Rosenkranz der sieben Schmerzen Mariens

Die Veröffentlichung „Rosenkranz der sieben Schmerzen Mariens“ stellt eine liebevolle Andacht dar, die der heilige Johannes Bosco seinen Jugendlichen nahelegte. In Anlehnung an den Aufbau der „Via Crucis“ (Kreuzweg) werden die sieben schmerzhaften Szenen mit kurzen Betrachtungen und Gebeten vorgeschlagen, um zu einer lebendigeren Teilnahme an den Leiden Mariens und ihres Sohnes zu führen. Reich an gefühlvollen Bildern und zerknirschter Spiritualität spiegelt der Text den Wunsch wider, sich der Schmerzensmutter im erlösenden Mitleid anzuschließen. Die von verschiedenen Päpsten gewährten Ablässe bezeugen den hohen pastoralen Wert des Textes, der ein kleines Schatzkästchen des Gebets und der Betrachtung ist, um die Liebe zur Schmerzensmutter zu nähren.

Vorwort
Das Hauptziel dieser kleinen Schrift ist es, die Erinnerung und die Betrachtung der bittersten Schmerzen des zarten Herzens Mariens zu erleichtern, was ihr sehr willkommen ist, wie sie mehrfach ihren Verehrern offenbart hat, und für uns ein höchst wirksames Mittel, um ihren Schutz zu erlangen.
Damit die Ausübung einer solchen Betrachtung erleichtert wird, soll sie zunächst mit einem Kranz praktiziert werden, in dem die sieben Hauptschmerzen Mariens angedeutet sind, die dann in sieben getrennten kurzen Betrachtungen auf die Weise meditiert werden können, wie es gewöhnlich bei der Via Crucis geschieht.
Der Herr begleite uns mit seiner himmlischen Gnade und seinem Segen, damit das ersehnte Ziel erreicht wird, sodass die Seele eines jeden durch die häufige Erinnerung an die Schmerzen Mariens tief durchdrungen bleibt zum geistlichen Nutzen der Seele und alles zur größeren Ehre Gottes.

Rosenkranz der sieben Schmerzen der Heiligen Jungfrau Maria mit sieben kurzen Betrachtungen über dieselben, dargestellt in der Form der Via Crucis

Vorbereitung
Liebe Brüder und Schwestern in Jesus Christus, wir verrichten unsere gewohnten Andachtsübungen, indem wir andächtig die bittersten Schmerzen betrachten, die die Heilige Jungfrau Maria im Leben und Tod ihres geliebten Sohnes und unseres göttlichen Erlösers erlitt. Stellen wir uns vor, wir befänden uns am Kreuz, an dem Jesus hängt, und seine betrübte Mutter sage zu jedem von uns: Kommt und seht, ob es einen Schmerz gibt, der dem meinen gleicht.
In der Überzeugung, dass diese barmherzige Mutter uns besonderen Schutz gewähren will, wenn wir ihre Schmerzen betrachten, rufen wir die göttliche Hilfe mit folgenden Gebeten an:

Ant. Veni, Sancte Spiritus, reple tuorum corda fidelium, et tui amoris in eis ignem accende.

Emitte Spiritum tuum et creabuntur
Et renovabis faciem terrae.
Memento Congregationis tuae,
Quam possedisti ab initio.
Domine exaudi orationem meam.
Et clamor meus ad te veniat.

Oremus.
Mentes nostras, quaesumus, Domine, lumine tuae claritatis illustra, ut videre possimus quae agenda sunt, et quae recta sunt, agere valeamus. Per Christum Dominum Nostrum. Amen
.

Erster Schmerz. Die Prophezeiung Simeons
Der erste Schmerz war, als die Heilige Jungfrau, Mutter Gottes, ihren einzigen Sohn im Tempel in die Arme des heiligen alten Simeon darbrachte und dieser zu ihr sagte: Dies wird ein Schwert sein, das deine Seele durchbohren wird, was das Leiden und den Tod unseres Herrn Jesus Christus bedeutete.
Ein Vaterunser und sieben Ave-Maria.

Gebet
O schmerzerfüllte Jungfrau, bei jenem schärfsten Schwert, mit dem der heilige alte Simeon dir vorhersagte, dass deine Seele im Leiden und Tod deines lieben Jesus durchbohrt werden würde, bitte ich dich, mir die Gnade zu erwirken, stets die Erinnerung an dein durchbohrtes Herz und die bittersten Qualen, die dein Sohn für mein Heil erlitten hat, gegenwärtig zu haben. So sei es.

Zweiter Schmerz. Die Flucht nach Ägypten
Der zweite Schmerz der Heiligen Jungfrau war, als sie nach Ägypten fliehen musste wegen der Verfolgung des grausamen Herodes, der gottlos versuchte, ihren geliebten Sohn zu töten.
Ein Vaterunser und sieben Ave-Maria.

Gebet
O Maria, bitteres Meer der Tränen, bei jenem Schmerz, den du empfandest, als du nach Ägypten flohst, um deinen Sohn vor der barbarischen Grausamkeit des Herodes zu schützen, bitte ich dich, meine Führerin zu sein, damit ich durch dich von den Verfolgungen der sichtbaren und unsichtbaren Feinde meiner Seele befreit bleibe. So sei es.

Dritter Schmerz. Der Verlust Jesu im Tempel
Der dritte Schmerz der Heiligen Jungfrau war, als sie zur Zeit des Paschas nach dem Aufenthalt in Jerusalem mit ihrem Gemahl Josef und dem geliebten Sohn Jesus, dem Erlöser, auf dem Rückweg zu ihrem armen Haus ihn verlor und drei Tage lang ununterbrochen den Verlust ihres einzigen Geliebten beklagte.
Ein Vaterunser und sieben Ave-Maria.

Gebet
O untröstliche Mutter, du suchtest drei Tage lang unablässig nach deinem Sohn, als du seine leibliche Gegenwart verloren hattest, ach! Erwirke allen Sündern die Gnade, dass auch sie ihn mit Reueakten suchen und ihn finden mögen. So sei es.

Vierter Schmerz. Die Begegnung mit Jesus, der das Kreuz trägt
Der vierte Schmerz der Heiligen Jungfrau war, als sie ihrem süßesten Sohn begegnete, der ein schweres Kreuz auf seinen zarten Schultern zum Kalvarienberg trug, um für unser Heil gekreuzigt zu werden.
Ein Vaterunser und sieben Ave-Maria.

Gebet
O Jungfrau, leidenschaftlicher als alle anderen, bei jenem Qualschmerz, den du im Herzen empfandest, als du deinen Sohn trafst, während er das Holz des heiligsten Kreuzes zum Kalvarienberg trug, bewirke bitte, dass auch ich ihn stets im Geist begleite, meine Sünden beweine, die Ursache seiner und deiner Qualen sind. So sei es.

Fünfter Schmerz. Die Kreuzigung Jesu
Der fünfte Schmerz der Heiligen Jungfrau war, als sie ihren Sohn über dem harten Stamm des Kreuzes erhoben sah, der aus allen Teilen seines allerheiligsten Körpers Blut vergoss.
Ein Vaterunser und sieben Ave-Maria.

Gebet
O Rose unter Dornen, bei jenen bitteren Schmerzen, die deine Brust durchbohrten, als du mit eigenen Augen deinen durchbohrten und am Kreuz erhöhten Sohn betrachtetest, erwirke mir bitte, dass ich in anhaltenden Betrachtungen nur den gekreuzigten Jesus wegen meiner Sünden suche. So sei es.

Sechster Schmerz. Die Kreuzabnahme Jesu
Der sechste Schmerz der Heiligen Jungfrau war, als ihr geliebter Sohn nach seinem Tod in die Seite verwundet und vom Kreuz abgenommen, so erbarmungslos getötet, in ihre allerheiligsten Arme gelegt wurde.
Ein Vaterunser und sieben Ave-Maria.

Gebet
O leidvolle Jungfrau, die du deinen Sohn am Kreuz besiegt empfangen hast, ihn tot in deinem Schoß aufgenommen hast und seine heiligsten Wunden geküsst hast, über die du ein Meer von Tränen vergossen hast, ach, lass auch mich mit Tränen wahrer Reue die tödlichen Wunden, die meine Sünden dir zugefügt haben, immer wieder waschen. So sei es.

Siebter Schmerz. Die Grablegung Jesu
Der siebte Schmerz der Jungfrau Maria, Herrin und Fürsprecherin ihrer Diener und armen Sünder, war, als sie den allerheiligsten Leib ihres Sohnes zur Grablegung begleitete.
Ein Vaterunser und sieben Ave-Maria.

Gebet
O Märtyrerin der Märtyrer, Maria, für die bittere Qual, die du erlitten hast, als du deinen Sohn begraben und dich von seinem geliebten Grab entfernen musstest, erwirke allen Sündern die Gnade, dass sie erkennen, welch schwerer Schaden es für die Seele ist, von ihrem Gott getrennt zu sein. So sei es.

Es werden drei Ave-Maria als Zeichen tiefer Ehrfurcht vor den Tränen, die die Heilige Jungfrau in all ihren Schmerzen vergoss, um durch sie eine ähnliche Tränenflut für unsere Sünden zu erbitten.
Ave-Maria usw.

Nach dem Rosenkranz wird das Weinen der Heiligen Jungfrau gebetet, d. h. die Hymne Stabat Mater usw.

Hymne – Das Weinen der Heiligen Jungfrau Maria

Stabat Mater dolorosa
Iuxta crucem lacrymosa,
Dum pendebat Filius.

Cuius animam gementem
Contristatam et dolentem
Pertransivit gladius.

O quam tristis et afflicta
Fuit illa benedicta
Mater unigeniti!

Quae moerebat, et dolebat,
Pia Mater dum videbat.
Nati poenas inclyti.

Quis est homo, qui non fleret,
Matrem Christi si videret
In tanto supplicio?

Quis non posset contristari,
Christi Matrem contemplari
Dolentem cum filio?

Pro peccatis suae gentis
Vidit Iesum in tormentis
Et flagellis subditum.

Vidit suum dulcem natura
Moriendo desolatum,
Dum emisit spiritum.

Eia mater fons amoris,
Me sentire vim doloris
Fac, ut tecum lugeam.

Fac ut ardeat cor meum
In amando Christum Deum,
Ut sibi complaceam.

Sancta Mater istud agas,
Crucifixi fige plagas
Cordi meo valide.

Tui nati vulnerati
Tam dignati pro me pati
Poenas mecum divide.

Fac me tecum pie flere,
Crucifixo condolere,
Donec ego vixero.

Iuxta Crucem tecum stare,
Et me tibi sociare
In planctu desidero.

Virgo virginum praeclara,
Mihi iam non sia amara,
Fac me tecum plangere.

Fac ut portem Christi mortem,
Passionis fac consortem,
Et plagas recolere.

Fac me plagis vulnerari,
Fac me cruce inebriari,
Et cruore Filii.

Flammis ne urar succensus,
Per te, Virgo, sim defensus
In die Iudicii.

Christe, cum sit hine exire,
Da per matrem me venire
Ad palmam victoriae.

Quando corpus morietur,
Fac ut animae donetur
Paradisi gloria. Amen.

Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.

Durch die Seele voller Trauer,
scheidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.

Welch ein Schmerz der Auserkornen,
da sie sah den Eingebornen,
wie er mit dem Tode rang.

Angst und Jammer, Qual und Bangen,
alles Leid hielt sie umfangen,
das nur je ein Herz durchdrang.

Ist ein Mensch auf aller Erden,
der nicht muss erweichet werden,
wenn er Christi Mutter denkt,

wie sie, ganz von Weh zerschlagen,
bleich da steht, ohn alles Klagen,
nur ins Leid des Sohns versenkt?

Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;

sah ihn trostlos und verlassen
an dem blutgen Kreuz erblassen,
ihren lieben einzgen Sohn.

O du Mutter, Brunn der Liebe,
mich erfüll mit gleichem Triebe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;

dass mein Herz, im Leid entzündet,
sich mit deiner Lieb verbindet,
um zu lieben Gott allein.

Drücke deines Sohnes Wunden,
so wie du sie selbst empfunden,
heilge Mutter, in mein Herz!

Dass ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir Teil an seinem Schmerz!

Lass mich wahrhaft mit dir weinen,
mich mit Christi Leid vereinen,
so lang mir das Leben währt!

An dem Kreuz mit dir zu stehen,
unverwandt hinaufzusehen,
ist’s, wonach mein Herz begehrt.

O du Jungfrau der Jungfrauen,
woll auf mich in Liebe schauen,
dass ich teile deinen Schmerz,

dass ich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
fühle wie dein Mutterherz!

Alle Wunden, ihm geschlagen,
Schmach und Kreuz mit ihm zu tragen,
das sei fortan mein Gewinn!

Dass mein Herz, von Lieb entzündet,
Gnade im Gerichte findet,
sei du meine Schützerin!

Der Papst Innozenz XI. gewährte einen Ablass von 100 Tagen jedes Mal, wenn das Stabat Mater gebetet wird. Benedikt XIII. gewährte einen Ablass von sieben Jahren für diejenigen, die den Rosenkranz der sieben Schmerzen Mariens beten. Viele weitere Ablässe wurden von anderen Päpsten gewährt, besonders an die Mitbrüder und Mitschwestern der Gesellschaft der Schmerzensmutter Maria.

Die sieben Schmerzen Mariens in Form eines Kreuzwegs betrachtet

Man erbitte göttliche Hilfe mit den Worten:
Actiones nostras, quaesumus Domine, aspirando praeveni, et adiuvando prosequere, ut cuncta nostra oratio et operatio a te semper incipiat, et per te coepta finiatur. Per Christum Dominum Nostrum. Amen.

Akt der Reue
Schmerzensreiche Jungfrau, ach! Wie undankbar war ich in der vergangenen Zeit gegenüber meinem Gott, mit welcher Undankbarkeit habe ich auf seine unzähligen Wohltaten geantwortet! Nun bereue ich es und in der Bitterkeit meines Herzens und in den Tränen meiner Seele bitte ich ihn demütig um Vergebung, dass ich seine unendliche Güte beleidigt habe, fest entschlossen mit der himmlischen Gnade ihn in Zukunft nie mehr zu beleidigen. Ach! Für alle Schmerzen, die du in der grausamen Passion deines geliebten Jesus erduldetest, bitte ich dich mit tiefsten Seufzern, mir von ihm Erbarmen und Barmherzigkeit für meine Sünden zu erwirken. Nimm diese heilige Übung, die ich zu tun bereit bin, an und empfange sie in Vereinigung mit jenen Leiden und Schmerzen, die du für deinen Sohn Jesus erduldetest. Ach, gewähre mir! ja, gewähre mir, dass dieselben Schwerter, die deinen Geist durchbohrten, auch den meinen durchdringen mögen und dass ich in der Freundschaft meines Herrn lebe und sterbe, um ewig an der Herrlichkeit teilzuhaben, die er mir mit seinem kostbaren Blut erworben hat. So sei es.

Erster Schmerz
In diesem ersten Schmerz stellen wir uns vor, im Tempel von Jerusalem zu sein, wo die Allerseligste Jungfrau die Prophezeiung des alten Simeon hörte.

Betrachtung
Ach! Welche Qualen muss das Herz Marias empfunden haben, als sie die schmerzvollen Worte hörte, mit denen der heilige alte Simeon ihr die bittere Passion und den grausamen Tod ihres süßesten Jesus vorhersagte: Während in demselben Augenblick die Beleidigungen, Misshandlungen und Martern, die die gottlosen Juden dem Erlöser der Welt zufügen würden, ihrem Geist erschienen. Aber wissen Sie, welches das durchdringendste Schwert war, das sie in diesem Augenblick durchbohrte? Es war der Gedanke an die Undankbarkeit, mit der ihr geliebter Sohn von den Menschen vergolten werden würde. Nun, wenn Sie bedenken, dass Sie wegen Ihrer Sünden elendig zu diesen gehören, ach! Werfen Sie sich zu den Füßen dieser schmerzhaften Mutter und sagen Sie ihr weinend (alle knien nieder): Ach! Barmherzigste Jungfrau, die du einen so bitteren Schmerz in deinem Herzen empfunden hast, als du gesehen hast, wie ich, unwürdiges Geschöpf, das Blut deines geliebten Sohnes missbraucht hätte, so tue, ja, tue es um deines betrübten Herzens willen, dass ich in Zukunft der göttlichen Barmherzigkeit entspreche, dass ich der himmlischen Gnaden teilhaftig werde, dass ich nicht umsonst so viel Erleuchtung und Inspiration empfange, die du mir zu gewähren geruhst, damit ich das Glück habe, zu denen zu gehören, für die das bittere Leiden Jesu ewiges Heil bedeutet. So sei est. Ave-Maria usw. Ehre sei dem Vater usw.

Maria, mein süßes Gut,
Präge deine Leiden in mein Herz.

Zweiter Schmerz
In diesem zweiten Schmerz betrachten wir die äußerst schmerzhafte Reise, die die Jungfrau nach Ägypten unternahm, um Jesus von der grausamen Verfolgung des Herodes zu befreien.

Betrachtung
Betrachten Sie den bitteren Schmerz, den Maria empfunden haben muss, als sie nachts auf Befehl des Engels aufbrechen musste, um ihren Sohn vor dem von diesem grausamen Fürsten befohlenen Massaker zu bewahren. Ach! Bei jedem Tierlaut, bei jedem Windhauch, bei jedem Blätterrauschen, den sie auf diesen einsamen Wegen hörte, erfüllte sie Angst aus Furcht vor einem Unglück für das Jesuskind, das sie bei sich trug. Nun wandte sie sich mal hierhin, mal dorthin, mal beschleunigte sie ihre Schritte, mal versteckte sie sich, weil sie glaubte, von Soldaten überrascht worden zu sein, die ihr ihren liebenswürdigen Sohn aus den Armen reißen und vor ihren Augen barbarisch misshandeln würden. Mit tränenüberströmten Augen starrte sie auf ihren Jesus, drückte ihn fest an ihre Brust, gab ihm tausend Küsse und stieß aus tiefster Seele die verzweifeltsten Seufzer aus. Und hier bedenken Sie, wie oft Sie Maria diesen bitteren Schmerz erneut zugefügt haben, indem Sie ihren Sohn mit Ihren schweren Sünden gezwungen haben, aus Ihrer Seele zu fliehen. Nun, da Sie das begangene große Übel erkennen, wenden Sie sich reumütig an diese barmherzige Mutter und sagen Sie ihr:
Ach, süßeste Mutter! Einmal zwang Herodes dich mit deinem Jesus zur Flucht wegen der unmenschlichen Verfolgung, die er befohlen hatte; aber ich, ach! Wie oft habe ich meinen Erlöser und folglich auch dich gezwungen, schnell von meinem Herzen zu weichen, indem ich die verdammte Sünde in dasselbe einführte, den erbarmungslosen Feind von dir und meinem Gott. Ach! Ganz schmerzerfüllt und reumütig bitte ich dich demütig um Vergebung.
Ja, Barmherzigkeit, o liebe Mutter, Barmherzigkeit, und ich verspreche dir mit göttlicher Hilfe, meinen Retter und dich in Zukunft immer im vollen Besitz meiner Seele zu halten. So sei est. Ave-Maria usw. Ehre sei dem Vater usw.

Maria, mein süßes Gut,
Präge deine Leiden in mein Herz.

Dritter Schmerz
In diesem dritten Schmerz betrachten wir die schmerzerfüllte Jungfrau, die weinend nach ihrem verlorenen Jesus sucht.

Betrachtung
Wie groß war der Kummer Marias, als sie bemerkte, dass sie ihren liebenswerten Sohn verloren hatte! Und wie sehr vergrößerte sich ihr Schmerz, als sie ihn bei Freunden, Verwandten und Nachbarn sorgfältig suchte und keine Nachricht von ihm erhalten konnte. Ohne auf Beschwerden, Müdigkeit oder Gefahren zu achten, wanderte sie drei Tage lang durch die Gegenden Judäas und wiederholte jene Worte der Verzweiflung: Hat vielleicht jemand den gesehen, den meine Seele wahrhaft liebt? Ach! Die große Angst, mit der sie ihn suchte, ließ sie jeden Augenblick glauben, ihn zu sehen oder seine Stimme zu hören: Aber dann, enttäuscht, ach, wie erschauerte sie und empfand schmerzlicher den Kummer über einen solch beklagenswerten Verlust! Große Schande für Sie, o Sünder, der Sie, nachdem Sie so oft Ihren Jesus durch schwere Verfehlungen verloren haben, sich keine Mühe gaben, ihn zu suchen, ein deutliches Zeichen, dass Sie wenig oder keine Wertschätzung für den kostbaren Schatz der göttlichen Freundschaft haben. Weinen Sie also über Ihre Blindheit und wenden Sie sich an diese schmerzerfüllte Mutter, sagen Sie ihr seufzend:
Schmerzensreiche Jungfrau, ach, lass mich von dir die wahre Art lernen, Jesus zu suchen, den ich verloren habe, um meinen Leidenschaften und den bösen Eingebungen des Teufels zu folgen, damit es mir gelingt, ihn wiederzufinden, und wenn ich ihn wieder in Besitz genommen habe, werde ich unaufhörlich jene deine Worte wiederholen: Ich habe den gefunden, den mein Herz wahrhaft liebt; ich werde ihn immer bei mir behalten und ihn nie mehr gehen lassen. So sei est. Ave-Maria usw. Ehre sei dem Vater usw.

Maria, mein süßes Gut,
Präge deine Leiden in mein Herz.

Vierter Schmerz
Im vierten Schmerz betrachten wir die Begegnung der schmerzerfüllten Jungfrau mit ihrem leidenden Sohn.

Betrachtung
Kommt, ihr verhärteten Herzen, und versucht, ob ihr diesem tränenreichsten Schauspiel standhalten könnt. Es ist eine Mutter, die zärtlichste, die liebevollste, die ihren Sohn trifft, den süßesten, den liebenswertesten; und wie trifft sie ihn? Oh Gott! Mitten unter der gottlossten Bande, die ihn grausam zum Tod schleppt, voller Wunden, blutüberströmt, von Wunden zerfetzt, mit einer Dornenkrone auf dem Haupt und einem schweren Holzstamm auf den Schultern, gequält, keuchend, erschöpft, dass es scheint, als wolle er bei jedem Schritt den letzten Atemzug tun.
Ach! Bedenke, meine Seele, den tödlichen Schock, den die Allerheiligste Jungfrau beim ersten Blick auf ihren gequälten Jesus erleidet; sie möchte ihm das letzte Lebewohl sagen, aber wie, wenn der Schmerz sie hindert, ein Wort zu sprechen? Sie möchte sich ihm an den Hals werfen, bleibt aber unbeweglich und versteinert durch die Kraft der inneren Qual; sie möchte sich in Tränen ergehen, aber ihr Herz fühlt sich so zusammengeschnürt und bedrückt, dass sie keine Träne vergießen kann. Oh! Und wer könnte die Tränen zurückhalten, wenn er eine arme Mutter in so großer Not sieht? Aber wer ist die Ursache einer solch bittersten Qual? Ach, ich bin es, ja, ich bin es mit meinen Sünden, der deinem zarten Herzen eine so grausame Wunde zugefügt hat, o Schmerzensreiche Jungfrau. Wer würde das glauben? Ich bleibe ungerührt, ohne im Geringsten bewegt zu sein. Aber wenn ich in der Vergangenheit undankbar war, werde ich es in Zukunft nicht mehr sein.
Inzwischen zu deinen Füßen niedergeworfen, o Allerheiligste Jungfrau, bitte ich dich demütig um Vergebung für so viel Kummer, den ich dir verursacht habe. Ich erkenne und bekenne, dass ich keine Barmherzigkeit verdiene, da ich der wahre Grund bin, warum du vor Schmerz ohnmächtig wurdest, als du deinen Jesus ganz von Wunden bedeckt trafst; aber erinnere dich, ja erinnere dich, dass du die Mutter der Barmherzigkeit bist. Ah, beweis mir dies, dann verspreche ich dir, meinem Erlöser in Zukunft treuer zu sein und so all die Enttäuschungen zu wiedergutmachen, die ich deinem betrübten Geist bereitet habe. So sei est. Ave-Maria usw. Ehre sei dem Vater usw.

Maria, mein süßes Gut,
Präge deine Leiden in mein Herz.

Fünfter Schmerz
In diesem fünften Schmerz stellen wir uns vor, auf dem Kalvarienberg zu sein, wo die schmerzerfüllte Jungfrau ihren geliebten Sohn am Kreuz sterben sah.

Betrachtung
Hier sind wir auf Golgatha, wo bereits zwei Opferaltäre errichtet sind, einer im Leib Jesu, der andere im Herzen Marias. Oh, unheilvolles Schauspiel! Wir sehen die Mutter, die in einem Meer von Qualen ertrinkt, als sie sieht, wie ihr geliebtes und liebenswertes Kind aus ihrem Schoß vom gnadenlosen Tod entrissen wird. Ach! Jeder Hammerschlag, jede Wunde, jede Zerreißung, die der Erlöser an seinem Fleisch erleidet, hallt tief im Herzen der Jungfrau wider. Sie steht am Fuß des Kreuzes so von Schmerz durchdrungen und von Trauer durchbohrt, dass man nicht entscheiden könnte, wer zuerst sterben wird, Jesus oder Maria. Sie richtet ihren Blick auf das Gesicht ihres sterbenden Sohnes, betrachtet die erlöschenden Augen, das blasse Gesicht, die fahlen Lippen, den schweren Atem und erkennt schließlich, dass er nicht mehr lebt und bereits seinen Geist in den Schoß seines ewigen Vaters übergeben hat. Ach, dass ihre Seele dann jede mögliche Anstrengung unternimmt, sich vom Körper zu trennen und sich mit der Jesu zu vereinen. Und wer kann diesem Anblick standhalten?
Oh, schmerzensreichste Mutter, du ziehst dich nicht von Golgatha zurück, um die Qualen nicht so lebhaft zu spüren, sondern bleibst dort unbeweglich, um den bitteren Kelch deiner Leiden bis zum letzten Tropfen auszuschöpfen. Was für eine Schande muss das für mich sein, der ich alle Mittel suche, um Kreuze und jene kleinen Leiden zu vermeiden, die der Herr mir zu meinem Wohl zu senden geruht? Schmerzensreichste Jungfrau, ich demütige mich vor dir, ach! Mach, dass ich einmal klar den Wert und die große Bedeutung des Leidens erkenne, damit ich so sehr daran hänge, dass ich mich nie satt sehen kann, mit dem hl. Franz Xaver auszurufen: Plus Domine, Plus Domine, mehr leiden, mein Gott. Ach ja, mehr leiden, o mein Gott. So sei est. Ave-Maria usw. Ehre sei dem Vater usw.

