnes.
Die Nachrichten über ihr Leben stammen fast ausschließlich aus den Bekenntnissen des Augustinus, einem Text, der keine Chronik, sondern eine theologische und spirituelle Lesart der Existenz ist. Doch auf diesen Seiten zeichnet Augustinus ein unvergessliches Porträt seiner Mutter: nicht nur eine gute und fromme Frau, sondern ein authentisches Modell christlichen Glaubens, eine „Mutter der Tränen“, die zur Quelle der Gnade werden.
Die Ursprünge in Tagaste
Monika wurde 331 in Tagaste, einer Stadt in Numidien, dem heutigen Souk Ahras in Algerien, geboren. Es war ein lebhaftes Zentrum, geprägt von römischer Präsenz und einer bereits verwurzelten christlichen Gemeinde. Sie stammte aus einer wohlhabenden christlichen Familie: Der Glaube war bereits Teil ihres kulturellen und spirituellen Horizonts.
Ihre Erziehung war geprägt vom Einfluss einer strengen Amme, die sie zu Nüchternheit und Mäßigung erzog. Der heilige Augustinus wird über sie schreiben: „Nicht ihre, sondern deine Gaben in ihr will ich preisen. Denn sie hatte sich ja nicht selbst erschaffen oder erzogen; du hast sie erschaffen, und weder Vater noch Mutter wußten, was aus ihrem Kinde werden würde. Es unterwies sie in deiner Furcht die Zucht Jesu Christi, das Walten deines einzigen Sohnes in einem gläubigen Hause, das ein gutes Glied deiner Kirche war.“ (Bekenntnisse IX, 8, 17).
In denselben Bekenntnissen erzählt Augustinus auch eine bedeutsame Episode: Die junge Monika hatte sich angewöhnt, kleine Schlucke Wein aus dem Keller zu trinken, bis eine Dienerin sie tadelte und sie „Trunkenboldin“ nannte. Dieser Tadel genügte ihr, um sich endgültig zu bessern. Diese scheinbar unbedeutende Anekdote zeigt ihre Ehrlichkeit, ihre eigenen Sünden zu erkennen, sich korrigieren zu lassen und in Tugend zu wachsen.
Im Alter von 23 Jahren wurde Monika mit Patricius verheiratet, einem heidnischen Stadtbeamten, der für seinen cholerischen Charakter und seine eheliche Untreue bekannt war. Das Eheleben war nicht einfach: Das Zusammenleben mit einem impulsiven und vom christlichen Glauben entfernten Mann stellte ihre Geduld auf eine harte Probe.
Doch Monika verzweifelte nie. Mit einer Haltung der Sanftmut und des Respekts wusste sie das Herz ihres Mannes allmählich zu gewinnen. Sie antwortete nicht hart auf Wutausbrüche, schürte keine unnötigen Konflikte. Mit der Zeit trug ihre Beständigkeit Früchte: Patricius bekehrte sich und empfing die Taufe kurz vor seinem Tod.
Monikas Zeugnis zeigt, wie Heiligkeit nicht unbedingt in aufsehenerregenden Gesten zum Ausdruck kommt, sondern in der täglichen Treue, in der Liebe, die schwierige Situationen langsam zu verwandeln weiß. In diesem Sinne ist sie ein Vorbild für viele Ehefrauen und Mütter, die Ehen leben, die von Spannungen oder Glaubensunterschieden geprägt sind.
Monika als Mutter
Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Augustinus, Navigius und eine Tochter, deren Name uns nicht bekannt ist. Monika schenkte ihnen all ihre Liebe, aber vor allem ihren Glauben. Navigius und die Tochter folgten einem geradlinigen christlichen Weg: Navigius wurde Priester; die Tochter schlug den Weg der geweihten Jungfräulichkeit ein. Augustinus hingegen wurde bald zum Mittelpunkt ihrer Sorgen und Tränen.
