Hinauf! Der heilige Pier Giorgio Frassati

„Liebe Jugendliche, unsere Hoffnung ist Jesus. Er ist es, wie der heilige Johannes Paul II. sagte, „der in euch etwas entfacht: die Sehnsucht, aus eurem Leben etwas Großes zu machen […], um euch selbst und die Gesellschaft besser zu machen, damit sie menschlicher und geschwisterlicher werde“ (XV. Weltjugendtag, Gebetsvigil, 19. August 2000). Bleiben wir mit Ihm verbunden, bleiben wir immer in seiner Freundschaft, indem wir sie durch Gebet, Anbetung, die eucharistische Kommunion, häufige Beichte und großzügige Nächstenliebe pflegen, wie es uns die seligen Pier Giorgio Frassati und Carlo Acutis gelehrt haben, die bald heiliggesprochen werden. „Strebt nach Großem, nach Heiligkeit, wo immer ihr auch seid. Gebt euch nicht mit weniger zufrieden. Dann werdet ihr jeden Tag in euch und um euch herum das Licht des Evangeliums wachsen sehen“ (Papst Leo XIV. – Predigt zum Jugendjubiläum – 3. August 2025).

Pier Giorgio und Don Cojazzi
Senator Alfredo Frassati, Botschafter des Königreichs Italien in Berlin, war Eigentümer und Herausgeber der Turiner Tageszeitung La Stampa. Die Salesianer standen bei ihm in großer Dankesschuld. Anlässlich der großen skandalösen Inszenierung, bekannt als „Die Vorfälle von Varazze“, bei der versucht worden war, den Ruf der Salesianer zu beschmutzen, hatte Frassati sie verteidigt. Während selbst einige katholische Zeitungen angesichts der schwerwiegenden und schmerzlichen Anschuldigungen verwirrt und orientierungslos schienen, hatte La Stampa nach einer schnellen Untersuchung die Schlussfolgerungen der Justiz vorweggenommen und die Unschuld der Salesianer verkündet. Als daher aus dem Hause Frassati die Bitte um einen Salesianer kam, der die beiden Söhne des Senators, Pier Giorgio und Luciana, in ihren Studien begleiten sollte, fühlte sich Don Paolo Albera, der Generalobere, verpflichtet, zuzustimmen. Er schickte Don Antonio Cojazzi (1880-1953). Er war der richtige Mann: gute Bildung, jugendliches Temperament und eine außergewöhnliche Kommunikationsfähigkeit. Don Cojazzi hatte 1905 in Literatur und 1906 in Philosophie promoviert und nach einer ernsthaften Weiterbildung in England das Diplom zur Lehrbefähigung für die englische Sprache erworben.
Im Hause Frassati wurde Don Cojazzi mehr als nur der „Hauslehrer“, der die Jungen betreute. Er wurde ein Freund, besonders von Pier Giorgio, über den er sagen sollte: „Ich lernte ihn als Zehnjährigen kennen und begleitete ihn fast durch das gesamte Gymnasium und Lyzeum, wobei der Unterricht in den ersten Jahren täglich stattfand. Ich begleitete ihn mit wachsendem Interesse und Zuneigung“. Pier Giorgio, der zu einem der führenden jungen Leute der Katholischen Aktion in Turin wurde, hörte sich die Vorträge und Lektionen an, die Don Cojazzi den Mitgliedern des C. Balbo-Zirkels hielt, verfolgte mit Interesse die Rivista dei Giovani und stieg manchmal nach Valsalice hinauf, um in entscheidenden Momenten Licht und Rat zu suchen.

Ein Moment der Bekanntheit
Pier Giorgio erlebte ihn während des Nationalkongresses der italienischen Katholischen Jugend im Jahr 1921: fünfzigtausend Jugendliche, die singend und betend durch Rom zogen. Pier Giorgio, Student am Polytechnikum, trug die dreifarbige Fahne des Turiner Zirkels C. Balbo. Plötzlich umzingelten die königlichen Truppen den riesigen Zug und stürmten ihn, um die Fahnen zu entreißen. Man wollte Unruhen verhindern. Ein Zeuge erzählte: „Sie schlagen mit den Gewehrkolben, packen, zerbrechen, reißen unsere Fahnen. Ich sehe Pier Giorgio im Kampf mit zwei Wachen. Wir eilen ihm zu Hilfe, und die Fahne, mit zerbrochenem Stock, bleibt in seinen Händen. Mit Gewalt in einen Hof gesperrt, werden die katholischen Jugendlichen von der Polizei verhört. Der Zeuge ruft den Dialog in Erinnerung, der mit den in solchen Situationen üblichen Manieren und Höflichkeiten geführt wurde:
– Und du, wie heißt du?
– Pier Giorgio Frassati, Sohn des Alfredo.
– Was macht dein Vater?
– Botschafter Italiens in Berlin.
Erstaunen, Tonwechsel, Entschuldigungen, Angebot sofortiger Freiheit.
– Ich gehe, wenn die anderen gehen.
Inzwischen geht das bestialische Schauspiel weiter. Ein Priester wird buchstäblich in den Hof geworfen, mit zerrissenem Talar und blutender Wange… Gemeinsam knieten wir im Hof auf dem Boden, als dieser zerlumpte Priester den Rosenkranz erhob und sagte: Jungs, für uns und für diejenigen, die uns geschlagen haben, lasst uns beten!“.

Er liebte die Armen
Pier Giorgio liebte die Armen, er suchte sie in den entlegensten Vierteln der Stadt auf; er stieg die engen und dunklen Treppen hinauf; er betrat die Dachböden, wo nur Elend und Schmerz wohnten. Alles, was er in der Tasche hatte, war für andere, wie alles, was er im Herzen trug. Er verbrachte Nächte am Krankenbett unbekannter Kranker. Eines Nachts, als er nicht nach Hause kam, rief der immer ängstlichere Vater die Polizeistation und die Krankenhäuser an. Um zwei Uhr hörte man den Schlüssel in der Tür drehen und Pier Giorgio trat ein. Papa explodierte:
– Hör mal, du kannst tagsüber, nachts draußen sein, niemand sagt dir etwas. Aber wenn du so spät kommst, sag Bescheid, ruf an!
Pier Giorgio sah ihn an und antwortete mit der üblichen Einfachheit:
– Papa, wo ich war, gab es kein Telefon.
Die Konferenzen des Hl. Vinzenz von Paul sahen ihn als fleißigen Mitarbeiter; die Armen kannten ihn als Tröster und Helfer; die elenden Dachböden empfingen ihn oft in ihren trostlosen Mauern wie einen Sonnenstrahl für ihre verlassenen Bewohner. Von tiefer Demut beherrscht, wollte er nicht, dass das, was er tat, von jemandem bekannt wurde.

Schöner und heiliger Giorgetto
In den ersten Julitagen 1925 wurde Pier Giorgio von einem heftigen Polioanfall befallen und niedergestreckt. Er war 24 Jahre alt. Auf dem Sterbebett, während eine schreckliche Krankheit seinen Rücken verwüstete, dachte er immer noch an seine Armen. Auf einem Zettel, mit fast unleserlicher Handschrift, schrieb er für seinen Freund, Ingenieur Grimaldi: Hier sind die Injektionen von Converso, die Police ist von Sappa. Ich habe sie vergessen, erneuere du sie.
Nach der Beerdigung von Pier Giorgio schrieb Don Cojazzi spontan einen Artikel für die Rivista dei Giovani: „Ich werde den alten, aber sehr aufrichtigen Satz wiederholen: Ich hätte nicht gedacht, ihn so sehr zu lieben. Schöner und heiliger Giorgetto! Warum singen diese Worte so eindringlich in meinem Herzen? Weil ich sie fast zwei Tage lang vom Vater, von der Mutter, von der Schwester wiederholen hörte, mit einer Stimme, die immer sprach und nie wiederholte. Und weil bestimmte Verse einer Ballade von Deroulède auftauchen: „Man wird lange von ihm sprechen, in den goldenen Palästen und in den abgelegenen Hütten! Denn auch die Elendshütten und Dachböden werden von ihm sprechen, wo er so oft als tröstender Engel vorbeikam“. Ich lernte ihn als Zehnjährigen kennen und begleitete ihn fast durch das gesamte Gymnasium und einen Teil des Lyzeums… ich begleitete ihn mit wachsendem Interesse und Zuneigung bis zu seiner heutigen Verklärung… Ich werde sein Leben schreiben. Es geht um die Sammlung von Zeugnissen, die die Figur dieses jungen Mannes in der Fülle seines Lichts, in der geistigen und moralischen Wahrheit, im leuchtenden und ansteckenden Zeugnis von Güte und Großzügigkeit darstellen“.

Der Bestseller der katholischen Verlagswelt
Ermutigt und auch vom Erzbischof von Turin, Monsignore Giuseppe Gamba, angetrieben, machte sich Don Cojazzi mit großem Eifer an die Arbeit. Die Zeugnisse trafen zahlreich und qualifiziert ein, wurden sorgfältig geordnet und geprüft. Pier Giorgios Mutter verfolgte die Arbeit, gab Anregungen und lieferte Material. Im März 1928 erschien das Leben von Pier Giorgio. Luigi Gedda schreibt: „Es war ein durchschlagender Erfolg. In nur neun Monaten waren 30.000 Exemplare des Buches vergriffen. 1932 waren bereits 70.000 Exemplare verbreitet. Innerhalb von 15 Jahren erreichte das Buch über Pier Giorgio 11 Auflagen und war vielleicht der Bestseller der katholischen Verlagswelt in dieser Zeit“.
Die von Don Cojazzi beleuchtete Figur war ein Banner für die Katholische Aktion während der schwierigen Zeit des Faschismus. Im Jahr 1942 hatten 771 Jugendverbände der Katholischen Aktion, 178 Aspirantensektionen, 21 Universitätsverbände, 60 Gruppen von Mittelschülern, 29 Konferenzen des Hl. Vinzenz, 23 Evangeliumsgruppen den Namen Pier Giorgio Frassati angenommen… Das Buch wurde in mindestens 19 Sprachen übersetzt.
Das Buch von Don Cojazzi markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der italienischen Jugend. Pier Giorgio war das Ideal, das ohne Vorbehalt aufgezeigt wurde: jemand, der zeigen konnte, dass es keineswegs utopisch oder fantastisch ist, ganz Christ zu sein.
Pier Giorgio Frassati markierte auch einen Wendepunkt in der Geschichte von Don Cojazzi. Dieser von Pier Giorgio auf dem Sterbebett geschriebene Zettel offenbarte ihm auf konkrete, fast brutale Weise die Welt der Armen. Don Cojazzi selbst schreibt: „Am Karfreitag dieses Jahres (1928) besuchte ich mit zwei Studenten vier Stunden lang die Armen außerhalb der Porta Metronia. Dieser Besuch verschaffte mir eine sehr heilsame Lektion und Demütigung. Ich hatte sehr viel über die Konferenzen des Hl. Vinzenz geschrieben und gesprochen… und doch war ich nie auch nur ein einziges Mal die Armen besuchen gegangen. In diesen schmutzigen Baracken kamen mir oft die Tränen… Die Schlussfolgerung? Hier ist sie klar und schonungslos für mich und für euch: weniger schöne Worte und mehr gute Werke“.
Der lebendige Kontakt mit den Armen ist nicht nur eine unmittelbare Umsetzung des Evangeliums, sondern eine Lebensschule für junge Menschen. Sie sind die beste Schule für junge Menschen, um sie zu erziehen und sie in der Ernsthaftigkeit des Lebens zu halten. Wer die Armen besucht und ihre materiellen und moralischen Wunden hautnah erlebt, wie kann er sein Geld, seine Zeit, seine Jugend verschwenden? Wie kann er sich über seine eigenen Mühen und Schmerzen beklagen, wenn er aus direkter Erfahrung weiß, dass andere mehr leiden als er?

Nicht sich recht und schlecht durchschlagen, sondern leben!
Pier Giorgio Frassati ist ein leuchtendes Beispiel jugendlicher Heiligkeit, aktuell, „eingerahmt“ in unsere Zeit. Er bezeugt einmal mehr, dass der Glaube an Jesus Christus die Religion der Starken und der wirklich Jungen ist, die allein alle Wahrheiten mit dem Licht des „Mysteriums“ erleuchten und die allein die vollkommene Freude schenken kann. Seine Existenz ist das perfekte Modell des normalen Lebens, das für jeden erreichbar ist. Er begann, wie alle Nachfolger Jesu und des Evangeliums, mit kleinen Dingen; er erreichte die erhabensten Höhen, indem er sich den Kompromissen eines mittelmäßigen und sinnlosen Lebens entzog und seine natürliche Hartnäckigkeit in seinen festen Vorsätzen einsetzte. Alles in seinem Leben war ihm eine Stufe zum Aufstieg; auch das, was ihm hätte zum Stolperstein werden sollen. Unter seinen Gefährten war er der unerschrockene und überschwängliche Anreger jedes Unternehmens, der so viel Sympathie und Bewunderung um sich versammelte. Die Natur war ihm reichlich gewogen: Aus einer angesehenen Familie stammend, reich, von solidem und praktischem Verstand, kräftig und robust gebaut, umfassend gebildet, fehlte ihm nichts, um im Leben voranzukommen. Aber er wollte sich nicht recht und schlecht durschlagen, sondern sich seinen Platz an der Sonne erkämpfen. Er war ein Mann von Charakter und eine Seele eines Christen.
Sein Leben hatte eine innere Kohärenz, die in der Einheit von Geist und Existenz, von Glauben und Werken beruhte. Die Quelle dieser so leuchtenden Persönlichkeit lag in einem tiefen inneren Leben. Frassati betete. Sein Durst nach Gnade ließ ihn alles lieben, was den Geist erfüllt und bereichert. Er empfing täglich die Heilige Kommunion, dann blieb er lange am Fuße des Altars, ohne dass ihn etwas ablenken konnte. Er betete in den Bergen und unterwegs. Sein Glaube war jedoch kein zur Schau gestellter Glaube, auch wenn die Kreuzzeichen, die er auf offener Straße vor Kirchen machte, groß und sicher waren, auch wenn der Rosenkranz laut in einem Eisenbahnwagen oder in einem Hotelzimmer gebetet wurde. Es war vielmehr ein so intensiv und aufrichtig gelebter Glaube, der aus seiner großzügigen und offenen Seele mit einer Einfachheit des Verhaltens hervorbrach, die überzeugte und berührte. Seine geistliche Bildung wurde durch die nächtlichen Anbetungen gestärkt, deren eifriger Verfechter und unermüdlicher Teilnehmer er war. Er machte mehr als einmal geistliche Übungen und schöpfte daraus Gelassenheit und geistliche Kraft.
Das Buch von Don Cojazzi schließt mit dem Satz: „Ihn gekannt oder von ihm gehört zu haben, bedeutet, ihn zu lieben, und ihn zu lieben, bedeutet, ihm zu folgen“. Der Wunsch ist, dass das Zeugnis von Piergiorgio Frassati „Salz und Licht“ für alle sei, besonders für die Jugendlichen von heute.




Don Bosco mit seinen Salesianern

Wenn Don Bosco mit seinen Jungen gerne scherzte, um sie fröhlich und gelassen zu sehen, so offenbarte er mit seinen Salesianern auch im Scherz die Wertschätzung, die er für sie empfand, den Wunsch, sie mit ihm eine große Familie bilden zu sehen, arm zwar, aber im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung, vereint im Glauben und in der Nächstenliebe.