Maria, mein süßes Gut,
Präge deine Leiden in mein Herz.

Sechster Schmerz
In diesem sechsten Schmerz stellen wir uns vor, wie die Jungfrau Maria verzweifelt ihren toten Sohn, der vom Kreuz genommen wurde, in ihre Arme nimmt.

Betrachtung
Bedenken Sie die bitterste Qual, die die Seele Marias durchdrang, als sie den toten Körper ihres geliebten Jesus in ihrem Schoß liegen sah. Ach! Als sie ihren Blick auf seine Wunden und Verletzungen richtete, als sie ihn von seinem eigenen Blut gerötet sah, war die Wucht des inneren Kummers so groß, dass ihr Herz tödlich durchbohrt wurde, und wenn sie nicht starb, war es die göttliche Allmacht, die sie am Leben erhielt. O arme Mutter, ja, arme Mutter, die du das teure Objekt deiner zärtlichsten Zuneigung zum Grab führst, das durch die Misshandlungen und Verletzungen der gottlosen Schurken von einem Rosenstrauß zu einem Dornenkranz geworden ist. Und wer wird dich nicht bemitleiden? Wer würde nicht vor Schmerz verzweifeln, wenn er dich in einem Zustand der Trauer sieht, der selbst den härtesten Stein zu Mitleid bewegen würde? Ich sehe den untröstlichen Johannes, die Magdalena mit den anderen Marien, die bitterlich weinen, Nikodemus, der vor Kummer nicht mehr stehen kann. Und ich? Ich allein vergieße keine Träne inmitten all dieser Trauer! Wie undankbar und rücksichtslos bin ich!
Ach! Barmherzigste Mutter, hier bin ich zu deinen Füßen, nimm mich unter deinen mächtigen Schutz und lass mein Herz von demselben Schwert durchbohrt werden, das deinen schmerzerfüllten Geist durchdrang, damit es einmal erweicht wird und wirklich meine schweren Sünden beweint, die dir solch grausames Martyrium gebracht haben. So sei est. Ave-Maria usw. Ehre sei dem Vater usw.

Maria, mein süßes Gut,
Präge deine Leiden in mein Herz.

Siebter Schmerz
In diesem siebten Schmerz betrachten wir die schmerzerfüllte Jungfrau, die ihren toten Sohn im Grab verschlossen sieht.

Betrachtung
Bedenken Sie, welch tödlicher Seufzer dem betrübten Herzen Marias entfuhr, als sie ihren geliebten Jesus ins Grab gelegt sah! O, welchen Schmerz, welches Leid empfand ihre Seele, als der Stein erhoben wurde, der dieses heiligste Monument verschließen sollte! Es war unmöglich, sie vom Rand des Grabes zu lösen, denn der Schmerz war so groß, dass er sie gefühllos und regungslos machte, ohne je aufzuhören, diese Wunden und grausamen Verletzungen zu betrachten. Als dann das Grab verschlossen wurde, o da war die Kraft des inneren Bedauerns so groß, dass sie zweifellos tot zusammengebrochen wäre, hätte Gott sie nicht am Leben erhalten. O, gepeinigte Mutter! Du wirst jetzt mit dem Leib diesen Ort verlassen, aber hier wird sicherlich dein Herz bleiben, denn hier ist dein wahrer Schatz. Ach Schicksal, dass in seiner Gesellschaft all unsere Zuneigung, all unsere Liebe verbleibt, wie könnte es da sein, dass wir nicht vor Wohlwollen gegenüber dem Erlöser schmelzen, der sein ganzes Blut für unsere Erlösung vergossen hat? Wie könnte es sein, dass wir dich nicht lieben, die du so viel um unseretwillen gelitten hast.
Nun, da wir traurig und reumütig sind, deinem Sohn so viel Leid und dir so viel Bitterkeit zugefügt zu haben, werfen wir uns zu deinen Füßen nieder und bitten dich für all die Leiden, die du uns zu meditieren gnädigst gewährt hast, um diesen Gefallen: Dass die Erinnerung daran stets lebhaft in unserem Geist eingeprägt bleibt, dass unsere Herzen sich aus Liebe zu unserem guten Gott und zu dir, unserer süßesten Mutter, verzehren, und dass der letzte Seufzer unseres Lebens mit denen vereint sei, die du aus der Tiefe deiner Seele im schmerzhaften Leiden Jesu ausgestoßen hast, dem Ehre, Ruhm und Dank in alle Ewigkeit gebührt. So sei est. Ave-Maria usw. Ehre sei dem Vater usw.

Maria, meine süße Freude,
Präge deine Leiden in mein Herz.

Darauf wird das Stabat Mater gesprochen, wie oben.

Antiphon. Tuam ipsius animam (ait ad Mariam Simeon) pertransiet gladius.
Ora pro nobis Virgo Dolorosissima.
Ut digni efficiamur promissionibus Christi
.

Oremus
Deus in cuius passionem secundum Simeonis prophetiam, dulcissimam animam Gloriosae Virginis et Matris Mariae doloris gladius pertransivit, concede propitius, ut qui dolorum eius memoriam recolimus, passionis tuae effectum felicem consequamur. Qui vivis etc.

Laus Deo et Virgo Dolorosissimae.

Mit Genehmigung der Kirchlichen Prüfungskommission

Das Fest der Sieben Schmerzen der Schmerzensmutter Maria, das von der Frommen Union und Gesellschaft begangen wird, findet am dritten Sonntag im September in der Kirche S. Francesco d’Assisi statt.

Text der 3. Auflage, Turin, Druckerei von Giulio Speirani und Söhne, 1871




Die evangelische Radikalität des Seligen Stefan Sándor

Stefano Sándor (Szolnok 1914 – Budapest 1953) war ein salesianischer Märtyrer und Helfer. Als fröhlicher und frommer Jugendlicher trat er nach metallurgischen Studien den Salesianern bei, wurde Druckermeister und führte Jugendliche. Er belebte Jugendzentren, gründete die Katholische Arbeiterjugend und verwandelte Schützengräben und Baustellen in „sonntägliche Jugendtreffs“. Als das kommunistische Regime kirchliche Werke beschlagnahmte, bildete er heimlich Jugendliche aus und rettete Maschinen; nach seiner Verhaftung wurde er am 8. Juni 1953 gehängt. Verwurzelt in der Eucharistie und Marienverehrung, verkörperte er die evangelische Radikalität Don Boscos mit pädagogischer Hingabe, Mut und unerschütterlichem Glauben. 2013 von Papst Franziskus seliggesprochen, bleibt er ein Vorbild salesianischer Laienheiligkeit.

1. Biografische Hinweise
            Sándor Stefan wurde am 26. Oktober 1914 in Szolnok, Ungarn, als Sohn von Stefan und Maria Fekete, dem ersten von drei Brüdern, geboren. Der Vater war Angestellter bei den Staatsbahnen, die Mutter hingegen Hausfrau. Beide vermittelten ihren Kindern eine tiefe Religiosität. Stefano studierte in seiner Stadt und erwarb das Diplom als Metalltechniker. Schon als Junge wurde er von seinen Mitschülern geschätzt, er war fröhlich, ernst und freundlich. Er half seinen Geschwistern beim Lernen und Beten und ging mit gutem Beispiel voran. Er empfing mit Eifer die Firmung und verpflichtete sich, seinem heiligen Schutzpatron und dem heiligen Petrus nachzueifern. Er feierte jeden Tag die heilige Messe bei den Franziskanern und empfing die Eucharistie.
            Durch das Lesen des Salesianischen Bulletins lernte er Don Bosco kennen. Er fühlte sich sofort vom salesianischen Charisma angezogen. Er sprach mit seinem geistlichen Leiter und äußerte den Wunsch, in die salesianische Kongregation einzutreten. Er sprach auch mit seinen Eltern darüber. Diese verweigerten ihm die Zustimmung und versuchten auf jede erdenkliche Weise, ihn davon abzubringen. Doch Stefan gelang es, sie zu überzeugen, und 1936 wurde er im Clarisseum, dem Sitz der Salesianer in Budapest, aufgenommen, wo er in zwei Jahren das Aspirantat absolvierte. Er besuchte in der Druckerei „Don Bosco“ die Kurse für Drucktechnik. Er begann das Noviziat, musste es jedoch wegen der Einberufung zum Militär unterbrechen.
            1939 erhielt er die endgültige Entlassung und legte nach dem Jahr des Noviziats am 8. September 1940 seine erste Profess als salesianischer Koadjutor ab. Er wurde dem Clarisseum zugewiesen und engagierte sich aktiv im Unterricht der Berufskurse. Er hatte auch die Aufgabe, das Oratorium zu betreuen, was er mit Begeisterung und Kompetenz tat. Er war der Förderer der Katholischen Arbeiterjugend. Seine Gruppe wurde als die beste der Bewegung anerkannt. Nach dem Vorbild von Don Bosco erwies er sich als vorbildlicher Erzieher. 1942 wurde er an die Front zurückgerufen und erhielt eine silberne Medaille für militärische Tapferkeit. Der Schützengraben war für ihn ein festliches Oratorium, das er salesianisch beleben konnte und seine Kameraden aufmunterte. Am Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte er sich für den materiellen und moralischen Wiederaufbau der Gesellschaft, insbesondere für die ärmsten Jugendlichen, die er um sich scharte und denen er einen Beruf beibrachte. Am 24. Juli 1946 legte er seine ewige Profess ab. 1948 erwarb er den Titel eines Druckmeisters. Am Ende seines Studiums wurden Stefanos Schüler in den besten Druckereien der Hauptstadt Budapest und Ungarns eingestellt.

            Als der Staat 1949 unter Mátyás Rákosi die kirchlichen Güter einziehen ließ und die Verfolgungen gegen die katholischen Schulen begannen, die schließen mussten, versuchte Sándor, das zu retten, was zu retten war, zumindest einige Druckmaschinen und etwas von der Einrichtung, die so viele Opfer gekostet hatte. Plötzlich fanden sich die Ordensleute ohne alles wieder, alles war Staatseigentum geworden. Der Stalinismus von Rákosi setzte seine Aggression fort und die Ordensleute wurden zerstreut. Ohne Zuhause, Arbeit und Gemeinschaft reduzierten sich viele auf den Status von Illegalen. Sie passten sich an, alles Mögliche zu tun: Straßenkehrer, Landwirte, Hilfsarbeiter, Träger, Diener… Auch Stefan musste „verschwinden“ und seine Druckerei verlassen, die berühmt geworden war. Anstatt ins Ausland zu fliehen, blieb er im Land, um die ungarische Jugend zu retten. Als er auf frischer Tat ertappt wurde (er versuchte, Druckmaschinen zu retten), musste er schnell fliehen und sich einige Monate verstecken; dann gelang es ihm unter einem anderen Namen, in einer Reinigungsfabrik der Hauptstadt eingestellt zu werden, aber er setzte sein Apostolat unerschrocken und heimlich fort, obwohl er wusste, dass es sich um eine streng verbotene Tätigkeit handelte. Im Juli 1952 wurde er an seinem Arbeitsplatz festgenommen und nicht mehr von seinen Mitbrüdern gesehen. Ein offizielles Dokument bescheinigt seinen Prozess und die Todesstrafe, die am 8. Juni 1953 durch Erhängen vollstreckt wurde.
            Der diözesane Seligsprechungsprozess wurde am 24. Mai 2006 in Budapest eröffnet und am 8. Dezember 2007 abgeschlossen. Am 27. März 2013 ermächtigte Papst Franziskus die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, das Dekret über das Martyrium zu erlassen und den Seligsprechungsritus zu feiern, der am Samstag, dem 19. Oktober 2013, in Budapest stattfand.

2. Originalzeugnis der salesianischen Heiligkeit
            Die kurzen Hinweise zur Biografie von Sándor haben uns in das Herz seiner spirituellen Geschichte eingeführt. Wenn wir das Antlitz betrachten, das die salesianische Berufung in ihm angenommen hat, geprägt durch das Wirken des Geistes und nun von der Kirche vorgeschlagen, entdecken wir einige Merkmale dieser Heiligkeit: das tiefe Bewusstsein Gottes und die volle und gelassene Bereitschaft zu seinem Willen, die Anziehung zu Don Bosco und die herzliche Zugehörigkeit zur salesianischen Gemeinschaft, die anregende und ermutigende Präsenz unter den Jugendlichen, der Familiensinn, das spirituelle und gebetsvolle Leben, das persönlich gepflegt und mit der Gemeinschaft geteilt wird, die totale Hingabe an die salesianische Sendung, die sich in der Hingabe an die Lehrlinge und jungen Arbeiter, an die Jungen im Oratorium und an die Animation von Jugendgruppen zeigt. Es handelt sich um eine aktive Präsenz in der Bildungs- und Sozialwelt, die ganz von der Liebe Christi durchdrungen ist, die ihn innerlich antreibt!

            Es fehlten nicht die Gesten, die heldenhaft und ungewöhnlich sind, bis hin zu dem höchsten, sein Leben für das Heil der ungarischen Jugend zu geben. „Ein junger Mann wollte auf die Straßenbahn springen, die vor dem salesianischen Haus vorbeifuhr. Bei einem falschen Schritt fiel er unter das Fahrzeug. Die Wagen hielten zu spät an; ein Rad verletzte ihn tief am Oberschenkel. Eine große Menge versammelte sich, um die Szene zu beobachten, ohne einzugreifen, während der arme Unglückliche fast verblutete. In diesem Moment öffnete sich das Tor des Kollegs und Pista (der Spitzname von Stefan) rannte mit einer tragbaren Trage unter dem Arm heraus. Er warf seine Jacke auf den Boden, kroch unter die Straßenbahn und zog den jungen Mann vorsichtig heraus. Er band seinen Gürtel um den blutenden Oberschenkel und legte den Jungen auf die Trage. In diesem Moment kam der Krankenwagen. Die Menge feierte Pista begeistert. Er errötete, konnte aber die Freude, jemandem das Leben gerettet zu haben, nicht verbergen“.
            Einer seiner Jungen erinnert sich: „Eines Tages erkrankte ich schwer an Typhus. Im Krankenhaus von Újpest, während meine Eltern am Bett besorgt um mein Leben waren, bot Stefan Sándor an, mir Blut zu spenden, falls es nötig wäre. Diese Geste der Großzügigkeit berührte meine Mutter und alle um mich herum sehr“.
            Obwohl seit seinem Martyrium über sechzig Jahre vergangen sind und sich die Entwicklung des geweihten Lebens, der salesianischen Erfahrung, der Berufung und der Ausbildung des salesianischen Koadjutors tiefgreifend verändert hat, ist der salesianische Weg zur Heiligkeit, den Stefan Sándor beschritten hat, ein Zeichen und eine Botschaft, die Perspektiven für die Gegenwart eröffnet. So wird die Aussage der salesianischen Konstitutionen verwirklicht: „Die Mitbrüder, die das evangelische Projekt der Konstitutionen in Fülle leben oder gelebt haben, sind für uns Ansporn und Hilfe auf dem Weg zur Heiligkeit“. Seine Seligsprechung ist ein konkretes Zeichen für das „hohe Maß an christlichem Leben im Alltag“, das Johannes Paul II. in Novo Millennio Ineunte beschrieben hat.

2.1. Unter dem Banner von Don Bosco
            Es ist immer interessant, im geheimnisvollen Plan, den der Herr für jeden von uns webt, den roten Faden des gesamten Daseins zu erkennen. Mit einer prägnanten Formel kann das Geheimnis, das alle Schritte im Leben von Stefan Sándor inspiriert und geleitet hat, mit diesen Worten zusammengefasst werden: Jesus nachfolgend, mit Don Bosco und wie Don Bosco, überall und immer. In der Berufungsgeschichte von Stefan tritt Don Bosco auf originelle Weise und mit den typischen Zügen einer gut identifizierten Berufung ein, wie der franziskanische Pfarrer schrieb, als er den jungen Stefan vorstellte: „Hier in Szolnok, in unserer Pfarrei, haben wir einen sehr guten jungen Mann: Stefan Sándor, dessen geistlicher Vater ich bin und der, nachdem er die Berufsfachschule beendet hatte, das Handwerk in einer Metallfachschule erlernte; er empfängt täglich die Kommunion und möchte in eine Ordensgemeinschaft eintreten. Bei uns hätten wir keine Schwierigkeiten, aber er möchte als Laienbruder zu den Salesianern eintreten“.
            Das schmeichelhafte Urteil des Pfarrers und geistlichen Leiters hebt hervor: die für das salesianische Leben typischen Merkmale der Arbeit und des Gebets; einen beharrlichen und beständigen spirituellen Weg unter spiritueller Führung; die Ausbildung in der Kunst des Buchdrucks, die sich im Laufe der Zeit vervollkommnen und spezialisieren wird.
            Er hatte Don Bosco durch das Salesianische Bulletin und die salesianischen Veröffentlichungen von Rákospalota kennen gelernt. Aus diesem Kontakt durch die salesianische Presse könnte vielleicht seine Leidenschaft für die Druckerei und für Bücher entstanden sein. In dem Schreiben an den Provinzial der Salesianer in Ungarn, Don János Antal, in dem er um Aufnahme unter die Söhne Don Boscos bittet, erklärte er: „Ich fühle die Berufung, in die salesianische Kongregation einzutreten. Überall wird Arbeit benötigt; ohne Arbeit kann man das ewige Leben nicht erreichen. Ich arbeite gerne“.
            Von Anfang an zeigt sich der starke und entschlossene Wille, in der empfangenen Berufung auszuharren, wie es dann tatsächlich geschehen wird. Als er am 28. Mai 1936 um Aufnahme in das salesianische Noviziat bat, erklärte er, er habe „die salesianische Kongregation kennen gelernt und sei immer mehr in seiner religiösen Berufung bestärkt worden, sodass er darauf vertraue, unter dem Banner von Don Bosco ausharren zu können“. Mit wenigen Worten drückt Sándor ein hochrangiges berufliches Bewusstsein aus: erfahrungsmäßige Kenntnis des Lebens und des Geistes der Kongregation; Bestätigung einer richtigen und unwiderruflichen Wahl; Sicherheit für die Zukunft, treu auf dem Schlachtfeld zu sein, das ihn erwartet.
            Das Protokoll der Aufnahme in das Noviziat, in italienischer Sprache (2. Juni 1936), qualifiziert einstimmig die Erfahrung des Aspirantats: „Mit ausgezeichnetem Ergebnis, fleißig, von guter Frömmigkeit und engagiert im festlichen Oratorium, war er praktisch, ein gutes Vorbild, erhielt das Zeugnis als Drucker, verfügt jedoch noch nicht über die perfekte praktische Erfahrung“. Es sind bereits jene Züge vorhanden, die, später im Noviziat gefestigt, sein Antlitz als salesianischer Laienbruder definieren werden: die Vorbildlichkeit des Lebens, die großzügige Bereitschaft zur salesianischen Sendung, die Kompetenz im Beruf des Druckers.
            Am 8. September 1940 legte er seine religiöse Profess als salesianischer Koadjutor ab. Von diesem Gnadentag berichten wir von einem Brief, den Pista, wie er vertraulich genannt wurde, an seine Eltern schrieb: „Liebe Eltern, ich habe von einem wichtigen Ereignis zu berichten, das für mich von Bedeutung ist und unauslöschliche Spuren in meinem Herzen hinterlassen wird. Am 8. September habe ich, durch die Gnade Gottes und mit dem Schutz der Heiligen Jungfrau, mit der Profess das Versprechen abgelegt, Gott zu lieben und zu dienen. Am Fest der Jungfrau Mutter habe ich mein Hochzeitsversprechen mit Jesus abgelegt und ihm mit dem dreifachen Gelübde versprochen, Sein zu sein, mich nie mehr von Ihm zu trennen und bis zum Tod in der Treue zu Ihm auszuharren. Ich bitte daher alle von euch, mich in euren Gebeten und Kommunionen nicht zu vergessen und Gelübde abzulegen, dass ich treu bleiben kann zu meinem Versprechen, das ich Gott gegeben habe. Ihr könnt euch vorstellen, dass das für mich ein freudiger Tag war, wie er in meinem Leben nie zuvor gewesen ist. Ich denke, ich hätte der Madonna kein schöneres Geburtstagsgeschenk machen können als das Geschenk meiner selbst. Ich stelle mir vor, dass der gute Jesus euch mit liebevollen Augen angesehen hat, da ihr es wart, die mich Gott geschenkt habt… Herzliche Grüße an alle. PISTA.“

2.2. Absolute Hingabe an die Sendung
            „Die Sendung gibt unserem gesamten Dasein ihren konkreten Ton…“, sagen die salesianischen Konstitutionen. Stefan Sándor lebte die salesianische Sendung in dem ihm anvertrauten Bereich und verkörperte die pastorale Erziehungsliebe als salesianischer Koadjutor im Stil von Don Bosco. Sein Glaube ließ ihn Jesus in den jungen Lehrlingen und Arbeitern, in den Jungen im Oratorium und in denen auf der Straße sehen.
            In der Druckindustrie wird die zuständige Leitung der Verwaltung als eine wesentliche Aufgabe angesehen. Stefan Sándor war mit der Leitung, der praktischen und spezifischen Ausbildung der Lehrlinge und der Festlegung der Preise für die Druckprodukte betraut. Die Druckerei „Don Bosco“ genoss im ganzen Land großes Ansehen. Zu den salesianischen Ausgaben gehörten das Salesianische Bulletin, die Missionsjugend, Zeitschriften für die Jugend, der Don-Bosco-Kalender, Bücher der Andacht und die ungarische Übersetzung der offiziellen Schriften der Generalleitung der Salesianer. In diesem Umfeld begann Stefan Sándor, die katholischen Bücher zu lieben, die von ihm nicht nur für den Druck vorbereitet, sondern auch studiert wurden.
            Im Dienst der Jugend war er auch für die kollegiale Erziehung der jungen Menschen verantwortlich. Auch dies war eine wichtige Aufgabe, neben ihrer technischen Ausbildung. Es war unerlässlich, die jungen Menschen, die sich in einer kräftigen Entwicklungsphase befanden, mit liebevoller Festigkeit zu disziplinieren. In jedem Moment der Lehrzeit stand er ihnen als älterer Bruder zur Seite. Stefan Sándor zeichnete sich durch eine starke Persönlichkeit aus: Er verfügte über eine ausgezeichnete spezifische Ausbildung, begleitet von Disziplin, Kompetenz und Gemeinschaftsgeist.
            Er begnügte sich nicht mit einer bestimmten Arbeit, sondern war bereit, jede Notwendigkeit zu erfüllen. Er übernahm die Aufgabe des Messners der kleinen Kirche des Clarisseum und kümmerte sich um die Leitung des „Kleinen Klerus“. Ein Beweis seiner Widerstandsfähigkeit war auch das spontane Engagement für freiwillige Arbeit im blühenden Oratorium, das regelmäßig von den Jugendlichen aus den beiden Vororten Újpest und Rákospalota besucht wurde. Er spielte gerne mit den Jungen; bei den Fußballspielen war er mit großer Kompetenz Schiedsrichter.