Schon als Junge zeigte Augustinus eine außergewöhnliche Intelligenz. Monika schickte ihn zum Rhetorikstudium nach Karthago, in dem Wunsch, ihm eine glänzende Zukunft zu sichern. Doch zusammen mit den intellektuellen Fortschritten kamen auch die Versuchungen: Sinnlichkeit, Weltlichkeit, schlechte Gesellschaft. Augustinus nahm die manichäische Lehre an, überzeugt, dort rationale Antworten auf das Problem des Bösen zu finden. Außerdem begann er, ohne zu heiraten, mit einer Frau zusammenzuleben, mit der er einen Sohn, Adeodatus, hatte. Die Abwege des Sohnes veranlassten Monika, ihm die Aufnahme in ihr Haus zu verweigern. Doch deshalb hörte sie nicht auf, für ihn zu beten und Opfer darzubringen: „Tag und Nacht brachte meine Mutter blutenden Herzens für mich ein Tränenopfer dar“ (Bekenntnisse V, 7,13) und sie „weinte, mehr als sonst die Mütter über den leiblichen Tod ihrer Kinder weinen“ (Bekenntnisse III, 11,19).
Für Monika war es eine tiefe Wunde: Der Sohn, den sie im Schoß Christus geweiht hatte, ging verloren. Der Schmerz war unbeschreiblich, aber sie hörte nie auf zu hoffen. Augustinus selbst wird schreiben: „Hätte dieser Schlag das Herz meiner Mutter getroffen, sie wäre nie davon genesen. Denn mit Worten kann ich es nicht ausdrücken, wie ihr Herz für mich schlug und wie ihre Bekümmernis um meine geistige Wiedergeburt weit größer war als bei meiner leiblichen Geburt.“ (Bekenntnisse V, 9,16)
Es stellt sich spontan die Frage: Warum ließ Monika Augustinus nicht sofort nach der Geburt taufen?
Tatsächlich war die Kindertaufe, obwohl bereits bekannt und praktiziert, noch keine universelle Praxis. Viele Eltern zogen es vor, sie auf das Erwachsenenalter zu verschieben, da sie sie als „endgültige Waschung“ betrachteten: Sie befürchteten, dass, wenn der Getaufte schwer sündigen würde, das Heil gefährdet wäre. Außerdem hatte Patricius, noch Heide, kein Interesse daran, seinen Sohn im christlichen Glauben zu erziehen.
Heute sehen wir deutlich, dass dies eine unglückliche Wahl war, da die Taufe uns nicht nur zu Kindern Gottes macht, sondern uns auch die Gnade schenkt, Versuchungen und Sünde zu überwinden.
Eines steht jedoch fest: Wäre er als Kind getauft worden, hätte Monika sich und ihrem Sohn so viel Leid erspart.
Das stärkste Bild von Monika ist das einer Mutter, die betet und weint. Die Bekenntnisse beschreiben sie als unermüdliche Frau, die bei Gott für ihren Sohn Fürsprache einlegt.
Eines Tages beruhigte sie ein Bischof von Tagaste – nach einigen derselbe Ambrosius – mit Worten, die berühmt geblieben sind: „Geh, der Sohn so vieler Tränen kann nicht verloren gehen“. Dieser Satz wurde Monikas Leitstern, die Bestätigung, dass ihr mütterlicher Schmerz nicht umsonst war, sondern Teil eines geheimnisvollen Gnadenplans.
Hartnäckigkeit einer Mutter
Monikas Leben war auch eine Pilgerreise auf den Spuren des Augustinus. Als der Sohn beschloss, heimlich nach Rom aufzubrechen, scheute Monika keine Mühe; sie gab die Sache nicht verloren, sondern folgte ihm und suchte ihn, bis sie ihn fand. Sie erreichte ihn in Mailand, wo Augustinus einen Lehrstuhl für Rhetorik erhalten hatte. Dort fand sie in dem heiligen Ambrosius, dem Bischof der Stadt, einen geistlichen Führer. Zwischen Monika und Ambrosius entstand eine tiefe Harmonie: Sie erkannte in ihm den Hirten, der ihren Sohn führen konnte, während Ambrosius ihren unerschütterlichen Glauben bewunderte.
In Mailand eröffnete die Predigt des Ambrosius Augustinus neue Perspektiven. Er gab den Manichäismus allmählich auf und begann, das Christentum mit neuen Augen zu sehen. Monika begleitete diesen Prozess schweigend: Sie drängte nicht, verlangte keine sofortigen Bekehrungen, sondern betete und unterstützte ihn und blieb ihm bis zu seiner Bekehrung zur Seite.