Die Lehen Don Boscos
1830 teilte Margareta Occhiena, die Witwe von Franz Bosco, das von ihrem Mann geerbte Vermögen zwischen ihrem Stiefsohn Antonio und ihren beiden Söhnen Giuseppe und Giovanni auf. Es handelte sich unter anderem um acht Grundstücke als Wiese, Acker und Weinberg. Wir wissen nichts Genaues über die Kriterien, die Mama Margareta bei der Aufteilung des väterlichen Erbes auf die drei befolgte. Unter den Grundstücken befanden sich jedoch ein Weinberg in der Nähe von Becchi (in Bric dei Pin), ein Feld in Valcapone (oder Valcappone) und ein weiteres in Bacajan (oder Bacaiau). Auf jeden Fall bilden diese drei Ländereien die „Lehen“, die Don Bosco manchmal scherzhaft als sein Eigentum bezeichnet.
Becchi ist bekanntlich der bescheidene Ortsteil des Weilers, in dem Don Bosco geboren wurde; Valcapponé (oder Valcapone) war ein Ort östlich des Colle (Hügel) unter Serra di Capriglio, aber unten im Tal in der Gegend, die als Sbaruau (= Schreckgespenst) bekannt war, weil sie dicht bewaldet war mit einigen zwischen den Ästen versteckten Hütten, die als Lager für Wäscher und als Zufluchtsort für Räuber dienten. Bacajan (oder Bacaiau) war ein Feld östlich des Colle zwischen den Parzellen Valcapone und Morialdo. Das sind die „Lehen“ von Don Bosco!
In den Biographischen Memoiren (Erinnerungen) heißt es, dass Don Bosco seinen Laienmitarbeitern eine Zeit lang Adelstitel verliehen hatte. So gab es den Grafen von Becchi, den Markgrafen von Valcappone, den Baron von Bacaiau, d.h. der drei Ländereien, die Don Bosco als Teil seines Erbes kennen musste. „Mit diesen Titeln pflegte er Rossi, Gastini, Enria, Pelazza, Buzzetti zu nennen, nicht nur zu Hause, sondern auch außerhalb, vor allem, wenn er mit einigen von ihnen reiste“ (MB VIII, 198-199).
Von diesen „edlen“ Salesianern wissen wir mit Sicherheit, dass der Graf von Becchi (oder von Bricco del Pino) Rossi Giuseppe war, der erste salesianische Laie oder „Koadjutor“, der Don Bosco wie einen äußerst liebevollen Sohn liebte und ihm für immer treu war.
Eines Tages ging Don Bosco zum Bahnhof Porta Nuova und Rossi Giuseppe begleitete ihn mit seinem Koffer. Sie kamen an, als der Zug gerade abfahren wollte und die Waggons voll mit Menschen waren. Don Bosco, der keinen Sitzplatz mehr fand, wandte sich an Rossi und sagte mit lauter Stimme zu ihm:
— Oh, Herr Graf, ich bedaure, dass Sie sich so viel Mühe für mich machen!
— Stellen Sie sich vor, Don Bosco, es ist eine Ehre für mich!
Einige Reisende an den Fenstern, die diese Worte „Herr Graf“ und „Don Bosco“ hörten, sahen sich erstaunt an, und einer von ihnen rief aus dem Wagen:
— Don Bosco! Herr Graf! Steigen Sie hier ein, es sind noch zwei Plätze frei!
— Aber ich will Sie nicht belästigen, – antwortete Don Bosco.
— Steigen Sie doch ein! Es ist eine Ehre für uns. Ich werde meine Koffer holen, die passen perfekt!
Und so konnte der „Graf von Becchi“ mit Don Bosco und dem Koffer in den Zug einsteigen.

Die Pumpen und eine Hütte
Don Bosco lebte und starb arm. Zum Essen begnügte er sich mit sehr wenig. Selbst ein Glas Wein war schon zu viel für ihn, und er verdünnte es regelmäßig.
„Oft vergaß er zu trinken, weil er in andere Gedanken vertieft war, und es oblag seinen Tischnachbarn, ihm den Wein in sein Glas zu gießen. Und wenn der Wein gut war, suchte er sofort nach Wasser, „damit er besser schmeckt“, wie er sagte. Und mit einem Lächeln fügte er hinzu: „Ich habe der Welt und dem Teufel abgeschworen, aber nicht den Pumpen“, in Anspielung auf die Schächte, die das Wasser aus dem Brunnen schöpfen“ (MB IV, 191-192).
Auch für die Unterkunft wissen wir, wie er lebte. Am 12. September 1873 fand die Generalkonferenz der Salesianer statt, um einen Ökonomen und drei Räte neu zu wählen. Bei dieser Gelegenheit sprach Don Bosco denkwürdige und prophetische Worte über die Entwicklung der Kongregation. Als er dann auf das Oberkapitel zu sprechen kam, das inzwischen einen geeigneten Wohnsitz zu benötigen schien, sagte er unter allgemeiner Heiterkeit: „Wenn es möglich wäre, würde ich gerne eine „sopanta“ (d.h. supanta = Hütte) in der Mitte des Hofes errichten, wo das Kapitel von allen anderen Sterblichen getrennt sein könnte. Da aber seine Mitglieder noch ein Recht haben, auf dieser Erde zu sein, so können sie mal hier, mal dort, in verschiedenen Häusern wohnen, je nachdem, was ihnen am besten erscheint!“ (MB X, 1061-1062).

Otis, botis, pija tutis
Ein junger Mann fragte ihn eines Tages, wie er die Zukunft kenne und so viele geheime Dinge erraten könne. Er antwortete ihm:
—„Hör mir zu. Das Mittel ist dieses, und es wird erklärt durch: Otis, botis, pija tutis. Weißt du, was diese Worte bedeuten?… Nimm dich in Acht. Es sind griechische Wörter, und, – er buchstabierte sie und wiederholte: – O-tis, bo-tis, pi-ja tu-tis. Verstehst du?
—Das ist eine ernste Angelegenheit!
—Ich weiß es auch. Ich habe nie jemandem erklären wollen, was dieses Motto bedeutet. Und niemand weiß es und wird es auch nie wissen, denn es ist nicht bequem für mich, es zu sagen. Es ist mein Geheimnis, mit dem ich außergewöhnliche Dinge tue, ich lese Gewissen, ich kenne Geheimnisse. Aber wenn du klug bist, kannst du etwas davon verstehen.
Und er wiederholte diese vier Worte, wobei er mit dem Zeigefinger auf die Stirn, den Mund, das Kinn und die Brust des jungen Mannes zeigte. Schließlich gab er ihm plötzlich eine Ohrfeige. Der junge Mann lachte, beharrte aber darauf:
—Übersetzen Sie mir wenigstens die vier Worte!
—Ich kann sie übersetzen, aber du wirst die Übersetzung nicht verstehen.
Und er sagte ihm scherzhaft in piemontesischem Dialekt:
—Quand ch’at dan ed bòte, pije tute (Wenn du eine Tracht Prügel bekommst, nimm alles hin) (MB VI, 424). Und er meinte damit, dass man, um ein Heiliger zu werden, alle Leiden, die das Leben für uns bereithält, in Kauf nehmen muss.

Beschützer der Kesselflicker
Jedes Jahr machten die Jugendlichen des Oratoriums Saint Leo in Marseille einen Ausflug zur Villa von Herrn Olive, einem großzügigen Wohltäter der Salesianer. Bei dieser Gelegenheit bedienten Vater und Mutter die Oberen bei Tisch und ihre Kinder die Schüler.

Im Jahr 1884 fand der Ausflug während des Aufenthalts von Don Bosco in Marseille statt.
Während sich die Schüler in den Gärten vergnügten, lief die Köchin zu Madame Olive, um es ihr zu sagen:
— Madame, der Topf mit der Suppe für die Jungen ist undicht und es gibt keine Möglichkeit, dies zu beheben. Sie werden ohne Suppe auskommen müssen!
Die Hausherrin, die großes Vertrauen in Don Bosco hatte, hatte eine Idee. Sie rief alle Jungen zu sich und:
— Hört zu – sagte sie zu ihnen – wenn ihr die Suppe essen wollt, kniet hier nieder und sprecht ein Gebet zu Don Bosco, damit er den Topf wieder dicht macht.
Sie gehorchten. Der Topf hörte augenblicklich auf zu lecken. Don Bosco aber, der das hörte, lachte herzlich und sagte:
— Von nun an wird man Don Bosco den Schutzpatron der stagnin (Kesselflicker) nennen (MB XVII, 55-56).




Niemand hat die Hühner erschreckt (1876)

Der Text spielt im Januar 1876 und präsentiert einen der eindrucksvollsten „Träume“ Don Boscos, ein bevorzugtes Mittel, mit dem der Turiner Heilige die Jugendlichen des Oratoriums aufrüttelte und führte. Die Vision beginnt auf einer unendlichen Ebene, auf der die Säer eifrig arbeiten: Der Weizen, Symbol des Wortes Gottes, wird nur keimen, wenn er geschützt ist. Doch gefräßige Hühner stürzen sich auf den Samen, und während die Bauern Evangelienverse singen, bleiben die für die Bewachung zuständigen Kleriker stumm oder abgelenkt und lassen alles verloren gehen. Die Szene, belebt durch witzige Dialoge und Bibelzitate, wird zur Parabel über das Murren, das die Frucht der Predigt erstickt, und zur Mahnung zur aktiven Wachsamkeit. Mit väterlichem und zugleich strengem Ton verwandelt Don Bosco das fantastische Element in eine eindringliche moralische Lektion.

In der zweiten Januarhälfte hatte der Diener Gottes einen symbolischen Traum, über den er mit einigen Salesianern sprach. Don Barberis bat ihn, ihnen öffentlich davon zu erzählen, denn die jungen Leute mochten seine Träume sehr, sie taten ihnen sehr gut und verbanden sie mit dem Oratorium.
– Ja, das stimmt, antwortete der Selige, sie tun gut und werden gerne gehört; der Einzige, der Schaden nimmt, bin ich, denn ich müsste eine eiserne Lunge haben. Man kann wohl sagen, dass es im Oratorium keinen einzigen Menschen gibt, der sich durch solche Erzählungen nicht erschüttert fühlt; denn meistens betreffen diese Träume alle, und jeder will wissen, in welchem Zustand ich ihn gesehen habe, was ich tun soll, was dies oder jenes bedeutet; und ich werde Tag und Nacht gequält. Wenn ich dann den Wunsch nach allgemeinen Bekenntnissen erwecken will, habe ich nichts anderes zu tun, als einen Traum zu erzählen… Hör zu, tu nur eines. Am Sonntag gehe ich hin und spreche zu den jungen Leuten, und du befragst mich in aller Öffentlichkeit. Ich werde dann den Traum zählen.
Am 23. Januar, nach dem Abendgebet, bestieg er seinen Stuhl. Sein freudestrahlendes Gesicht zeigte, wie immer, seine Zufriedenheit, unter seinen Kindern zu sein. Nach einer Weile des Schweigens meldete sich Don Barberis zu Wort und stellte die Frage:
– Entschuldigen Sie, Herr Don Bosco, erlauben Sie mir, Ihnen eine Frage zu stellen?
– Sagen Sie.
– Ich habe gehört, dass Sie in den letzten Nächten einen Traum vom Saatgut, vom Sämann, von Hühnern hatten, und dass Sie ihn bereits dem Kleriker Calvi erzählt haben. Würden Sie uns bitte auch davon erzählen? Das würde uns eine große Freude bereiten.
– Neugierig!! – sagte Don Bosco in einem vorwurfsvollen Ton. Und hier brach ein allgemeines Gelächter aus.
– Es macht nichts, wissen Sie, wenn Sie mich neugierig nennen, solange Sie uns von dem Traum erzählen. Und ich glaube, dass ich mit dieser Frage die Wünsche aller jungen Leute vertreten, die ihm sicher gerne zuhören werden.
– Wenn das so ist, werde ich es euch sagen. Ich wollte nichts sagen, denn es gibt Dinge, die einige von euch besonders betreffen, und einige auch für dich, die eure Ohren ein wenig brennen lassen; aber da du mich fragst, werde ich es sagen.
– Aber eh! Herr Don Bosco, wenn Sie mir eine Tracht Prügel geben wollen, verschonen Sie mich hier in der Öffentlichkeit.
– Ich werde die Dinge so erzählen, wie ich sie mir erträumt habe; jeder übernimmt seinen Teil. Vor allem aber muss jeder bedenken, dass Träume im Schlaf entstehen, und im Schlaf denkt man nicht; wenn es also etwas Gutes gibt, eine Warnung, die man beherzigen sollte, dann nimmt man sie. Im Übrigen soll man sich nicht ängstigen. Ich sagte, dass ich nachts träumte und schlief, denn manche Menschen träumen auch tagsüber und manchmal sogar im Wachzustand, ohne dass die Professoren, für die sie lästige Schüler sind, sich daran stören.