2.3. Religiöser Erzieher
            Stefan Sándor war ein Erzieher im Glauben für jede Person, Mitbruder und Junge, insbesondere in Zeiten der Prüfung und in der Stunde des Martyriums. Tatsächlich hatte Sándor die Mission für die Jugend zu seinem Bildungsraum gemacht, in dem er täglich die Kriterien des Präventivsystems von Don Bosco – Vernunft, Religion, Liebe – lebte, in der Nähe und liebevollen Unterstützung für die jungen Arbeiter, in der Hilfe, die Situationen des Leidens zu verstehen und zu akzeptieren, in dem lebendigen Zeugnis der Gegenwart des Herrn und seiner unermüdlichen Liebe.
            In Rákospalota widmete sich Stefan Sándor mit Eifer der Ausbildung junger Drucker und der Erziehung der Jugendlichen im Oratorium und der „Pagen des Heiligen Herzens“. Auf diesen Gebieten zeigte er ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, lebte seine religiöse Berufung mit großer Verantwortung und zeichnete sich durch eine Reife aus, die Bewunderung und Respekt hervorrief. „Während seiner Druckertätigkeit lebte er sein Ordensleben gewissenhaft, ohne den Willen, aufzufallen. Er lebte die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams, ohne jeglichen Zwang. In diesem Bereich war seine bloße Anwesenheit ein Zeugnis, ohne ein Wort zu sagen. Auch die Schüler erkannten seine Autorität, dank seiner brüderlichen Art. Er setzte alles um, was er sagte oder von den Schülern verlangte, und niemand kam auf die Idee, ihm in irgendeiner Weise zu widersprechen“.
            György Érseki kannte die Salesianer seit 1945 und zog nach dem Zweiten Weltkrieg nach Rákospalota, ins Clarisseum. Seine Bekanntschaft mit Stefan Sándor dauerte bis 1947. In dieser Zeit bietet er uns nicht nur einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten des jungen Koadjutors, Drucker, Katecheten und Erzieher der Jugend, sondern auch eine tiefgehende Lesart, aus der der geistliche Reichtum und die Erziehungskompetenz von Stefan hervorgehen: „Stefan Sándor war von Natur aus eine sehr begabte Person. Als Pädagoge kann ich seine Beobachtungsgabe und seine vielseitige Persönlichkeit bestätigen. Er war ein guter Erzieher und konnte die Jugendlichen einzeln optimal betreuen, indem er den angemessenen Ton mit jedem wählte. Es gibt noch ein Detail, das zu seiner Persönlichkeit gehört: Er betrachtete jede seiner Arbeiten als heilige Pflicht und widmete, ohne Mühe und mit großer Natürlichkeit, all seine Energie der Verwirklichung dieses heiligen Ziels. Dank eines angeborenen Gespürs konnte er die Atmosphäre erfassen und positiv beeinflussen. […] Er hatte einen starken Charakter als Erzieher; er kümmerte sich um jeden Einzelnen. Er interessierte sich für unsere persönlichen Probleme und reagierte immer auf die für uns passendste Weise. So verwirklichte er die drei Prinzipien von Don Bosco: Vernunft, Religion und Liebe… Die salesianischen Koadjutoren trugen außerhalb des liturgischen Kontexts keine Gewänder, aber das Erscheinungsbild von Stefan Sándor hob sich von der Masse der Menschen ab. Was seine Tätigkeit als Erzieher betrifft, so griff er niemals zur körperlichen Bestrafung, die gemäß den Prinzipien von Don Bosco verboten war, im Gegensatz zu anderen impulsiven salesianischen Lehrern, die sich nicht beherrschen konnten und manchmal Ohrfeigen gaben. Die ihm anvertrauten Lehrlingsschüler bildeten eine kleine Gemeinschaft innerhalb des Internats, obwohl sie sich in Bezug auf Alter und Kultur unterschieden. Sie aßen in der Mensa zusammen mit den anderen Schülern, wo während der Mahlzeiten regelmäßig die Bibel gelesen wurde. Natürlich war auch Stefan Sándor anwesend. Dank seiner Anwesenheit war die Gruppe der industriellen Lehrlinge immer die disziplinierteste… Stefan Sándor blieb immer jugendlich und zeigte großes Verständnis für die Jugendlichen. Indem er ihre Probleme erkannte, vermittelte er positive Botschaften und wusste sie sowohl auf persönlicher als auch auf religiöser Ebene zu beraten. Seine Persönlichkeit offenbarte große Hartnäckigkeit und Widerstandsfähigkeit in der Arbeit; selbst in den schwierigsten Situationen blieb er seinen Idealen und sich selbst treu. Das Salesianer-Internat in Rákospalota beherbergte eine große Gemeinschaft, die eine Arbeit mit den Jugendlichen auf mehreren Ebenen erforderte. Im Internat lebten neben der Druckerei junge Salesianer in Ausbildung, die in engem Kontakt mit den Koadjutoren standen. Ich erinnere mich an folgende Namen: József Krammer, Imre Strifler, Vilmos Klinger und László Merész. Diese jungen Männer hatten andere Aufgaben als Stefan Sándor und unterschieden sich auch charakterlich von ihm. Dank ihres gemeinsamen Lebens kannten sie jedoch die Probleme, Tugenden und Fehler des jeweils anderen. Stefan Sándor fand in seiner Beziehung zu diesen Klerikern immer das angemessene Maß. Stefan Sándor gelang es, den brüderlichen Ton zu finden, um sie zu ermahnen, wenn sie einige ihrer Mängel zeigten, ohne in Paternalismus zu verfallen. Tatsächlich waren es die jungen Kleriker, die um seine Meinung baten. Meiner Meinung nach verwirklichte er die Ideale von Don Bosco. Von dem ersten Moment unserer Bekanntschaft an verkörperte Stefan Sándor den Geist, der die Mitglieder der Salesianischen Gesellschaft prägte: Pflichtbewusstsein, Reinheit, Religiosität, praktische Erfahrung und Treue zu den christlichen Prinzipien“.
            Ein Junge aus dieser Zeit erinnert sich so an den Geist, der Stefan Sándor antrieb: „Meine erste Erinnerung an ihn ist mit der Sakristei des Clarisseum verbunden, in der er als Hauptmessner Ordnung verlangte und die gebotene Ernsthaftigkeit der Situation einforderte, dabei jedoch immer selbst mit seinem Verhalten mit gutem Beispiel voranging. Es war eine seiner Eigenschaften, uns Anweisungen in einem gemäßigten Ton zu geben, ohne die Stimme zu erheben, sondern uns vielmehr höflich zu bitten, unsere Pflichten zu erfüllen. Dieses spontane und freundliche Verhalten gewann uns. Wir mochten ihn wirklich sehr. Uns bezauberte die Natürlichkeit, mit der sich Stefan Sándor um uns kümmerte. Er lehrte, betete und lebte mit uns und bezeugte die Spiritualität der salesianischen Koadjutoren dieser Zeit. Wir, die Jugendlichen, bemerkten oft nicht, wie besonders diese Menschen waren, aber er stach durch seine Ernsthaftigkeit hervor, die er in der Kirche, in der Druckerei und sogar auf dem Spielplatz zeigte“.

3. Spiegelbild Gottes mit evangelischer Radikalität
            Was all dem Tiefe verlieh – die Hingabe an die Mission und die berufliche und erzieherische Fähigkeit – und was sofort die Menschen beeindruckte, die ihm begegneten, war die innere Gestalt von Stefano Sándor, die eines Jüngers des Herrn, der in jedem Moment seine Weihe lebte, in ständiger Einheit mit Gott und in evangelischer Brüderlichkeit. Aus den prozessualen Zeugenaussagen geht eine vollständige Figur hervor, auch wegen des salesianischen Gleichgewichts, bei dem sich die verschiedenen Dimensionen in einer harmonischen, einheitlichen und gelassenen Persönlichkeit verbinden, die für das Geheimnis Gottes offen ist, das im Alltag gelebt wird.
            Ein auffälliges Merkmal dieser Radikalität ist die Tatsache, dass ihn von Anfang an alle seine Mitbrüder, auch die, die zum Priestertum strebten und viel jünger waren als er, schätzten und ihn als Vorbild ansahen. Die Vorbildlichkeit seines geweihten Lebens und die Radikalität, mit der er die evangelischen Ratschläge lebte und bezeugte, hoben ihn immer und überall hervor, sodass in vielen Gelegenheiten, auch in der Zeit der Gefangenschaft, viele dachten, er sei ein Priester. Dieses Zeugnis sagt viel über die Einzigartigkeit aus, mit der Stefano Sándor immer mit klarer Identität seine Berufung als salesianischer Koadjutor lebte, wobei er gerade das Spezifische des salesianischen geweihten Lebens als solches hervorhob. Unter den Novizen sprach Gyula Zsédely so über Stefano Sándor: „Wir traten gemeinsam in das salesianische Noviziat von Santo Stefano in Mezőnyárád ein. Unser Meister war Béla Bali. Hier verbrachte ich anderthalb Jahre mit Stefano Sándor und war Augenzeuge seines Lebens, das ein Vorbild für einen jungen Religiosen war. Obwohl Stefano Sándor mindestens neun bis zehn Jahre älter war als ich, lebte er vorbildlich mit seinen Novizenbrüdern zusammen; er nahm an den Andachtsübungen gemeinsam mit uns teil. Wir spürten den Altersunterschied überhaupt nicht; er stand uns mit brüderlicher Zuneigung zur Seite. Er erbaute uns nicht nur durch sein gutes Beispiel, sondern auch indem er uns praktische Ratschläge zur Erziehung der Jugend gab. Man sah schon damals, dass er für diese Berufung gemäß den erzieherischen Prinzipien von Don Bosco vorherbestimmt war… Sein Talent als Erzieher fiel auch uns Novizen besonders bei den gemeinschaftlichen Aktivitäten auf. Mit seinem persönlichen Charisma begeisterte er uns so sehr, dass wir selbstverständlich davon ausgingen, auch die schwierigsten Aufgaben mit Leichtigkeit bewältigen zu können. Der Motor seiner tiefen salesianischen Spiritualität waren das Gebet und die Eucharistie sowie die Hingabe an die Jungfrau Maria, die Hilfe der Christen. Während des Noviziats, das ein Jahr dauerte, sahen wir in seiner Person einen guten Freund. Er wurde unser Vorbild auch im Gehorsam, denn als der Älteste wurde er mit kleinen Demütigungen geprüft, die er jedoch mit Gelassenheit ertrug, ohne Anzeichen von Leiden oder Groll zu zeigen. In dieser Zeit gab es leider jemanden unter unseren Vorgesetzten, der sich daran erfreute, die Novizen zu erniedrigen, aber Stefano Sándor wusste gut zu widerstehen. Seine Größe des Geistes, verwurzelt im Gebet, war für alle spürbar.“
            Was die Intensität betrifft, mit der Stefano Sándor seinen Glauben lebte, in ständiger Einheit mit Gott, so zeigt sich ein vorbildliches Zeugnis evangelischer Spiritualität, das wir gut als „Abbild Gottes“ definieren können: „Es scheint mir, dass seine innere Haltung aus der Hingabe an die Eucharistie und an die Madonna hervorging, die auch das Leben von Don Bosco verwandelt hatte. Wenn er sich um uns, den „Kleinen Klerus“, kümmerte, hatte er nicht den Eindruck, einen Beruf auszuüben; seine Handlungen zeigten die Spiritualität einer Person, die mit großer Inbrunst beten konnte. Für mich und meine Altersgenossen war „Herr Sándor“ ein Ideal, und wir dachten nicht einmal im Traum, dass alles, was wir sahen und hörten, eine oberflächliche Inszenierung war. Ich glaube, dass nur sein inneres Gebetsleben ein solches Verhalten genährt haben kann, als er, noch ein sehr junger Mitbruder, die Erziehungsmethode von Don Bosco verstanden und ernst genommen hatte.“
            Die evangelische Radikalität drückte sich im Laufe des Ordenslebens von Stefan Sándor in verschiedenen Formen aus:
            – Im geduldigen Warten auf die Zustimmung der Eltern, um zu den Salesianern zu gehen.
            – In jedem Schritt des Ordenslebens musste er warten: Bevor er ins Noviziat aufgenommen wurde, musste er das Aspirantat absolvieren; nach der Aufnahme ins Noviziat musste er es unterbrechen, um den Militärdienst zu leisten; der Antrag auf die ewigen Gelübde, der zunächst angenommen wurde, wurde nach einer weiteren Zeit der zeitlichen Gelübde verschoben.
            – In den harten Erfahrungen des Militärdienstes und an der Front. Der Zusammenstoß mit einer Umgebung, die viele Fallen für seine Würde als Mensch und Christ stellte, verstärkte in diesem jungen Novizen die Entscheidung, dem Herrn zu folgen, treu zu seiner Wahl Gottes zu sein, koste es, was es wolle. Tatsächlich gibt es keine härtere und anspruchsvollere Unterscheidung als die eines Noviziats, das im Graben des Militärlebens geprüft und gefiltert wird.
            – In den Jahren der Unterdrückung und dann im Gefängnis, bis zur höchsten Stunde des Martyriums.
            All dies offenbart den Glaubensblick, der die Geschichte von Stefan immer begleiten wird: das Bewusstsein, dass Gott gegenwärtig ist und zum Wohl seiner Kinder wirkt.

Schlussfolgerung
            Stefan Sándor war von Geburt bis zum Tod ein zutiefst religiöser Mensch, der in allen Lebensumständen mit Würde und Konsequenz auf die Anforderungen seiner salesianischen Berufung antwortete. So lebte er in der Zeit des Aspirantats und der Erstausbildung, in seiner Arbeit als Drucker, als Animator des Oratoriums und der Liturgie, in der Zeit der Illegalität und der Inhaftierung, bis zu den Momenten, die seinem Tod vorausgingen. Von frühester Jugend an wünschte er sich, sich dem Dienst Gottes und der Brüder im großzügigen Auftrag der Erziehung der Jugend gemäß dem Geist von Don Bosco zu widmen, und war in der Lage, einen Geist der Stärke und Treue zu Gott und zu den Brüdern zu kultivieren, der ihn im Moment der Prüfung in die Lage versetzte, zuerst den Konfliktsituationen und dann der höchsten Prüfung des Lebensopfers zu widerstehen.
            Ich möchte das Zeugnis der evangelischen Radikalität hervorheben, das dieser Mitbruder abgelegt hat. Aus der Rekonstruktion des biografischen Profils von Stefan Sándor geht ein echter und tiefer Glaubensweg hervor, der von seiner Kindheit und Jugend an begann, durch das salesianische Ordensleben gestärkt und im vorbildlichen Leben des salesianischen Koadjutors gefestigt wurde. Besonders auffällig ist eine echte geweihte Berufung, die gemäß dem Geist von Don Bosco von einem intensiven und leidenschaftlichen Eifer für das Heil der Seelen, insbesondere der Jugendlichen, geprägt ist. Auch die schwierigsten Zeiten, wie der Militärdienst und die Erfahrung des Krieges, konnten das unversehrte moralische und religiöse Verhalten des jungen Koadjutors nicht erschüttern. Auf dieser Grundlage wird Stefan Sándor das Martyrium ohne Überlegungen oder Zögern erleiden.
            Die Seligsprechung von Stefan Sándor verpflichtet die gesamte Kongregation zur Förderung der Berufung des salesianischen Koadjutors, indem sie sein vorbildliches Zeugnis annimmt und in gemeinschaftlicher Form um seine Fürsprache für diese Absicht bittet. Als Laien-Salesianer gelang es ihm, ein gutes Beispiel selbst für die Priester abzugeben, durch seine Tätigkeit unter den Jugendlichen und sein vorbildliches Ordensleben. Er ist ein Vorbild für die jungen Geweihten, weil er Prüfungen und Verfolgungen kompromisslos bewältigte. Die Anliegen, denen er sich widmete, die Heiligung der christlichen Arbeit, die Liebe zum Hause Gottes und die Erziehung der Jugend, sind nach wie vor die grundlegende Sendung der Kirche und unserer Kongregation.
            Als vorbildlicher Erzieher der Jugendlichen, insbesondere der Lehrlinge und jungen Arbeiter, sowie als Animator des Oratoriums und der Jugendgruppen ist er uns ein Beispiel und Ansporn in unserem Engagement, den Jugendlichen das Evangelium der Freude durch die Pädagogik der Güte zu verkünden.




Don Elia Comini: Märtyrerpriester in Monte Sole

Am 18. Dezember 2024 erkannte Papst Franziskus offiziell das Martyrium von Don Elia Comini (1910-1944) an, einem Salesianer Don Boscos, der somit seliggesprochen wird. Sein Name gesellt sich zu dem anderer Priester – wie Don Giovanni Fornasini, der seit 2021 selig ist –, die während des Zweiten Weltkriegs in der Gegend von Monte Sole, in den Hügeln um Bologna, Opfer der grausamen nationalsozialistischen Gewalt wurden. Die Seligsprechung von Don Elia Comini ist nicht nur ein Ereignis von außergewöhnlicher Bedeutung für die Kirche von Bologna und die Salesianische Familie, sondern auch ein universeller Aufruf, den Wert des christlichen Zeugnisses neu zu entdecken: ein Zeugnis, in dem Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Mitgefühl über alle Formen von Gewalt und Hass siegen.

Vom Apennin zu den Salesianerhöfen
           
Don Elia Comini wurde am 7. Mai 1910 in der Ortschaft „Madonna del Bosco“ in Calvenzano di Vergato, in der Provinz Bologna, geboren. Sein Geburtshaus grenzt an ein kleines Marienheiligtum, das der „Madonna del Bosco“ geweiht ist, und diese starke Prägung im Zeichen Marias wird ihn sein ganzes Leben lang begleiten.
            Er war das zweitgeborene Kind von Claudio und Emma Limoni, die am 11. Februar 1907 in der Pfarrkirche von Salvaro geheiratet hatten. Im Jahr darauf wurde der Erstgeborene Amleto geboren. Zwei Jahre später kam Elia zur Welt. Am Tag nach seiner Geburt – dem 8. Mai – wurde Elia in der Pfarrgemeinde Sant’Apollinare in Calvenzano getauft und erhielt an diesem Tag auch die Namen „Michele“ und „Giuseppe“.
            Als er sieben Jahre alt war, zog die Familie in die Ortschaft „Casetta“ in Pioppe di Salvaro in der Gemeinde Grizzana. 1916 wurde Elia eingeschult: Er besuchte die ersten drei Grundschulklassen in Calvenzano. Zu dieser Zeit empfing er auch die Erstkommunion. Schon als Kind zeigte er großes Engagement im Religionsunterricht und bei den liturgischen Feiern. Am 29. Juli 1917 erhielt er die Firmung. Zwischen 1919 und 1922 lernte Elia die ersten Elemente der Pastoral an der „Feuerschule“ von Msgr. Fidenzio Mellini, der als junger Mann Don Bosco kennen gelernt hatte, der ihm das Priestertum prophezeite. 1923 wies Don Mellini sowohl Elia als auch seinen Bruder Amleto den Salesianern in Finale Emilia zu, und beide sollten das pädagogische Charisma des Heiligen der Jugend wertschätzen: Amleto als Lehrer und „Unternehmer“ im Schulbereich; Elia als Salesianer Don Boscos.
            Elia Comini war seit dem 1. Oktober 1925 Novize in San Lazzaro di Savena und wurde am 14. September 1926, nur wenige Tage (3. Oktober 1926) vor seiner Ersten Ordensprofess, die er bis zur ewigen Profess am 8. Mai 1931, dem Jahrestag seiner Taufe, im Institut „San Bernardino“ in Chiari erneuerte, vaterlos. In Chiari wurde er zudem „Praktikant“ im Salesianischen Institut „Rota“. Am 23. Dezember 1933 empfing er die niederen Weihen des Ostiariers und des Lektors, am 22. Februar 1934 die des Exorzisten und des Akolyths. Am 22. September 1934 wurde er Subdiakon. Am 22. Dezember 1934 wurde Don Elia in der Kathedrale von Brescia zum Diakon geweiht. Am 16. März 1935, im Alter von nur 24 Jahren, wurde er durch Handauflegung des Bischofs von Brescia, Msgr. Giacinto Tredici, zum Priester geweiht: Am folgenden Tag feierte er seine Erste Messe im Salesianischen Institut „San Bernardino“ in Chiari. Am 28. Juli 1935 feierte er eine Messe in Salvaro.
            An der Fakultät für Klassische Philologie der damaligen Königlichen Universität Mailand immatrikuliert, war er bei den Studenten immer sehr beliebt, sowohl als Lehrer als auch als geistlicher Vater und Führer: Sein Charakter, ernsthaft ohne Starrheit, verschaffte ihm Wertschätzung und Vertrauen. Don Elia war auch ein hervorragender Musiker und Humanist, der die „schönen Dinge“ schätzte und zu schätzen wusste. Für viele Studenten war es selbstverständlich, dass sie Don Elia in ihren Aufsätzen neben der Ausführung der Aufgabe auch ihr Herz öffneten und ihm so die Möglichkeit gaben, sie zu begleiten und zu lenken. Von Don Elia, dem „Salesianer“, wird man sagen, dass er wie die Glucke mit den Küken um sie herum war („Man konnte in ihren Gesichtern das ganze Glück lesen, ihm zuzuhören: sie sahen aus wie ein Gelege von Küken um die Glucke herum“): Alle waren ihm nahe! Dieses Bild erinnert an Mt 23,37 und drückt seine Neigung aus, die Menschen um sich zu versammeln, um sie zu ermutigen und zu beschützen.
            Don Elia schloss am 17. November 1939 sein Studium der Klassischen Philologie mit einer Diplomarbeit über Tertullians De resurrectione carnis ab. Sein Betreuer war Professor Luigi Castiglioni (ein renommierter Latinist und Mitverfasser eines berühmten lateinischen Wörterbuchs, des „Castiglioni-Mariotti“): Zu den Worten „resurget igitur caro“ bemerkte Elia, dass es sich um einen Siegesgesang nach einer langen und erschöpfenden Schlacht handelt.

Eine Reise ohne Rückkehr
           
Als sein Bruder Amleto in die Schweiz zog, blieb die Mutter – Frau Emma Limoni – allein im Apennin zurück, daher widmete ihr Don Elia, in vollem Einvernehmen mit den Oberen, jedes Jahr seine Ferien. Wenn er nach Hause zurückkehrte, half er der Mutter, aber – als Priester – war er vor allem in der lokalen Seelsorge tätig, indem er Msgr. Mellini zur Seite stand.
            Im Einvernehmen mit den Oberen und insbesondere dem Provinzial, Don Francesco Rastello, kehrte Don Elia auch im Sommer 1944 nach Salvaro zurück: In diesem Jahr hoffte er, seine Mutter aus einem Gebiet evakuieren zu können, in dem in unmittelbarer Nähe alliierte Truppen, Widerstandskämpfer und aktive nazi-faschistische Kräfte eine besonders gefährliche Situation darstellten. Don Elia war sich der Gefahr bewusst, die er einging, als er sein Treviglio verließ, um nach Salvaro zu reisen, und ein Mitbruder, Don Giuseppe Bertolli sdb, schrieb dazu: „Als ich ihn verabschiedete, sagte ich ihm, dass eine Reise wie die seine auch ohne Rückkehr sein könnte; ich fragte ihn auch, natürlich scherzend, was er mir hinterlassen würde, wenn er nicht zurückkäme; er antwortete mir in demselben Ton, dass er mir seine Bücher hinterlassen würde…; dann habe ich ihn nie wieder gesehen“. Don Elia war sich bereits bewusst, dass er sich auf das „Auge des Sturms“ zubewegte und suchte im Salesianischen Haus (wo er problemlos hätte bleiben können) keinen Schutz: „Die letzte Erinnerung, die ich an ihn habe, stammt aus dem Sommer 1944, als sich die Gemeinschaft während des Krieges aufzulösen begann; ich höre noch meine gutmütigen, fast scherzhaften Worte an ihn,in denen ich ihn daran erinnerte, dass er sich in diesen dunklen Zeiten, die uns bevorstanden, hätte privilegiert fühlen müssen, da ein weißes Kreuz auf das Dach des Instituts gezeichnet war und niemand den Mut gehabt hätte, es zu bombardieren. Wie ein Prophet mahnte er mich jedoch zur Vorsicht, denn während der Feiertage konnte ich in den Zeitungen lesen, dass Don Elia Comini in Ausübung seiner Pflicht heldenhaft gestorben war“. „Der Eindruck der Gefahr, der er sich aussetzte, war bei allen lebendig“, so ein Mitbruder.
            Auf dem Weg nach Salvaro machte Don Comini in Modena Halt, wo er sich eine schwere Beinverletzung zuzog: Nach einer Darstellung, weil er sich zwischen ein Fahrzeug und einen Passanten stellte und so einen schwereren Unfall verhinderte; nach einer anderen, weil er einem Herrn half, einen Handwagen zu schieben. Auf jeden Fall aber, weil er dem Nächsten half. Dietrich Bonhoeffer schrieb: „Wenn ein Verrückter sein Auto auf den Bürgersteig wirft, kann ich mich als Seelsorger nicht damit begnügen, die Toten zu begraben und die Familien zu trösten. Ich muss, wenn ich an diesem Ort bin, aufspringen und den Fahrer am Steuer ergreifen“.
            Der Vorfall in Modena drückt in dieser Hinsicht eine Haltung von Don Elia aus, die in den folgenden Monaten in Salvaro noch stärker zum Vorschein kommen sollte: Er greift ein, er vermittelt, er eilt persönlich, er setzt sein eigenes Leben für seine Brüder aufs Spiel, immer im Bewusstsein des sich daraus ergebenden Risikos, und er nimmt die Konsequenzen gelassen in Kauf.

Ein Hirte an der Kriegsfront
           
Humpelnd kam er am Abend des 24. Juni 1944 in Salvaro an und stützte sich, so gut er konnte, auf einen Stock: ein ungewöhnliches Hilfsmittel für einen 34-Jährigen! Er fand das Pfarrhaus wie verwandelt vor: Msgr. Mellini beherbergte dort Dutzende von Menschen, die zu vertriebenen Familien gehörten; außerdem die 5 Schwestern Mägde des Heiligen Herzens, die für den Kindergarten verantwortlich waren, darunter Schwester Alberta Taccini. Alt, müde und erschüttert von den Kriegsgeschehnissen, fiel es Msgr. Fidenzio Mellini in diesem Sommer schwer zu entscheiden, er war fragiler und unsicherer geworden. Don Elia, der ihn seit seiner Kindheit kannte, begann, ihm bei allem zu helfen und nahm die Dinge selbst in die Hand. Seine Beinverletzung hinderte ihn zudem daran, seine Mutter evakuieren zu lassen: Don Elia blieb in Salvaro und, als er wieder gut laufen konnte, sorgten die veränderten Umstände und die wachsenden pastoralen Bedürfnisse dafür, dass er dort bleibt.
            Don Elia belebte die Seelsorge, leitete den Katechismus und kümmerte sich um die verwaisten Kinder, die sich selbst überlassen waren. Er empfing auch die Vertriebenen, ermutigte die Ängstlichen und mäßigte die Unbesonnenen. Don Elias Präsenz wurde zu einer verbindenden Kraft, zu einem guten Zeichen in diesen dramatischen Momenten, in denen die menschlichen Beziehungen von Misstrauen und Gegensätzen zerrissen waren. Er stellte den vielen Menschen seine organisatorischen Fähigkeiten und seine praktische Intelligenz zur Verfügung, die er in den Jahren des salesianischen Lebens erworben hatte. An seinen Bruder Amleto schrieb er: „Es sind gewiss dramatische Zeiten, und es werden noch schlimmere kommen. Wir hoffen alles auf die Gnade Gottes und den Schutz der Gottesmutter, den Sie für uns erflehen müssen. Ich hoffe, Sie werden bald wieder von uns hören“.
            Die Deutschen der Wehrmacht besetzten die Gegend und auf den Höhen war die Partisanenbrigade „Stella Rossa“ (Roter Stern) stationiert. Don Elia Comini blieb eine Figur, die sich nicht in irgendwelche Ansprüche oder Parteinahmen einmischte: Er war ein Priester und setzte sich für Vorsicht und Versöhnung ein. Zu den Partisanen sagte er: „Jungs, passt auf, was ihr tut, denn ihr ruiniert die Bevölkerung…“, die damit der Vergeltung ausgesetzt wurde. Sie respektierten ihn und baten im Juli und September 1944 um Messen in der Pfarrkirche von Salvaro. Don Elia akzeptierte, ließ die Partisanen herunterkommen und feierte, ohne sich zu verstecken, während er es vermied, selbst in das Partisanengebiet hinaufzugehen und es vorzog – wie er den ganzen Sommer über tat –, in Salvaro oder in den umliegenden Gebieten zu bleiben, ohne sich zu verstecken oder in den Augen der Nazi-Faschisten „zweideutige“ Haltungen einzunehmen.
            Am 27. Juli schrieb Don Elia Comini die letzten Zeilen seines Geistlichen Tagebuchs: „27. Juli: Ich befinde mich mitten im Krieg. Ich sehne mich nach meinen Mitbrüdern und meinem Zuhause in Treviglio; wenn ich könnte, würde ich morgen zurückkehren“.
            Seit dem 20. Juli teilte er eine priesterliche Bruderschaft mit Pater Martino Capelli, einem Dehonianer, geboren am 20. September 1912 in Nembro in der Provinz Bergamo und früher Dozent für Heilige Schrift in Bologna, der ebenfalls bei Msgr. Mellini zu Gast war und bei der Seelsorge half.
            Elia und Martino waren zwei Gelehrte der alten Sprachen, die nun für die praktischeren und materiellen Dinge sorgen mussten. Das Pfarrhaus von Msgr. Mellini wurde zu dem, was Msgr. Luciano Gherardi später „die Gemeinschaft der Arche“ nannte, einem Ort, der aufnimmt, um zu retten. Pater Martino war ein Ordensmann, der sich begeistert hatte, als er von den mexikanischen Märtyrern hörte, und er hätte sich gewünscht, Missionar in China zu sein. Von klein auf wurde Elia von dem seltsamen Bewusstsein des „Sterbenmüssens“ verfolgt und hatte bereits mit 17 Jahren geschrieben: „Der Gedanke, dass ich sterben muss, hält sich immer in mir! – Wer weiß?! Lasst uns wie der treue Diener sein: immer bereit für den Ruf, um von der Verwaltung „reddere rationem“ (Rechenschaft zu geben)“.
           