Die Bekehrung des Augustinus
Gott schien sie nicht zu erhören, aber Monika hörte nie auf zu beten und Opfer für ihren Sohn darzubringen. Nach siebzehn Jahren wurden ihre Bitten endlich erhört – und wie! Augustinus wurde nicht nur Christ, sondern auch Priester, Bischof, Kirchenlehrer und Kirchenvater.
Er selbst erkennt es an: „Aber du, waltend in der Höhe und das Hauptziel ihrer Wünsche erhörend, kümmertest dich nicht um ihren augenblicklichen Wunsch, um aus mir zu machen, was ihr stetes Flehen war.“ (Bekenntnisse V, 8,15)
Der entscheidende Moment kam im Jahr 386. Augustinus, innerlich gequält, kämpfte gegen Leidenschaften und den Widerstand seines Willens. In der berühmten Episode im Garten von Mailand, als er die Stimme eines Kindes hörte, das „Tolle, lege“ („Nimm, lies“) sagte, öffnete er den Römerbrief und las die Worte, die sein Leben veränderten: „Zieht den Herrn Jesus Christus an, und heget nicht für das Fleisch Fürsorge zu Begierlichkeiten“ (Röm 13,14).
Das war der Beginn seiner Bekehrung. Zusammen mit seinem Sohn Adeodatus und einigen Freunden zog er sich nach Cassiciacum zurück, um sich auf die Taufe vorzubereiten. Monika war bei ihnen, teilhabend an der Freude, endlich die Gebete so vieler Jahre erhört zu sehen.
In der Osternacht des Jahres 387 taufte Ambrosius in der Kathedrale von Mailand Augustinus, Adeodatus und die anderen Katechumenen. Monikas Tränen des Schmerzes verwandelten sich in Tränen der Freude. Sie blieb weiterhin in seinem Dienst, so dass Augustinus in Cassiciacum sagen wird: „Sie kümmerte sich um uns, als wäre sie die Mutter aller, und diente uns, als wäre sie die Tochter aller“.
Ostia: die Ekstase und der Tod
Nach der Taufe bereiteten sich Monika und Augustinus auf die Rückkehr nach Afrika vor. In Ostia, während sie auf das Schiff warteten, erlebten sie einen Moment intensivster Spiritualität. Die Bekenntnisse erzählen von der Ekstase von Ostia: Mutter und Sohn, an einem Fenster stehend, betrachteten gemeinsam die Schönheit der Schöpfung und erhoben sich zu Gott, die Seligkeit des Himmels vorauskostend.
Monika wird sagen: „Mein Sohn, ich für meine Person werde an nichts mehr Freude empfinden. Was ich nun hier noch tun soll und warum ich hier bin, weiß ich nicht, da ich von dieser Zeitlichkeit nichts mehr erhoffe. Nur um dich vor meinem Tode als katholischen Christen zu sehen, wollte ich einzig und allein noch eine Zeitlang am Leben bleiben. Über mein Hoffen hinaus bat Gott mir meine Bitte erfüllt, da ich dich jetzt als seinen Knecht erblicke, der aller irdischen Glückseligkeit entsagt hat. Was tue ich nun noch hier?“ (Bekenntnisse IX, 10,11). Sie hatte ihr irdisches Ziel erreicht.
Einige Tage später erkrankte Monika schwer. Als sie das Ende nahen fühlte, sagte sie zu ihren Kindern: „Begrabet diesen Leib, wo ihr wollt; machet euch um ihn keine Sorge. Nur darum bitte ich: gedenket meiner am Altare Gottes, wo ihr auch seid“. Das war die Zusammenfassung ihres Lebens: Ihr war der Ort der Bestattung nicht wichtig, sondern die Verbindung im Gebet und in der Eucharistie.
Sie starb im Alter von 56 Jahren am 12. November 387 und wurde in Ostia begraben. Im 6. Jahrhundert wurden ihre Reliquien in eine versteckte Krypta in derselben Kirche Sant’Aurea überführt. Im Jahr 1425 wurden die Reliquien nach Rom in die Basilika Sant’Agostino in Campo Marzio überführt, wo sie noch heute verehrt werden.
Das spirituelle Profil Monikas
Augustinus beschreibt seine Mutter mit wohlüberlegten Worten:
„[…] ihrem Äußeren nach ein Weib, aber mit männlichem Glauben mit der Sicherheit des Alters, der Liebe einer Mutter und der Gottseligkeit einer Christin […]“. (Bekenntnisse IX, 4, 8).