Ich schien weit weg von hier zu sein und mich in Castelnuovo d’Asti, meiner Heimat, zu befinden. Vor mir lag ein großes Stück Land in einer weiten und schönen Ebene; aber dieses Land gehörte nicht uns und ich wusste nicht, wem es gehörte.
Auf diesem Feld sah ich viele Menschen, die mit Hacken, Spaten, Rechen und anderen Werkzeugen arbeiteten. Einige pflügten, einige säten Weizen, einige ebneten die Erde ein, andere taten andere Dinge. Hier und da gab es Anführer, die die Arbeit leiteten, und unter ihnen schien ich selbst zu sein. Anderswo sangen Chöre von Bauern. Ich schaute erstaunt zu und konnte mir keinen Grund für diesen Ort vorstellen. Ich selbst sagte: „Aber wozu arbeiten diese Leute so hart?“ – Und er antwortete mir: „Um Brot für meine jungen Männer zu beschaffen.“ –  Und es war wirklich ein Wunder zu sehen, wie diese guten Bauern ihre Arbeit nicht einen Augenblick aufgaben und mit ständigem Enthusiasmus und demselben Fleiß weiterarbeiteten. Nur einige wenige lachten und scherzten miteinander.
Während ich so ein schönes Bild betrachtete, schaute ich mich um und sah, dass ich von einigen Priestern und vielen meiner Kleriker umgeben war, einige in der Nähe, andere in der Ferne. Ich sagte zu mir: – Aber ich träume; meine Kleriker sind in Turin, wir sind hier in Castelnuovo. Wie kann das dann sein? Ich bin von Kopf bis Fuß für den Winter gekleidet, erst gestern war mir so kalt, und jetzt wird hier der Weizen gesät. – Und er berührte meine Hände und ging herum und sagte: – Aber ich träume nicht, dies ist wirklich ein Feld; dieser Geistliche, der hier ist, ist Geistlicher A… selbst; dieser andere ist Geistlicher B… Und wie konnte ich dann in meinem Traum dieses Ding und dieses andere sehen?
In der Zwischenzeit sah ich einen alten Mann, der sehr wohlwollend und vernünftig aussah und mich und die anderen aufmerksam beobachtete. Ich näherte mich ihm und fragte ihn:
– Sagen Sie, guter Mann, hören Sie zu! Was ist das, was ich sehe und nicht verstehe? Wo sind wir hier? Wer sind diese Arbeiter? Wessen Feld ist das?
– Oh! der Mann antwortet mir; gute Fragen zu stellen! Sie sind ein Priester und Sie wissen diese Dinge nicht?
– Sagen Sie es mir! Meinen Sie, ich träume, oder bin ich wach? Denn es scheint mir, dass ich träume, und was ich sehe, scheint nicht möglich.
– Sehr möglich, ja wirklich, und es scheint mir, dass Sie völlig wach sind. Sehen Sie das nicht? Sie reden, Sie lachen, Sie scherzen.
– Und doch gibt es einige, fügte ich hinzu, die in ihren Träumen zu sprechen, zu hören und zu handeln scheinen, als ob sie wach wären.
– Aber nein, lassen Sie das alles beiseite. Sie sind mit Leib und Seele hier.
– Nun, so sei es; und wenn ich wach bin, dann sagen Sie mir, wessen Feld dies ist.
– Sie haben Latein studiert: wie lautet der erste Name der zweiten Deklination, den sie im Donato gelernt hat? Wissen Sie es noch?
– Eh! Ja, ich weiß es; aber was hat das mit dem zu tun, was ich Sie frage?
– Es hat sehr viel zu tun. Sagen Sie mir also, welches das erste Substantiv ist, das in der zweiten Deklination gelernt wird.
– Es ist Dominus.
– Und wie steht es im Genitiv?
– Domini!
– Gut, gut, Domini; dieses Feld ist also Domini, des Herrn.
– Ah! Jetzt beginne ich etwas zu verstehen! – rief ich aus.
Ich war erstaunt über die Konsequenz, die der gute alte Mann zog. Währenddessen sah ich mehrere Leute mit Säcken voller Getreide kommen, um zu säen, und eine Gruppe von Bauern sang: Exit, qui seminat, seminare semen suum (Der Sämann ging aus, seinen Samen zu säen, Lk 8,5).
Ich fand es eine Schande, diese Saat wegzuwerfen und sie in der Erde verrotten zu lassen. Das Korn war so schön! – Wäre es nicht besser, sagte ich zu mir selbst, es zu mahlen und daraus Brot oder Nudeln zu machen? – Aber dann dachte ich: – Wer nicht sät, der erntet nicht. Wenn du die Saat nicht wegwirfst und sie nicht verrottet, was wirst du dann ernten?
In diesem Moment sah ich von allen Seiten eine Schar von Hühnern, die auf das gesäte Feld hinausgingen, um all die Körner aufzufangen, die andere gesät hatten.
Und diese Gruppe von Sängern sang weiter: Venerunt aves caeli, sustulerunt frumentum et reliquerunt zizaniam (Die Vögel des Himmels kamen und sammelten den Weizen und ließen das Unkraut stehen).
Ich schaue mich um und beobachte die Kleriker, die bei mir waren. Einer mit gefalteten Händen starrte mit kalter Gleichgültigkeit vor sich hin; ein anderer unterhielt sich mit seinen Begleitern; einige klammerten sich an die Schultern, andere blickten zum Himmel auf, andere lachten über den Anblick, andere gingen ruhig ihrer Freizeit und ihren Spielen nach, andere gingen einer ihrer Beschäftigungen nach; aber niemand verscheuchte die Hühner. Ich drehte mich zu ihnen allen um, rief jeden beim Namen und sagte:
– Was macht ihr da? Seht ihr nicht, dass diese Hühner das ganze Korn auffressen? Seht ihr nicht, dass sie das ganze gute Saatgut zerstören, dass sie die Hoffnungen dieser guten Bauern zunichte machen? Was werden wir als nächstes ernten? Warum seid ihr so schweigsam, warum schreit ihr nicht auf, warum macht ihr nicht, dass sie verschwinden?
Aber die Kleriker zuckten mit den Schultern, sahen mich an und sagten nichts. Einige von ihnen drehten sich nicht einmal um: Sie schenkten dem Feld weder vorher noch nach meinem Schrei Aufmerksamkeit.
– Dummköpfe, die ihr seid! fuhr ich fort. Die Hühner haben schon einen vollen Kropf. Könnt ihr nicht in die Hände klatschen und so gehen? – Und währenddessen klatschte ich in die Hände und befand mich in der Klemme, denn meine Worte halfen nicht. Da fingen einige an, die Hühner zu verjagen, aber ich wiederholte mir: „Oh ja, jetzt, wo das ganze Korn aufgegessen ist, verjagt man die Hühner“.
In diesem Moment fiel mir das Lied dieser Gruppe von Bauern ein, die sangen: Canes muti nescientes latrare (Stumme Hunde, die nicht vermögen zu bellen, Jes 56,10).
Dann wandte ich mich an den guten alten Mann und sagte zu ihm zwischen Erstaunen und Empörung:
– Wohlan, geben Sie mir eine Erklärung für das, was ich sehe; ich verstehe nichts davon. Was ist das für ein Samen, der auf die Erde geworfen wird?
– Wie schön! Semen est verbum Dei (Der Same ist das Wort Gottes, Lk 8,11).
– Aber was bedeutet das, wenn ich sehe, wie die Hühner ihn fressen?
Der alte Mann änderte seinen Tonfall und fuhr fort:
– Oh! Wenn Sie eine genauere Erklärung wollen, werde ich sie Ihnen geben. Das Feld ist der Weinberg des Herrn, von dem im Evangelium die Rede ist, und kann auch als das Herz des Menschen verstanden werden. Die Bewirtschafter sind die Arbeiter des Evangeliums, die vor allem durch die Predigt das Wort Gottes säen. Dieses Wort würde in dem Herzen, das ein gut vorbereiteter Boden ist, viel Frucht bringen. Aber was? Die Vögel des Himmels kommen und tragen sie fort.
– Worauf deuten diese Vögel hin?
– Soll ich Ihnen sagen, worauf sie hinweisen? Sie deuten auf Murren hin. Nachdem man die Predigt gehört hat, die etwas bewirken sollte, geht man zu seinen Gefährten. Der eine kommentiert eine Geste, eine Stimme, ein Wort des Predigers, und schon ist die ganze Frucht der Predigt weg. Ein anderer wirft dem Prediger selbst irgendeinen körperlichen oder intellektuellen Fehler vor; ein dritter lacht über sein Italienisch, und die ganze Frucht der Predigt ist dahin. Das Gleiche gilt für eine gute Lesung, deren Nutzen durch das Gemurmel zunichte gemacht wird. Das Murren ist um so böser, als es im Allgemeinen heimlich, verborgen ist, und dort lebt und wächst, wo man es nicht erwartet. Der Weizen, auch wenn er auf einem wenig bestellten Feld steht, sprießt, wächst, wird hoch genug und trägt Früchte. Wenn auf ein frisch gesätes Feld ein Sturm kommt, dann wird das Feld gestampft und trägt nicht mehr so viele Früchte, aber es trägt doch Früchte. Auch wenn das Saatgut nicht so schön ist, wird es wachsen: Es wird wenig Frucht tragen, aber es wird dennoch Frucht tragen. Wenn aber die Hühner oder die Vögel an der Saat picken, dann ist nichts mehr zu machen: Der Acker bringt weder viel noch wenig, er bringt überhaupt keine Frucht mehr. Wenn also auf Predigten, Ermahnungen und gute Vorsätze andere Dinge folgen, wie Ablenkung, Versuchung usw., wird es weniger Frucht bringen; aber wenn es Murren, böses Reden oder ähnliches gibt, ist es nicht wenig, das hält, sondern das Ganze wird sofort weggenommen. Und wessen Aufgabe ist es, in die Hände zu klatschen, darauf zu bestehen, zu schreien, zu überwachen, damit dieses Murren, diese bösen Reden nicht stattfinden? Sie wissen es!
– Aber was haben diese Kleriker jemals getan? fragte ich. Konnten sie nicht so viel Böses verhindern?
– Sie haben nichts verhindert, fuhr er fort. Einige standen wie stumme Statuen da, andere kümmerten sich nicht darum, dachten nicht nach, sahen nicht hin und standen mit verschränkten Armen da, andere hatten nicht den Mut, dieses Übel zu verhindern; einige, wenige aber schlossen sich auch den Einflüsterern an, beteiligten sich an ihren Verleumdungen und taten das Werk, das Wort Gottes zu zerstören. Du, der du Priester bist, bestehe darauf; predige, ermahne, rede, und scheue dich nicht, zu viel zu sagen; und lass alle wissen, dass es böser ist, denen, die predigen, denen, die ermahnen, denen, die gute Ratschläge geben, Bemerkungen zu machen. Und zu schweigen, wenn man eine Unordnung sieht, und sie nicht zu verhindern, besonders diejenigen, die es könnten oder sollten, bedeutet, sich mitschuldig zu machen am Bösen der anderen.
Ich, der ich diese Worte verstand, wollte immer noch zusehen, dies und jenes beobachten, den Klerikern Vorwürfe machen, sie anspornen, ihre Pflicht zu tun. Und schon setzten sie sich in Bewegung und versuchten, die Hühner in die Flucht zu schlagen. Ich aber stolperte, nachdem ich ein paar Schritte gegangen war, über eine Harke, die zum Einebnen der Erde bestimmt war, die auf dem Feld zurückgelassen worden war, und wachte auf. Lassen wir nun alles beiseite und kommen wir zur Moral. D. Barberis! Was sagst du zu diesem Traum?
– Ich sage, antwortete D. Barberis, dass es eine gute Tracht Prügel ist, und derjenige, der sie bekommt, hat Glück.
– Na sicher, machte D. Bosco weiter, es ist eine Lektion, die uns gut tun muss; und behaltet sie im Gedächtnis, meine lieben jungen Männer, um das Murren unter euch in jeder Weise zu vermeiden, als ein außerordentliches Übel, flieht es, wie man die Pest flieht, und vermeidet es nicht nur selbst, sondern versucht um jeden Preis, andere dazu zu bringen, es zu vermeiden. Manchmal bewirken heilige Räte, ausgezeichnete Werke nicht das Gute, das darin besteht, das Murren und jedes Wort zu verhindern, das anderen schaden kann. Wappnen wir uns mit Mut und bekämpfen wir es offen. Es gibt kein größeres Unglück als das, das Wort Gottes zu verlieren. Und ein Spruch ist genug, ein Witz ist genug.

Ich habe euch von einem Traum erzählt, den ich vor einigen Nächten hatte, aber letzte Nacht hatte ich einen anderen Traum, von dem ich euch auch erzählen möchte. Die Stunde ist noch nicht zu spät; es ist erst neun Uhr, und ich kann euch davon erzählen. Ich werde jedoch versuchen, nicht zu lange zu erzählen.
Dann schien es mir, dass ich an einem Ort war, von dem ich nicht mehr weiß, was es war: Ich war nicht mehr in Castelnuovo, aber mir scheint, dass ich nicht einmal im Oratorium war. Jemand kam in aller Eile, um mich zu rufen:
– D. Bosco, kommen Sie! D. Bosco, kommen Sie!
– Aber wozu diese Eile? antwortete ich.
– Wissen Sie, was geschehen ist?
– Ich verstehe nicht, was du sagen willst; erkläre dich deutlich, antwortete ich besorgt.
– Wissen Sie nicht, D. Bosco, dass dieser junge Mann, der so gut ist, so voller Elan, schwer krank ist, ja sogar im Sterben liegt?
– Ich bezweifle, dass du dich über mich lustig machen willst, sagte ich, denn heute Morgen habe ich mit demselben jungen Mann gesprochen und bin mit ihm spazieren gegangen, von dem du mir jetzt sagst, dass er im Sterben liegt.
– Ach, D. Bosco, ich versuche nicht, Sie zu täuschen, und ich glaube, ich schulde es Ihnen, Ihnen die reine Wahrheit zu sagen. Dieser junge Mann braucht Sie sehr und wünscht, Sie zu sehen und ein letztes Mal mit Ihnen zu sprechen. Aber kommen Sie schnell, sonst kommen Sie nicht mehr rechtzeitig.
Ohne zu wissen, wohin, eilte ich diesem Mann hinterher. Ich kam an einen Ort und sah trauernde, weinende Menschen, die zu mir sagten: Kommen Sie schnell, er liegt im Sterben.
– Aber was ist passiert? – antwortete ich. Man führt mich in ein Zimmer, wo ich einen jungen Mann liegen sehe, dessen Gesicht ganz blass ist, fast leichenblass, und der hustet und keucht, dass er erstickt und kaum sprechen kann:
– Aber bist du nicht Herr Soundso? sagte ich zu ihm.
– Ja, das bin ich!
– Und wie geht es dir?
– Ich bin krank.
– Und wie kommt es, dass ich dich jetzt in diesem Zustand sehe? War es nicht erst gestern und heute Morgen, als du friedlich unter den Arkaden spazieren gingst?
– Ja, antwortete der junge Mann, gestern und heute morgen bin ich unter den Arkaden spazieren gegangen; aber jetzt beeil dich, ich muss beichten, ich sehe, dass ich nur noch wenig Zeit habe.
– Reg dich nicht auf, reg dich nicht auf; du hast ja erst vor ein paar Tagen gebeichtet.
– Es ist wahr, und ich scheine keinen großen Kummer auf dem Herzen zu haben; aber dennoch möchte ich die heilige Absolution erhalten, bevor ich mich dem göttlichen Richter stelle.
Ich hörte ihm die Beichte an. Aber inzwischen bemerkte ich, dass es ihm zusehends schlechter ging und er einen Katarrh hatte, der ihn zu ersticken drohte. – Aber hier müssen wir uns beeilen, sagte ich mir, wenn ich noch will, dass er das heilige Viatikum und das heilige Öl empfängt. Das Viatikum kann er nämlich nicht mehr empfangen, weil die Zubereitung länger dauert und weil der Husten ihn am Schlucken hindern könnte. Das heilige Öl, schnell!
Mit diesen Worten verlasse ich den Raum und schicke sofort einen Mann, der den Beutel mit den heiligen Ölen holt. Die jungen Männer, die im Zimmer waren, fragten mich:
– Ist er denn wirklich in Gefahr und liegt er im Sterben, wie die Leute sagen?
– Leider! antwortete ich. Seht ihr nicht, dass seine Atmung immer schlechter wird und der Schleim ihn erstickt?
– Aber es wird besser sein, ihm auch das Viatikum zu bringen und ihn so gestärkt in die Arme Marias zu schicken!
Aber während ich mich mit den Vorbereitungen beschäftigte, hörte ich eine Stimme: – Er ist gestorben!
Ich kehrte in mein Zimmer zurück und fand den Kranken mit weit aufgerissenen Augen; er atmete nicht mehr; er war tot.
– Ist er tot? fragte ich die beiden, die bei ihm nach dem Tod waren, und sie antworteten: Er ist tot!
– Aber wie geht das, so schnell? Sagt mir bitte: Ist das nicht der Mann?
– Ja, das ist der Mann.
– Ich kann meinen Augen nicht trauen! Noch gestern ist er mit mir unter den Arkaden spazieren gegangen.
– Gestern ist er noch spazieren gegangen und jetzt ist er tot, antworteten sie.
– Zum Glück war er ein guter junger Mann! rief ich aus. Und ich sagte zu den jungen Männern um mich herum:
– Seht ihr, seht ihr? Er konnte nicht einmal mehr das Viatikum und die letzte Ölung empfangen. Aber dem Herrn sei Dank, dass er ihm Zeit zur Beichte gegeben hat. Dieser junge Mann war gut, er nahm oft genug an den Sakramenten teil, und wir hoffen, dass er in ein glückliches Leben oder zumindest ins Fegefeuer ging. Aber wenn anderen das gleiche Schicksal widerfahren wäre, was würde jetzt aus einigen werden?
In diesem Sinne gingen wir alle auf die Knie und rezitierten ein De profundis für die Seele des armen Verstorbenen.
In der Zwischenzeit war ich auf dem Weg in mein Zimmer, als ich Ferraris aus der Buchhandlung kommen sah (Koadjutor Giovanni Antonio Ferraris, Buchhändler), der ganz aufgeregt zu mir sagte:
– Wissen Sie, D. Bosco, was geschehen ist?
– Eh! Leider weiß ich es! Der Mann ist gestorben! antworte ich.
– Das meine ich nicht; es gibt noch zwei andere, die gestorben sind.
– Was? Wer?
– Der Mann und der andere Mann.
– Aber wann? Das verstehe ich nicht.
– Ja, zwei andere, die starben, bevor Sie kamen.
– Warum habt ihr mich dann nicht gerufen?
– Dafür war keine Zeit. Aber können Sie mir sagen, wann dieser gestorben ist?
– Er ist jetzt gestorben! antwortete ich.
– Wissen Sie, welcher Tag und welcher Monat heute ist? fuhr Ferraris fort.
– Ja, ich weiß es; es ist der 22. Januar, der zweite Tag der Novene des heiligen Franz von Sales.
– Nein, sagte Ferraris. Sie irren sich, Herr Don Bosco, schauen Sie genau hin. – Ich schaute auf den Kalender und sah: der 26. Mai.
– Aber das ist großgeschrieben! rief ich aus. Es ist Januar, und ich sehe an meiner Kleidung, dass man im Mai nicht so gekleidet ist; im Mai wäre der Heizkörper nicht eingeschaltet.
– Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, oder welchen Grund ich Ihnen geben soll, aber es ist jetzt der 26. Mai.
– Aber wenn unser Kamerad erst gestern gestorben ist und wir im Januar waren.
– Sie irren sich, beharrte Ferraris; wir waren in der Osterzeit.
– Dies ist ein noch größerer Unsinn!
– Ostern, ganz sicher: es war Ostern, und er hatte viel mehr Glück, an Ostern zu sterben als die beiden anderen, die im Marienmonat starben.
– Du verhöhnst mich, sagte ich. Erkläre dich besser, sonst verstehe ich dich nicht.
– Ich mache mich überhaupt nicht lustig. Die Sache ist so. Wenn Sie mehr wissen wollen, und ich mich besser erklären soll, dann seien Sie bitte vorsichtig!
Er öffnete seine Arme, dann klatschte er beide Hände laut gegeneinander: klatsch! Und ich bin aufgewacht. Dann rief ich aus: – Oh, Gott sei Dank! Es ist keine Wirklichkeit, sondern ein Traum. Wie sehr hatte ich mich gefürchtet!
Hier ist der Traum, den ich letzte Nacht hatte. Ihr könnt ihm so viel Bedeutung beimessen, wie ihr wollt. Ich selbst will ihm nicht meinen ganzen Glauben schenken. Heute aber wollte ich sehen, ob diejenigen, die mir in meinem Traum tot erschienen, noch leben, und ich sah sie gesund und munter. Sicherlich ist es nicht angebracht, dass ich sage, wer sie sind, und ich werde es auch nicht sagen. Aber ich werde ein Auge auf diese beiden haben: Wenn es irgendeinen Rat braucht, um gut zu leben, werde ich ihn ihnen geben, und ich werde sie vorbereiten, indem ich die Gewölbe weit öffne, ohne dass sie es merken, so dass, wenn es ihnen passieren sollte, zu sterben, der Tod sie nicht unvorbereitet treffen wird. Aber niemand soll hingehen und sagen: Es soll dies, es soll das sein. Ein jeder soll an sich selbst denken.
Und macht euch keine Gedanken darüber. Die Wirkung, die es in euch haben muss, ist einfach das, was uns der göttliche Erlöser im Evangelium nahelegt: Estote parati, quia, qua hora non putatis, filius hominis veniet (So seid denn auch ihr bereit; denn zu einer Stunde, da ihr es nicht meinet, wird der Menschensohn kommen, Lk 12,40). Dies ist eine große Warnung, meine lieben Jugendlichen, die uns der Herr gibt. Lasst uns immer bereit sein, denn in der Stunde, in der wir es am wenigsten erwarten, kann der Tod kommen, und wer nicht darauf vorbereitet ist, gut zu sterben, läuft große Gefahr, schlecht zu sterben. Ich werde mich so gut vorbereiten, wie ich kann, und ihr tut dasselbe, damit wir zu jeder Stunde, in der es dem Herrn gefällt, uns zu rufen, bereit sind, in die glückliche Ewigkeit zu gehen. Gute Nacht.