Am 24. Juli begann Don Elia mit dem Katechismusunterricht für die Kinder zur Vorbereitung auf ihre Erstkommunion, die für den 30. Juli angesetzt war. Am 25. wurde ein Mädchen im Taufbecken geboren (alle Räume, von der Sakristei bis zum Hühnerstall, waren überfüllt) und es wurde eine rosa Schleife aufgehängt.
            Im gesamten Monat August 1944 stationierten Soldaten der Wehrmacht am Pfarrhaus von Msgr. Mellini und im davorliegenden Raum. Unter Deutschen, Vertriebenen, Geweihten… hätte die Spannung jederzeit explodieren können: Don Elia vermittelte und verhinderte selbst Kleinigkeiten, indem er zum Beispiel als „Puffer“ zwischen dem zu lauten Radio der Deutschen und der mittlerweile zu kurzen Geduld von Msgr. Mellini fungierte. Es gab auch ein wenig Rosenkranzgebet zusammen. Don Angelo Carboni bestätigt: „Stets darauf bedacht, den Monsignore zu trösten, arbeitete D. Elia hart gegen den Widerstand einer deutschen Kompanie, die, nachdem sie sich am 1. August in Salvaro niedergelassen hatte, mehrere Räume des Pfarrhauses besetzen wollte, um den dort untergebrachten Familienangehörigen und Vertriebenen jegliche Freiheit und jeden Komfort zu nehmen. Nachdem die Deutschen im Archiv des Monsignores untergebracht worden waren, wollten sie ihn erneut stören und besetzten mit ihren Wagen einen großen Teil des Kirchplatzes. Mit noch sanfteren Umgangsformen und überzeugenden Worten erreichte D. Elia diese weitere Befreiung zum Trost des Monsignores, der durch die Unterdrückung des Kampfes zur Ruhe gezwungen war“. In diesen Wochen war der Salesianerpriester fest entschlossen, das Recht von Msgr. Mellini zu schützen, sich in seinem eigenen Haus mit einer gewissen Bequemlichkeit zu bewegen – sowie das der Vertriebenen, nicht vom Pfarrhaus entfernt zu werden –: Er erkannte jedoch einige Bedürfnisse der Männer der Wehrmacht an, was ihr Wohlwollen gegenüber Msgr. Mellini erregte, den die deutschen Soldaten den guten Hirten nennen sollten. Von den Deutschen erhielt Don Elia Lebensmittel für die Vertriebenen. Außerdem sang er, um die Kinder zu beruhigen, und erzählte Episoden aus dem Leben von Don Bosco. In einem Sommer, der von Tötungen und Racheakten geprägt war, gelang es einigen Zivilisten mit Don Elia sogar, ein wenig Musik zu hören, die offensichtlich von den deutschen Geräten verbreitet wurde, und sich mit den Soldaten durch kurze Anmerkungen zu verständigen. Don Rino Germani sdb, Vize-Postulator der Causa, erklärt: „Zwischen den beiden kriegführenden Kräften tritt das unermüdliche und vermittelnde Werk des Dieners Gottes ein. Wenn es nötig ist, tritt er dem deutschen Kommando gegenüber und schafft es mit Höflichkeit und Vorbereitung, die Wertschätzung einiger Offiziere zu gewinnen. So gelingt es ihm oft, Vergeltungsmaßnahmen, Plünderungen und Trauer zu vermeiden“.
            Nachdem das Pfarrhaus am 1. September 1944 von der ständigen Präsenz der Wehrmacht befreit worden war – „Am 1. September verließen die Deutschen das Gebiet von Salvaro, nur einige wenige blieben noch für einige Tage im Haus Fabbri“ – konnte das Leben in Salvaro aufatmen. Don Elia Comini setzte unterdessen seine apostolischen Initiativen fort, unterstützt von den anderen Priestern und den Schwestern.
            Während Pater Martino jedoch einige Einladungen annahm, anderswo zu predigen und sich in höhere Lagen begab, wo er wegen seines blonden Haars großen Ärger mit den Partisanen bekam, die ihn für einen Deutschen hielten, blieb Don Elia im Grunde sesshaft. Am 8. September schrieb er an den Leiter des Salesianerhauses in Treviglio: „Stell dir unsere Gemütsverfassung in diesen Momenten vor. Wir haben sehr dunkle und dramatische Tage durchlebt. […] Mein Gedanke ist immer bei dir und bei den lieben Mitbrüdern dort. Ich fühle eine lebhafte Sehnsucht […]“.
            Ab dem 11. hielt er den Schwestern die Exerzitien zum Thema der letzten Dinge (Novissima), der Ordensgelübde und des Lebens des Herrn Jesus vor.
            Die gesamte Bevölkerung – so eine Ordensfrau – liebte Don Elia, nicht zuletzt, weil er nicht zögerte, sich jederzeit für alle aufzopfern; er forderte die Menschen nicht nur zum Gebet auf, sondern bot ihnen ein gutes Beispiel mit seiner Frömmigkeit und dem wenig apostolischen Wirken, das, angesichts der Umstände, möglich war.
            Die Erfahrung der Exerzitien verlieh der gesamten Woche einen anderen Schwung und bezog sowohl Ordensleute als auch Laien mit ein. Am Abend versammelte Don Elia 80-90 Personen: Man versuchte, die Spannung mit etwas Freude, guten Beispielen und Nächstenliebe zu mildern. In jenen Monaten waren sowohl er als auch Pater Martino, wie auch andere Priester, allen voran Don Giovanni Fornasini, an vorderster Front in vielen Wohltaten tätig.

Das Massaker von Montesole
           
Das grausamste und größte Massaker, das die Nazi-SS während des Krieges 1939-45 in Europa verübte, fand in der Umgebung von Monte Sole statt, in den Gebieten von Marzabotto, Grizzana Morandi und Monzuno, obwohl es allgemein als „Massaker von Marzabotto“ bekannt ist.
            Zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944 wurden 770 Menschen getötet, aber insgesamt gab es vom Frühjahr 1944 bis zur Befreiung 955 Opfer der Deutschen und der Faschisten, verteilt auf 115 verschiedene Orte in einem riesigen Gebiet, das die Gemeinden Marzabotto, Grizzana und Monzuno und einige Teile der angrenzenden Gebiete umfasste. Davon waren 216 Kinder, 316 Frauen, 142 ältere Menschen, 138 als Partisanen anerkannte Opfer und fünf Priester, deren Schuld in den Augen der Deutschen darin bestand, der gesamten Bevölkerung von Monte Sole während der tragischen Monate des Krieges und der militärischen Besatzung mit Gebet und materieller Hilfe zur Seite gestanden zu haben. Zusammen mit Don Elia Comini, einem Salesianer, und Pater Martino Capelli, einem Dehonianer, wurden in jenen tragischen Tagen auch drei Priester der Erzdiözese Bologna getötet: Don Ubaldo Marchioni, Don Ferdinando Casagrande und Don Giovanni Fornasini. Das Verfahren zur Selig- und Heiligsprechung aller fünf ist im Gange. Don Giovanni, der „Engel von Marzabotto“, fiel am 13. Oktober 1944. Er war neunundzwanzig Jahre alt und sein Leichnam blieb bis 1945 unbestattet, als er schwer gefoltert aufgefunden wurde; er wurde am 26. September 2021 seliggesprochen. Don Ubaldo starb am 29. September auf dem Altar seiner Kirche in Casaglia durch ein Maschinengewehr; er war 26 Jahre alt und zwei Jahre zuvor zum Priester geweiht worden. Die deutschen Soldaten fanden ihn und die Gemeinde beim Beten des Rosenkranzes vor. Er wurde dort, am Fuße des Altars, getötet. Die anderen – mehr als 70 – auf dem nahegelegenen Friedhof. Don Ferdinando wurde am 9. Oktober zusammen mit seiner Schwester Giulia durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet; er war 26 Jahre alt.

Von der Wehrmacht zur SS
           
Am 25. September verließ die Wehrmacht das Gebiet und übergab das Kommando an die SS des 16. Bataillons der Sechzehnten Panzerdivision „Reichsführer-SS“, einer Division, die SS-Elemente „Totenkopf“ umfasste und der eine Blutspur vorausging, da sie am 12. August 1944 in Sant’Anna di Stazzema (Lucca) anwesend war; am 17. desselben Monats in San Terenzo Monti (Massa-Carrara, in Lunigiana); vom 24. bis 27. August in Vinca und Umgebung (Massa-Carrara, in Lunigiana an den Hängen der Apuanischen Alpen).
            Am 25. September richtete die SS das „Oberkommando“ in Sibano ein. Am 26. September begab sie sich nach Salvaro, wo auch Don Elia war: ein Gebiet außerhalb des unmittelbaren Einflussbereichs der Partisanen. Die Härte der Befehlshaber in ihrem Streben nach völliger Missachtung des menschlichen Lebens, ihre Angewohnheit, über das Schicksal der Zivilisten zu lügen, und ihre paramilitärische Aufstellung – die bereitwillig auf die Technik der „verbrannten Erde“ zurückgriff, ohne Rücksicht auf das Kriegsrecht oder die Legitimität der von oben gegebenen Befehle – machten sie zu einer Todesschwadron, die nichts auf ihrem Weg unversehrt ließ. Einige hatten eine Ausbildung mit explizit konzentrationslager- und eliminierungstheoretischem Hintergrund erhalten, die auf die Unterdrückung des Lebens zu ideologischen Zwecken, den Hass auf diejenigen, die sich zum jüdisch-christlichen Glauben bekannten, die Verachtung der Kleinen, Armen, Alten und Schwachen und die Verfolgung derjenigen, die sich den Abscheulichkeiten des Nationalsozialismus widersetzten, ausgerichtet war. Es gab einen regelrechten Katechismus – antichristlich und antikatholisch –, der den jungen SS-Leuten eingeimpft wurde.
            „Wenn man bedenkt, dass die nationalsozialistische Jugend im Verachten der menschlichen Persönlichkeit der Juden und anderer ’nicht auserwählten‘ Rassen, im fanatischen Kult einer angeblichen absoluten nationalen Überlegenheit, im Mythos der schöpferischen Gewalt und der ’neuen Waffen‘, die Gerechtigkeit in die Welt bringen sollten, ausgebildet wurde, versteht man, wo die Wurzeln der Abscheulichkeiten lagen, die durch die Kriegsatmosphäre und die Angst vor einer enttäuschenden Niederlage erleichtert wurden“.
            Don Elia Comini – zusammen mit Pater Capelli – eilte herbei, um zu trösten, zu beruhigen, zu ermahnen. Er beschloss, vor allem die Überlebenden der Familien, in denen die Deutschen als Vergeltung getötet hatten, im Pfarrhaus aufzunehmen. Damit bewahrte er die Überlebenden vor der Gefahr, kurz darauf den Tod zu finden, vor allem aber bewahrte er sie – zumindest soweit möglich –vor jener Spirale aus Einsamkeit, Verzweiflung und Verlust des Lebenswillens, die sogar in einen Todeswunsch hätte münden können. Es gelang ihm auch, mit den Deutschen zu reden und zumindest einmal die SS von ihrem Vorhaben abzubringen, indem er sie zum Vorbeimarsch veranlasste und später die Flüchtlinge warnen konnte, aus dem Versteck zu kommen.
            Der Vize-Postulator Don Rino Germani sdb schrieb: „Don Elia kommt. Er beruhigt sie. Er sagt ihnen, sie sollen herauskommen, denn die Deutschen sind weg. Er spricht mit den Deutschen und bringt sie dazu, weiterzugehen“.
            Auch Paolo Calanchi, ein Mann, dem das Gewissen nichts vorzuwerfen hatte und der den Fehler beging, nicht zu fliehen, wurde getötet. Wieder war es Don Elia, der herbeieilte, bevor die Flammen seinen Leichnam angriffen, um wenigstens seine sterblichen Überreste zu ehren, da er nicht rechtzeitig gekommen war, um ihm das Leben zu retten: „Paolinos Leichnam wurde von Don Elia selbst aus den Flammen gerettet, der ihn unter Einsatz seines Lebens aufhob und in einem Karren zur Kirche von Salvaro brachte“.
            Die Tochter von Paolo Calanchi sagte aus: „Mein Vater war ein guter und ehrlicher Mensch [„in Zeiten der Lebensmittelkarten und der Hungersnot gab er denjenigen Brot, die keines hatten“] und er hatte sich geweigert, zu fliehen, er war allen gegenüber ruhig. Er wurde von den Deutschen getötet, erschossen, als Vergeltungsmaßnahme; später wurde auch sein Haus in Brand gesteckt, aber der Leichnam meines Vaters wurde von Don Comini selbst aus den Flammen gerettet, der ihn unter Einsatz seines eigenen Lebens aufhob und mit einem Karren zur Kirche von Salvaro brachte, wo er in einer Kiste, die er aus Brettern gebaut hatte, auf dem Friedhof begraben wurde. Dank des Mutes von Don Comini und wahrscheinlich auch von Pater Martino konnten meine Mutter und ich am Ende des Krieges den Sarg unseres Geliebten finden und auf den Friedhof von Vergato überführen lassen, zusammen mit dem meines Bruders Gianluigi, der 40 Tage später beim Überqueren der Frontlinie starb“.
            Einmal sagte Don Elia über die Wehrmacht: „Wir müssen auch diese Deutschen lieben, die uns stören kommen“. „Er liebte alle ohne Vorliebe“. Der Dienst von Don Elia war in diesen Tagen für Salvaro und die vielen Vertriebenen von großem Wert. Zeitzeugen erklärten: „Don Elia war unser Glück, denn wir hatten einen Pfarrer, der zu alt und zu schwach war. Die ganze Bevölkerung wusste, dass Don Elia sich für uns interessierte; Don Elia half allen. Man kann sagen, dass wir ihn jeden Tag gesehen haben. Er hielt die Messe, aber dann war er oft auf dem Kirchhof und beobachtete: Die Deutschen waren unten, Richtung Rhein; die Partisanen kamen von den Bergen, Richtung Creda. Einmal, zum Beispiel, (einige Tage vor dem 26.) kamen die Partisanen. Wir kamen aus der Kirche in Salvaro und da waren Partisanen, alle bewaffnet, und Don Elia forderte sie auf, zu gehen, um Ärger zu vermeiden. Sie hörten auf ihn und gingen. Wäre er nicht da gewesen, wäre das, was dann geschah, wahrscheinlich schon viel früher passiert“; „Soweit ich weiß, war Don Elia die Seele der Situation, denn mit seiner Persönlichkeit wusste er viele Dinge in den Händen zu halten, die in diesen dramatischen Momenten von entscheidender Bedeutung waren“.
            Obwohl er ein junger Priester war, war Don Elia Comini zuverlässig. Diese Zuverlässigkeit, verbunden mit einer tiefen Rechtschaffenheit, begleitete ihn schon immer, sogar als er noch ein Kleriker war, wie aus einem Zeugnis hervorgeht: „Ich hatte ihn vier Jahre lang am Rota, von 1931 bis 1935, und obwohl er noch Kleriker war, gab er mir eine Hilfe, die ich bei keinem anderen älteren Mitbruder so leicht gefunden hätte“.

Das Triduum der Passion
           
Die Situation spitzte sich jedoch nach wenigen Tagen, am Morgen des 29. September, zu, als die SS ein schreckliches Massaker in der Gegend von „Creda“ verübte. Das Signal für den Beginn des Massakers waren eine weiße und eine rote Rakete in der Luft: Sie begannen zu schießen, die Maschinengewehre trafen die Opfer, die sich an einem Vordach verbarrikadiert und fast keinen Ausweg mehr hatten. Dann wurden Handgranaten geworfen, einige Brandbomben, und der Stall – wo einige es geschafft hatten, Schutz zu finden – fing Feuer. Wenige Männer, die einen Moment der Ablenkung der SS in dieser Hölle nutzten, stürmten in den Wald. Attilio Comastri, der verwundet war, rettete sich, weil der leblose Körper seiner Frau Ines Gandolfi ihm Schutz geboten hatte: Er sollte tagelang in einem Schockzustand umherirren, bis er es schaffte, die Front zu überqueren und sein Leben zu retten; er hatte neben seiner Frau auch die Schwester Marcellina und die zweijährige Tochter Bianca verloren. Auch Carlo Cardi konnte sich retten, doch seine Familie wurde ausgelöscht: Walter Cardi war erst 14 Tage alt, er war das jüngste Opfer des Massakers von Monte Sole. Mario Lippi, einer der Überlebenden, bezeugte: „Ich weiß selbst nicht, wie ich mich auf wundersame Weise retten konnte, denn von den 82 Menschen, die sich unter dem Vordach versammelt hatten, wurden 70 [69, nach der offiziellen Rekonstruktion] getötet. Ich erinnere mich, dass die Deutschen neben dem Maschinengewehrfeuer auch Handgranaten auf uns warfen, und ich glaube, es waren einige Granatsplitter, die mich an der rechten Seite, am Rücken und am rechten Arm leicht verwundet haben. Zusammen mit sieben anderen Personen nutzte ich die Tatsache, dass es auf [einer] Seite des Vordachs eine kleine Tür gab, die auf die Straße führte, und flüchtete in Richtung Wald. Als die Deutschen uns fliehen sahen, schossen sie von hinten auf uns und töteten einen von uns [namens] Gandolfi Emilio. Ich gebe an, dass sich unter den 82 Menschen, die sich unter dem genannten Vordach versammelt hatten, auch etwa 20 Kinder befanden, zwei davon in Windeln, auf den Armen ihrer Mütter, und etwa 20 Frauen“.
            In Creda waren es 21 Kinder unter 11 Jahren, einige davon sehr jung; 24 Frauen (darunter eine Jugendliche); fast 20 „Ältere“. Unter den am stärksten betroffenen Familien waren die Cardi (7 Personen), die Gandolfi (9 Personen), die Lolli (5 Personen), die Macchelli (6 Personen).
            Vom Pfarrhaus von Msgr. Mellini aus, nach oben schauend, konnte man irgendwann Rauch sehen, aber es war noch früh am Morgen, Creda blieb dem Blick verborgen und der Wald dämpfte die Geräusche. In der Pfarrei wurden an diesem Tag – dem 29. September, dem Erzengelfest – frühmorgens drei Messen in unmittelbarer Folge gefeiert: die von Msgr. Mellini; die von Pater Capelli, der sich dann auf den Weg machte, um in der Ortschaft „Casellina“ die Letzte Ölung zu spenden, und die von Don Comini. Und genau dann klopfte das Drama an die Tür: „Ferdinando Castori, der ebenfalls dem Massaker entkommen war, kam blutverschmiert wie ein Metzger zur Kirche von Salvaro und versteckte sich im Giebel des Glockenturms“. Gegen 8 Uhr traf ein erschütterter Mann im Pfarrhaus ein: Er sah aus „wie ein Ungeheuer wegen seines erschreckenden Aussehens“, sagte Schwester Alberta Taccini. Er bat um Hilfe für die Verwundeten. Rund siebzig Personen waren tot oder starben unter schrecklichen Qualen. Don Elia hatte in wenigen Augenblicken die Einsicht, 60/70 Männer in der Sakristei zu verstecken, indem er einen alten Schrank gegen die Tür schob, so dass die Türschwelle von unten sichtbar blieb, aber es war dennoch die einzige Hoffnung auf Rettung: „Damals hatte Don Elia, er selbst, die Idee, die Männer an der Seite der Sakristei zu verstecken und dann einen Schrank vor die Tür zu stellen (ein oder zwei Leute, die im Haus des Monsignores waren, halfen ihm). Es war die Idee von Don Elia; aber alle waren dagegen, dass Don Elia diese Aufgabe übernahm… Er wollte es. Die anderen sagten: ‚Und wenn sie uns dann aufdecken?‘“. Eine andere Schilderung: „Don Elia gelang es, etwa sechzig Männer in einem Raum neben der Sakristei zu verstecken und einen alten Schrank gegen die Tür zu schieben. In der Zwischenzeit hörte man das Knattern der Maschinengewehre und die verzweifelten Schreie der Menschen aus den benachbarten Häusern. Don Elia hatte noch die Kraft, mit dem Heiligen Messopfer zu beginnen, dem letzten seines Lebens. Er war noch nicht fertig, als ein junger Mann aus dem Ort „Creda“ erschrocken und außer Atem um Hilfe bat, weil die SS ein Haus umstellt und neunundsechzig Personen, Männer, Frauen, Kinder, verhaftet hatte“.
            „Noch in seinen heiligen Gewändern, vor dem Altar niedergeschlagen und ins Gebet vertieft, erfleht er für alle die Hilfe des Heiligsten Herzens, die Fürsprache Marias, Hilfe der Christen, des Heiligen Johannes Bosco und des Heiligen Erzengels Michael. Johannes Bosco an. Nach einer kurzen Gewissenserforschung rezitierte er dreimal den Akt der Reue und bereitete sie auf den Tod vor. Er empfiehlt den Schwestern, all diesen Menschen beizustehen, und der Oberin, ein starkes Gebet zu leiten, damit die Gläubigen darin den Trost finden, den sie brauchen“.
            In Bezug auf Don Elia und Pater Martino, der kurz darauf zurückkehrte, „stellt man einige Dimensionen eines priesterlichen Lebens fest, das bis zum letzten Moment bewusst für andere gelebt wurde: Ihr Tod war eine Fortsetzung des Lebensgeschenks der Messe, die bis zum letzten Tag gefeiert wurde. Ihre Wahl hatte ferne Wurzeln, in der Entscheidung, Gutes zu tun, auch wenn es die letzte Stunde war, bereit auch zum Märtyrertod“: „Viele Menschen kamen in die Pfarrei, um Hilfe zu suchen, und ohne das Wissen des Pfarrers versuchten Don Elia und Pater Martino, so viele Menschen wie möglich zu verstecken; nachdem sie sichergestellt hatten, dass sie irgendwie betreut wurden, eilten sie zu den Orten der Massaker, um auch den Unglücklichsten helfen zu können; selbst Msgr. Mellini bemerkte dies nicht und suchte weiterhin die beiden Priester, die ihm helfen sollten, all diese Menschen aufzunehmen“ („Wir sind uns sicher, dass keiner von ihnen Partisan oder bei den Partisanen gewesen war“).
            In diesen Momenten zeigte Don Elia eine große Klarheit, die sich sowohl in organisatorischem Geist als auch im Bewusstsein äußerte, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen: „Angesichts all dessen, und Don Elia wusste das gut, können wir also nicht nach jener Nächstenliebe suchen, die zum Versuch führt, anderen zu helfen, sondern vielmehr nach jener Art von Nächstenliebe (die die gleiche wie die Christi war), die dazu führt, bis ins Innerste an dem Leiden anderer teilzuhaben, ohne auch nur den Tod als seine letzte Manifestation zu fürchten. Dass es sich um eine klare und wohlüberlegte Entscheidung handelte, zeigt sich auch im organisatorischen Geist, den er bis wenige Minuten vor seinem Tod zeigte, indem er mit Schnelligkeit und Intelligenz versuchte, so viele Menschen wie möglich in den versteckten Räumen des Pfarrhauses zu verstecken; dann die Nachricht von Creda und, nach der brüderlichen Nächstenliebe, die heroische Nächstenliebe“.
            Eines steht fest: Wenn Don Elia sich mit all den anderen Männern versteckt hätte oder auch nur an der Seite von Msgr. Mellini geblieben wäre, hätte er nichts zu befürchten gehabt. Stattdessen nahmen Don Elia und Pater Martino die Stola, das heilige Öl und eine Monstranz mit einigen konsekrierten Hostien und „machten sich auf den Weg zum Berg, bewaffnet mit der Stola und dem Öl der Kranken“: „Als Don Elia von Monsignore zurückkam, nahm er das Ziborium mit den Hostien und das heilige Öl und wandte sich an uns: wieder dieses Gesicht! Es war so bleich, dass es wie das eines bereits Toten aussah. Und er sagte: „Betet, betet für mich, denn ich habe eine Mission zu erfüllen“. „Betet für mich, lasst mich nicht allein!“. „Wir sind Priester und wir müssen gehen und wir müssen unsere Pflicht tun“. „Lasst uns gehen und den Herrn zu unseren Brüdern bringen“.
            Oben in Creda waren viele Menschen, die unter Qualen starben: Sie mussten eilen, segnen und – wenn möglich – versuchen, bei der SS einzugreifen.
            Frau Massimina [Zappoli], die auch Zeugin der militärischen Untersuchung in Bologna war, erinnert sich: „Trotz der Gebete von uns allen feierten sie hastig die Eucharistie und, nur von der Hoffnung getrieben, etwas für die Opfer solcher Grausamkeit, zumindest mit einem geistlichen Trost, zu tun, nahmen sie das Allerheiligste Sakrament und rannten nach Creda. Ich erinnere mich, dass, während Don Elia, bereits in seinem Lauf, an mir in der Küche vorbeiging, ich mich an ihn klammerte in einem letzten Versuch, ihn abzuhalten, indem ich ihm sagte, dass wir uns selbst ausgeliefert seien; er ließ mich verstehen, dass, so ernst unsere Situation auch war, es diejenigen gab, die schlimmer dran waren als wir und dass sie zu diesen gehen mussten“.
            Er war unnachgiebig und weigerte sich, wie Msgr. Mellini später vorschlug, den Aufstieg nach Creda zu verschieben, wenn die Deutschen abgezogen waren: „Es war [deshalb] eine Passion, bevor sie blutig wurde, […] des Herzens, die Passion des Geistes. In diesen Zeiten war man von allem und jedem terrorisiert: Man hatte kein Vertrauen mehr zu niemandem: Jeder konnte ein entscheidender Feind für das eigene Leben sein. Als die beiden Priester merkten, dass jemand wirklich ihrer bedurfte, zögerten sie nicht lange, zu entscheiden, was zu tun sei […] und vor allem wandten sie sich nicht der Entscheidung zu, die für alle die unmittelbare war, nämlich einen Unterschlupf zu finden, zu versuchen, sich zu verstecken und sich aus dem Getümmel herauszuhalten. Die beiden Priester hingegen gingen bewusst hinein, wissend, dass ihr Leben zu 99 % in Gefahr war; und sie gingen, um wirklich Priester zu sein: das heißt, um zu helfen und zu trösten; um auch den Dienst der Sakramente zu leisten, also des Gebets, des Trostes, den der Glaube und die Religion bieten“.
            Eine Person sagte: „Don Elia war für uns bereits heilig. Wäre er eine normale Person gewesen […] hätte er sich nicht dazu getraut; er hätte sich auch hinter dem Schrank versteckt, wie alle anderen“.
            Mit den versteckten Männern sind es die Frauen, die versuchten, die Priester zurückzuhalten, in einem letzten Versuch, ihnen das Leben zu retten. Die Szene war gleichzeitig aufgeregt und sehr aussagekräftig: „Lidia Macchi […] und andere Frauen versuchten, sie am Aufbruch zu hindern, versuchten, sie am Habit festzuhalten, rannten ihnen nach, riefen laut, dass sie zurückkommen sollten: Getrieben von einer inneren Kraft, die der Eifer der Nächstenliebe und die missionarische Fürsorge ist, gingen sie nun entschieden in Richtung Creda, um die religiösen Trostmittel zu bringen“.
            Eine von ihnen erinnerte sich: „Ich umarmte sie, hielt sie fest an den Armen und sagte und flehte: – Geht nicht! – Geht nicht!“.
            Und Lidia Marchi fügte hinzu: „Ich zog an Pater Martinos Gewand und hielt ihn zurück […] aber beide Priester wiederholten: – Wir müssen gehen; der Herr ruft uns“.
            „Wir müssen unsere Pflicht erfüllen. Und [Don Elia und Pater Martino] gingen, wie Jesus, ihrem vorbestimmten Schicksal entgegen“.
            „Die Entscheidung, nach Creda zu gehen, wurde von den beiden Priestern aus rein pastoralem Geist getroffen; obwohl alle versuchten, sie abzuhalten, wollten sie gehen, getrieben von der Hoffnung, jemanden von denen zu retten, die dem Zorn der Soldaten ausgeliefert waren“.
            In Creda kamen sie fast sicher nie an. Gefangen genommen, so eine Zeugin, bei einem „Pfeiler“, gerade außerhalb des Blickfeldes der Pfarrei, wurden Don Elia und Pater Martino später gesehen, beladen mit Munition, an der Spitze der Festgenommenen, oder auch allein, gefesselt, mit Ketten, neben einem Baum, während es keinen Kampf gab und die SS gerade aß. Don Elia forderte eine Frau auf, zu fliehen, sich nicht aufzuhalten, um nicht getötet zu werden: „Anna, um Himmels willen, flieh, flieh“.
            „Sie waren beladen und gebückt unter dem Gewicht vieler schwerer Kisten, die ihren Körper von vorne und hinten umhüllten. Ihr Rücken machte eine Kurve, die sie fast mit der Nase zum Boden brachte“.
            „Sitzend auf dem Boden […] sehr verschwitzt und müde, mit der Munition auf dem Rücken“.
            „Festgenommen werden sie gezwungen, Munition den Berg hinauf und hinunter zu tragen, Zeugen unerhörter Gewalt“.
            „[Die SS zwingt sie] unter ihrem Geleitschutz immer wieder den Berg hinunter und hinauf zu gehen, wobei sie unter den Augen der beiden Opfer die grausamsten Gewalttätigkeiten ausüben“.
            Wo sind jetzt die Stola, das heilige Öl und vor allem das Allerheiligste Sakrament? Es gibt keine Spur mehr davon. Abseits neugieriger Augen hat sie die SS den Priestern gewaltsam entrissen, um sich dieses Schatzes zu entledigen, von dem nichts mehr zu finden war.
Gegen Abend des 29. September 1944 wurden sie zusammen mit vielen anderen Männern (die festgenommen wurden und nicht etwa aus Repressalien oder weil sie Partisanen waren, wie es in den Quellen heißt) in das Haus „der Birocciai“ in Pioppe di Salvaro gebracht. Später, aufgeteilt, hatten sie sehr unterschiedliche Schicksale: Nur wenige wurden nach einer Reihe von Verhören befreit. Die meisten, als arbeitsfähig bewertet, wurden in Zwangsarbeitslager überwiesen und konnten – später – zu ihren Familien zurückkehren. Die als arbeitsunfähig Bewerteten, aus rein altersbedingten Kriterien (vgl. Konzentrationslager) oder aus gesundheitlichen Gründen (jung, aber verwundet oder der sich als krank Ausgebende in der Hoffnung, sich zu retten) wurden in der Nacht des 1. Oktober in der „Botte“ der Canapiera in Pioppe di Salvaro erschossen, mittlerweile eine Ruine, da sie Tage zuvor von den Alliierten bombardiert worden war.
            Don Elia und Pater Martino – die verhört wurden – konnten sich bis zuletzt im Haus bewegen und Besuche empfangen. Don Elia legte für alle Fürbitte ein, und ein sehr mitgenommener junger Mann schlief auf seinen Knien ein: Bei einem Besuch erhielt Don Elia das Brevier, das ihm so teuer war und das er bis zu den letzten Momenten bei sich behalten wollte. Heute hat die sorgfältige historische Forschung durch die Dokumentenquellen, unterstützt von der neuesten laizistischen Geschichtsschreibung, gezeigt, dass kein Versuch, Don Elia zu befreien, der von Cavaliere Emilio Veggetti unternommen wurde, jemals erfolgreich war und dass Don Elia und Pater Martino nie wirklich als „Spione“ betrachtet oder zumindest behandelt wurden.