Und weiter:
„[…]einer keuschen und eingezogen lebenden Witwe […] Sie gab fleißig Almosen, war deinen Heiligen gefällig und dienstbar, versäumte keinen Tag das Opfer an deinem Altare, kam regelmäßig zweimal am Tage, früh und morgens, in die Kirche, nicht eitlen Klatsches und müßiger Altweibergeschichten wegen, sondern damit sie dich in deinem Worte hörte und du sie in ihrem Gebete. Hättest du die Tränen einer solchen Frau, die dich nicht um Silber und Gold, nicht um irgendein veränderliches und flüchtiges Gut, sondern um das Seelenheil ihres Sohnes anflehte, hättest du sie, dessen Gnade sie so geschaffen hat, verachten und ihr deinen Beistand verweigern können? Nein, o Herr, gewiß nicht, sondern du warst ihr nahe, erhörtest sie und handeltest nach der Ordnung, die du deinem Wirken vorherbestimmt hattest.“ (Bekenntnisse V, 9,17).
Aus diesem augustinischen Zeugnis geht eine Figur von überraschender Aktualität hervor.
Sie war eine Frau des Gebets: Sie hörte nie auf, Gott um das Heil ihrer Lieben anzurufen. Ihre Tränen werden zum Modell beharrlicher Fürbitte.
Sie war eine treue Ehefrau: In einer schwierigen Ehe antwortete sie nie mit Groll auf die Härte ihres Mannes. Ihre Geduld und Sanftmut waren Werkzeuge der Evangelisierung.
Sie war eine mutige Mutter: Sie verließ ihren Sohn in seinen Abwegen nicht, sondern begleitete ihn mit zäher Liebe, fähig, den Zeiten Gottes zu vertrauen.
Sie war eine Zeugin der Hoffnung: Ihr Leben zeigt, dass keine Situation hoffnungslos ist, wenn sie im Glauben gelebt wird.
Die Botschaft Monikas gehört nicht nur dem 4. Jahrhundert an. Sie spricht auch heute noch, in einem Kontext, in dem viele Familien Spannungen erleben, Kinder sich vom Glauben entfernen, Eltern die Mühe des Wartens erfahren.
Den Eltern lehrt sie, nicht aufzugeben, zu glauben, dass die Gnade auf geheimnisvolle Weise wirkt.
Christlichen Frauen zeigt sie, wie Sanftmut und Treue schwierige Beziehungen verwandeln können.
Jedem, der sich im Gebet entmutigt fühlt, bezeugt sie, dass Gott erhört, auch wenn die Zeiten nicht mit unseren übereinstimmen.
Es ist kein Zufall, dass viele Verbände und Bewegungen Monika zur Schutzpatronin der christlichen Mütter und der Frauen gewählt haben, die für ihre vom Glauben entfernten Kinder beten.
Eine einfache und außergewöhnliche Frau
Das Leben der heiligen Monika ist die Geschichte einer einfachen und zugleich außergewöhnlichen Frau. Einfach, weil sie im Alltag einer Familie gelebt wurde, außergewöhnlich, weil sie vom Glauben verklärt wurde. Ihre Tränen und Gebete haben einen Heiligen geformt und durch ihn die Geschichte der Kirche tiefgreifend beeinflusst.
Ihr Gedenktag, der am 27. August, am Vorabend des Festes des heiligen Augustinus, gefeiert wird, erinnert uns daran, dass Heiligkeit oft durch verborgene Ausdauer, stilles Opfer und Hoffnung, die nicht enttäuscht, geht.
In den Worten des Augustinus, die er an Gott für seine Mutter richtete, finden wir die Zusammenfassung ihres geistlichen Erbes: „Ich kann nicht genug sagen, wie sehr meine Seele ihr, mein Gott, zu Dank verpflichtet ist; aber du weißt alles. Vergilt ihr mit deiner Barmherzigkeit, was sie dich mit so vielen Tränen für mich bat“ (Bekenntnisse IX, 13).
Die heilige Monika hat durch die Ereignisse ihres Lebens das ewige Glück erreicht, das sie selbst definierte: „Das Glück besteht zweifellos im Erreichen des Ziels, und man muss darauf vertrauen, dass wir durch einen festen Glauben, eine lebendige Hoffnung und eine glühende Liebe dorthin geführt werden können“ (Das Glück 4,35).