Don Boscos Worte wurden stets mit frommer Stille aufgenommen; aber als er von diesen außergewöhnlichen Dingen erzählte, hörte man unter den Hunderten von Jungen, die sich an diesem Ort drängten, weder ein Husten noch das geringste Rascheln der Füße. Der lebhafte Eindruck hielt über Wochen und Monate an, und mit dem Eindruck kam es zu radikalen Veränderungen im Verhalten einiger der Kinder. Dann bildete sich eine Menschenmenge um Don Boscos Beichtstuhl. Niemand kam auf die Idee, dass er diese Geschichten erfunden hatte, um die Kinder zu erschrecken und ihr Leben zu verbessern, denn die Ankündigungen des bevorstehenden Todes trafen immer ein, und bestimmte Bewusstseinszustände, die in den Träumen gesehen wurden, entsprachen der Realität.
Aber war die Angst, die durch solche düsteren Vorhersagen ausgelöst wurde, nicht ein beklemmender Albtraum? Offenbar nicht. In einer Gruppe von mehr als achthundert jungen Menschen gab es zu viele Möglichkeiten und Vermutungen, als dass sich der Einzelne hätte Sorgen machen können. Außerdem trug die weit verbreitete Überzeugung, dass die im Oratorium Verstorbenen mit Sicherheit in den Himmel kommen würden und dass Don Bosco die Auserwählten vorbereitete, ohne sie zu erschrecken, dazu bei, jegliche Angst aus ihren Seelen zu vertreiben. Andererseits weiß man, wie wankelmütig die Jugend ist: Im ersten Augenblick wird die Phantasie der jungen Leute angegriffen und erschüttert, aber dann befreit sich die Erinnerung bald von jeder ängstlichen Befürchtung. Dies wurde von den Überlebenden jener Zeit einhellig bezeugt.
Als die jungen Männer sich schlafen gelegt hatten, stellten einige der Brüder, die um den Seligen herumstanden, ihm Fragen, um herauszufinden, ob einer von ihnen zu denen gehörte, die sterben sollten. Der Diener Gottes lächelte wie immer und schüttelte den Kopf und wiederholte:
– Schon, schon! Ich werde kommen und euch sagen, wer es ist, auf die Gefahr hin, dass jemand vor seiner Zeit stirbt!
Da sie sahen, dass dort nichts gesagt wurde, fragten sie ihn, ob in dem ersten Traum auch Kleriker vorkämen, die die Rolle von Hühnern spielten, d.h., die sich dem Murmeln hingaben. Don Bosco, der spazieren ging, blieb stehen, schaute seine Gesprächspartner an und lachte ein wenig, als wollte er sagen: „Ja, einige, aber wenige, und das ist alles, was ich sagen werde.“ – Dann baten sie ihn, wenigstens zu sagen, ob sie zu den stummen Hunden gehörten; der Selige hielt sich an seine Allgemeinplätze und bemerkte, dass man sich hüten müsse, Gemurmel und überhaupt alle Störungen, insbesondere schlechte Reden, zu vermeiden und vermeiden zu lassen. – Wehe dem Priester und Kleriker, sagte er, der, mit der Wachsamkeit beauftragt, Unruhen sieht und sie nicht verhindert! Ich möchte, dass man weiß und glaubt, dass ich mit dem Wort „Murren“ nicht nur das Zerschneiden unserer Kleider meine, sondern jede Rede, jeden Spruch, jedes Wort, das in einem Begleiter die Frucht des gehörten Wortes Gottes herabsetzen kann. Im Allgemeinen will ich also sagen, dass es ein großes Übel ist, still zu sein, wenn man von einer Unordnung weiß, und sie nicht zu verhindern oder nicht zu versuchen, sie durch die Verantwortlichen zu verhindern.
Ein mutigerer unter ihnen stellte dem Diener Gottes eine ziemlich gewagte Frage.
– Und was hatte Don Barberis mit dem Traum zu tun? Sie haben gesagt, es gäbe auch etwas für ihn, und Don Barberis selbst schien eine ordentliche Tracht Prügel für sich zu erwarten. – Don Barberis war anwesend. Zunächst deutete Don Bosco an, dass er nicht antworten wolle. Aber dann, als nur noch wenige Priester an seiner Seite waren und Don Barberis sich freute, dass er das Geheimnis lüftete, sagte der Selige:
– Eh! Don Barberis predigt nicht genug über diesen Punkt; er beharrt nicht so sehr auf diesem Thema, wie es notwendig wäre. Don Barberis bestätigte, dass er weder im vergangenen noch im laufenden Jahr in seinen Vorträgen an die Gläubigen jemals absichtlich auf dieses Thema eingegangen sei; er war daher sehr erfreut über diese Bemerkung und behielt sie für die Zukunft im Ohr.
Nach diesen Worten stiegen sie die Treppe hinauf, und alle verließen, nachdem sie Don Bosco die Hand geküsst hatten, den Raum und gingen zur Ruhe. Alle außer Don Barberis, der ihn wie immer bis zur Tür seines Zimmers begleitete. Als Don Bosco sah, dass es noch früh war und er merkte, dass er nicht hätte schlafen können, weil er von den ausgestellten Dingen stark beeindruckt war, ließ er Don Barberis entgegen seiner Gewohnheit in sein Zimmer gehen und sagte:
– Da wir noch Zeit haben, können wir im Zimmer auf und ab gehen.
So redete er eine halbe Stunde lang weiter. Er sagte unter anderem:
– Im Traum sah ich jeden, und ich sah den Zustand, in dem sich jeder befand: ob Huhn, ob stummer Hund, ob in der Reihe derer, die gewarnt wurden, sich an die Arbeit zu machen oder sich nicht zu bewegen. Von dieser Erkenntnis mache ich Gebrauch, während ich die Beichte ablege, öffentlich und privat ermahne, solange ich sehe, dass sie Gutes bewirkt. Anfangs habe ich diesen Träumen nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt; aber ich fand, dass sie meist die Wirkung von mehr Predigten haben, ja für manche wirksamer sind als ein Kursus von geistlichen Übungen; deshalb mache ich von ihnen Gebrauch. Und warum nicht? Wir lesen in der Heiligen Schrift: Probate spiritus (prüfet die Geister, 1Joh 4,1); quod bonum est tenete (was gut ist, behaltet, 1Tes 5,21). Ich sehe, dass sie nützen, ich sehe, dass sie gefallen, und warum soll man sie geheim halten? In der Tat beobachte ich, dass sie zur Zuneigung vieler zur Kongregation beitragen.
– Ich habe selbst erfahren, unterbrach Don Barberis, wie nützlich diese Träume sind und wie heilsam. Selbst wenn sie anderswo erzählt werden, tun sie gut. Wo Don Bosco bekannt ist, kann man sagen, dass es sich um Träume von ihm handelt; wo er nicht bekannt ist, kann man sie als Gleichnisse darstellen. Oh, wenn man eine Sammlung aushungern könnte, indem man sie in Form von Gleichnissen präsentiert! Sie würden von Jung und Alt, von Groß und Klein gesucht und gelesen werden, zum Nutzen ihrer Seelen.
– Schon, schon! Sie würden Gutes bewirken, davon bin ich zutiefst überzeugt.
– Aber vielleicht, beklagte Don Barberis, hat sie niemand schriftlich gesammelt.
– Ich, fuhr Don Bosco fort, habe keine Zeit, und an viele kann ich mich nicht mehr erinnern.
– Diejenigen, an die ich mich erinnere, antwortete Don Barberis, sind die Träume, die sich auf den Fortschritt der Kongregation bezogen, auf die Ausbreitung des Mantels der Gottesmutter…
– Ah, ja! – rief der Selige aus. Und er erwähnte mehrere solcher Visionen. Dann wurde er ernster und fast beunruhigt und fuhr fort:
– Wenn ich an meine Verantwortung in der Position denke, in der ich mich befinde, zittere ich ganz …. Was für einen gewaltigen Rechenschaftsbericht werde ich vor Gott über all die Gnaden ablegen müssen, die er uns für den guten Fortschritt unserer Kongregation gibt!
(MB XII, 40-51)

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Der Baum

Ein Mann hatte vier Kinder. Er wollte, dass seine Kinder lernen, nicht so schnell zu urteilen. Deshalb lud er jedes von ihnen zu einem Ausflug ein, um sich einen Baum anzusehen, der an einem weit entfernten Ort gepflanzt worden war. Er schickte sie nacheinander los, im Abstand von drei Monaten. Die Kinder gehorchten.
Als das letzte zurückkehrte, versammelte er sie und bat sie zu beschreiben, was sie gesehen hatten.
Der erste Sohn sagte, der Baum sei hässlich, verdreht und verbogen.
Der zweite Sohn hingegen sagte, dass der Baum mit grünen Knospen bedeckt sei und Leben verspreche.
Der dritte Sohn war anderer Meinung. Er sagte, er sei mit Blumen bedeckt, die so süß dufteten und so schön waren, dass er sagte, sie seien das Schönste, was er je gesehen habe.
Der letzte Sohn war anderer Meinung als die anderen. Er sagte, der Baum sei voller Früchte, Leben und Reichtum.
Daraufhin erklärte der Mann seinen Söhnen, dass alle Antworten richtig waren, da jeder von ihnen nur eine Saison des Lebens des Baumes gesehen hatte.
Er sagte, dass man einen Baum oder einen Menschen nicht nach einer einzigen Jahreszeit beurteilen kann und dass ihr Wesen, die Freude, das Vergnügen und die Liebe, die aus diesem Leben kommen, erst am Ende gemessen werden können, wenn alle Jahreszeiten abgeschlossen sind.

Wenn der Frühling vergeht, sterben alle Blumen, aber wenn er zurückkehrt, lächeln sie glücklich. In meinen Augen vergeht alles, auf meinem Kopf wird alles weiß.
Aber glauben Sie nie, dass in der Agonie des Frühlings alle Blumen sterben, denn gerade letzte Nacht blühte ein Pfirsichzweig.
(anonym aus Vietnam)

Lassen Sie nicht zu, dass der Schmerz einer Jahreszeit die Freude über das, was später kommt, zerstört.
Beurteilen Sie Ihr Leben nicht in einer schwierigen Zeit. Halten Sie die Schwierigkeiten durch, und sicher werden bessere Zeiten kommen, wenn Sie es am wenigsten erwarten! Leben Sie jede Ihrer Jahreszeiten mit Freude und der Kraft der Hoffnung.




Missionarisches Ehrenamt verändert das Leben junger Menschen in Mexiko

Das missionarische Ehrenamt ist eine Erfahrung, die das Leben junger Menschen tiefgreifend verändert. In Mexiko hat die Salesianische Provinz Guadalajara seit Jahrzehnten einen organischen Weg des Salesianischen Missionarischen Ehrenamts (SME) entwickelt, der nachhaltig im Herzen vieler Jungen und Mädchen wirkt. Dank der Überlegungen von Margarita Aguilar, Koordinatorin des missionarischen Ehrenamts in Guadalajara, teilen wir den Weg über die Ursprünge, die Entwicklung, die Ausbildungsphasen und die Gründe, die junge Menschen dazu bewegen, sich für den Dienst an Gemeinschaften in Mexiko einzusetzen.

Ursprünge
Das Ehrenamt, verstanden als Engagement für andere, das aus dem Bedürfnis entsteht, dem Nächsten sowohl auf sozialer als auch auf spiritueller Ebene zu helfen, wurde im Laufe der Zeit durch den Beitrag von Regierungen und NGOs gestärkt, um für Themen wie Gesundheit, Bildung, Religion, Umwelt und mehr zu sensibilisieren. In der Salesianischen Kongregation ist der ehrenamtliche Geist von Anfang an präsent: Mama Margareta, an der Seite von Don Bosco, gehörte zu den ersten „Freiwilligen“ im Oratorium und engagierte sich in der Betreuung junger Menschen, um Gottes Willen zu erfüllen und zur Rettung ihrer Seelen beizutragen. Bereits das 22. Generalkapitel (1984) begann explizit über Ehrenamt zu sprechen, und die folgenden Kapitel bestanden auf dieses Engagement als untrennbare Dimension der salesianischen Mission.

In Mexiko sind die Salesianer in zwei Provinzen unterteilt: Mexiko-Stadt (MEM) und Guadalajara (MEG). In letzterer wurde Mitte der 1980er Jahre ein Projekt für jugendliches Ehrenamt auf die Beine gestellt. Die vor 62 Jahren gegründete Provinz Guadalajara bietet seit fast 40 Jahren jungen Menschen, die das salesianische Charisma erleben möchten, die Möglichkeit, einen Lebensabschnitt dem Dienst an Gemeinschaften zu widmen, insbesondere in Grenzregionen.

Am 24. Oktober 1987 entsandte der Provinzial eine Gruppe von vier Jugendlichen zusammen mit Salesianern in die Stadt Tijuana, eine Grenzregion mit starkem salesianischem Wachstum. Dies war der Beginn des Salesianischen Jugend-Ehrenamts (VJS), das sich allmählich entwickelte und immer strukturierter organisiert wurde.

Das anfängliche Ziel richtete sich an Jugendliche von etwa 20 Jahren, die bereit waren, ein bis zwei Jahre zu investieren, um die ersten Oratorien in den Gemeinden von Tijuana, Ciudad Juárez, Los Mochis und anderen Orten im Norden aufzubauen. Viele erinnern sich an die ersten Tage: Schaufel und Hammer in der Hand, Zusammenleben in einfachen Häusern mit anderen Freiwilligen, Nachmittage mit Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen aus der Nachbarschaft, die auf dem Gelände spielten, wo das Oratorium entstehen sollte. Manchmal fehlte das Dach, aber niemals die Freude, das Gefühl von Familie und die Begegnung mit der Eucharistie.

Diese ersten Gemeinschaften von Salesianern und Freiwilligen trugen die Liebe zu Gott, zu Maria, Hilfe der Christen, und zu Don Bosco in ihren Herzen und zeigten Pioniergeist, missionarischen Eifer und vollständige Hingabe für andere.

Entwicklung
Mit dem Wachstum der Provinz und der Jugendpastoral entstand die Notwendigkeit klarer Ausbildungswege für Freiwillige. Die Organisation wurde durch folgende Elemente gestärkt:
Bewerbungsfragebogen: Jeder angehende Freiwillige füllte ein Formular aus und beantwortete einen Fragebogen, der seine menschlichen, spirituellen und salesianischen Eigenschaften umriss und den Prozess des persönlichen Wachstums einleitete.

Grundausbildungskurs: Theaterworkshops, Spiele und Gruppendynamiken, Katechese und praktische Werkzeuge für die Arbeit vor Ort. Vor der Abreise kamen die Freiwilligen zusammen, um die Ausbildung abzuschließen und die Entsendung in die salesianischen Gemeinschaften zu empfangen.

Spirituelle Begleitung: Der Bewerber wurde eingeladen, sich von einem Salesianer in seiner Heimatgemeinde begleiten zu lassen. Für eine gewisse Zeit wurde die Vorbereitung gemeinsam mit angehenden Salesianern durchgeführt, um den Berufungsaspekt zu stärken, obwohl diese Praxis später aufgrund der Berufungsanimation der Provinz angepasst wurde.

Jährliches Provinztreffen: Jedes Jahr im Dezember, in der Nähe des Internationalen Tags des Ehrenamtes (5. Dezember), treffen sich die Freiwilligen, um die Erfahrung auszuwerten, über den Weg jedes Einzelnen nachzudenken und die Begleitprozesse zu festigen.

Gemeindebesuche: Das Koordinationsteam besucht regelmäßig die Gemeinden, in denen die Freiwilligen tätig sind, um nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch Salesianer und Laien der erzieherisch-pastoralen Gemeinschaft zu unterstützen und die Netzwerke der Unterstützung zu stärken.

Persönliches Lebensprojekt: Jeder Bewerber erarbeitet mit Hilfe des spirituellen Begleiters ein Lebensprojekt, das hilft, die menschliche, christliche, salesianische, berufliche und missionarische Dimension zu integrieren. Eine mindestens sechsmonatige Vorbereitungszeit ist vorgesehen, mit Online-Momenten, die den verschiedenen Dimensionen gewidmet sind.

Einbindung der Familien: Informationsveranstaltungen für Eltern über die Prozesse des VJS, um den Weg zu verstehen und die familiäre Unterstützung zu stärken.

Fortlaufende Ausbildung während der Erfahrung: Jeden Monat wird eine Dimension (menschlich, spirituell, apostolisch usw.) durch Lesematerial, Reflexion und vertiefende Arbeit behandelt.

Nach-Ehrenamt: Nach Abschluss der Erfahrung wird ein Abschlusstreffen organisiert, um die Erfahrung auszuwerten, die nächsten Schritte zu planen und den Freiwilligen bei der Wiedereingliederung in die Heimatgemeinde und die Familie zu begleiten, und zwar mit Präsenz- und Online-Phasen.

Neue Etappen und Erneuerungen
In jüngster Zeit hat die Erfahrung den Namen Salesianisches Missionarisches Ehrenamt (SME) angenommen, in Übereinstimmung mit der Betonung der Kongregation auf die spirituelle und missionarische Dimension. Einige Neuerungen wurden eingeführt:

Kurzzeit-Vorbereitungsehrenamt: Während der Schulferien (Dezember-Januar, Karwoche und Ostern, und vor allem im Sommer) können Jugendliche für kurze Zeit das Leben in Gemeinschaft und den Dienst erleben, um einen ersten „Vorgeschmack“ der Erfahrung zu bekommen.

Ausbildung für internationale Erfahrung: Ein spezieller Prozess wurde eingerichtet, um Freiwillige auf die Erfahrung außerhalb der nationalen Grenzen vorzubereiten.