Der Holocaust
           
Schließlich wurden sie, obwohl jung (34 und 32 Jahre), in die Gruppe der Arbeitsunfähigen aufgenommen und mit ihnen hingerichtet. Sie verbrachten diese letzten Momente im Gebet, ließen andere beten, hatten sich gegenseitig die Absolution erteilt und gaben jeden möglichen Trost des Glaubens. Don Elia gelang es, die makabre Prozession der Verurteilten bis zu einem Podium vor dem Becken der Canapiera, wo sie erschossen werden sollten, in einen gemeinsamen Akt des Vertrauens zu verwandeln, indem er so lange er konnte das Brevier offen in der Hand hielt (später, so heißt es, schlug ein Deutscher gewaltsam auf seine Hände und das Brevier fiel ins Becken) und vor allem die Litaneien anstimmte. Als das Feuer eröffnet wurde, rettete Don Elia Comini einen Mann, indem er ihn mit seinem Körper schützte und „Barmherzigkeit“ rief. Pater Martino rief hingegen „Vergebung“, während er sich mühsam im Becken erhob, zwischen den toten oder sterbenden Gefährten, und das Kreuzzeichen wenige Augenblicke bevor er selbst starb, aufgrund einer riesigen Wunde, machte. Die SS wollte sicherstellen, dass niemand überlebte, indem sie einige Handgranaten warf. In den folgenden Tagen, angesichts der Unmöglichkeit, die Leichen, die im Wasser und Schlamm versunken waren, aufgrund von starken Regenfällen zu bergen (die Frauen versuchten es, aber selbst Don Fornasini konnte es nicht schaffen), öffnete ein Mann die Gitter und die reißende Strömung des Flusses Reno nahm alles mit. Nichts wurde jemals mehr von ihnen gefunden: consummatum est!
            Es hatte sich ihr Wesen herauskristallisiert, „auch zum Märtyrertod bereit zu sein, auch wenn es den Augen der Menschen töricht erscheint, seine eigene Rettung zu verweigern, um einem bereits dem Tod Geweihten einen armseligen Trost zu geben“. Msgr. Benito Cocchi sagte im September 1977 in Salvaro: „Nun denn, hier vor dem Herrn sagen wir, dass unsere Vorliebe diesen Gesten, diesen Menschen gilt, denen, die persönlich bezahlen: denen, die zu einer Zeit, als nur Waffen, Stärke und Gewalt zählten, als ein Haus, das Leben eines Kindes, eine ganze Familie nichts wert waren, in der Lage waren, Gesten zu vollbringen, die in den Kriegsbilanzen keine Stimme haben, aber wahre Schätze der Menschlichkeit, des Widerstands und der Alternative zur Gewalt sind; denen, die auf diese Weise die Wurzeln für eine menschlichere Gesellschaft und ein menschlicheres Zusammenleben legten“.
            In diesem Sinne „stellt das Märtyrertum der Priester die Frucht ihrer bewussten Entscheidung dar, das Schicksal der Herde bis zum äußersten Opfer zu teilen, wenn die lang verfolgten Bemühungen um eine Vermittlung zwischen der Bevölkerung und den Besatzern keine Aussicht auf Erfolg mehr haben“.
            Don Elia Comini war sich über sein eigenes Schicksal im Klaren und sagte – bereits in den ersten Phasen der Inhaftierung –: „Um Gutes zu tun, müssen wir so viel Schmerz ertragen“; „Es war Don Elia, der, auf den Himmel zeigend, mit wässrigen Augen grüßte“. „Elia schaute hinaus und sagte zu mir: „Gehen Sie nach Bologna, zum Kardinal, und sagen Sie ihm, wo wir uns befinden“. Ich antwortete: „Wie soll ich nach Bologna gehen?“. […] Inzwischen drängten mich die Soldaten mit dem Gewehrlauf. D. Elia verabschiedete sich von mir und sagte: „Wir werden uns im Paradies wiedersehen!“. Ich rief: „Nein, nein, sagen Sie das nicht“. Er antwortete, traurig und resigniert: „Wir werden uns im Paradies wiedersehen“.
            Mit Don Bosco…: „[Ich] erwarte euch alle im Paradies“!
            Es war der Abend des 1. Oktober, des Beginns des Monats, der dem Rosenkranz und den Missionen gewidmet ist.
            In den Jahren seiner frühen Jugend hatte Elia Comini zu Gott gesagt: „Herr, bereite mich darauf vor, der am wenigsten Unwürdige zu sein, um ein akzeptables Opfer zu sein“ („Tagebuch“ 1929); „Herr, […] nimm mich auch als Sühneopfer an“ (1929); „ich möchte ein Holocaust-Opfer sein“ (1931). „[Jesus] habe ich um den Tod gebeten, eher als dass ich meiner priesterlichen Berufung und der heroischen Liebe zu den Seelen untreu werde“ (1935).




Die „Römischen Stationen“. Eine jahrtausendealte Tradition

Die „Römischen Stationen“ sind eine alte liturgische Tradition, die während der Fastenzeit und der ersten Woche der Osterzeit jeden Tag mit einer bestimmten Kirche in Rom im Rahmen eines Pilgerweges verbindet. Der Begriff „statio“ (vom Lateinischen stare, stehen bleiben) verweist auf die Idee eines gemeinschaftlichen Haltens für das Gebet und die Feier. In vergangenen Jahrhunderten zogen der Papst und die Gläubigen in Prozession von der sogenannten „Collecta“-Kirche zur Station des Tages, wo die Eucharistie gefeiert wurde. Dieses Ritual, das Wurzeln in den ersten Jahrhunderten des Christentums hat, bewahrt auch heute noch seine Vitalität, wenn die Angabe der Stationskirche weiterhin in den liturgischen Büchern zu finden ist. Es ist eine wahre Pilgerreise zwischen den Basiliken und Heiligtümern der Ewigen Stadt, die in diesem Jubiläumsjahr nicht nur als Weg der Bekehrung, sondern auch als Glaubenszeugnis begangen werden kann.

Ursprung und Verbreitung
Die Ursprünge der Römischen Stationen reichen mindestens bis ins 3. Jahrhundert zurück, als die christliche Gemeinschaft noch Verfolgungen ausgesetzt war. Die ersten Zeugnisse beziehen sich auf Papst Fabian (236-250), der die Kultstätten in den Katakomben oder den Gräbern der Märtyrer aufsuchte, den Bedürftigen das zu verteilende Almosen der Gläubigen gab und die Eucharistie feierte. Diese Gewohnheit verstärkte sich im 4. Jahrhundert, als Konstantin die Religionsfreiheit festschrieb: Es entstanden große Basiliken, und die Gläubigen begannen, sich an bestimmten Tagen zu versammeln, um die Messe an Orten zu feiern, die mit dem Gedächtnis der Heiligen verbunden waren. Im Laufe der Zeit nahm der Weg eine organischere Form an und schuf einen echten Kalender von Stationen, die die verschiedenen Stadtteile Roms berührten. Die gemeinschaftliche Dimension – mit der Anwesenheit des Bischofs, des Klerus und des Volkes – wurde so zu einem sichtbaren Zeichen der Gemeinschaft und des Glaubenszeugnisses.

Es war Papst Gregor der Große (590-604), der der Nutzung der Stationen Struktur und Regelmäßigkeit verlieh, insbesondere in der Fastenzeit. Er stellte einen Kalender auf, der Tag für Tag einer bestimmten Kirche die Hauptfeier zuwies. Seine Reform entstand nicht aus dem Nichts, sondern organisierte eine bereits bestehende Praxis: Gregor wollte, dass die Prozession von einer kleineren Kirche (Collecta) aus begann und an einem feierlicheren Ort (Statio) endete, wo das Volk, vereint mit dem Papst, die Bußriten und die Eucharistie feierte. Es war eine Möglichkeit, sich auf das Osterfest vorzubereiten: Der Weg selbst, der auf die irdische Pilgerreise zur Ewigkeit hinwies, die Kirchen, die mit ihrer sakralen Architektur und Kunstwerken in einer Zeit, in der nicht alle lesen oder Zugang zu Büchern hatten, eine pädagogische Funktion erfüllten, die in diesen Kirchen aufbewahrten Reliquien der Märtyrer bezeugten den Glauben, der bis zur Hingabe des Lebens gelebt wurde, und ihre Fürsprache brachte denen, die sie erbaten, Gnaden. Die Feier des Messopfers heiligte die teilnehmenden Gläubigen.

Im Laufe des Mittelalters verbreitete sich die Praxis der Römischen Stationen immer mehr und wurde nicht nur zu einem kirchlichen Ereignis, sondern auch zu einem bedeutenden sozialen Phänomen. Die Gläubigen, die aus verschiedenen Regionen Italiens und Europas kamen, schlossen sich den Römern an, um an diesen liturgischen Versammlungen teilzunehmen.

Aufbau der Stationsfeier
Das charakteristische Element dieser Feiern war die Prozession. Am Morgen versammelten sich die Gläubigen in der Collecta-Kirche, wo sie nach einem kurzen Gebetsmoment in einem Zug zur Stationskirche aufbrachen und dabei Litaneien und Bußlieder sangen. Bei ihrer Ankunft leitete der Papst oder der beauftragte Prälat die Messe mit den Lesungen und Gebeten des Tages. Der Gebrauch der Litaneien hatte eine starke spirituelle und pädagogische Bedeutung: Während man physisch durch die Straßen ging, betete man für die Bedürfnisse der Kirche und der Welt und rief die Heiligen Roms und der gesamten Christenheit an. Die Feier gipfelte in der Eucharistie, wodurch diese „Einkehr“ einen sakramentalen Wert und einen Wert der kirchlichen Gemeinschaft erhielt.

Die Fastenzeit wurde zur bevorzugten Zeit für die Stationen, beginnend mit dem Aschermittwoch bis zum Karsamstag oder, je nach einigen Bräuchen, bis zum zweiten Sonntag nach Ostern. Jeder Tag war durch eine bestimmte Kirche gekennzeichnet, die oft aufgrund der Anwesenheit wichtiger Reliquien oder ihrer besonderen Geschichte ausgewählt wurde. Bemerkenswerte Beispiele sind Santa Sabina auf dem Aventin-Hügel, wo normalerweise das Ritual des Aschermittwochs beginnt, und Santa Croce in Gerusalemme, die mit dem Kult der Reliquien des Kreuzes Christi verbunden ist, ein traditionelles Ziel am Karfreitag. An den Fastenstationen teilzunehmen bedeutet, in eine tägliche Pilgerreise einzutreten, die die Gläubigen auf einem Weg der Buße und Bekehrung vereint, unterstützt von der Hingabe an die Märtyrer und Heiligen. Jede Kirche erzählt eine Seite der Geschichte und bietet Bilder, Mosaiken und Architekturen, die die evangelische Botschaft in visueller Form kommunizieren.

Eines der bedeutendsten Merkmale dieser Tradition ist die Verbindung zu den Märtyrern der Kirche Roms. In der Zeit der Verfolgungen fanden viele Christen aufgrund ihres Glaubens den Tod; in konstantinischer und nachfolgender Zeit wurden über ihren Gräbern Basiliken oder Kapellen errichtet. Eine Statio an diesen Orten zu feiern bedeutete, das Zeugnis derjenigen in Erinnerung zu rufen, die ihr Leben für Christus gegeben hatten, und die Überzeugung zu stärken, dass die Kirche auch auf dem Blut der Märtyrer erbaut ist. Jeder liturgische Besuch wurde so zu einem Akt der Gemeinschaft zwischen den Gläubigen von gestern und heute, vereint im Sakrament der Eucharistie. Diese „Pilgerreise in der Erinnerung“ verband den Fastenweg mit einer Glaubensgeschichte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

Vom Niedergang zur Wiederentdeckung
Im Mittelalter und in den folgenden Jahrhunderten erlebte die Praxis der Stationen wechselhafte Schicksale. Manchmal wurde sie aufgrund von Epidemien, Invasionen oder instabilen politischen Situationen reduziert oder ausgesetzt. Die liturgischen Bücher jedoch wiesen weiterhin auf die Stationskirchen für jeden Tag hin – ein Zeichen dafür, dass die Kirche zumindest die symbolische Erinnerung daran bewahrte. Mit der tridentinischen Liturgiereform (16. Jahrhundert) wurde die zentrale Rolle des Papstes in solchen Feiern weniger häufig, aber die Erwähnung der Stationskirche blieb in den offiziellen Texten erhalten. Mit dem erneuten Interesse an der Geschichte und der christlichen Archäologie wurde die Stationstradition wiederentdeckt und als Weg der spirituellen Bildung neu angeboten.
In der modernen Zeit, insbesondere seit Leo XIII. (1878-1903) und später mit den Päpsten des 20. Jahrhunderts, gab es ein wachsendes Interesse an der Wiederentdeckung dieser Tradition. Verschiedene Ordensgemeinschaften und Laienverbände begannen, die Wiederentdeckung des „Pilgerwegs der Stationen“ zu fördern, indem sie gemeinschaftliche Momente des Gebets und der  Katechese in den ausgewählten Kirchen organisierten.

Heute, in einer Zeit, die von Hektik und Geschwindigkeit geprägt ist, schlägt die Statio vor, die Dimension der „Einkehr“ neu zu entdecken: innehalten, um zu beten, zu betrachten, zuzuhören, still zu sein und dem Herrn zu begegnen. Die Fastenzeit ist definitionsgemäß eine Zeit der Bekehrung, des intensiveren Gebets und der Nächstenliebe: Einen Weg durch die Kirchen Roms zu gehen, auch nur an einigen bedeutenden Tagen, kann dem Gläubigen helfen, den Sinn einer Buße neu zu entdecken, die nicht als Verzicht als Selbstzweck, sondern als Öffnung zum Geheimnis Christi verstanden wird.

Auch heute finden wir im Römischen Kalender für jeden Tag die angegebene Stationskirche: Dies erinnert an die Einheit des Volkes Gottes, versammelt um den Nachfolger Petri, und an das Gedächtnis der Heiligen, die ihr Leben für das Evangelium gegeben haben. Jeder, der an diesen Liturgien teilnimmt – auch nur gelegentlich – entdeckt eine Stadt, die nicht nur ein Freiluftmuseum ist, sondern ein Ort, an dem der Glauben auf originelle und dauerhafte Weise seinen Ausdruck gefunden hat.

Wer den tiefen Sinn der Fastenzeit und des Osterfestes wiederentdecken möchte, kann sich also vom Stationsweg leiten lassen und seine Stimme mit der der Christen von gestern und heute im großen Chor vereinen, der zum österlichen Licht führt.

Im Folgenden legen wir den Weg der Römischen Stationen dar, ergänzt durch die Liste der Kirchen und deren geografische Lage. Es ist wichtig zu beachten, dass die Reihenfolge der Liste jedes Jahr unverändert bleibt; nur das Datum des Beginns der Fastenzeit und folglich die nachfolgenden Daten variieren. Wir wünschen allen, die diesen Weg im Jubiläumsjahr auch nur teilweise beschreiten möchten, eine fruchtbare Pilgerreise.


     

Römische
Station

Aufbewahrte
Märtyrer und Heilige bzw. Reliquien

1

03.05

Mi

S.
Sabina all’Aventino

Heilige Sabina und Heilige Serapia, Märtyrerin († ca. 125 n. Chr.);
Heilige Alexander, Juventius und Theodul, Märtyrer

2

03.06

Do

S.
Giorgio al Velabro

Heiliger Georg,
Märtyrer (aus Kappadokien, † 303)

3

03.07

Fr

SS.
Giovanni e Paolo al Celio

Heilige Johannes
und Paulus
,
Märtyrer im 4. Jahrhundert; Heiliger Paul
vom Kreuz
(† 1775), Gründer der Kongregation vom Leiden Jesu
Christi (Passionisten)

4

03.08

Sa

S.
Agostino in Campo Marzio

Heilige Monika († 387), Mutter des Heiligen Augustinus;
Reliquien des Heiligen Augustinus

5

03.09

So

S.
Giovanni in Laterano (Lateranbasilika)

Köpfe
der Heiligen Petrus und Paulus:
Diese Reliquien werden in silbernen Büsten aufbewahrt, die
über dem Papstaltar stehen und durch ein vergoldetes Gitter
sichtbar sind; die Heilige
Treppe
(in der angrenzenden Kapelle des Sancta Sanctorum); Tisch des
Letzten Abendmahls – der Tisch, an dem der Überlieferung
nach das Letzte Abendmahl gefeiert wurde (eine bedeutende
Reliquie, die sich am Altar des Allerheiligsten Sakraments
befindet)

6

03.10

Mo

S.
Pietro in Vincoli al Colle Oppio

Ketten
des Heiligen Petrus; Reliquien, die den Sieben Makkabäerbrüdern
zugeschrieben werden, Gestalten des Alten Testaments, die als
Märtyrer verehrt werden

7

03.11

Di

S.
Anastasia al Palatino

Heilige Anastasia
von Sirmium
,
Märtyrerin im 4. Jahrhundert; Reliquien des Heiligen Mantels
des Heiligen Josef; Teil des Schleiers der Jungfrau Maria

8

03.12

Mi

S.
Maria Maggiore

Heiliges
Holz der Wiege (Krippe des Jesuskindes); Panniculum (ein kleines Stück Stoff, Teil der Windeln, in denen der
neugeborene Jesus gewickelt wurde); Heiliger Matthäus,
Apostel; Heiliger Hieronymus;
Heiliger Pius
V
.