Stärkere Betonung der spirituellen Begleitung: Nicht mehr nur „zum Arbeiten entsenden“, sondern die Begegnung mit Gott in den Mittelpunkt stellen, damit der Freiwillige seine Berufung und Mission entdeckt.

Wie Margarita Aguilar, Koordinatorin des SME in Guadalajara, betont: „Ein Freiwilliger muss leere Hände haben, um seine Mission mit Glauben und Hoffnung in Gott umarmen zu können.“

Gründe der Jugendlichen
Im Mittelpunkt der SME-Erfahrung steht immer die Frage: „Aus welchem Grund möchtest du Freiwilliger werden?“. Es lassen sich drei Hauptgruppen identifizieren:

Operativer/praktischer Grund: Wer glaubt, konkrete Aktivitäten im Zusammenhang mit seinen Fähigkeiten auszuüben (z.B. in einer Schule unterrichten, in der Mensa dienen, ein Oratorium animieren). Oft stellt er fest, dass Ehrenamt nicht nur manuelle oder didaktische Arbeit ist, und kann enttäuscht sein, wenn man eine rein instrumentelle Erfahrung erwartet hat.

Grund im Zusammenhang mit dem salesianischen Charisma: Ehemalige Nutzer salesianischer Werke, die das Charisma vertiefen und intensiver leben möchten, die sich die Erfahrung als ein langes festliches Treffen der Salesianischen Jugendbewegung vorstellen, aber für einen längeren Zeitraum.

Spiritueller Grund: Wer seine Gotteserfahrung teilen und Gott in anderen entdecken möchte. Manchmal ist diese „Treue“ jedoch von Erwartungen beeinflusst (z.B. „ja, aber nur in dieser Gemeinschaft“ oder „ja, aber wenn ich für ein Familienereignis zurückkehren kann“), und es ist notwendig, dem Freiwilligen zu helfen, das „Ja“ frei und großzügig zu reifen.

Drei Schlüsselelemente des SME
Die Erfahrung des Salesianischen Missionarischen Ehrenamts gliedert sich in drei grundlegende Dimensionen:

Spirituelles Leben: Gott steht im Mittelpunkt. Ohne Gebet, Sakramente und das Hören auf den Geist riskiert die Erfahrung, sich auf bloßes operatives Engagement zu reduzieren, was den Freiwilligen bis zur Aufgabe ermüden kann.

Gemeinschaftsleben: Die Gemeinschaft mit den Salesianern und anderen Mitgliedern der Gemeinschaft stärkt die Präsenz des Freiwilligen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen. Ohne Gemeinschaft gibt es keine Unterstützung in schwierigen Momenten und keinen Kontext, um gemeinsam zu wachsen.

Apostolisches Leben: Die freudige Zeugnisgabe und die liebevolle Präsenz unter den Jugendlichen evangelisieren mehr als jede formale Aktivität. Es geht nicht nur um „Tun“, sondern um „Sein“ als Salz und Licht im Alltag.

Um diese drei Dimensionen vollständig zu leben, ist ein ganzheitlicher Ausbildungsweg erforderlich, der den Freiwilligen von Anfang bis Ende begleitet und jeden Aspekt der Person (menschlich, spirituell, beruflich) nach der salesianischen Pädagogik und dem missionarischen Auftrag umfasst.

Die Rolle der aufnehmenden Gemeinschaft
Der Freiwillige braucht, um ein authentisches Instrument der Evangelisierung zu sein, eine Gemeinschaft, die ihn unterstützt, ihm Vorbild und Führung ist. Ebenso nimmt die Gemeinschaft den Freiwilligen auf, um ihn einzugliedern, ihn in Momenten der Schwäche zu stützen und ihm zu helfen, sich von Bindungen zu lösen, die der totalen Hingabe im Wege stehen. Wie Margarita hervorhebt: „Gott hat uns berufen, Salz und Licht der Erde zu sein, und viele unserer Freiwilligen haben den Mut gefunden, ein Flugzeug zu nehmen und Familie, Freunde, Kultur und ihre Lebensweise hinter sich zu lassen, um diesen auf Mission ausgerichteten Lebensstil zu wählen.“

Die Gemeinschaft bietet Räume für Austausch, gemeinsames Gebet, praktische und emotionale Begleitung, damit der Freiwillige in seiner Wahl standhaft bleiben und im Dienst Frucht bringen kann.

Die Geschichte des salesianischen missionarischen Ehrenamts in Guadalajara ist ein Beispiel dafür, wie eine Erfahrung wachsen, sich strukturieren und erneuern kann, indem sie aus Fehlern und Erfolgen lernt. Indem stets die tiefe Motivation des jungen Menschen, die spirituelle und gemeinschaftliche Dimension im Mittelpunkt steht, wird ein Weg angeboten, der nicht nur die bedienten Realitäten, sondern auch das Leben der Freiwilligen selbst verwandelt.
Margarita Aguilar sagt uns: „Ein Freiwilliger muss leere Hände haben, um seine Mission mit Glauben und Hoffnung in Gott umarmen zu können.“

Wir danken Margarita für ihre wertvollen Überlegungen: Ihr Zeugnis erinnert uns daran, dass das missionarische Ehrenamt nicht bloß ein Dienst ist, sondern ein Weg des Glaubens und des Wachstums, der das Leben junger Menschen und Gemeinschaften berührt und die Hoffnung und den Wunsch erneuert, sich aus Liebe zu Gott und dem Nächsten hinzugeben.




Die Lämmchen und der Sommersturm (1878)

Die folgende Traumgeschichte, die Don Bosco am Abend des 24. Oktober 1878 erzählte, ist weit mehr als nur ein einfacher Abendspaß für die Jugendlichen des Oratoriums. Durch das zarte Bild der Lämmer, die von einem heftigen Sommergewitter überrascht werden, zeichnet der heilige Pädagoge eine lebendige Allegorie der Schulferien: eine scheinbar unbeschwerte Zeit, die aber voller spiritueller Gefahren steckt. Die einladende Wiese repräsentiert die Außenwelt, der Hagel symbolisiert die Versuchungen, während der geschützte Garten auf die Sicherheit anspielt, die das Leben in Gnade, die Sakramente und die Bildungsgemeinschaft bieten. In diesem Traum, der zur Katechese wird, erinnert Don Bosco seine Jungen – und uns – an die Dringlichkeit, wachsam zu sein, göttliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich gegenseitig zu unterstützen, um unversehrt in den Alltag zurückzukehren.

            Von der Abreise in die Ferien und der Rückkehr gibt es in diesem Jahr keine Neuigkeiten, außer einem Traum über die Auswirkungen, die die Ferien haben sollen. Don Bosco erzählte dies am Abend des 24. Oktober. Sobald er die Ankündigung machte, gab es allgemeine Demonstrationen der Zufriedenheit.

            Ich bin glücklich, meine Armee von Soldaten contra diabolum (gegen den Teufel) wiederzusehen. Dieser Ausdruck, obwohl lateinisch, wird auch von Cottino verstanden. Es gäbe viel zu erzählen, denn es ist das erste Mal, dass ich seit den Ferien mit euch spreche; aber zunächst möchte ich euch von einem Traum erzählen. Ihr wisst, dass Träume im Schlaf entstehen und dass man nicht an sie glauben soll; aber wenn es nicht schadet, nicht zu glauben, schadet es manchmal auch nicht, zu glauben, und sie können sogar als Lehre dienen, wie zum Beispiel dieser.
            Ich war in Lanzo bei der ersten Übungsreihe und schlief, als ich, wie ich schon sagte, einen Traum hatte. Ich befand mich an einem Ort, von dem ich nicht wusste, in welcher Gegend er lag, aber er lag in der Nähe eines Dorfes, in dem es einen Garten gab, und in der Nähe dieses Gartens eine große Wiese. Ich befand mich in der Gesellschaft einiger Freunde, die mich einluden, den Garten zu betreten. Ich ging hinein und sah eine große Anzahl kleiner Lämmer, die sprangen, rannten und Purzelbäume schlugen, je nach ihrer Sitte. Und siehe da, eine Tür öffnete sich zur Wiese, und die Lämmchen liefen hinaus, um zu grasen.
            Viele aber wollten nicht hinaus, sondern blieben im Garten; und sie gingen hierhin und dorthin und weideten an ein paar Grashalmen, und so weideten sie, obwohl es kein Gras in solcher Fülle gab wie draußen auf der Wiese, wo sich die größte Zahl versammelt hatte. – Ich will sehen, was die Lämmchen draußen machen, sagte ich. Wir gingen auf die Wiese und sahen sie friedlich grasen. Und fast sofort verdunkelte sich der Himmel, es blitzte und donnerte, und ein Gewitter zog auf.
            – Was wird aus diesen Lämmchen, wenn sie in den Sturm geraten? sagte ich. Lasst uns sie in Sicherheit bringen. – Und ich rief sie. Ich auf der einen Seite und meine Gefährten verteilten sich an verschiedenen Stellen und versuchten, sie zur Gartentür zu treiben. Aber sie wollten nichts davon wissen, wie sie hineingelangen sollten; sie jagten hierhin, rannten dorthin, und ja, die Lämmchen hatten bessere Beine als wir. In der Zwischenzeit fielen dicke Tropfen, dann kam der Regen und ich konnte die Herde nicht mehr einsammeln. Ein oder zwei Schafe gingen zwar in den Garten, aber alle anderen, und es waren sehr viele, blieben auf der Wiese stehen. – Nun, sagte ich, wenn sie nicht mitkommen wollen, Pech für sie! Ziehen wir uns in der Zwischenzeit zurück – und wir gingen in den Garten.
            Dort stand ein Brunnen, auf dem in großen Buchstaben geschrieben stand: Fons signatus, versiegelter Brunnen. Er war zugedeckt, und siehe da, er öffnete sich; das Wasser stieg auf und teilte sich und bildete einen Regenbogen, aber in Form eines Gewölbes wie dieser Bogengang.
            Inzwischen blitzte es immer häufiger, es donnerte immer lauter, und es hagelte. Wir kauerten mit all den Lämmchen, die im Garten waren, unter diesem wunderbaren Gewölbe, und Wasser und Hagel drangen nicht ein.
            – Aber was ist das? fragte ich meine Freunde. Was wird aus den armen Leuten draußen?
            – Du wirst sehen! antworteten sie mir. Schau auf die Stirn dieser Lämmer, was findest du dort? – Ich schaute hin und sah, dass auf der Stirn eines jeden dieser Tiere der Name eines jungen Mannes aus dem Oratorium stand.
            – Was ist das? – fragte ich.
            – Du wirst sehen, du wirst sehen!
            In der Zwischenzeit konnte ich mich nicht länger zurückhalten und wollte nach draußen gehen, um zu sehen, was die armen Lämmer, die draußen geblieben waren, trieben. – Ich werde die getöteten Lämmer einsammeln und sie ins Oratorium schicken, dachte ich. Als ich unter dem Torbogen hervorkam, fing auch mich der Regen ein; und ich sah diese armen Tiere, die auf dem Boden herumkrabbelten, ihre Beine bewegten und versuchten, aufzustehen und in den Garten zu kommen; aber sie konnten nicht gehen. Ich öffnete die Tür, erhob meine Stimme, aber ihre Bemühungen waren vergeblich. Der Regen und der Hagel hatten sie so schwer getroffen und misshandelten sie weiterhin, dass sie bemitleidenswert waren: einer wurde auf den Kopf geschlagen, ein anderer auf den Kiefer, dieser in ein Auge, jener in eine Pfote, andere in andere Körperteile.
            Nach einiger Zeit hatte der Sturm aufgehört.
            – Sieh, sagte der, der neben mir stand, sieh auf die Stirnen dieser Lämmer.
            Ich schaute hin und las auf jeder Stirn den Namen eines jungen Mannes aus dem Oratorium. – Na ja! sagte ich; ich kenne den jungen Mann, der diesen Namen trägt, und er sieht für mich nicht wie ein Lämmchen aus.
            – Du wirst sehen, du wirst sehen, wurde mir geantwortet. – Dann wurde mir eine goldene Vase mit einem silbernen Deckel überreicht und gesagt:
            – Berühre mit deiner Hand, die in diese Salbe getaucht ist, die Wunden dieser Tiere, und sie werden sofort heilen.
            Ich rief ihnen zu:
            – Brrr, brrr! – Und sie bewegten sich nicht. Ich wiederholte den Ruf; nichts: Ich versuchte, mich einem zu nähern, und es schleppte sich weg. – Hat es keine Lust dazu? Pech für es! rief ich aus. Ich ging zu einem anderen. Und ich ging, aber auch dieses lief vor mir weg. So viele, wie ich mich ihnen näherte, um sie zu salben und zu heilen, so viele liefen vor mir weg. Ich folgte ihnen, aber ich wiederholte dieses Spiel vergeblich. Schließlich erreichte ich eines, das, armes Ding, Augen aus den Höhlen hatte und so zugerichtet war, dass es erbärmlich aussah. Ich berührte es mit meiner Hand, und es wurde wieder gesund und hüpfte in den Garten.
            Als viele andere Schafe das sahen, schreckten sie nicht mehr zurück, ließen sich berühren und heilten sich und gingen in den Garten. Aber viele blieben draußen, und im Allgemeinen die wundesten, und es war mir nicht möglich, mich ihnen zu nähern.
            – Wenn sie sich nicht heilen lassen wollen, dann ist das ihr Pech! Aber ich weiß nicht, wie ich sie wieder in den Garten bekommen kann.
            – Lass es sein, sagte einer der Freunde, die bei mir waren; sie werden kommen, sie werden kommen.
            – Wir werden sehen! – sagte ich, stellte die goldene Vase wieder an ihren Platz und ging zurück in den Garten. Das alles hatte sich verändert, und ich las am Eingang: Oratorium. Sobald ich eintrat, siehe da, schlichen die Lämmer, die nicht kommen wollten, hinein und liefen, um sich hier und dort zu verstecken; und selbst dann konnte ich mich keinem von ihnen nähern. Es gab auch einige, die die Salbe nicht annehmen wollten, und sie wurde für sie zu Gift, und anstatt sie zu heilen, verschlimmerte sie ihre Wunden.
            – Sieh hin! Siehst du dieses Banner? – sagte ein Freund zu mir.
            Ich drehte mich um und sah ein großes Banner wehen, auf dem in großen Buchstaben dieses Wort stand: Ferien.
            – Ja, ich sehe es, antwortete ich.
            – Das ist die Auswirkung von Ferien, erklärte mir einer meiner Begleiter, als ich vor Schmerz über diesen Anblick außer mir war. Eure jungen Leute verlassen das Oratorium, um in die Ferien zu gehen, mit dem guten Willen, sich am Wort Gottes zu weiden und sich gut zu halten: aber dann kommt der Sturm, das sind die Versuchungen; dann der Regen, das sind die Angriffe des Teufels; dann fällt der Hagel, und das ist es, wenn die Unglücklichen in die Sünde fallen. Einige werden noch durch die Beichte geheilt, aber andere gebrauchen dieses Sakrament nicht gut oder gar nicht. Denkt daran und werdet nicht müde, euren jungen Leuten zu sagen, dass die Ferien ein großer Sturm für ihre Seelen sind.
            Ich betrachtete diese Lämmer und sah in einigen von ihnen tödliche Wunden; ich suchte nach einer Möglichkeit, sie zu heilen, als D. Scappini, der im Nebenzimmer ein Geräusch beim Aufstehen gemacht hatte, mich aufweckte.
            Dies ist der Traum, und obwohl es ein Traum ist, hat er doch eine Bedeutung, die denen, die ihm glauben wollen, nicht schaden wird. Ich kann auch sagen, dass mir unter den vielen Lämmern im Traum einige Namen aufgefallen sind, und als ich sie mit den jungen Lämmern verglich, sah ich, dass sie sich genau so verhielten wie im Traum. Wie dem auch sei, wir müssen in dieser Novene der Heiligen der Güte Gottes entsprechen, der uns Barmherzigkeit erweisen und mit einer guten Beichte die Wunden unseres Gewissens reinigen will. Wir müssen dann alle darin übereinstimmen, den Teufel zu bekämpfen, und mit Gottes Hilfe werden wir aus diesem Kampf siegreich hervorgehen und den Preis des Sieges im Paradies empfangen.

            Dieser Traum muss einen nicht geringen Einfluss auf den guten Start des neuen Schuljahres gehabt haben; in der Tat liefen die Dinge während der Novene zur Unbefleckten Empfängnis bereits so gut, dass Don Bosco seine Zufriedenheit mit den Worten ausdrückte:
            – Die jungen Leute sind jetzt an dem Punkt, an dem sie in früheren Jahren erst im Februar angekommen sind. – Am Fest der Unbefleckten Empfängnis sahen sie den schönen Abschiedsgottesdienst für die vierte Expedition der Missionare erneuert.
(MB XIII 761-764)




Don Bosco und die eucharistischen Prozessionen

Ein wenig bekannter, aber wichtiger Aspekt des Charismas des heiligen Johannes Bosco sind die eucharistischen Prozessionen. Für den Heiligen der Jugend war die Eucharistie nicht nur persönliche Andacht, sondern pädagogisches Instrument und öffentliches Zeugnis. Im sich wandelnden Turin sah Don Bosco in den Prozessionen eine Gelegenheit, den Glauben der Jugendlichen zu stärken und Christus auf den Straßen zu verkünden. Die salesianische Erfahrung, die weltweit fortgesetzt wurde, zeigt, wie sich der Glaube in der Kultur verkörpern und sozialen Herausforderungen begegnen kann. Auch heute können diese Prozessionen, wenn sie authentisch und offen gelebt werden, prophetische Zeichen des Glaubens sein.

Wenn man vom heiligen Johannes Bosco (1815-1888) spricht, denkt man sofort an seine Volksoratorien, seine Leidenschaft für die Erziehung der Jugend und die aus seinem Charisma entstandene salesianische Familie. Weniger bekannt, aber nicht weniger entscheidend, ist die Rolle, die die eucharistische Verehrung – und insbesondere die eucharistischen Prozessionen – in seinem Werk spielte. Für Don Bosco war die Eucharistie nicht nur das Herz des inneren Lebens; sie war auch ein mächtiges pädagogisches Instrument und ein öffentliches Zeichen der sozialen Erneuerung in einem sich rasch industrialisierenden Turin. Die Verbindung zwischen dem Heiligen der Jugend und den Prozessionen mit dem Allerheiligsten nachzuzeichnen bedeutet, in ein pastorales Labor einzutreten, in dem Liturgie, Katechese, staatsbürgerliche Erziehung und menschliche Förderung auf originelle und manchmal überraschende Weise miteinander verwoben sind.

Die eucharistischen Prozessionen im Kontext des 19. Jahrhunderts
Um Don Bosco zu verstehen, muss man bedenken, dass das italienische 19. Jahrhundert eine intensive Debatte über die öffentliche Rolle der Religion erlebte. Nach der napoleonischen Ära und der Risorgimento-Bewegung waren religiöse Manifestationen auf den Straßen der Städte nicht mehr selbstverständlich: In vielen Regionen entstand ein liberaler Staat, der jeden öffentlichen Ausdruck des Katholizismus mit Misstrauen betrachtete, aus Angst vor Massenversammlungen oder „reaktionären“ Rückfällen. Die eucharistischen Prozessionen behielten jedoch eine äußerst kraftvolle symbolische Bedeutung: Sie erinnerten an die Herrschaft Christi über die gesamte Wirklichkeit und ließen gleichzeitig eine volksnahe, sichtbare und in den Stadtvierteln verkörperte Kirche hervortreten. Vor diesem Hintergrund sticht die Beharrlichkeit Don Boscos hervor, der nie darauf verzichtete, seine Jungen dabei zu begleiten, den Glauben außerhalb der Mauern des Oratoriums zu bezeugen, sei es auf den Alleen von Valdocco oder in den umliegenden ländlichen Gebieten.

Schon während seiner Ausbildung im Seminar von Chieri entwickelte Johannes Bosco eine eucharistische Sensibilität mit „missionarischem“ Charakter. Die Chroniken berichten, dass er sich oft nach dem Unterricht in der Kapelle aufhielt und lange vor dem Tabernakel betete. In den „Erinnerungen des Oratoriums“ gibt er selbst zu, von seinem geistlichen Leiter, Don Cafasso, den Wert gelernt zu haben, sich „für andere zum Brot zu machen“: Jesus zu betrachten, der sich in der Hostie schenkt, bedeutete für ihn, die Logik der bedingungslosen Liebe zu verstehen. Diese Linie durchzieht sein ganzes Leben: „Haltet Jesus im Sakrament und Maria, die Helferin, als Freunde“, wiederholte er den Jugendlichen und wies auf die häufige Kommunion und die stille Anbetung als Säulen eines Weges alltäglicher und laikaler Heiligkeit hin.

Das Oratorium von Valdocco und die ersten internen Prozessionen
In den frühen 1840er Jahren besaß das Turiner Oratorium noch keine eigene Kirche. Die Feiern fanden in Holzbaracken oder angepassten Höfen statt. Don Bosco verzichtete jedoch nicht darauf, kleine interne Prozessionen zu organisieren, quasi „Generalproben“ für das, was später zu einer festen Praxis werden sollte. Die Jungen trugen Kerzen und Banner, sangen Marienlieder und blieben am Ende um einen improvisierten Altar für die eucharistische Segnung stehen. Diese ersten Versuche hatten eine vorwiegend pädagogische Funktion: die Jugendlichen an eine andächtige, aber freudige Teilnahme zu gewöhnen, die Disziplin und Spontaneität vereinte. Im Arbeitermilieu Turins, wo die Armut oft in Gewalt ausartete, war ein geordneter Umzug mit dem roten Halstuch bereits ein gegen den Strom schwimmendes Signal: Es zeigte, dass der Glaube zu Selbstachtung und Respekt vor anderen erziehen konnte.

Don Bosco wusste gut, dass eine Prozession nicht improvisiert werden kann: Es braucht Zeichen, Lieder und Gesten, die das Herz noch vor dem Verstand ansprechen. Deshalb kümmerte er sich persönlich um die Erklärung der Symbole. Der Baldachin wurde zum Bild des Offenbarungszeltes, ein Zeichen der göttlichen Gegenwart, die das wandernde Volk begleitet. Die entlang des Weges verstreuten Blumen erinnerten an die Schönheit der christlichen Tugenden, die die Seele schmücken sollen. Die Laternen, die bei abendlichen Auszügen unerlässlich waren, deuteten auf das Licht des Glaubens hin, das die Finsternis der Sünde erhellt. Jedes Element war Gegenstand einer kleinen „predigtartigen“ Unterhaltung im Speisesaal oder während der Erholung, so dass sich die logistische Vorbereitung mit der systematischen Katechese verband. Das Ergebnis? Für die Jungen war die Prozession kein rituelles Pflichtprogramm, sondern eine freudige, bedeutungsvolle Gelegenheit.

Einer der charakteristischsten Aspekte der salesianischen Prozessionen war die Anwesenheit einer Kapelle, die von den Schülern selbst gebildet wurde. Don Bosco betrachtete Musik als Gegenmittel gegen Müßiggang und zugleich als mächtiges Instrument der Evangelisierung: „Ein fröhlicher, gut gespielter Marsch“, schrieb er, „zieht die Leute an wie ein Magnet das Eisen“. Die Kapelle ging dem Allerheiligsten voraus und wechselte zwischen geistlichen Stücken und Volksweisen mit religiösen Texten ab. Dieser „Dialog“ zwischen Glauben und Volkskultur verringerte die Distanz zu den Passanten und schuf um die Prozession eine Aura gemeinsamer Freude. Nicht wenige weltliche Chronisten bezeugten, von dieser Schar junger, disziplinierter Musiker „fasziniert“ gewesen zu sein, so anders als die militärischen oder philharmonischen Kapellen der Zeit.

Prozessionen als Antwort auf soziale Krisen
Das Turin des 19. Jahrhunderts erlebte Cholera-Epidemien (1854 und 1865), Streiks, Hungersnöte und antiklerikale Spannungen. Don Bosco reagierte oft mit außerordentlichen Bitt- oder Sühne-Prozessionen. Während der Cholera von 1854 führte er die Jugendlichen durch die am stärksten betroffenen Straßen, betete laut der Litanei für die Kranken und verteilte Brot und Medikamente. In dieser Situation entstand das Versprechen – später eingelöst –, die Maria-Hilf-Basilika zu bauen: „Wenn die Madonna meine Jungen rettet, werde ich ihr einen Tempel errichten“. Die zivilen Behörden, die anfangs aus Angst vor Ansteckung gegen religiöse Umzüge waren, mussten die Wirksamkeit des salesianischen Hilfsnetzwerks anerkennen, das geistlich gerade durch die Prozessionen genährt wurde. Die Eucharistie, die zu den Kranken gebracht wurde, wurde so zu einem greifbaren Zeichen christlichen Mitgefühls.

Im Gegensatz zu manchen andächtigen Modellen, die auf die Sakristeien beschränkt blieben, beanspruchten Don Boscos Prozessionen ein Bürgerrecht des Glaubens im öffentlichen Raum. Es ging nicht darum, die Straßen zu „besetzen“, sondern sie ihrer gemeinschaftlichen Berufung zurückzugeben. Unter Balkonen hindurchzugehen, Plätze und Arkaden zu durchqueren, hieß daran zu erinnern, dass die Stadt nicht nur Ort des wirtschaftlichen Austauschs oder politischen Konflikts, sondern auch der brüderlichen Begegnung ist. Deshalb bestand Don Bosco auf makelloser Ordnung: gebürstete Mäntel, saubere Schuhe, regelmäßige Reihen. Er wollte, dass das Bild der Prozession Schönheit und Würde vermittelte und auch die skeptischsten Beobachter davon überzeugte, dass das christliche Angebot die Person erhob.

Das salesianische Erbe der Prozessionen
Nach dem Tod Don Boscos verbreiteten seine geistlichen Söhne die Praxis der eucharistischen Prozessionen in der ganzen Welt: von den Landwirtschaftsschulen in Emilia bis zu den Missionen in Patagonien, von den asiatischen Kollegien bis zu den Arbeitervierteln Brüssels. Es ging nicht darum, ein piemontesisches Ritual sklavisch zu kopieren, sondern den pädagogischen Kern weiterzugeben: jugendliches Engagement, symbolische Katechese, Offenheit für die umgebende Gesellschaft. So fügten die Salesianer in Lateinamerika traditionelle Tänze am Anfang des Zuges ein; in Indien übernahmen sie Blumenteppiche nach lokaler Kunst; im subsaharischen Afrika wechselten sie gregorianische Gesänge mit tribalen polyphonen Rhythmen ab. Die Eucharistie wurde zur Brücke zwischen Kulturen und verwirklichte Don Boscos Traum, „aus allen Völkern eine einzige Familie zu machen“.

Aus theologischer Sicht verkörpern Don Boscos Prozessionen eine starke Vision der realen Gegenwart Christi. Das Allerheiligste „nach draußen“ zu tragen bedeutet zu verkünden, dass das Wort nicht Fleisch geworden ist, um eingeschlossen zu bleiben, sondern „sein Zelt unter uns aufzuschlagen“ (vgl. Joh 1,14). Diese Gegenwart verlangt danach, in verständlichen Formen verkündet zu werden, ohne sich auf eine innerliche Geste zu beschränken. Bei Don Bosco erzeugt die zentripetale Dynamik der Anbetung (die Herzen um die Hostie zu sammeln) eine zentrifugale Dynamik: Die Jugendlichen, am Altar genährt, fühlen sich zum Dienst gesandt. Aus der Prozession ergeben sich Mikro-Verpflichtungen: einem kranken Kameraden helfen, einen Streit schlichten, mit größerem Eifer lernen. Die Eucharistie setzt sich in den „unsichtbaren Prozessionen“ der täglichen Nächstenliebe fort.

Heute können eucharistische Prozessionen in säkularisierten oder multireligiösen Kontexten Fragen aufwerfen: Sind sie noch kommunikativ? Besteht nicht die Gefahr, dass sie als nostalgisches Folklore-Phänomen erscheinen? Die Erfahrung Don Boscos legt nahe, dass der Schlüssel in der relationalen Qualität liegt, nicht in der Menge an Weihrauch oder Gewändern. Eine Prozession, die Familien einbezieht, die Symbole erklärt, zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen integriert und vor allem mit konkreten Solidaritätsgesten verbunden ist, behält eine überraschende prophetische Kraft. Die jüngste Synode über die Jugend (2018) hat mehrfach die Bedeutung des „Hinausgehens“ und des „Zeigens des Glaubens mit dem Fleisch“ betont. Die salesianische Tradition mit ihrer wandernden Liturgie bietet ein bereits bewährtes Paradigma einer „Kirche im Aufbruch“.

Die eucharistischen Prozessionen waren für Don Bosco keine bloßen liturgischen Traditionen, sondern echte pädagogische, geistliche und soziale Akte. Sie stellten eine Synthese zwischen gelebten Glauben, erziehender Gemeinschaft und öffentlichem Zeugnis dar. Durch sie bildete Don Bosco Jugendliche aus, die fähig waren, anzubeten, zu respektieren, zu dienen und Zeugnis abzulegen.
Heute, in einer zersplitterten und abgelenkten Welt, kann die Neuentdeckung des Wertes der eucharistischen Prozessionen im Licht des salesianischen Charismas ein wirksamer Weg sein, den Sinn des Wesentlichen wiederzufinden: Christus, der mitten unter seinem Volk gegenwärtig ist, mit ihm geht, ihn anbetet, ihm dient und ihn verkündet.
In einer Zeit, die nach Authentizität, Sichtbarkeit und Beziehungen sucht, kann die eucharistische Prozession – wenn sie im Geiste Don Boscos gelebt wird – ein mächtiges Zeichen der Hoffnung und der Erneuerung sein.

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Der heilige Franz von Sales unterrichtet ihn. Zukunft über Berufungen (1879)

In dem prophetischen Traum, den Don Bosco am 9. Mai 1879 erzählte, erscheint der Heilige Franz von Sales als fürsorglicher Lehrer und überreicht dem Gründer ein Büchlein voller Ratschläge für Novizen, Professen, Direktoren und Obere. Die Vision wird von zwei epischen Schlachten dominiert: zuerst junge Männer und Krieger, dann bewaffnete Männer und Monster, während das Banner von „Maria Auxilium Christianorum“ denen, die ihm folgen, den Sieg garantiert. Die Überlebenden ziehen nach Osten, Norden und Süden und nehmen so die salesianische Missionsausbreitung vorweg. Die Worte des Heiligen betonen Gehorsam, Keuschheit, erzieherische Nächstenliebe, Liebe zur Arbeit und Mäßigung als unverzichtbare Säulen für das Wachstum der Kongregation, das Bestehen von Prüfungen und die Hinterlassung eines Erbes tätiger Heiligkeit an die Nachkommen. Sie endet mit einem Sarg, einer strengen Mahnung zur Wachsamkeit und zum Gebet.

            Was auch immer von diesem Traum [Heilung von wunden Augen mit Zichoriensauce] sein mag, der Selige hatte einen anderen, den er am 9. Mai erzählte. Darin wurde er Zeuge der heftigen Kämpfe, die von den in die Kongregation Berufenen ausgefochten werden sollten, und erhielt eine Reihe nützlicher Warnungen für die Seinen und einige heilsame Ratschläge für die Zukunft.