9

03.13

Do

S.
Lorenzo in Panisperna

Ort
des Martyriums des Heiligen Laurentius († 258 n. Chr.); Heiliger Laurentius, Märtyrer;
Heilige Crispina, Märtyrerin; Heilige Birgitta
von Schweden

10

03.14

Fr

SS.
XII Apostoli al Foro Traiano

Heiliger Philippus,
Apostel; Heiliger Jakobus
der Jüngere
,
Apostel; Heilige Chrysanthus
und Daria
,
Märtyrer

11

03.15

Sa

Basilika
St. Peter

Heiliger Petrus († 67); Heiliger Linus († 76); Heiliger Cletus († 92); Heiliger Evaristus († 105); Heiliger Alexander
I
.
(† 115); Heiliger Sixtus
I
.
(† 126-128); Heiliger Telesphorus († 136); Heiliger Hyginus († 140); Heiliger Pius
I
.
(† 155); Heiliger Anicetus († 166); Heiliger Eleutherius († 189); Heiliger Viktor
I
.
(† 199); Heiliger Johannes
Chrysostomos
(† 407, Teile in der Chorkapelle); Heiliger Leo
I., der Große
(† 461); Heiliger Simplicius († 483); Heiliger Gelasius
I
.
(† 496); Heiliger Symmachus († 514); Heiliger Hormisdas († 523); Heiliger Johannes
I
.
(† 526); Heiliger Felix
III
.
(† 530); Heiliger Agapitus
I
.
(† 536); Heiliger Gregor
I.
,
der Große († 604); Heiliger Bonifatius
IV.
(† 615); Heiliger Eugenius
I.
(† 657); Heiliger Vitalian († 672); Heiliger Agatho († 681); Heiliger Leo
II.
(† 683); Heiliger Benedikt
II.
(† 685); Heiliger Sergius
I.
(† 701); Heiliger Gregor
II.
(† 731); Heiliger Gregor
III.
(† 741); Heiliger Zacharias († 752); Heiliger Paul
I.
(† 767); Heiliger Leo
III.
(† 816); Heiliger Paschalis
I.
(† 824); Heiliger Leo
IV.
(† 855); Heiliger Nikolaus
I.
(† 867); Heiliger Leo
IX.
(† 1054); Seliger Urban
II.
(† 1099); Seliger Innozenz
XI.
(† 1689); Heiliger Pius
X.
(† 1914); Heiliger Johannes
XXIII.
(† 1963); Heiliger Paul
VI.
(† 1978); Seliger Johannes
Paul I.
(† 1978); Heiliger Johannes
Paul II.
(† 2005); Kreuzstück des Heiligen Andreas; Lanze des
Heiligen Longinus; Stück des Kreuzes Christi

12

03.16

So

S.
Maria in Domnica alla Navicella

Heiliger Laurentius,
Märtyrer; Heilige Ciriaca

13

03.17

Mo

S.
Clemente in Laterano

Heiliger Clemens
I.
,
Papst und Märtyrer (1. Jahrhundert); Heiliger Ignatius
von Antiochien
,
Bischof und Märtyrer († ca. 110 n. Chr.); Heiliger
Kyrill († 869), Apostel der Slawen

14

03.18

Di

S.
Balbina all’Aventino

Heilige Balbina,
Jungfrau und römische Märtyrerin, die bereits in
frühchristlicher Zeit verehrt wurde; Heiliger Felicissimus
und Heiliger Quirinus (sein Vater), die mit dem Martyrium der
Heiligen Balbina in Verbindung gebracht werden

15

03.19

Mi

S.
Cecilia in Trastevere

Heilige Cäcilia (†320); Heiliger Valerian, Ehemann der Cäcilia, zum
Christentum konvertiert und gemartert; Heiliger Tiburtius, Bruder
des Valerian und Märtyrergefährte; Heiliger Maximus, der
Soldat oder Beamte, der für die Hinrichtung von Valerian und
Tiburtius verantwortlich war, der später konvertierte und
seinerseits gemartert wurde; Papst Urban
I.
(†ca. 230), der Cäcilia und ihren Ehemann Valerian
getauft haben soll

16

03.20

Do

S.
Maria in Trastevere

Heiliger Julius
I.
,
Papst (337-352); Heiliger Calixtus
I.
,
Papst und Märtyrer; Heilige Florentius, Corona, Sabinus und
Alexander, Märtyrer

17

03.21

Fr

S.
Vitale in Fovea

Heilige Vitalis, Valeria, Gervasius
und Protasius

18

03.22

Sa

SS.
Pietro e Marcellino al Laterano

Heilige Marcellinus
und Petrus
,
Märtyrer; Heilige Marzia, Märtyrerin, verbunden mit den
Heiligen Marcellinus und Petrus

19

03.23

So

Sankt
Laurentius vor den Mauern

Heiliger Laurentius († 258); Heiliger Stephanus,
Erzmärtyrer (1. Jahrhundert); Heiliger Hippolyt (3. Jahrhundert); Seliger Pius
IX.
(† 1878); Heiliger Justinus und mehrere Päpste wie Heiliger Zosimos und Heiliger Sixtus
III.

20

03.24

Mo

S.
Marco al Campidoglio

Heiliger Markus,
Evangelist und Märtyrer; Heiliger Markus,
Papst; Heilige Abdon
und Sennen
,
persische Märtyrer im 3. Jahrhundert

21

03.25

Di

S.
Pudenziana al Viminale

Heilige Pudentiana,
Märtyrerin; Heilige Praxedis,
ihre Schwester

22

03.26

Mi

S.
Sisto (SS. Nereo e Achilleo)

Heiliger Sixtus
I.
,
Papst; Heilige Nereus
und Achilleus
;
Heilige Flavia
Domitilla

23

03.27

Do

SS.
Cosma e Damiano in Via sacra

Heilige Cosmas
und Damian
,
Ärzte und Märtyrer; Anthimos und Leontius, Brüder
und Märtyrer

24

03.28

Fr

S.
Lorenzo in Lucina

Der
Gitterrost des Heiligen Laurentius, auf dem der Heilige lebendig
verbrannt worden sein soll; Gefäß, das verbranntes
Fleisch des Heiligen Laurentius enthält

25

03.29

Sa

S.
Susanna alle Terme di Diocleziano

Heilige Susanna,
Jungfrau und Märtyrerin

26

03.30

So

Basilika
des Heiligen Kreuzes in Jerusalem

Fragmente
des Wahren Kreuzes, Teil des Titulus Crucis (die Inschrift
„I.N.R.I.“); Nägel der Kreuzigung und einige
Dornen der Krone; ein Fragment des Kreuzes des Guten Schächers,
des Heiligen Dismas;
die Phalanx des Heiligen Apostels Thomas

27

04.31

Mo

Basilika
der Vier Gekrönten auf dem Hügel Celio

Heiliger
Castor, Heiliger Symphorianus, Heiliger Claudius und Heiliger
Nicostratus
,
Märtyrer

28

04.01

Di

S.
Lorenzo in Damaso

Heiliger Laurentius,
Märtyrer; Heiliger Damasus,
Papst und Märtyrer; Jovita und Faustinus, Märtyrer

29

04.02

Mi

St.
Paulus vor den Mauern

Heiliger Paulus,
Apostel; Kette des Heiligen Paulus; Stab des Heiligen Paulus

30

04.03

Do

SS.
Silvestro e Martino ai Monti

Heilige
Artemius, Paulina und Sisinnius, Märtyrer

31

04.04

Fr

S.
Eusebio all’Esquilino

Heiliger Eusebius,
römischer Priester, 4. Jahrhundert, Märtyrer; Heilige
Orosius und Paulinus, Priester und Märtyrer

32

04.05

Sa

S.
Nicola in Carcere

Heiliger Nikolaus
von Bari
;
Heilige Marcellinus und Faustinus, Märtyrer

33

04.06

So

Basilika
St. Peter

 

34

04.07

Mo

S.
Crisogono in Trastevere

Heiliger Crisogonus,
Märtyrer, 4. Jahrhundert; Heilige Anastasia und Heiliger
Rufus, Märtyrer; Selige Anna
Maria Taigi
(1769-1837), Trinitarierin, lebte in Rom, berühmt für
ihre tiefe Spiritualität, ihre Werke der Nächstenliebe
und den Ruf mystischer Gaben

35

04.08

Di

S.
Maria in via Lata

Heiliger Agapitus,
Märtyrer; Heilige Hippolyt und Darius, Märtyrer;
Fragment des Wahren Kreuzes

36

04.09

Mi

S.
Marcello al Corso

Heiliger Marcellus
I.
,
Papst (308-309); Heilige Digna und Heilige Emerita, Märtyrerinnen

37

04.10

Do

S.
Apollinare in Campo Marzio

Heiliger Apollinaris;
Heilige Eustratius, Bardarius, Eugen, Orest und Eusentius,
Märtyrer

38

04.11

Fr

S.
Stefano al Celio

Heiliger Stephanus,
der erste christliche Märtyrer;
Heiliger Primus und Heiliger Felicianus
,
Märtyrer; Fragmente des Wahren Kreuzes

39

04.12

Sa

S.
Giovanni a Porta Latina

Knochenfragmente
bzw. kleine Reliquienschreine mit Körperteilen oder
persönlichen Gegenständen, die dem Heiligen Johannes
dem Evangelisten
zugeschrieben werden; Heiliger
Gordianus und Heiliger Epimachus
,
Märtyrer

40

04.13

So

S.
Giovanni in Laterano (Lateranbasilika)

 

41

04.14

Mo

S.
Prassede all’Esquilino

Heilige Praxedis,
Märtyrerin im 2. Jahrhundert; Heilige Pudentiana, Märtyrerin;
Heilige Victoria,
Märtyrerin; Geißelsäule

42

04.15

Di

S.
Prisca all’Aventino

Heilige Prisca,
eine der ersten christlichen Märtyrerinnen; Heilige
Aquila und Heilige Priscilla
;
Fragmente des Wahren Kreuzes

43

04.16

Mi

S.
Maria Maggiore

 

44

04.17

Do

S.
Giovanni in Laterano (Lateranbasilika)

 

45

04.18

Fr

Basilika
des Heiligen Kreuzes in Jerusalem

 

46

04.19

Sa

S.
Giovanni in Laterano (Lateranbasilika)

 

47

04.20

So

S.
Maria Maggiore

 

48

04.21

Mo

Basilika
St. Peter

 

49

04.22

Di

St.
Paulus vor den Mauern

 

50

04.23

Mi

St.
Laurentius vor den Mauern

Heiliger Laurentius,
Märtyrer († 258); Heiliger Stephanus,
Erzmärtyrer; Heiliger Sebastian,
Märtyrer; Heiliger Franz
von Assisi
;
Fragmente des Wahren Kreuzes; Heiliger Zosimos;
Heiliger Sixtus
III
,
Heiliger Hilarius,
Heiliger Damasus
II.
;
Seliger Pius
IX.
,
Papst

51

04.24

Do

SS.
XII Apostoli

Heilige Apostel
Philippus
und Jakobus
der Jüngere

52

04.25

Fr

S.
Maria ad Martyres (Pantheon)

Heiliger Longinus,
ein römischer Soldat, der bei der Kreuzigung Jesus Christus
in die Seite stach; Heilige Bibiana,
Märtyrerin im 3. Jahrhundert; Heilige Lucia,
Märtyrerin; Heiliger Rasius und Heiliger Anastasius,
Märtyrer; bei der Weihe der Kirche im Jahr 609 n. Chr. durch
Papst Bonifatius IV. wurden die Gebeine von gar 28 Märtyrerwagen
von den römischen Friedhöfen hierher überführt.

53

04.26

Sa

S.
Giovanni in Laterano (Lateranbasilika)

 

54

04.27

So

S.
Pancrazio

Heiliger Pankratius,
3. Jahrhundert; Fragmente des Wahren Kreuzes





Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation

Am 4. Juni 2024 wurden die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation in der Gemeinschaft „Zeffirino Namuncurà“ in der Via della Bufalotta in Rom eingeweiht und vom damaligen Generaloberen, Kardinal Ángel Fernández Artime, gesegnet.Im Zuge der Umstrukturierung des Hauptsitzes beschloss der Generalobere mit seinem Rat, die Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation in dieser neuen salesianischen Präsenz in Rom unterzubringen.

            Von Don Bosco bis heute erkennen wir eine Tradition der Heiligkeit, die Aufmerksamkeit verdient, denn sie ist die Verkörperung des Charismas, das mit ihm seinen Ursprung hat und das in einer Vielzahl von Lebensformen und -zuständen zum Ausdruck gekommen ist. Es handelt sich um Männer und Frauen, Jugendliche und Erwachsene, Geweihte und Laien, Bischöfe und Missionare, die in unterschiedlichen historischen, kulturellen und sozialen Kontexten in Zeit und Raum das salesianische Charisma in einem einzigartigen Licht erstrahlen lassen und ein Erbe darstellen, das im Leben und in der Gemeinschaft der Gläubigen und der Menschen guten Willens eine wirksame Rolle spielt. Die Postulation begleitet 64 Selig- und Heiligsprechungsprozesse, die 179 Heilige, Selige, Ehrwürdige und Diener Gottes betreffen. Es ist erwähnenswert, dass etwa die Hälfte der Salesianischen Familiengruppen (15 von 32) mindestens einen Selig- und Heiligsprechungsprozess eingeleitet haben.

            Das Projekt für die Arbeiten wurde von dem Architekten Toti Cameroni ausgearbeitet und überwacht. Nachdem der Raum für die Unterbringung der Postulationsräume, der ursprünglich aus einem langen und breiten Korridor und einem großen Saal bestand, festgelegt worden war, wurde die Verteilung der Räumlichkeiten entsprechend den Anforderungen untersucht. So wurde die endgültige Lösung entworfen und realisiert:

Die Bibliothek mit deckenhohen Bücherregalen, die in 40×40 cm große Quadrate unterteilt sind und die Wände vollständig bedecken. Der Zweck ist die Sammlung und Aufbewahrung der verschiedenen Veröffentlichungen über die Heiligen, in dem Wissen, dass das Leben und die Schriften der Heiligen seit der Antike eine häufige Lektüre unter den Gläubigen waren, die Bekehrung und den Wunsch nach einem besseren Leben weckten: Sie spiegeln den Glanz der Güte, der Wahrheit und der Liebe Christi wider. Darüber hinaus eignet sich dieser Raum auch gut für persönliche Recherchen, Empfang von Gruppen und Treffen.

            Von hier aus geht es weiter in den Empfangsbereich, der als Raum für Spiritualität und Meditation gedacht ist, wie bei den Besuchen in den Klöstern des Berges Athos, wo der Gast zunächst die Kapelle mit den Reliquien der Heiligen kennen lernt: Dort befand sich das Herz des Klosters und von dort ging die Anregung zur Heiligkeit für die Mönche aus. In diesem Raum gibt es eine Reihe von kleinen Vitrinen, die Reliquiare oder Wertgegenstände beleuchten, die mit der salesianischen Heiligkeit in Verbindung stehen. Die rechte Wand ist mit einer Holzvertäfelung mit austauschbaren Tafeln versehen, auf denen einige Heilige, Selige, Ehrwürdige und Diener Gottes der Salesianischen Familie abgebildet sind.

            Eine Tür führt in den größten Raum der Postulation: dasArchiv. In einem 640 Laufmeter großen Presswerk können zahlreiche Dokumente zu den verschiedenen Selig- und Heiligsprechungsprozessen archiviert werden. Unter den Fenstern befindet sich eine lange Kommode, in der liturgische Bilder und Gewänder aufbewahrt werden.
            Vom Empfangsbereich, in dem Gemälde und Bilder an den Wänden zu bewundern sind, führt ein kleiner Korridor zunächst in zwei helle, möblierte Büros und dann in die Reliquienkammer. Auch in diesem Raum füllen Möbel die Wände, Schränke und Schubladen beherbergen die Reliquien und liturgischen Gewänder.

Ein Abstellraum und ein kleiner Raum, der als Pausenraum genutzt wird, vervollständigen die Postulationsräume.
            Die Einweihung und Segnung dieser Räumlichkeiten erinnert uns daran, dass wir Hüter eines kostbaren Erbes sind, das es verdient, dass man es kennt und schätzt. Neben dem liturgisch-feierlichen Aspekt muss das spirituelle, pastorale, kirchliche, erzieherische, kulturelle, historische, soziale, missionarische… Potenzial der Prozesse voll zur Geltung kommen. Die anerkannte oder im Prozess der Anerkennung befindliche Heiligkeit ist einerseits bereits eine Verwirklichung der evangelischen Radikalität und der Treue zum apostolischen Projekt Don Boscos, die als spirituelle und pastorale Ressource zu betrachten ist; andererseits ist sie eine Provokation, die eigene Berufung treu zu leben, um für das Zeugnis der Liebe bis zum Äußersten verfügbar zu sein. Unsere Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Diener Gottes sind die authentische Verkörperung des salesianischen Charismas und der Konstitutionen oder Vorschriften unserer Institute und Gruppen in den unterschiedlichsten Zeiten und Situationen, indem sie jene Weltlichkeit und geistliche Oberflächlichkeit überwinden, die unsere Glaubwürdigkeit und Fruchtbarkeit an der Wurzel untergraben.
            Die Erfahrung bestätigt mehr und mehr, dass die Förderung und Pflege der Selig- und Heiligsprechungsprozesse unserer Familie, die chorische Feier von Ereignissen im Zusammenhang mit der Heiligkeit, eine Dynamik der Gnade sind, die evangelische Freude und ein Gefühl der charismatischen Zugehörigkeit weckt, die Absichten und Verpflichtungen der Treue zum empfangenen Ruf erneuert und apostolische Fruchtbarkeit sowie die Fruchtbarkeit der Berufung hervorbringt. Die Heiligen sind wahre Mystiker des Primats Gottes in der großzügigen Selbsthingabe, Propheten der evangelischen Geschwisterlichkeit, Diener ihrer Brüder und Schwestern mit Kreativität.

            Um die Selig- und Heiligsprechungsprozesse der Salesianischen Familie zu fördern und das Erbe der Heiligkeit, das von Don Bosco ausging, aus erster Hand kennen zu lernen, steht die Postulation Personen und Gruppen, die diese Orte kennen lernen und besuchen möchten, zur Verfügung und bietet auch die Möglichkeit einer kleinen Einkehr mit Rundgängen zu bestimmten Themen und der Präsentation von Dokumenten, Reliquien und bedeutenden Gegenständen. Für Informationen schreiben Sie an postulatore@sdb.org.

Fotogalerie – Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation

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Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation
Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation
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Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation
Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation
Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation
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Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation
Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation
Die neuen Räumlichkeiten der Salesianischen Generalpostulation





Der gute Hirte gibt sein Leben: Don Elia Comini zum 80. Jahrestag seines Opfers

Der Monte Sole ist ein Hügel im Bologneser Apennin, auf dessen Bergrücken bis zum Zweiten Weltkrieg mehrere kleine Dörfer bewohnt waren: Zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944 wurden die Bewohner, vor allem Kinder, Frauen und alte Menschen, Opfer eines schrecklichen Massakers durch SS-Truppen (Schutzstaffel; eine paramilitärische Organisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, die in Nazideutschland gegründet wurde). 780 Menschen starben, viele von ihnen waren Flüchtlinge in Kirchen. Fünf Priester kamen ums Leben, darunter Don Giovanni Fornasini, der 2021 von Papst Franziskus zum Seligen und Märtyrer erklärt wurde.
                Es handelt sich um eines der abscheulichsten Massaker der Nazi-SS in Europa während des Zweiten Weltkriegs, das in der Umgebung von Monte Sole, in den Gebieten von Marzabotto, Grizzana Morandi und Monzuno (Bologna) stattfand und allgemein als „Massaker von Marzabotto“ bekannt ist. Unter den Opfern befanden sich zahlreiche Priester und Ordensleute, darunter auch der Salesianer Don Elia Comini, der sein ganzes Leben lang und bis zum Schluss danach strebte, ein guter Hirte zu sein und sich vorbehaltlos und großzügig zu verausgaben, in einem Exodus aus sich selbst ohne Rückkehr. Das ist das wahre Wesen seiner pastoralen Nächstenliebe, die ihn als Vorbild für einen Hirten darstellt, der über die Herde wacht und bereit ist, sein Leben für sie zu geben, um die Schwachen und Unschuldigen zu verteidigen.

„Nimm mich als Sühneopfer an“
                Elia Comini wurde am 7. Mai 1910 in Calvenzano di Vergato (Bologna) geboren. Seine Eltern Claudio, ein Tischler, und Emma Limoni, eine Schneiderin, bereiteten ihn auf das Leben vor und erzogen ihn im Glauben. Er wurde in Calvenzano getauft. In Salvaro di Grizzana machte er seine Erstkommunion und empfing die Firmung. Von klein auf zeigte er großes Interesse am Katechismus, an den Gottesdiensten und am Gesang in heiterer und fröhlicher Freundschaft mit seinen Gefährten. Der Erzpriester von Salvaro, Monsignore Fidenzio Mellini, hatte als junger Soldat in Turin das Oratorium von Valdocco besucht und Don Bosco kennen gelernt, der ihm das Priesteramt prophezeit hatte. Monsignore Mellini schätzte Elia wegen seines Glaubens, seiner Güte und seiner einzigartigen intellektuellen Fähigkeiten hoch ein und drängte ihn, einer der Söhne Don Boscos zu werden. Aus diesem Grund wies er ihn in das kleine Salesianer-Seminar in Finale Emilia (Modena) ein, wo Elia die Mittelschule und das Gymnasium besuchte. Im Jahr 1925 trat er in das Noviziat der Salesianer in Castel De’ Britti (Bologna) ein und legte dort am 3. Oktober 1926 seine Ordensprofess ab. In den Jahren 1926-1928 besuchte er das Salesianer-Gymnasium in Valsalice (Turin), wo sich damals das Grab Don Boscos befand, als Kleriker und Student der Philosophie. An diesem Ort begann Elia einen anspruchsvollen spirituellen Weg, von dem ein Tagebuch zeugt, das er bis gut zwei Monate vor seinem tragischen Tod führte. Diese Seiten offenbaren ein Innenleben, das so tiefgreifend ist, wie es nach außen hin nicht wahrgenommen wird. Am Vorabend der Erneuerung seines Gelübdes schrieb er: „Ich freue mich mehr denn je an diesem Tag, am Vorabend des Holocausts, von dem ich hoffe, dass er Dir gefallen wird. Nimm mich als Sühneopfer an, auch wenn ich es nicht verdiene. Wenn du glaubst, gib mir eine Belohnung: Vergib mir meine Sünden aus dem vergangenen Leben; hilf mir, ein Heiliger zu werden“.
                Er absolvierte seine praktische Ausbildung als Erzieherassistent in Finale Emilia, Sondrio und Chiari. Er schloss sein Studium der Literatur an der Universität Mailand ab. Am 16. März 1935 wurde er in Brescia zum Priester geweiht. Er schrieb: „Ich habe Jesus gebeten: lieber zu sterben, als meine priesterliche Berufung zu vernachlässigen; und eine heldenhafte Liebe für die Seelen“. Von 1936 bis 1941 unterrichtete er Literatur an der Aspirantenschule „San Bernardino“ in Chiari (Brescia), wo er seine pädagogische Begabung und seine Aufmerksamkeit für junge Menschen unter Beweis stellte. In den Jahren 1941-1944 wurde er aus religiösem Gehorsam an das Salesianer-Institut in Treviglio (Bergamo) versetzt. Er verkörperte in besonderem Maße die pastorale Nächstenliebe Don Boscos und die Züge der salesianischen Herzensgüte, die er durch sein liebenswürdiges Wesen, seine Güte und sein Lächeln an die Jugend weitergab.

Triduum der Passion
                Die gewohnte Sanftheit seines Auftretens und seine heldenhafte Hingabe an den priesterlichen Dienst traten während der kurzen jährlichen Sommeraufenthalte bei seiner Mutter, die allein in Salvaro zurückgeblieben war, und in seiner Wahlpfarrei, in der der Herr später Don Elia um die vollständige Spende seiner Existenz bitten sollte, deutlich hervor. Einige Zeit zuvor hatte er in sein Tagebuch geschrieben: „Der Gedanke, dass ich sterben muss, hält sich immer in mir. Wer weiß! Machen wir es wie der treue Diener, der immer auf den Ruf vorbereitet ist, Rechenschaft über seinen Dienst abzulegen“. Wir befinden uns in der Zeit von Juni bis September 1944, als die schreckliche Situation im Gebiet zwischen dem Monte Salvaro und dem Monte Sole durch den Vormarsch der alliierten Frontlinie, die auf den Höhen angesiedelte Partisanenbrigade Stella Rossa und die von der Einkesselung bedrohten Nazis die Bevölkerung an den Rand der totalen Vernichtung brachte.
                Am 23. Juli begannen die Nazis nach der Ermordung eines ihrer Soldaten mit einer Reihe von Repressalien: Zehn Männer wurden getötet, Häuser in Brand gesetzt. Don Comini tut sein Möglichstes, um die Angehörigen der Getöteten aufzunehmen und die Gesuchten zu verstecken. Er hilft auch dem älteren Pfarrer von San Michele di Salvaro, Msgr. Fidenzio Mellini: Er gibt Katechismusunterricht, leitet Exerzitien, feiert, predigt, ermahnt, spielt, singt und bringt die Leute zum Singen, um eine Situation zu beruhigen, die auf das Schlimmste zusteuert. Zusammen mit Pater Martino Capelli, einem Dehonianer, eilt Don Elia dann immer wieder zu Hilfe, tröstet, spendet die Sakramente und beerdigt die Toten. In einigen Fällen gelingt es ihm sogar, Gruppen von Menschen zu retten, indem er sie ins Pfarrhaus führt. Sein Heldentum zeigt sich immer deutlicher Ende September 1944, als die Wehrmacht (die deutschen Streitkräfte) weitgehend der schrecklichen SS weicht.
                Das Triduum der Passion für Don Elia Comini und Pater Martino Capelli beginnt am Freitag, den 29. September. Die Nazis lösen in der Gegend von Monte Salvaro eine Panik aus und die Bevölkerung strömt auf der Suche nach Schutz in die Pfarrei. Don Comini riskiert sein Leben und versteckt etwa siebzig Männer in einem an die Sakristei angrenzenden Raum, wobei er die Tür mit einem alten Kleiderschrank abdeckt. Die Täuschung gelingt. Tatsächlich bemerken die Nazis, die die verschiedenen Räume dreimal durchsuchen, nichts. In der Zwischenzeit trifft die Nachricht ein, dass die schreckliche SS mehrere Dutzend Menschen in der Ortschaft „Creda“ massakriert hat, darunter auch Verwundete und Sterbende, die Trost brauchten. Don Elia zelebriert frühmorgens seine letzte Messe und eilt dann zusammen mit Pater Martino mit dem heiligen Öl und der Eucharistie los, in der Hoffnung, einigen der Verwundeten noch helfen zu können. Er tut dies freiwillig. In der Tat raten ihm alle davon ab: vom Pfarrer bis zu den Frauen dort. „Gehen Sie nicht, Pater. Es ist gefährlich!“. Sie versuchen, Don Elia und Pater Martino mit Gewalt zurückzuhalten, aber sie treffen diese Entscheidung im vollen Bewusstsein der Todesgefahr. Don Elia sagt: „Betet, betet für mich, denn ich habe eine Mission zu erfüllen“; „Betet für mich, lasst mich nicht im Stich!“.
                In der Nähe von Creda di Salvaro werden die beiden Priester gefangen genommen; sie werden „als Lasttiere“ eingesetzt, müssen Munition tragen und werden am Abend im Pferdestall von Pioppe di Salvaro eingesperrt. Am Samstag, den 30. September, verwenden Don Elia und Pater Martino ihre ganze Kraft darauf, die vielen mit ihnen eingesperrten Männer zu trösten. Der Präfekturbeauftragte von Vergato Emilio Veggetti, der Pater Martino nicht kannte, aber Don Elia sehr gut, versucht vergeblich, die Freilassung der Gefangenen zu erreichen. Die beiden Priester beten und trösten weiter. Am Abend beichten sie sich gegenseitig.
                Am folgenden Tag, Sonntag, dem 1. Oktober 1944, mäht das Maschinengewehr in der Abenddämmerung unerbittlich die 46 Opfer dessen nieder, was als „Massaker von Pioppe di Salvaro“ in die Geschichte eingehen sollte: Es handelt sich um die Männer, die als arbeitsunfähig eingestuft wurden; unter ihnen die beiden Priester, jung und zwei Tage zuvor zu schwerer Arbeit gezwungen. Zeugen, die sich in geringer Entfernung vom Ort des Massakers aufhielten, konnten die Stimme von Don Comini hören, der die Litaneien anführte, und dann hörten sie den Klang von Schüssen. Bevor Don Comini in den Tod stürzte, erteilte er allen die Absolution und rief: „Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!“, während Pater Capelli vom Boden des Fasses (it.: „Botte“) aufstand und große Kreuzzeichen machte, bis er mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken auf das Kreuz fiel. Keine Leiche konnte geborgen werden. Nach zwanzig Tagen wurden die Gitter geöffnet, und das Wasser des Reno schwemmte die sterblichen Überreste fort, so dass sie völlig unauffindbar waren. Im Fass starben die Menschen inmitten von Segnungen und Anrufungen, von Gebeten, Akten der Reue und der Vergebung. Hier, wie auch an anderen Orten, starben die Menschen als Christen, im Glauben, in der Hoffnung auf das ewige Leben und mit dem Herzen zu Gott gewandt.