            Es war ein großer und langer Kampf junger Männer gegen Krieger unterschiedlichen Aussehens, unterschiedlicher Gestalt und mit seltsamen Waffen. Am Ende gab es nur sehr wenige Überlebende.
            Eine andere, heftigere und schrecklichere Schlacht fand zwischen Ungeheuern von gigantischer Gestalt gegen gut bewaffnete und gut ausgebildete Männer von hoher Statur statt. Sie trugen ein hohes und breites Banner, in dessen Mitte in Gold die Worte Maria Auxilium Christianorum (Maria Hilfe der Christen) gemalt waren. Die Schlacht war lang und blutig. Doch diejenigen, die dem Banner folgten, waren wie unverwundbar und blieben die Herren über eine äußerst weite Ebene. Zu ihnen gesellten sich die jungen Männer, die die vorangegangene Schlacht überlebt hatten, und sie bildeten eine Art Armee, jeder mit dem Heiligen Kruzifix als Waffe in der rechten Hand und einem kleinen Banner von Maria, der Helferin der Christen, in der linken Hand, das wie oben beschrieben gestaltet war.
            Die neuen Soldaten führten viele Manöver in der weiten Ebene durch, dann teilten sie sich auf und zogen ab, einige in den Osten, einige wenige in den Norden, viele in die Mittagszeit.
            Als diese verschwanden, wurden dieselben Kämpfe wiederholt, dieselben Manöver und Aufbrüche in dieselben Richtungen.
            Ich kannte einige der ersten Kämpfer: Die, die folgten, waren mir unbekannt, aber sie gaben zu verstehen, dass sie mich kannten und stellten mir viele Fragen.
            Kurz darauf kam ein Schauer aus leuchtenden Flammen, die wie Feuer in verschiedenen Farben aussahen. Es donnerte, dann klärte sich der Himmel auf und ich befand mich in einem sehr schönen Garten. Ein Mann, der wie der heilige Franz von Sales aussah, bot mir ein kleines Buch an, ohne ein Wort zu sagen. Ich fragte ihn, wer er sei.
            – Lies im Buch, antwortete er.
            Ich schlug das Buch auf, konnte aber nur mit Mühe lesen. Ich konnte jedoch genau diese Worte ausmachen:
An die Novizen: – Gehorsam in allen Dingen. Durch Gehorsam werden sie sich den Segen des Herrn und das Wohlwollen der Menschen verdienen. Durch Fleiß sollen sie die Fallen der geistlichen Feinde bekämpfen und überwinden.
An die Professen: – Die Tugend der Keuschheit eifersüchtig bewahren. Sie sollen den guten Namen der Mitbrüder lieben und den Anstand der Kongregation fördern.
An die Direktoren: – Jede Sorgfalt, jede Anstrengung, um die Regeln zu beachten und durchzusetzen, mit denen sich jeder Gott geweiht hat.
An den Oberen: – Absolutes Opfer, um sich selbst und seine Untertanen für Gott zu gewinnen.
            Viele andere Dinge waren in diesem Buch gedruckt, aber ich konnte nicht mehr lesen, weil das Papier so blau wie Tinte erschien.
            – Wer sind Sie? – fragte ich erneut den Mann, der mich mit einem ruhigen Blick ansah.
            – Mein Name ist allen guten Menschen bekannt, und ich bin gesandt worden, um dir von bestimmten Dingen zu berichten, die kommen werden.
            – Welche Dinge?
            – Die, die angekündigt wurden, und die, um die du bitten wirst.
            – Was muss ich tun, um Berufungen zu fördern?
            – Die Salesianer werden durch ihr vorbildliches Verhalten, durch die Behandlung ihrer Schüler mit größter Nächstenliebe und durch das Bestehen auf der häufigen Kommunion viele Berufungen haben.
            – Was ist bei der Aufnahme von Novizen zu beachten?
            – Die Faulen und Habgierigen ausschließen.
            – Bei der Aufnahme zu den Gelübden?
            – Dafür sorgen, dass die Keuschheit gewährleistet ist.
            – Wie kann der gute Geist in unseren Häusern am besten bewahrt werden?
            – Schreiben, besuchen, empfangen und mit Freundlichkeit behandeln; und dies sehr oft von den Oberen.
            – Wie sollen wir mit den Missionen umgehen?
            – Einzelne aussenden, die in der Moral sicher sind; diejenigen zurückrufen, die ernste Zweifel zeigen; einheimische Berufe studieren und pflegen.
            – Ist unsere Kongregation gut unterwegs?
            – Qui iustus est justificetur adhuc (Wer gerecht ist, wird noch gerechtfertigt werden). Non progredi est regredi (Wer nicht vorwärts geht, geht rückwärts). Qui perseveraverit, salvus erit (Wer ausharrt, wird gerettet werden).
            – Wird sie sich stark vergrößern?
            – Solange die Oberen ihren Teil beitragen, wird sie wachsen und niemand wird in der Lage sein, ihre Ausbreitung zu stoppen.
            – Wird sie lange bestehen bleiben?
            – Eure Kongregation wird so lange bestehen, wie die Mitglieder Arbeit und Mäßigung lieben. Fehlt eine dieser beiden Säulen, wird euer Gebäude zusammenbrechen und die Oberen und Unteren und ihre Anhänger zerschmettern.
            In diesem Moment erschienen vier Personen, die einen Leichensarg trugen. Sie gingen auf mich zu.
            – Für wen ist das? – sagte ich.
            – Für dich!
            – Bald?
            – Frag nicht, denk einfach, du bist sterblich.
            – Was wollt ihr mir mit diesem Sarg sagen?
            – Dass du im Leben das praktizieren musst, was du deinen Kindern wünschst, dass sie es nach dir praktizieren. Das ist das Vermächtnis, das Testament, das du deinen Kindern hinterlassen musst; aber du musst es vorbereiten und es gut ausgeführt und gut praktiziert hinterlassen.
            – Überhängen uns Blumen oder Dornen?
            – Uns überhängen viele Rosen, viele Tröstungen, aber es gibt auch sehr scharfe Dornen, die in jedem Menschen tiefste Bitterkeit und Kummer hervorrufen werden. Wir müssen viel beten.
            – Müssen wir nach Rom gehen?
            – Ja, aber langsam, mit äußerster Vorsicht und mit kultivierter Zurückhaltung.
            – Wird das Ende meines irdischen Lebens unmittelbar bevorstehen?
            – Das ist unwichtig. Du hast die Regeln, du hast die Bücher, tue, was du andere lehrst. Sei wachsam.

            Ich wollte noch mehr Fragen stellen, aber da brach ein dunkler Donner mit Blitzen und Donnerschlägen aus, und einige Männer, oder sollte ich sagen, schreckliche Ungeheuer, stürzten sich auf mich, um mich zu zerfleischen. In diesem Augenblick nahm mir eine düstere Dunkelheit die Sicht auf alles. Ich dachte, ich sei tot und schrie verzweifelt. Als ich aufwachte, war ich noch am Leben, und es war vierdreiviertel Uhr morgens.
            Wenn es irgendetwas gibt, das von Vorteil sein kann, sollten wir es annehmen.
            In allem aber sei Gott Ehre und Ruhm in alle Ewigkeit.
(MB XIV, 123-125)

Foto auf dem Titelblatt. Heiliger Franz von Sales. Anonym. Sakristei des Doms von Chieri.




Novene zu Maria, Hilfe der Christen 2025

Diese Novene zur Maria Hilf 2025 lädt uns ein, uns unter dem mütterlichen Blick Marias als Kinder neu zu entdecken. Jeden Tag betrachten wir durch die großen Erscheinungen – von Lourdes bis Fatima, von Guadalupe bis Banneux – einen Aspekt ihrer Liebe: Demut, Hoffnung, Gehorsam, Staunen, Vertrauen, Trost, Gerechtigkeit, Sanftheit, Traum. Die Meditationen des Generaloberen und die Gebete der „Kinder“ begleiten uns auf einem neuntägigen Weg, der das Herz für den einfachen Glauben der Kleinen öffnet, das Gebet nährt und ermutigt, mit Maria eine geheilte und lichtvolle Welt aufzubauen, für uns und für alle, die Hoffnung und Frieden suchen.

Tag 1
Kinder sein – Demut und Glaube

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Unsere Liebe Frau von Lourdes
Die kleine Bernadette Soubirous
11. Februar 1858. Ich war gerade 14 Jahre alt geworden. Es war ein Morgen wie jeder andere, ein Wintertag. Wir waren hungrig, wie immer. Da war diese Höhle mit ihrem schwarzen Eingang. In der Stille hörte ich wie einen lauten Atemzug. Der Busch bewegte sich, eine Kraft rüttelte daran.Da sah ich ein junges Mädchen, weiß, nicht größer als ich, das mich mit einer leichten Verbeugung des Kopfes grüßte; gleichzeitig streckte sie ihre Arme ein wenig vom Körper weg und öffnete ihre Hände wie die Statuen der Madonna; ich hatte Angst. Dann kam mir der Gedanke zu beten: Ich nahm den Rosenkranz, den ich immer bei mir trage, und begann zu beten.

Maria zeigt sich ihrer Tochter Bernadette Soubirous. Ihr, die weder lesen noch schreiben konnte, die Dialekt sprach und nicht zum Katechismus ging. Ein armes Mädchen, das von allen im Dorf gemobbt wurde, und doch bereit, zu vertrauen und sich anzuvertrauen, wie jemand, der nichts hat. Und nichts zu verlieren. Maria vertraut ihr ihre Geheimnisse an, und sie tut dies, weil sie ihr vertraut. Sie behandelt sie liebevoll, spricht freundlich mit ihr, sagt „bitte“ zu ihr. Und Bernadette gibt sich ihr hin und glaubt ihr, genau wie ein Kind seiner Mutter glaubt. Sie glaubt an das Versprechen der Muttergottes, dass sie sie nicht in dieser Welt, sondern in der anderen glücklich machen wird. Und sie behält dieses Versprechen ihr ganzes Leben lang im Gedächtnis. Ein Versprechen, das es ihr ermöglicht, allen Schwierigkeiten mit erhobenem Kopf, mit Kraft und Entschlossenheit zu begegnen und das zu tun, was die Muttergottes von ihr verlangt hat: zu beten, immer für uns Sünder zu beten. Auch sie verspricht: Sie bewahrt die Geheimnisse Mariens und gibt ihrer Bitte um eine Wallfahrtsstätte am Ort der Erscheinung eine Stimme. Und im Sterben lächelt Bernadette, wenn sie an das Gesicht Mariens denkt, an ihren liebevollen Blick, an ihr Schweigen, an ihre wenigen, aber intensiven Worte und vor allem an dieses Versprechen. Und sie fühlt sich immer noch als Tochter, als Tochter einer Mutter, die ihre Versprechen hält.

Maria, Mutter, die verspricht
Du, die du versprochen hast, Mutter der Menschheit zu werden, bist deinen Kindern nahe geblieben, angefangen bei den Kleinsten und Ärmsten. Du bist ihnen nahe gekommen, du hast dich ihnen offenbart.
Hab Vertrauen: Maria zeigt sich auch uns, wenn wir alles ablegen können.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Demut und Glaube

Wir können sagen, dass die allerseligste Jungfrau Maria für uns ein Leuchtfeuer der Demut und des Glaubens ist, das die Jahrhunderte begleitet, unser Leben begleitet, die Erfahrung jedes Einzelnen von uns begleitet. Vergessen wir jedoch nicht, dass die Demut Mariens in erster Linie keine einfache äußere Bescheidenheit ist, keine Fassade, sondern vielmehr ein tiefes Bewusstsein ihrer Kleinheit angesichts der Größe Gottes.

Ihr Ja, ich bin die Magd des Herrn, das sie vor dem Engel ausspricht, ist ein Akt der Demut, nicht der Überheblichkeit, es ist eine vertrauensvolle Hingabe dessen, der sich als Werkzeug in den Händen Gottes erkennt. Maria sucht keine Anerkennung, Maria will einfach nur Dienerin sein und stellt sich still, demütig und in einer für uns entwaffnenden Einfachheit an den letzten Platz. Diese Demut, diese radikale Demut ist der Schlüssel, der Marias Herz für die göttliche Gnade geöffnet hat und es dem Wort Gottes in seiner Größe und Unermesslichkeit ermöglicht hat, in ihrem menschlichen Schoß Mensch zu werden.

Maria lehrt uns, uns so zu zeigen, wie wir sind, mit unserer Demut, ohne Stolz, ohne uns auf unsere Autorität oder Selbstbezogenheit zu verlassen, sondern uns frei vor Gott zu stellen, damit wir wie Maria mit Freiheit und Bereitschaft seinen Willen voll und ganz annehmen können, um ihn mit Liebe zu leben. Das ist der zweite Punkt, das ist der Glaube Marias. Die Demut der Magd stellt sie auf einen ständigen Weg der bedingungslosen Hingabe an den Plan Gottes, auch in den dunkelsten, unverständlichsten Momenten, was bedeutet, mutig die Armut ihrer Erfahrung in der Höhle von Bethlehem, die Flucht nach Ägypten, das verborgene Leben in Nazareth anzunehmen, aber vor allem am Fuße des Kreuzes, wo der Glaube Marias seinen Höhepunkt erreicht.

Dort, unter dem Kreuz, mit einem von Schmerz durchbohrten Herzen, wankt Maria nicht, Maria fällt nicht, Maria glaubt an die Verheißung. Ihr Glaube ist also kein vorübergehendes Gefühl, sondern ein fester Fels, auf dem die Hoffnung der Menschheit, unsere Hoffnung, gründet. Demut und Glaube sind in Maria untrennbar miteinander verbunden.

Lasst uns also diese Demut Mariens unser menschliches Dasein erleuchten, damit auch in uns der Glaube keimen kann, damit wir in der Erkenntnis unserer Kleinheit vor Gott uns nicht davon entmutigen lassen, dass wir klein sind, uns nicht von Überheblichkeit überwältigen lassen, sondern uns wie Maria in eine Haltung großer Freiheit und großer Bereitschaft begeben, unsere Abhängigkeit von Gott anerkennen mit Gott in Einfachheit, aber zugleich in Größe leben. So ermahnt uns Maria, einen heiteren, festen Glauben zu pflegen, der Prüfungen zu bestehen vermag und auf Gottes Verheißung vertraut. Betrachten wir die Gestalt Marias, demütig und gläubig, damit auch wir großzügig unser Ja sagen können, wie sie es getan hat.

Und wir, sind wir fähig, ihre Verheißungen der Liebe mit den Augen eines Kindes zu sehen?

Das Gebet eines untreuen Kindes

Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mach mein Herz rein.
Mach mich demütig, klein, fähig, mich in deiner mütterlichen Umarmung zu verlieren.
Hilf mir, wiederzuentdecken, wie wichtig die Rolle eines Kindes ist, und leite meine Schritte.
Du versprichst, ich verspreche in einem Bund, den nur Mutter und Kind schließen können.
Ich werde fallen, Mutter, das weißt du.
Ich werde nicht immer meine Versprechen halten.
Ich werde nicht immer vertrauen.
Ich werde dich nicht immer sehen können.
Aber bleib dort, still, mit einem Lächeln, ausgestreckten Armen und offenen Händen.
Und ich werde den Rosenkranz nehmen und mit dir für alle Kinder wie mich beten.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Tag 2
Kinder sein – Einfachheit und Hoffnung

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Unsere Liebe Frau von Fatima
Die kleinen Hirtenkinder in Cova da Iria
In Cova di Iria öffnet sich gegen 13 Uhr der Himmel und die Sonne erscheint. Plötzlich, gegen 13.30 Uhr, geschieht das Unwahrscheinliche: Vor einer staunenden Menschenmenge vollzieht sich das spektakulärste, großartigste und unglaublichste Wunder, das seit biblischen Zeiten geschehen ist. Die Sonne beginnt einen wilden und beängstigenden Tanz, der mehr als zehn Minuten dauert. Eine sehr lange Zeit.

Drei kleine Hirtenkinder, einfach und glücklich, werden Zeugen dieses Wunders, das Millionen von Menschen erschüttert, und verbreiten die Nachricht davon. Niemand kann sich das erklären, weder Wissenschaftler noch Gläubige. Und doch haben drei Kinder Maria gesehen und ihre Botschaft gehört. Und sie glauben daran, sie glauben an die Worte dieser Frau, die sich ihnen gezeigt und sie gebeten hat, jeden 13. des Monats nach Cova di Iria zurückzukehren. Sie brauchen keine Erklärungen, denn sie setzen all ihre Hoffnung in die wiederholten Worte Marias. Eine Hoffnung, die schwer aufrechtzuerhalten ist und jedes Kind erschrecken würde: Die Muttergottes offenbart Lucia, Giacinta und Francesco Leiden und Konflikte in der Welt. Und doch haben sie keine Zweifel: Wer auf den Schutz Marias, der schützenden Mutter, vertraut, kann alles bewältigen. Das wissen sie nur zu gut, sie haben es am eigenen Leib erfahren, als sie ihr Leben riskierten, um das Versprechen, das sie ihrer himmlischen Mutter gegeben hatten, nicht zu brechen. Die drei Hirtenkinder waren bereit zum Martyrium, wurden gefangen genommen und vor einem Kessel mit kochendem Öl bedroht.
Sie hatten Angst:
„Warum müssen wir sterben, ohne unsere Eltern umarmen zu können? Ich möchte meine Mutter sehen“.
Dennoch beschlossen sie, weiter zu hoffen und an eine Liebe zu glauben, die größer war als sie selbst:
„Habt keine Angst. Lasst uns dieses Opfer für die Bekehrung der Sünder bringen. Es wäre schlimmer, wenn die Muttergottes nicht wiederkommen würde“.
„Warum beten wir nicht den Rosenkranz?“
Eine Mutter ist niemals taub für den Schrei ihrer Kinder. Und in ihr setzen ihre Kinder ihre Hoffnung.
Maria, die schützende Mutter, blieb bei ihren drei Kindern von Fatima und rettete sie, indem sie sie am Leben erhielt. Und heute schützt sie noch immer alle ihre Kinder in der Welt, die zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Fatima pilgern.

Maria, die schützende Mutter
Du, die du dich seit der Verkündigung um die Menschheit kümmerst, bist deinen einfachsten und hoffnungsvollsten Kindern nahe geblieben. Du bist ihnen nahe gekommen, du hast dich ihnen offenbart.
Setze deine Hoffnung auf Maria: Sie wird dich beschützen.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Hoffnung und Erneuerung

Die Heilige Maria ist Morgenröte der Hoffnung, unerschöpfliche Quelle der Erneuerung.
Wenn wir die Gestalt Mariens betrachten, ist es, als würden wir unseren Blick auf einen leuchtenden Horizont richten, eine ständige Einladung, an eine Zukunft voller Gnade zu glauben. Und diese Gnade ist verwandelnd. Maria ist die Verkörperung der christlichen Hoffnung in Aktion. Ihr unerschütterlicher Glaube angesichts der Prüfungen, ihre Beharrlichkeit, Jesus bis zum Kreuz zu folgen, ihr vertrauensvolles Warten auf die Auferstehung sind für mich das Wichtigste. Sie sind für uns ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die ganze Menschheit.

In Maria sehen wir, wie die Gewissheit sozusagen die Bestätigung der Verheißung eines Gottes ist, der sein Wort niemals bricht. Dass Schmerz, Leid und Dunkelheit nicht das letzte Wort haben. Dass der Tod vom Leben besiegt wird.