Die Geschichte des Massakers von Montesole
                Zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944 wurden 770 Menschen ermordet, aber die Gesamtzahl der Opfer der Nazis und Faschisten vom Frühjahr 1944 bis zur Befreiung betrug 955, verteilt auf 115 verschiedene Orte in einem riesigen Gebiet, das die Gemeinden Marzabotto, Grizzana und Monzuno (und einige Teile der angrenzenden Gebiete) umfasste. Davon waren 216 Kinder, 316 Frauen, 142 ältere Menschen, 138 als Opfer anerkannte Widerstandskämpfer und fünf Priester, deren Schuld in den Augen der Nazis darin bestand, der gesamten Bevölkerung von Monte Sole während der tragischen Monate des Krieges und der militärischen Besetzung mit Gebet und materieller Hilfe nahe gestanden zu haben. Zusammen mit Don Elia Comini, einem Salesianer, und Pater Martino Capelli, einem Dehonianer, wurden in jenen tragischen Tagen auch drei Priester der Erzdiözese Bologna getötet: Don Ubaldo Marchioni, Don Ferdinando Casagrande und Don Giovanni Fornasini. Das Verfahren zur Selig- und Heiligsprechung aller fünf ist im Gange. Don Giovanni, der „Engel von Marzabotto“, fiel am 13. Oktober 1944. Er war neunundzwanzig Jahre alt und sein Leichnam blieb bis 1945 unbestattet, als man ihn schwer gefoltert fand. Er wurde am 26. September 2021 seliggesprochen. Don Ubaldo starb am 29. September auf dem Altarpodest seiner Kirche in Casaglia durch ein Maschinengewehr. Er war 26 Jahre alt und zwei Jahre zuvor zum Priester geweiht worden. Nazi-Soldaten fanden ihn und die Gemeinde beim Beten des Rosenkranzes vor. Er wurde dort, am Fuße des Altars, getötet. Die anderen – mehr als 70 – auf dem nahe gelegenen Friedhof. Don Ferdinando wurde am 9. Oktober zusammen mit seiner Schwester Giulia durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet; er war 26 Jahre alt.




Akash Bashir als Diener Gottes

            Am 25. Februar feierten wir das Fest unserer salesianischen Protomärtyrer, Bischof Luigi Versiglia und Priester Calisto Caravario. Das Märtyrertum ist seit der Zeit der ersten christlichen Gemeinschaft immer ein klares Zeichen unseres Glaubens gewesen, ähnlich wie das Opfer Jesu am Kreuz für unsere Erlösung. Derzeit befassen wir uns in unserer Salesianischen Kongregation mit dem Fall des Martyriums von Akash Bashir, einem jungen ehemaligen Salesianerschüler aus Pakistan, der im Alter von 20 Jahren sein Leben für das Heil seiner Pfarrgemeinde hingab. Die diözesane Untersuchungsphase für den Seligsprechungsprozess endete am 15. März, dem Jahrestag seines Märtyrertodes.
            Pakistan ist eines der extremistischsten muslimischen Länder der Welt. Die Islamische Republik Pakistan entstand nach dem Zweiten Weltkrieg und erlangte 1947 die Unabhängigkeit von Indien. Dank der Missionare der Dominikaner und Franziskaner gab es jedoch schon vorher Christen in dieser Region. Derzeit machen die Christen in Pakistan etwa 1,6 % der Gesamtbevölkerung aus (Katholiken und Anglikaner), das sind etwa 4 Millionen Menschen. Religiöse Minderheiten sind tagtäglich mit Diskriminierung, Ausgrenzung, mangelnder Chancengleichheit in der Arbeitswelt und im Bildungswesen konfrontiert, und es kommt immer wieder zu religiöser Diskriminierung und manchmal auch zu Verfolgung, was dafür sorgt, dass die Religionsfreiheit infrage gestellt wird.
            Trotz dieser Herausforderungen zeigen die christlichen Gemeinschaften in Pakistan Widerstandskraft und Hoffnung. Christliche Kirchen und Organisationen spielen eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung und Förderung der interreligiösen Einheit und die Salesianer haben mit ihrer Präsenz einen wichtigen Beitrag geleistet.
            Das Leben von Akash Bashir begann in einem kleinen Dorf in der Nähe von Afghanistan, in einer Familie mit fünf Kindern, von denen er das dritte war. Akash, der im Sommer am 22. Juni 1994 geboren wurde, war extremen Wetterbedingungen ausgesetzt und überlebte nur mit Mühe. Trotz der Schwierigkeiten, die das widrige Klima, die Armut der Familie und die schlechte Ernährung mit sich brachten, haben diese Herausforderungen seinen Charakter geprägt.
            Akashs Traum, in der Armee zu dienen, wurde durch schulische und finanzielle Unsicherheiten vereitelt. Die Familie Bashir beschloss, nach Osten zu ziehen, in den Punjab, in die Stadt Lahore, nahe der Grenze zu Indien, und zwar in den christlichen Bezirk Youhanabad, wo die Salesianer ein Internat, eine Grundschule und eine Fachschule betreiben. Im September 2010 trat Akash Bashir in das Technik- und Jugendzentrum der Salesianer Don Boscos ein.
            In einem schwierigen politisch-religiösen Kontext meldete sich Akash im Dezember 2014 freiwillig als Sicherheitswachmann in der Gemeinde Youhanabad. Seine Aufgabe als Sicherheitswachmann in der Pfarrei St. Johannes bestand darin, den Eingang zum Innenhof zu bewachen und die Gottesdienstbesucher am Eingangstor zu kontrollieren, da die Kirchen durch eine Mauer mit nur einer Eingangstür geschützt sind. Am 15. März 2015 hatte Akash während der Messfeier Dienst.
            An diesem Tag war der vierte Fastensonntag (Sonntag „Laetare“), an dem 1200-1500 Gläubige an der Messe teilnahmen, die von Pater Francis Gulzar, dem Pfarrer der Gemeinde, geleitet wurde. Um 11:09 Uhr wurde die anglikanische Gemeinde weniger als 500 Meter von der katholischen Kirche entfernt von einem ersten Terroranschlag getroffen. Eine Minute später, um 11:10 Uhr, erfolgte eine zweite Detonation direkt am Eingang zum Innenhof der christlichen Gemeinde, wo Akash Bashir als freiwilliger Sicherheitswachmann im Dienst war.
            Seine Eminenz, Kardinal Ángel Fernández, der Generalobere der Salesianer, beschreibt Akashs Märtyrertod in der Einleitung zu seiner Biografie mit diesen Worten:
„Am 15. März 2015, während in der Pfarrei St. Johannes die Heilige Messe gefeiert wurde, bewachte die Gruppe von Sicherheitskräften, die aus jungen Freiwilligen bestand und zu der auch Akash Bashir gehörte, treu den Eingang. An diesem Tag geschah etwas Ungewöhnliches. Akash bemerkte, dass eine Person mit Sprengstoff unter ihrer Kleidung versuchte, die Kirche zu betreten. Er hielt sie zurück, sprach mit ihr und hielt sie davon ab, weiterzugehen, aber als er merkte, dass er sie nicht aufhalten konnte, umarmte er sie fest und sagte: „Ich werde sterben, aber ich werde dich nicht in die Kirche lassen“. So starben der junge Mann und der Selbstmordattentäter gemeinsam. Unser junger Mann opferte sein Leben, um das von Hunderten von Menschen zu retten, Jungen, Mädchen, Müttern, Teenagern und erwachsenen Männern, die zu diesem Zeitpunkt in der Kirche beteten. Akash war 20 Jahre alt“.
            Nach der Explosion lagen vier Menschen sterbend am Boden: der Mann mit dem Sprengstoff, ein Hülsenfruchthändler, ein sechsjähriges Mädchen und unser Akash Bashir. Sein Opfer hat verhindert, dass die Zahl der Todesopfer noch viel höher war. Das Evangelium, das an diesem Tag verkündet wurde, erinnerte an die Worte Jesu an Nikodemus: „Denn jeder, der Böses tut, hasset das Licht, und kommt nicht an das Licht, damit seine Werke nicht gerügt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt an das Licht, damit seine Werke offenbar werden, weil sie in Gott getan sind“ (Joh 3,20-21). Akash hat diese Worte als junger Christ mit seinem Blut besiegelt.
            Am 18. März leitete der Erzbischof von Lahore eine ökumenische Begräbnisfeier für Akash und die anglikanischen Christen, an der 7.000-10.000 Gläubige teilnahmen. Anschließend wurde der Leichnam auf den Friedhof von Youhanabad überführt, wo er in einem von Akashs Vater errichteten Grab beigesetzt wurde.
            Das Leben von Akash Bashir ist ein starkes Zeugnis für die frühchristlichen Gemeinden, die von Philosophien, feindlichen Kulturen und Verfolgung umgeben waren. Die Gemeinden der Apostelgeschichte waren ebenfalls Minderheiten, aber mit einem starken Glauben und unbegrenztem Mut, ähnlich wie die Christen in Pakistan.
            Das leuchtende Beispiel des ehemaligen Salesianerschülers Akash Bashir inspiriert die Welt weiterhin. Er lebte die Worte Jesu: „Eine größere Liebe hat niemand als diese, dass er sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13).
            Am 15. März 2022 begann offiziell die diözesane Untersuchung, die einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur möglichen Seligsprechung des ersten pakistanischen Staatsbürgers darstellt. Der Abschluss der diözesanen Untersuchung am 15. März 2024 markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Selig- und Heiligsprechung.
            Abschließend möchte ich noch einmal an die Worte Seiner Eminenz Kardinal Ángel Fernández über Akash Bashir:
„Heute ein Heiliger zu sein, ist möglich! Und er ist zweifellos das offensichtlichste charismatische Zeichen des salesianischen Erziehungssystems. In besonderer Weise ist Akash die Flagge, das Zeichen, die Stimme so vieler Christen, die in nicht-katholischen Ländern angegriffen, verfolgt, gedemütigt und gemartert werden. Akash ist die Stimme so vieler mutiger junger Menschen, die es schaffen, trotz der Schwierigkeiten des Lebens, der Armut, des religiösen Extremismus, der Gleichgültigkeit, der sozialen Ungleichheit und der Diskriminierung ihr Leben für den Glauben hinzugeben. Das Leben und der Märtyrertod dieses jungen Pakistaners, der erst 20 Jahre alt war, lässt uns die Kraft von Gottes Heiligem Geist erkennen, der an den am wenigsten erwarteten Orten gegenwärtig ist, in den Demütigen, in den Verfolgten, in den Jungen, in den Kleinen Gottes. Sein Seligsprechungsprozess ist für uns ein Zeichen der Hoffnung und ein Beispiel für jugendliche Heiligkeit bis zum Märtyrertod“.

don Gabriel de Jesús CRUZ TREJO, sdb
Vize-Postulator der Causa Akash Bashir




Salesianische Protomärtyrer: Aloisius Versiglia und Kallistus Caravario

Aloisius und Kallistus: dieselbe missionarische Berufung für die Rettung der Seelen, aber unterschiedliche Geschichten.
Am 25. Februar dieses Jahres jährt sich der 94. Jahrestag des Martyriums von Msgr. Aloisius Versiglia und Don Kallistus Caravario, Missionare auf chinesischem Boden.
Aloisius Versiglia und Kallistus Caravario: zwei in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Persönlichkeiten, die jedoch durch ihren großen apostolischen Eifer und ihren letzten Akt reiner Liebe zur Verteidigung der katholischen Religion und der Reinheit dreier chinesischer Mädchen vereint waren.

Aloisius: der aufstrebende Tierarzt, der Salesianer-Missionar wurde

Aloisius Versiglia, der am 5. Juni 1873 in Oliva Gessi (PV) geboren wurde, war als Kind zwar ein eifriger Messdiener in der Pfarrkirche seines Dorfes, hatte aber nicht die Absicht, Priester zu werden. Er war sogar verärgert, als seine Landsleute, die ihn in der Kirche so andächtig sahen, ihm eine Zukunft als Priester prophezeiten. Das gehörte nicht zu seinem Lebensplan, auch nicht, als er im Alter von 12 Jahren auf das Internat Valdocco in Turin geschickt wurde. Er liebte Pferde und träumte davon, Tierarzt zu werden. Das Studium in Turin bestärkte ihn in der Hoffnung, sich später an der renommierten Fakultät für Tiermedizin der Universität Turin einzuschreiben.

Versiglia mit Pater Braga und den Schülern des St. Joseph Institute in Ho Sai

In Valdocco lernte er jedoch den alten und kranken Don Bosco kennen und war von seinem Charisma geradezu verzaubert.
Während dieser Jahre in Valdocco begann sich in Versiglias Seele etwas zu formen. Die Nächstenliebe und die Hingabe, die das salesianische Umfeld ausstrahlte, sowie die Faszination Don Boscos wirkten langsam auf Aloisius’ Seele ein, bis ein entscheidendes Ereignis eintrat, an dem er von nun an nicht mehr zweifeln sollte. Als er am 11. März 1888 in der Maria-Hilf-Basilika der Abschiedszeremonie für eine Gruppe von Missionaren beiwohnte, die nach Argentinien aufbrachen, war er von der bescheidenen und gefassten Haltung eines der sechs jungen Männer beeindruckt, die dabei waren aufzubrechen. Das war seine Berufung. Von diesem Tag an wurde in ihm der starke Wunsch geboren, Priester zu werden, und zwar ein salesianischer Missionspriester. (Die Geschichte seiner missionarischen Berufung ist in dem Brief, den er 1890 an seinen Direktor Don Barberis schrieb, gut beschrieben).
Aloisius besuchte daher das Noviziat in Foglizzo (1888-1890), wo er sich in allem tadellos verhielt: wohltätig gegenüber seinen Mitbrüdern, sehr fromm und gleichzeitig unternehmungslustig und lebensfroh. Anschließend erhielt er ein Stipendium für ein Philosophiestudium an der Gregorianischen Universität in Rom und erwarb im Alter von zwanzig Jahren einen Bachelor-Abschluss in Philosophie.
Im Alter von nur zweiundzwanzig Jahren wurde er mit einer Dispens des Heiligen Stuhls aufgrund seiner seinem Alter überlegenen psychischen und moralischen Reife zum Priester geweiht.
Er wurde sofort als Philosophielehrer für die Novizen in Foglizzo eingesetzt, wo er mit seinem freimütigen und stets fröhlichen Wesen von allen wegen seiner Kompetenz, Freundlichkeit und Unparteilichkeit geschätzt und bewundert wurde. Er verlangte die Einhaltung der Regeln und ging allen mit gutem Beispiel voran.
Nach Foglizzo wurde er mit der Leitung des neuen Noviziats in Genzano di Roma betraut, wo er auch seinen Klerikern das missionarische Ideal vermittelte.

Kallistus: ein reiner junger Mann mit dem Wunsch, Missionar zu werden

Kleriker Caravario in Shanghai mit Pater Garelli und 20 Täuflingen

Die Berufung von Kallistus Caravario hingegen hat eine ganz andere Geschichte: Er wurde am 8. Juni 1903, genau dreißig Jahre nach Aloisius Versiglia, in Courgnè (TO) geboren und zog im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Turin. Er war gutmütig, hing sehr an seiner Mutter, für die er besondere Gesten und Aufmerksamkeit zeigte, und zeigte von klein auf eine ausgeprägte Berufung zum Priestertum. Seine ersten Vergnügungen waren das Nachahmen der Gesten des Priesters, der die Messe zelebrierte. Schon bald lernte er, die Messe zu lesen, tat dies mit Hingabe und besuchte mit Leidenschaft und Engagement das Oratorium San Giuseppe in Turin, das ihm zur zweiten Heimat wurde.

In den Grundschulen des Collegio San Giovanni Evangelista hatte er zwei Jahre lang den Kleriker Carlo Braga, jetzt Diener Gottes, als Lehrer.
Seiner Mutter gegenüber wiederholte er ständig, dass er Priester werden würde, wenn er erwachsen sei.
Im Jahr 1914 begann er das Gymnasium des Oratoriums von Valdocco, wo er sich besonders von den Missionaren angezogen fühlte, die die Oberen dort besuchten und mit denen er oft die Unterrichtspause verbrachte, was seinen Wunsch nach den Missionen nährte.
1918 begann er sein Noviziat in Foglizzo und legte im folgenden Jahr die Ordensgelübde ab. Er besuchte das Oratorium San Luigi in der Via Ormea, wo er mehr als einen jungen Mann in das Priesteramt einführte.
1922 begegnete er Msgr. Versiglia, der aus China zum Generalkapitel nach Turin gekommen war, und äußerte den starken Wunsch, ihm in der Mission zu folgen. Die Oberen erlaubten ihm jedoch nicht, seinen Traum sofort zu verwirklichen, da er sonst sein Studium abbrechen müsste, aber Kallistus versicherte Versiglia: „Monsignore, Sie werden sehen, dass ich mein Wort halten werde: Ich werde Ihnen nach China folgen. Sie werden sehen, dass ich Ihnen ganz sicher folgen werde“.
Im folgenden Jahr schickte er über eine Gruppe von Missionaren, die nach China aufbrachen, einen Brief an Don Braga, Missionar in Chaozhou, mit der Bitte, „ein kleines Haus für ihn vorzubereiten“.

Aloisius und Kallistus: unterschiedliche Missionserfahrungen, aber vereint durch ihre Hingabe an den Nächsten und durch die Zuneigung und Bindung der Jugendlichen
Don Versiglia hielt sein Missionsideal im Laufe der Jahre wach, und 1906 bot sich ihm die Gelegenheit, in die Mission zu gehen, als der Generalobere der Salesianer ihn nach Verhandlungen mit dem Bischof von Macau zum Leiter einer Expedition nach Macau, einer portugiesischen Kolonie an der Südküste Chinas, ernannte, um dort ein Waisenhaus zu leiten und zu verwalten.
Die Expedition bestand aus zwei weiteren Priestern und drei Koadjutoren: einem Schneider, einem Schuhmacher und einem Drucker. Die Missionare kamen am 13. Februar 1906 in Macau an.
Don Versiglia übernahm die Erziehungsmethode Don Boscos und versuchte, ein familiäres Umfeld zu schaffen, das auf der Nächstenliebe basiert. Den Waisenkindern widmete sich ihr „Luì San-fù“ (Pater Aloisius) mit voller Hingabe und Liebe und wurde von ihnen voll und ganz erwidert. Sobald er ankam, rannten sie auf ihn zu und begrüßten ihn feierlich. Aus diesem Grund wurde Don Versiglia in Macau als „Vater der Waisen“ bekannt.
In dem von Versiglia geleiteten Waisenhaus waren Spiele und Musik grundlegende Erziehungsinstrumente. Aus diesem Grund eröffnete er ein festliches Oratorium und gründete eine Musikkapelle mit Blechblasinstrumenten und Trommeln, die sofort die Neugier und Sympathie aller Chinesen erregte, in deren Augen die kleinen Musiker wie „eine fantastische Gruppe, die aus einer anderen Welt herbeigeeilt war“, wirkten.
Im Laufe der Jahre verwandelte Don Versiglia das Waisenhaus in eine professionelle Kunst- und Handwerksschule für Waisenkinder, die so hoch angesehen war, dass sie als Vorbild für andere Schulen in Macau galt. Die Kinder, die dort ihren Abschluss machten, fanden sofort eine Anstellung in der Verwaltung der Stadt oder eröffneten ihre eigenen Handwerksläden. Diese Schule leistete einen wertvollen Beitrag zur sozialen und kulturellen Förderung, und ihre Bedeutung wurde von allen anerkannt.
1911 betraute der Bischof von Macau Versiglia mit der Evangelisierung des Heung-Shan-Bezirks, einer Region im weiten Delta des Perlflusses.
In diesem Gebiet war die Aufgabe der Evangelisierung besonders schwierig. „Es gibt viel zu tun: Vorbereitung von Katechisten, Lehrern, Schulen…“, schrieb Don Versiglia. Eine schwierige Aufgabe, vor allem wegen des Mangels an männlichem und weiblichem Personal und des großen Misstrauens des chinesischen Volkes gegenüber den Missionaren, die als von den kolonialistischen Ländern gesandte Ausländer und somit als Feinde betrachtet wurden.
Wenige Monate später wurde die tausendjährige chinesische Monarchie gestürzt und im Oktober 1911 die Republik gegründet, doch die Zusammenstöße zwischen kaiserlichen und revolutionären Truppen gingen weiter. Die Piraterie blühte wieder auf und Epidemien brachen aus. Sogar die Beulenpest breitete sich aus, und Don Versiglia scheute keine Opfer, um den Bedürftigen zu helfen, besuchte Lazarette, tröstete die Kranken und führte Taufen durch. Einmal im Monat besuchte er auch Leprakranke, die auf eine nahe gelegene Insel verbannt worden waren.
In Versiglias festem Willen, allen zu helfen, auch den Ärmsten, Fremden und Vergessenen, ihnen sowohl materiell in den alltäglichen Nöten des Lebens als auch geistig durch die Rettung ihrer Seelen beizustehen, kann man nur eine grenzenlose Nächstenliebe erkennen.

Im Jahr 1918 entstand die erste völlig autonome salesianische Mission in China, die Chaozhou-Mission, die eine riesige Bergregion umfasste, in der man sich nur mit dem Boot, zu Fuß oder zu Pferd fortbewegen konnte und deren Bewohner in weit voneinander entfernten Dörfern verstreut waren.

Im Jahr 1921 wurde er zum Bischof geweiht.
Die verschiedenen Mitbrüder legten alle Zeugnis von Versiglias großer Nächstenliebe ab, die ihn dazu brachte, fast zum Diener seiner Missionare zu werden, und bei Krankheiten stand er ihnen Tag und Nacht bei. Nächstenliebe auch in kleinen Dingen. Don Garelli zum Beispiel wird erzählen, dass Versiglia bei seiner Ankunft aus Italien in der kleinen, armen und unmöblierten Residenz in Chaozhou zu ihm sagte: „Siehst du, es gibt hier nur ein Bett. Ich bin jetzt an das Missionsleben gewöhnt, aber du nicht! Du bist noch an die Annehmlichkeiten des zivilisierten Lebens gewöhnt. Du schläfst also in diesem Bett, und ich schlafe hier auf dem Boden“.
Auch als Bischof opferte er sich weiterhin für seine Mitbrüder und für die Chinesen auf und bot sich für jeden Dienst an: Drucker, Küster, Gärtner, Maler, sogar Friseur.
Er unternahm sehr anstrengende und sehr lange Pastoralbesuche, die manchmal bis zu zwei Monate dauerten, unter sehr unbequemen Bedingungen, er schlief auf den Brettern der öffentlichen Boote, inmitten von Menschen, die auf einem herumtrampelten, in heruntergekommenen Hotels, inmitten von Überschwemmungen…
Er baute Schulen, Wohnhäuser, Kirchen, Krankenstationen, ein Waisenhaus, ein Kinderheim, ein Altersheim, und das alles dank seiner besonderen Fähigkeiten: 1) er war ein begabter Architekt; er entwarf und plante alle Gebäude selbst und leitete dann die Arbeiten, 2) er verfügte über große rednerische Fähigkeiten, die es ihm ermöglichten, die notwendigen Mittel aufzubringen. Auf seinen beiden einzigen Reisen nach Italien in den Jahren 1916 und 1922 und auf seiner Reise zum Eucharistischen Kongress in Chicago, die er aus bestimmten Gründen unternahm, hielt er mehrere Seminare, in denen er die Menschen bezauberte und die Herzen vieler Wohltäter öffnete.
Die Jahre in Chaozhou waren noch schwieriger. Die republikanische Regierung bat Russland um Hilfe, um die mächtigen Generäle zu vertreiben, die immer noch weite Teile des Nordens kontrollierten. Russland schickte seine Waffen, begann aber auch, bolschewistische Propaganda gegen den westlichen Imperialismus zu betreiben, und die Missionare wurden als Feinde betrachtet, die vertrieben werden mussten, ihre Wohnsitze wurden oft vom Militär besetzt, usw. Im Laufe der Jahre wurde das Klima immer heißer, das Reisen wurde immer gefährlicher, die Piraterie wütete, einige Missionare wurden von Piraten entführt.
Msgr. Versiglia setzte sich nach Kräften für die Verteidigung der Häuser und der Menschen in Gefahr ein und sagte: „Wenn ein Opfer für das Vikariat gebraucht wird, bitte ich den Herrn, mich zu nehmen“.

Kallistus: ein junger Missionar, der sich bis zur völligen Selbstaufgabe für Christus begeistert
Die Missionserfahrung von Kallistus war anders und kürzer, aber ebenfalls mit der größten Selbsthingabe durchgeführt.
Im Alter von 21 Jahren (1924) gelang es ihm, seinen Traum vom Missionar zu verwirklichen, als er die Erlaubnis erhielt, Don Garelli nach Shanghai zu folgen, wo die Salesianer mit der Leitung eines großen Berufsinstituts betraut wurden.
Bei der Übergabe des Missionskreuzes in der Maria-Hilf-Basilika formulierte der Kleriker Caravario folgendes Gebet: „Herr, mein Kreuz soll weder leicht noch schwer sein, sondern so, wie Du es willst. Gib es mir, wie Du es willst. Ich bitte nur darum, dass ich es bereitwillig tragen kann“. Worte, die viel über seine Bereitschaft aussagen, den Willen Gottes auch in Leid und Not anzunehmen.
So kam Caravario im November 1924 in Shanghai an, wo ihm neben dem Studium der chinesischen Sprache ein riesiges Arbeitspensum anvertraut wurde: die Rund-um-die-Uhr-Betreuung von einhundert Waisenkindern, die Katechismusschule, die Vorbereitung auf Taufe und Firmung, die Animation von Unterrichtspausen. Seinem Ideal, Priester zu werden, folgend, begann er auch, mit großem Ernst Theologie zu studieren.
Im Jahr 1927 musste er wegen des Ausbruchs der Revolution Shanghai verlassen und wurde auf die weit entfernte Insel Timor geschickt, eine portugiesische Kolonie im indonesischen Archipel, die kirchlich vom Bischof von Macau abhängig war, um dort eine Kunst- und Handwerksschule zu eröffnen. Er blieb zwei Jahre in Timor und nutzte diese Zeit, um seine religiöse Kultur und seine Beziehung zu Gott im Hinblick auf das Priestertum zu bereichern. In Timor, wie auch in Shanghai, brachte sein Apostolat verschiedene Berufungen hervor, und er erwarb sich das Vertrauen und die Zuneigung der Jugendlichen, „die alle über seinen Weggang weinten“, als das Salesianerhaus in Dili 1929 geschlossen wurde.
Daher wurde er in die Mission von Chaozhou geschickt, wo er seinen Grundschullehrer, Don Carlo Braga, und Msgr. Versiglia wieder traf, der ihn am 18. Mai 1929 zum Priester weihte. An diesem Tag schrieb er an seine Mutter: „Mutter, ich schreibe dir mit einem Herzen voller Freude. Heute Morgen wurde ich zum Priester geweiht, ich bin für immer ein Priester. Dein Kallistus gehört jetzt nicht mehr dir, er muss ganz dem Herrn gehören. Wird die Zeit meines Priesteramtes lang oder kurz sein? Ich weiß es nicht. Das Wichtigste ist, dass ich, indem ich mich dem Herrn präsentiere, sagen kann, dass ich die Gnade, die er mir gegeben hat, zum Tragen gebracht habe“.
Caravario war sehr dünn und schwach, weil er sich in Timor mit Malaria angesteckt hatte, und Versiglia vertraute ihm die Mission in Linzhou an, weil er dachte, dass das gute Klima in dieser Gegend seiner körperlichen Gesundheit zugute kommen würde.
Wie Versiglia begegnete Caravario den Härten der apostolischen Reisen mit einem Geist der Aufopferung und Anpassung. „In diesem Land gibt es viele Seelen, die gerettet werden müssen, und es gibt nur wenige Arbeiter; deshalb müssen wir sie mit der Hilfe des Herrn retten, auch wenn wir dafür Opfer bringen müssen.“
Dank seiner Eigenschaften der Reinheit, der Frömmigkeit, der Sanftmut und der Aufopferung wird er von seinen Mitbrüdern als das perfekte Vorbild eines Missionspriesters angesehen.

Aloisius und Caravario: gemeinsam im letzten Opfer
Am 24. Februar 1930 brach Bischof Versiglia zusammen mit Don Kallistus Caravario, zwei Lehrern und drei jungen Mädchen, die im Internat von Chaozhou studiert hatten, zum Pastoralbesuch in der Residenz von Linzhou auf. Am 25. Februar wurde ihr Boot auf dem Linzhou-Fluss von einem Dutzend bolschewistischer Piraten angehalten, die fünfhundert Dollar als Passierschein verlangten (was die Missionare natürlich nicht bei sich hatten) und versuchten, die Mädchen zu entführen, was Versiglia und Caravario jedoch entschieden ablehnten, um die Reinheit der Mädchen zu schützen. Msgr. Versiglia war entschlossen, seine Pflicht zu erfüllen, bis hin zum Einsatz seines Lebens: „Wenn es notwendig ist, zu sterben, um die mir Anvertrauten zu retten, bin ich bereit“. Die Piraten stürzten sich auf sie, beleidigten die katholische Religion und schlugen sie brutal zusammen. Dann führten sie sie in ein Gebüsch, erschossen sie und verwüsteten ihre Körper.
Die Mädchen, die einige Tage später von der regulären Armee befreit wurden, werden die Gelassenheit bezeugen, mit der die beiden Missionare in den Tod gingen.
Aloisius und Kallistius opferten sich, um den Glauben und die Reinheit der drei jungen Mädchen zu verteidigen.
Diejenigen, die sie kannten, bezeugen, dass ihre Willensstärke und ihre Verbundenheit mit Gott ihr ganzes Leben auf heroische Weise durchdrangen und dass ihr Eifer für das Heil der Seelen unverwechselbar war.
Die Heiligkeit dieser wunderbaren Seelen war ihr tägliches Streben und ihr Martyrium war ihre Krönung.

Frau Dr. Giovanna Bruni




Der selige Titus Zeman, Märtyrer für Berufungen

Ein zur Vernichtung bestimmter Mann
            Titus Zeman wurde am 4. Januar 1915 in Vajnory, in der Nähe von Bratislava (Slowakei), als erstes von zehn Kindern in einer einfachen Familie geboren. Im Alter von 10 Jahren wurde er plötzlich auf die Fürsprache der Muttergottes hin geheilt und versprach, „für immer ihr Sohn zu sein“ und Salesianerpriester zu werden. Diesen Traum begann er 1927 zu verwirklichen, nachdem er zwei Jahre lang den Widerstand seiner Familie überwunden hatte. Er hatte die Familie gebeten, ein Feld zu verkaufen, um sein Studium bezahlen zu können, und hatte hinzugefügt: „Wenn ich gestorben wäre, hättet ihr das Geld für meine Beerdigung gefunden. Bitte verwendet dieses Geld, um mein Studium zu bezahlen“.
            Dieselbe Entschlossenheit kehrt in Zeman immer wieder: Als sich das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei etablierte und die Kirche verfolgte, verteidigte Don Titus das Kruzifixsymbol (1946) und bezahlte dafür mit seiner Entlassung aus der Schule, in der er unterrichtete. Nachdem er glücklicherweise der dramatischen „Nacht der Barbaren“ und der Deportation der Ordensleute (13./14. April 1950) entgangen war, beschloss er, mit den jungen Salesianern den Eisernen Vorhang zu überqueren und nach Turin zu gehen, wo er vom Generaloberen Don Pietro Ricaldone empfangen wurde. Nach zwei erfolgreichen Überfahrten (Sommer und Herbst 1950) scheiterte die Expedition im April 1951. Don Zeman wurde zunächst eine Woche lang gefoltert und anschließend zehn Monate lang in Untersuchungshaft gehalten, wo er bis zum Prozess am 20. und 22. Februar 1952 erneut schwer gefoltert wurde. Es folgten 12 Jahre Haft (1952-1964) und fast fünf Jahre auf Bewährung, in denen er ständig bespitzelt und verfolgt wurde (1964-1969).
            Im Februar 1952 forderte der Generalstaatsanwalt für ihn die Todesstrafe wegen Spionage, Hochverrat und illegalem Grenzübertritt, die in 25 Jahre Haft ohne Bewährung umgewandelt wurde. Don Zeman wird jedoch als „zur Vernichtung bestimmter Mann“ gebrandmarkt und erlebt ein Leben in Zwangsarbeitslagern. Er wird gezwungen, radioaktives Uran von Hand und ohne Schutz zu zermahlen; er verbringt lange Zeit in Einzelhaft und erhält sechsmal weniger zu essen als die anderen. Er erkrankt schwer an Herz-, Lungen- und Nervenkrankheiten. Am 10. März 1964 wird er nach Verbüßung der Hälfte seiner Strafe für sieben Jahre auf Bewährung aus der Haft entlassen. Er ist körperlich nicht wiederzuerkennen und durchlebt eine Zeit intensiven Leidens, auch geistiger Art, aufgrund des Verbots der öffentlichen Ausübung seines priesterlichen Dienstes. Er stirbt, nachdem er am 8. Januar 1969 begnadigt wurde.

Retter von Berufungen bis zum Martyrium
            Don Titus lebte seine Berufung und die besondere Mission, zu der er sich berufen fühlte, um für das Heil der Berufungen zu arbeiten, mit einem großen Geist des Glaubens, indem er die Stunde des „Martyriums“ und des „Opfers“ auf sich nahm und bezeugte, dass er auch dank der von Gott empfangenen Gnade in der Lage war, das Opfer seines Lebens, die Passion der Gefangenschaft und der Folter und schließlich den Tod mit einem christlichen, geweihten und priesterlichen Gewissen zu ertragen. Davon zeugt der Rosenkranz aus 58 Perlen, eine für jede Zeit der Folter, den er aus Brot und Faden anfertigte, und vor allem der Hinweis auf Ecce homo als denjenigen, der ihn in seinen Leiden begleitete und ohne den er sie nicht hätte ertragen können. In Zeiten der Verfolgung bewahrte und verteidigte er den Glauben junger Menschen, um sich der kommunistischen Umerziehung und ideologischen Neuordnung zu widersetzen. Dabei ging es um die Durchführung einer intensiven und risikoreichen Aktion zur Verwahrung und zum Schutz von Berufungen. Sein Glaubensweg ist ein ständiges „Aufleuchten“ der Tugenden, die Frucht eines intensiven inneren Lebens, das sich in einer mutigen Mission in einem Land niederschlägt, in dem der Kommunismus jede Spur christlichen Lebens auslöschen wollte. Das ganze Leben von Don Titus besteht darin, andere zu jener „Treue in der Berufung“ zu ermutigen, mit der er entschlossen seiner eigenen gefolgt ist. Seine Liebe zur Kirche und zu seiner eigenen religiösen Berufung und apostolischen Sendung war vollkommen. Seine mutigen Unternehmungen entspringen dieser einheitlichen und verbindenden Liebe.

Zeugnis der Hoffnung
            Das heldenhafte Zeugnis des seligen Titus Zeman ist eine der schönsten Seiten des Glaubens, die die christlichen Gemeinschaften Osteuropas und die salesianische Kongregation in den harten Jahren der religiösen Verfolgung durch die kommunistischen Regime im letzten Jahrhundert geschrieben haben. Besonders leuchtend an ihm war sein Engagement für junge Ordens- und Priesterberufungen, die für die Zukunft des Glaubens in diesen Gebieten entscheidend waren.
            Mit seinem Leben erweist sich Don Titus als ein Mann der Einheit, der Barrieren abbaut, in Konflikten vermittelt und immer das ganzheitliche Wohl der Person im Auge hat; darüber hinaus hält er immer eine Alternative, eine bessere Lösung, eine Nicht-Ergebenheit in ungünstige Umstände für möglich. In denselben Jahren, in denen einige abtrünnig wurden oder Verrat begingen und andere entmutigt wurden, stärkte er die Hoffnung der jungen Männer, die zum Priestertum berufen wurden. Sein Gehorsam ist kreativ, nicht formalistisch. Er handelt nicht nur zum Wohl des Nächsten, sondern auf die bestmögliche Weise. So beschränkt er sich nicht darauf, die Flucht der Kleriker ins Ausland zu organisieren, sondern er begleitet sie, indem er sie persönlich bezahlt und ihnen die Anreise nach Turin ermöglicht, in der Überzeugung, dass sie „im Haus Don Boscos“ eine Erfahrung machen werden, die ihr ganzes Leben prägen wird. Dahinter steht das Bewusstsein, dass die Rettung einer Berufung die Rettung vieler Leben bedeutet: zunächst desjenigen, der berufen ist, und dann derjenigen, die eine befolgte Berufung erreicht, in diesem Fall durch das Ordens- und Priesterleben.

            Es ist bezeichnend, dass das Martyrium von Don Titus Zeman im Zuge der Zweihundertjahrfeier der Geburt des Heiligen Johannes Bosco gewürdigt wurde. Johannes Bosco gewürdigt wurde. Sein Zeugnis ist die Verkörperung der Berufung Jesu und seiner pastoralen Vorliebe für Kinder und Jugendliche, insbesondere für seine jungen salesianischen Mitbrüder – eine Vorliebe, die sich wie bei Don Bosco in einer wahren „Passion“ manifestierte, indem er ihr Wohl suchte und dafür seine ganze Energie, seine ganze Kraft, sein ganzes Leben im Geiste des Opfers und der Hingabe einsetzte: „Selbst wenn ich mein Leben verlieren würde, würde ich es nicht als vergeudet betrachten, da ich wüsste, dass wenigstens einer von denen, denen ich geholfen habe, an meiner Stelle Priester geworden ist“.




Alexandre Planas Saurì, der gehörlose Märtyrer (2/2)

(Fortsetzung vom vorherigen Artikel)

Der Salesianer
            Er ist den Kranken und den Kindern nahe. Das Oratorium, das die Salesianer zu Beginn des Hauses gegründet hatten, endete mit seinem Weggang im Jahr 1903. Aber die Pfarrei Sant Vicenç nahm die Fackel durch einen jungen Mann, Joan Juncadella, einen geborenen Katecheten, und den Gehörlosen, seinen großen Assistenten, wieder auf. Zwischen ihnen entstand eine sehr enge Freundschaft und eine dauerhafte Zusammenarbeit, die erst mit der Tragödie von 1936 endete. Alexandre kümmerte sich um die Sauberkeit und Ordnung des Hauses, aber er erwies sich bald als ein echter Animateur der Spiele und Ausflüge, die organisiert wurden. Und wenn nötig, zögerte er nicht, das gesparte Geld zur Verfügung zu stellen.
Und er trug das salesianische Herz in sich. Aufgrund seiner Taubheit konnte er sich nicht als Salesianer bekennen, was er aber unbedingt wollte. Es scheint jedoch, dass er mit der Erlaubnis des damaligen Provinzials, Don Filippo Rinaldi, Privatgelübde abgelegt hatte, wie einer der Leiter des Hauses, Pater Crescenzi, bezeugt.
            Seine Identifikation mit der Sache der Salesianer hat er auf tausendfache Weise bewiesen, aber in einer besonders bedeutsamen Form, indem er sich fast 30 Jahre lang persönlich um das Haus kümmerte und es in der schwierigen Situation im Sommer und Herbst 1936 verteidigte.
            „Er war wie ein Vater für jeden von uns“. Als 1935 drei Jungen im Fluss ertranken, „war die Trauer dieses Mannes so groß, als hätte er drei Söhne auf einmal verloren“. Wir wissen, dass die Salesianer ihn nicht als Angestellten, sondern als Mitglied der Familie oder als Mitarbeiter betrachteten. Heute könnte man vielleicht von einem geweihten Laien in der Art der Freiwilligen bei Don Bosco sprechen. „Ein Salesianer von großem geistlichem Format“.

Umarmt vom Kreuz, ein wahrer Zeuge des Glaubens und der Versöhnung
            Im Herbst 1931 kehrten die Salesianer nach Sant Vicenç dels Horts zurück. Die unbeherrschten Unruhen, die zum Sturz der spanischen Monarchie führten, betrafen auch das Haus in El Campello (Alicante), in dem sich das Aspirantat zu dieser Zeit befand. Es wurde daher beschlossen, es nach Sant Vicenç zu verlegen. Das Haus war zwar relativ baufällig, aber es stand bereit und konnte sich durch den Kauf eines angrenzenden Turms vergrößern. Hier spielte sich das Leben der Aspiranten ab, deren Zeugnis über den Gehörlosen es ermöglicht hat, das Porträt des Menschen, des Künstlers, des Gläubigen und des Salesianers zu zeichnen, von dem wir gesprochen haben.

Der ans Kreuz genagelte Christus, im Innenhof des Hauses, von Alexandre

Die Niederlegung in den Händen Marias, im Innenhof des Hauses, von Alexandre

Das Heilige Grab, im Innenhof des Hauses, von Alexandre

            Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um auf die kritische Situation der Jahre 1931-1936 in Spanien einzugehen. Trotz alledem verlief das Leben im Aspirantat Sant Vicenç ganz normal. Die treibende Kraft des täglichen Lebens war das Berufungsbewusstsein der Jugendlichen, das sie immer wieder dazu antrieb, den Blick nach vorne zu richten, in der Hoffnung, sich in nicht allzu ferner Zukunft für immer an Don Bosco zu binden.
            Bis die Revolution am 18. Juli 1936 kam. An diesem Tag machten Salesianer und Jugendliche ihren Pilgerausflug nach Tibidabo. Als sie am Nachmittag zurückkehrten, waren die Dinge im Umbruch. Innerhalb weniger Tage wurde das Pfarrhaus des Dorfes niedergebrannt, das Salesianer-Seminar beschlagnahmt, ein Klima religiöser Intoleranz hatte sich überall ausgebreitet, der Pfarrer und der Vikar wurden verhaftet und getötet, die Ordnungskräfte waren den Unruhen nicht gewachsen oder überfordert. In Sant Vicenç übernahm das „Antifaschistische Komitee“ die Macht, das eindeutig antichristlich eingestellt war.
            Obwohl das Leben der Erzieher zunächst respektiert wurde, weil sie sich um die Kinder des Hauses kümmerten, mussten sie die Zerstörung und Verbrennung aller religiösen Gegenstände mit ansehen, insbesondere der drei vom Gehörlosen errichteten Denkmäler. „Wie sehr er gelitten hat“, als er sah, dass er an der Zerstörung dessen, was Ausdruck seiner tiefen Spiritualität war, mitwirken musste und Zeuge der Vertreibung der Priester wurde.
            In jenen Tagen wurde dem Gehörlosen die neue Rolle, die ihm die Revolution aufzwang, deutlich bewusst: Ohne aufzuhören, das wichtigste Bindeglied der Gemeinschaft mit der Außenwelt zu sein (er hatte sich immer frei als Botenjunge und in jeder Art von Not bewegt), musste er wie zuvor das Eigentum bewachen und vor allem die Seminaristen beschützen. „In Wirklichkeit war er derjenige, der die Salesianer vertrat und als unser Vater fungierte“. Innerhalb weniger Tage blieben nur noch die Koadjutoren und eine immer kleiner werdende Gruppe von jungen Aspiranten übrig.
            Die endgültige Vertreibung beider erfolgte am 12. November. In Sant Vicenç blieb nur noch Herr Alexandre. Für seine letzten Lebenstage haben wir nur drei sichere Fakten: Zwei der vertriebenen Koadjutoren kehrten am 16. November ins Dorf zurück, um ihn zu überreden, einen sicheren Ort außerhalb des Dorfes aufzusuchen, was Alexandre ablehnte. Er konnte weder das Haus verlassen, das er so viele Jahre lang bewacht hatte, noch konnte er den salesianischen Geist auch unter diesen schwierigen Umständen aufrechterhalten. Einer von ihnen, Eliseo García, der ihn nicht allein lassen wollte, blieb bei ihm. Beide wurden in der Nacht vom 18. auf den 19. verhaftet. Einige Tage später, als sie sahen, dass Eliseo nicht nach Sarriá zurückgekehrt war, gingen ein anderer salesianischer Koadjutor und ein Seminarist nach Sant Vicenç, um Nachricht von ihnen zu erhalten. „Wissen Sie denn nicht, was passiert ist?“, fragte eine Freundin, die sie kannten und die eine Bar betrieb. „Uns wurde in wenigen Worten vom Verschwinden des Gehörlosen und von Eliseo erzählt“.
            Wie hat er diese letzte Woche verbracht? Wenn man den Lebensweg des Gehörlosen kennt, der immer seinen Prinzipien und seiner Art, die Dinge zu tun, treu geblieben ist, ist es nicht schwer, ihn sich vorzustellen: Er half den anderen, ohne seinen Glauben und seine Nächstenliebe zu verbergen, mit dem Wissen, dass er Gutes tat, und betrachtete das Geheimnis des Leidens und des Todes Christi, das im Leben der Verfolgten, der Verschwundenen und der Ermordeten real und gegenwärtig ist… Vielleicht in der Hoffnung, dass er nicht nur der Hüter des Besitzes der Salesianer sein könnte, sondern auch der Hüter so vieler Menschen, die leiden. Vom Kruzifix wollte er sich, wie wir uns erinnern, auch während der Monate der religiösen Verfolgung, die in seinem Martyrium gipfelte, nicht trennen. Mit diesem Glauben, mit dieser Hoffnung, mit dieser unermesslichen Liebe würde er vom Herrn der Herrlichkeit hören: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn“. (Mt 25,21)

Das Evangelium der Gehörlosen
            An diesem Punkt angekommen, kann jeder noch so gefühllose Geist nur schweigen und versuchen, das kostbare geistige Erbe, das Alexandre der Salesianischen Familie, seiner Adoptivfamilie, hinterlassen hat, so gut wie möglich zu erfassen. Können wir etwas über „sein Evangelium“ sagen, d.h. über die Frohe Botschaft, die er sich zu eigen gemacht hat und die er uns mit seinem Leben und seinem Tod weiterhin vorschlägt?
            Alexandre ist wie der „taube Mann, der kaum sprechen kann“ (Mk 7,32). Seine Eltern hätten Jesus ständig um Heilung angefleht. Wie ihn brachte Jesus ihn an einen einsamen Ort, weit weg von seinen Leuten, und sagte zu ihm: „Effata!“ Das Wunder bestand nicht in der Heilung des physischen Ohrs, sondern des geistigen Ohrs. Mir scheint, dass die Annahme seiner Situation mit dem Geist des Glaubens eine der grundlegenden Erfahrungen seines Glaubenslebens war, die ihn dazu brachte, wie der Taube im Evangelium in alle vier Winde zu verkünden: „Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen“ (Mk 7,37).
            Und von hier aus können wir im Leben des Gehörlosen „den vergrabenen Schatz des Himmelsreiches“ (Mt 13,44) betrachten; „den Sauerteig, der den ganzen Teig gären lässt“ (Mt 13,33); Jesus selbst, „der die Kranken aufnimmt“ und „die Kinder segnet“; Jesus, der stundenlang zum Vater betet und uns das Vaterunser lehrt (dem Vater die Ehre geben, das Reich Gottes begehren, seinen Willen tun, auf das tägliche Brot vertrauen, vergeben, vom Bösen befreien…) (Mt 7,9-13); „den Hausherr, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt“ (Mt 13,52); „den barmherzigen Samariter, der sich des Geschlagenen erbarmt, auf ihn zugeht, seine Wunden verbindet und sich um seine Heilung kümmert“ (Lk 10,33-35); „den guten Hirten, den Hüter des Schafstalls, der durch die Tür eintritt und die Schafe liebt, bis hin zur Hingabe seines Lebens für sie“ (Joh 10,7-11)… Mit einem Wort, eine lebendige Ikone der Seligpreisungen, aller Seligpreisungen, im täglichen Leben (Mt 5,3-12).
            Aber mehr noch, wir können uns Alexandre nähern und mit ihm das Geheimnis von Jesu Leiden, Tod und Auferstehung betrachten. Ein Geheimnis, das sich in seinem Leben von der Geburt bis zum Tod abspielt. Ein Geheimnis, das ihn in seinem Glauben stärkt, seine Hoffnung nährt und ihn mit Liebe erfüllt, mit der er Gott, der allen Menschen alles gegeben hat, mit den Kindern und Jugendlichen des Salesianer-Hauses und mit den Dorfbewohnern von Sant Vicenç, vor allem den Ärmsten, einschließlich derer, die ihm das Leben genommen haben, die Ehre geben kann: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Mach mich, Herr, zu einem Zeugen des Glaubens und der Versöhnung. Mögen auch sie eines Tages aus deinem Munde hören: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“(Lk 23,43).
            Seliger Alexandre Planas Saurí, Laie, salesianischer Märtyrer, Zeuge des Glaubens und der Versöhnung, fruchtbarer Same der Zivilisation der Liebe für die Welt von heute, halte Fürsprache für uns.

Don Joan Lluís Playà, sdb