Maria ist also die Hoffnung. Sie ist der Morgenstern, der das Kommen der Sonne der Gerechtigkeit ankündigt. Uns an sie zu wenden bedeutet, unsere Erwartungen und Sehnsüchte einem mütterlichen Herzen anzuvertrauen, das sie mit Liebe seinem auferstandenen Sohn vorlegt. In gewisser Weise wird unsere Hoffnung von der Hoffnung Marias getragen. Und wenn es Hoffnung gibt, dann bleibt nichts beim Alten. Es gibt Erneuerung. Die Erneuerung des Lebens. Indem Maria das fleischgewordene Wort angenommen hat, hat sie es möglich gemacht, an die Hoffnung und die Verheißung Gottes zu glauben. Sie hat eine neue Schöpfung, einen Neuanfang möglich gemacht.
Die geistliche Mutterschaft Mariens bringt uns weiterhin im Glauben hervor und begleitet uns auf unserem Weg des Wachstums und der inneren Verwandlung.

Bitten wir die Heilige Maria um die Gnade, dass diese Hoffnung, die wir in ihr erfüllt sehen, unser Herz erneuert, unsere Wunden heilt und uns hinter den Schleier der Negativität führt, damit wir einen Weg der Heiligkeit, einen Weg der Nähe zu Gott einschlagen können. Bitten wir Maria, die Frau, die mit den Aposteln im Gebet verharrt, dass sie uns heute, den Gläubigen, den christlichen Gemeinschaften, hilft, damit wir im Glauben gestärkt und offen für die Gaben des Heiligen Geistes sind, damit das Antlitz der Erde erneuert werde.
Maria ermahnt uns, uns niemals mit der Sünde und der Mittelmäßigkeit abzufinden, sondern voller Hoffnung, die in ihr erfüllt ist, sehnsüchtig nach einem neuen Leben in Christus zu verlangen. Möge Maria weiterhin für uns Vorbild und Stütze sein, damit wir immer an die Möglichkeit eines Neuanfangs glauben, einer inneren Wiedergeburt, die uns immer mehr dem Bild ihres Sohnes Jesus angleicht.

Und wir, sind wir fähig, auf sie zu hoffen und uns mit den Augen eines Kindes beschützen zu lassen?

Das Gebet eines entmutigten Kindes
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mache mein Herz einfach und voller Hoffnung.
Ich vertraue auf dich: Beschütze mich in jeder Situation.
Ich vertraue mich dir an: Beschütze mich in jeder Situation.
Ich höre auf dein Wort: Beschütze mich in jeder Situation.
Schenke mir die Fähigkeit, an das Unmögliche zu glauben und alles zu tun, was in meiner Macht steht,
um deine Liebe, deine Botschaft der Hoffnung und deinen Schutz in die ganze Welt zu tragen.
Und ich bitte dich, meine Mutter, beschütze die ganze Menschheit, auch diejenigen, die dich noch nicht erkennen.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Tag 3
Kinder sein – Gehorsam und Hingabe

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Unsere Liebe Frau von Guadalupe
Der junge Juan Diego
„Juan Diego“, sagte die Frau, „mein kleiner und liebster Sohn…“. Juan sprang auf.
„Wohin gehst du, Juanito?“, fragte die Frau.
Juan Diego antwortete so höflich er konnte. Er sagte der Frau, dass er auf dem Weg zur Kirche von Santiago sei, um die Messe zu Ehren der Mutter Gottes zu hören.
„Mein geliebter Sohn“, sagte die Frau, „ich bin die Mutter Gottes, und ich möchte, dass du mir aufmerksam zuhörst. Ich habe eine sehr wichtige Botschaft für dich. Ich möchte, dass an diesem Ort eine Kirche für mich gebaut wird, von wo aus ich deinem Volk meine Liebe zeigen kann.

Ein sanfter, einfacher und zärtlicher Dialog, wie zwischen einer Mutter und ihrem Sohn. Und Juan Diego gehorchte: Er ging zum Bischof, um ihm zu berichten, was er gesehen hatte, aber dieser glaubte ihm nicht. Da kehrte der junge Mann zu Maria zurück und erzählte ihr, was geschehen war. Die Muttergottes gab ihm eine weitere Botschaft und ermahnte ihn, es noch einmal zu versuchen, und so ging es immer weiter. Juan Diego gehorchte, gab nicht auf: Er würde die Aufgabe erfüllen, die ihm die himmlische Mutter aufgetragen hatte. Aber eines Tages, als er mit den Problemen des Lebens beschäftigt war, hätte er beinahe den Termin mit der Muttergottes versäumt: Sein Onkel lag im Sterben. „Glaubst du wirklich, ich würde jemanden vergessen, den ich so sehr liebe?“ Maria heilte seinen Onkel, während Juan Diego erneut gehorchte:
„Mein geliebter Sohn“, antwortete die Frau, „steige auf den Hügel, wo wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Schneide die Rosen, die du dort findest, ab und sammle sie. Lege sie in deine Tilma (Umhang) und bringe sie mir hierher. Ich werde dir sagen, was du tun und sagen sollst“. Obwohl Juan wusste, dass auf diesem Hügel keine Rosen wuchsen, schon gar nicht im Winter, rannte er hinauf auf den Gipfel.Und dort war der schönste Garten, den er je gesehen hatte. Rosen aus Kastilien, noch glänzend vom Tau, erstreckten sich so weit das Auge reichte. Vorsichtig schnitt er die schönsten Knospen mit seinem Steinmesser ab, füllte seinen Umhang damit und eilte zurück zu der Dame, die auf ihn wartete. Die Dame nahm die Rosen und legte sie wieder in Juans Umhang.Dann band sie sie ihm um den Hals und sagte: „Das ist das Zeichen, das der Bischof will. Geh schnell zu ihm und halte unterwegs nicht an“.

Auf dem Umhang war das Bild der Madonna erschienen, und als der Bischof dieses Wunder sah, war er überzeugt. Und heute bewahrt die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau von Guadalupe noch immer das wundersame Bildnis auf.

Maria, Mutter, die nicht vergisst
Du, die du keines deiner Kinder vergisst, niemanden zurücklässt, hast auf die jungen Menschen geschaut, die ihre Hoffnungen auf dich gesetzt haben. Du bist ihnen nahe gekommen, hast dich ihnen offenbart.
Gehorche auch, wenn du nicht verstehst: Eine Mutter vergisst nicht, eine Mutter lässt nicht allein.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Mutter und Mitleid

Die Mutterschaft Mariens erschöpft sich nicht in ihrem Ja, das die Menschwerdung des Sohnes Gottes ermöglicht hat. Sicherlich ist dieser Moment das Fundament von allem, aber ihre Mutterschaft ist eine beständige Haltung, eine Art zu sein für uns, eine Art, mit der gesamten Menschheit in Beziehung zu treten.
Jesus vertraut ihr am Kreuz Johannes mit den Worten „Weib, siehe da, dein Sohn!“ an und erweitert damit symbolisch ihre Mutterschaft auf alle Gläubigen aller Zeiten.
So wird Maria Mutter der Kirche, geistliche Mutter eines jeden von uns.

Wir sehen also, wie sich diese Mutterschaft in zärtlicher und fürsorglicher Zuwendung, in ständiger Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse ihrer Kinder und in einem tiefen Wunsch nach ihrem Wohl offenbart. Maria nimmt uns auf, nährt uns mit ihrem Ausdruck der Treue, schützt uns unter ihrem Mantel. Die Mutterschaft Mariens ist ein unermessliches Geschenk, das uns ihr näher bringt, wir spüren ihre liebevolle Gegenwart, die uns in jedem Augenblick begleitet.

So ist das Mitgefühl Mariens die natürliche Folge ihrer Mutterschaft. Mitgefühl, das nicht einfach ein oberflächliches Mitleid ist, sondern eine tiefe Teilhabe am Leid der anderen, ein „Mit-Leiden“. Wir sehen es auf bewegende Weise während der Passion ihres Sohnes. Und ebenso bleibt Maria unserem Leid nicht gleichgültig, sie tritt für uns ein, tröstet uns, bietet uns ihre mütterliche Hilfe an.

So wird das Herz Mariens zu einer sicheren Zuflucht, wo wir unsere Mühen ablegen, Trost und Hoffnung finden können. Mutterschaft und Mitgefühl werden in Maria sozusagen zu zwei Seiten derselben menschlichen Erfahrung zu unseren Gunsten, zu zwei Ausdrucksformen ihrer unendlichen Liebe zu Gott und zur Menschheit.

Ihr Mitgefühl ist also der konkrete Ausdruck ihres Mutterseins, Mitgefühl als Folge der Mutterschaft. Wenn wir Maria als Mutter betrachten, öffnet sich unser Herz für die Hoffnung, die in ihr eine wirklich vollständige Erfahrung findet. Die himmlische Mutter, die uns liebt.

Bitten wir Maria, dass wir sie als Vorbild einer authentischen Menschlichkeit sehen, einer Mutterschaft, die fähig ist, „mitzufühlen“, fähig zu lieben, fähig, mit anderen zu leiden, nach dem Vorbild ihres Sohnes Jesus, der aus Liebe zu uns gelitten hat und am Kreuz gestorben ist.

Und wir, sind wir sicher, dass eine Mutter nicht vergisst, so wie Kinder es tun?

Das Gebet eines verlorenen Sohnes
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mach mein Herz gehorsam.
Wenn ich nicht auf dich höre, bitte ich dich, bleibe beharrlich.
Wenn ich nicht zurückkomme, bitte ich dich, komm mich suchen.
Wenn ich mir selbst nicht vergebe, bitte ich dich, lehre mich Nachsicht.
Denn wir Menschen verlieren uns und werden uns immer verlieren,
aber vergiss uns, deine verirrten Kinder, nicht.
Komm und hol uns,
komm und nimm uns an der Hand.
Wir wollen und können nicht hier allein bleiben.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Tag 4
Kinder sein – Staunen und Nachdenken

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Unsere Liebe Frau von La Salette
Die kleinen Mélanie und Maximin von La Salette
Am Samstag, dem 19. September 1846, stiegen die beiden Kinder früh morgens die Hänge des Mont Planeau oberhalb des Dorfes La Salette hinauf und trieben jeweils vier Kühe auf die Weide.Auf halbem Weg, bei einer kleinen Quelle, sah Mélanie als Erste auf einem Steinhaufen einen Feuerball, „als wäre die Sonne dort hingefallen“, und zeigte ihn Maximin. Aus dieser leuchtenden Kugel erschien eine Frau, die mit dem Kopf in den Händen und den Ellbogen auf den Knien saß und zutiefst traurig war.Vor ihrem erstaunten Blick erhob sich die Frau und sagte mit sanfter Stimme, aber in französischer Sprache zu ihnen: „Kommt näher, meine Kinder, habt keine Angst, ich bin hier, um euch eine große Neuigkeit zu verkünden“. Ermutigt näherten sich die Kinder und sahen, dass die Gestalt weinte.

Eine Mutter verkündet ihren Kindern eine große Neuigkeit und tut dies unter Tränen. Doch die Kinder sind von ihren Tränen nicht beunruhigt. Sie lauschen in diesem zärtlichsten Moment zwischen einer Mutter und ihren Kindern. Denn auch Mütter sind manchmal besorgt, denn auch Mütter vertrauen ihren Kindern ihre Gefühle, ihre Gedanken und Überlegungen an. Und Maria vertraut den beiden Hirtenjungen, die arm und lieblos sind, eine große Botschaft an: „Ich mache mir Sorgen um die Menschheit, ich mache mir Sorgen um euch, meine Kinder, die ihr euch von Gott entfernt. Und ein Leben fern von Gott ist ein kompliziertes, schwieriges Leben, das aus Leiden besteht“. Deshalb weint sie. Sie weint wie jede Mutter und erzählt ihren kleinsten und reinsten Kindern eine ebenso erstaunliche wie große Botschaft. Eine Botschaft, die allen verkündet und in die Welt getragen werden muss.
Und sie werden es tun, denn sie können einen so schönen Moment nicht für sich behalten: Die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern muss allen verkündet werden. Die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau von La Salette, die an der Stelle der Erscheinungen errichtet wurde, gründet sich auf die Offenbarung des Schmerzes Mariens angesichts der Irrwege ihrer sündigen Kinder.

Maria, Mutter, die verkündet/erzählt
Du, die du dich deinen Kindern so sehr hingibst, dass du keine Angst hast, ihnen von dir zu erzählen, hast die Herzen deiner kleinsten Kinder berührt, die fähig sind, über deine Worte nachzudenken und sie mit Staunen aufzunehmen. Du bist ihnen nahe gekommen, du hast dich ihnen offenbart.
Staune über die Worte einer Mutter: Sie werden immer die authentischsten sein.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Liebe und Barmherzigkeit

Spüren wir diese Dimension Mariens, diese beiden Dimensionen? Maria ist die Frau mit einem Herzen voller Liebe, Aufmerksamkeit und auch Barmherzigkeit. Wir empfinden sie als einen Hafen, einen sicheren Zufluchtsort in Zeiten der Not und der Prüfung.

Wenn wir Maria betrachten, ist es, als würden wir in einen Ozean der Zärtlichkeit und des Mitgefühls eintauchen. Wir fühlen uns umgeben von einer Umgebung, von einer unerschöpflichen Atmosphäre des Trostes und der Hoffnung. Die Liebe Marias ist eine mütterliche Liebe, die die ganze Menschheit umfasst, denn sie hat ihre Wurzeln in ihrem bedingungslosen Ja zum Plan Gottes.

Maria hat, indem sie ihren Sohn in ihrem Schoß aufgenommen hat, die Liebe Gottes angenommen. Folglich kennt ihre Liebe keine Grenzen und keine Unterschiede, sie beugt sich mit unendlicher Zärtlichkeit über die Schwächen und das Elend der Menschen. Wir sehen dies in ihrer Aufmerksamkeit gegenüber Elisabeth, in ihrer Fürsprache bei der Hochzeit zu Kana, in ihrer stillen, außergewöhnlichen Gegenwart am Fuße des Kreuzes.

Die Liebe Marias, diese mütterliche Liebe, ist ein Spiegelbild der Liebe Gottes selbst, einer Liebe, die sich nähert, tröstet, vergibt, niemals müde wird und niemals endet. Maria lehrt uns, dass lieben bedeutet, sich ganz hinzugeben, sich den Leidenden anzunähern, die Freuden und Leiden der Brüder und Schwestern mit derselben Großzügigkeit und Hingabe zu teilen, die ihr Herz beseelt haben. Liebe, Barmherzigkeit.

Barmherzigkeit wird so zur natürlichen Folge der Liebe Mariens, zu einem, wie wir sagen können, viszeralen Mitgefühl angesichts der Leiden der Menschheit, der Welt. Wir schauen auf Maria, betrachten sie, begegnen ihr mit ihrem mütterlichen Blick und spüren, wie er auf unseren Schwächen, unseren Sünden, unserer Verletzlichkeit ruht, ohne Aggression, sondern mit unendlicher Sanftmut. Es ist ein unbeflecktes Herz, empfänglich für den Schrei des Schmerzes.

Maria ist eine Mutter, die nicht urteilt, nicht verurteilt, sondern aufnimmt, tröstet, vergibt. Die Barmherzigkeit Mariens empfinden wir als Balsam für die Wunden der Seele, als Wärme, die das Herz erwärmt. Maria erinnert uns daran, dass Gott reich an Barmherzigkeit ist und niemals müde wird, denen zu vergeben, die sich mit reuigem, friedlichem, offenem und bereitwilligem Herzen an ihn wenden.

Liebe und Barmherzigkeit verschmelzen in der seligen Jungfrau Maria zu einer Umarmung, die die ganze Menschheit umhüllt. Bitten wir Maria, dass sie uns hilft, unsere Herzen für die Liebe Gottes weit zu öffnen, wie sie es getan hat, und dass diese Liebe unser Herz durchdringen möge, besonders wenn wir uns bedürftig fühlen, wenn wir unter der Last der Prüfungen und Schwierigkeiten leiden. In Maria finden wir eine zärtliche und mächtige Mutter, die bereit ist, uns in ihrer Liebe aufzunehmen und für unser Heil einzutreten.

Und wir, sind wir noch fähig, wie ein Kind vor der Liebe seiner Mutter zu staunen?

Das Gebet eines fernen Sohnes
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mache mein Herz fähig zu Mitgefühl und Umkehr.
In der Stille finde ich dich wieder.
Im Gebet höre ich dich.
In der Besinnung entdecke ich dich.
Und angesichts deiner Worte der Liebe, Mutter, staune ich
und entdecke die Kraft deiner Verbindung zur Menschheit.
Weit weg von dir, wer hält meine Hand in schwierigen Zeiten?
Weit weg von dir, wer tröstet mich in meiner Trauer?
Weit weg von dir, wer rät mir, wenn ich an einer Weggabelung stehe?
Ich kehre zu dir zurück, in Einheit.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Tag 5
Kinder sein – Vertrauen und Gebet

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Medaille der Catherine
Die kleine Catherine Labouré
In der Nacht des 18. Juli 1830, gegen 23.30 Uhr, hörte sie ihren Namen rufen. Es war ein Kind, das zu ihr sagte: „Steh auf und komm mit mir“. Catherine folgte ihm. Alle Lichter waren an. Die Tür der Kapelle öffnete sich, sobald das Kind sie mit den Fingerspitzen berührte. Catherine kniete nieder.
Um Mitternacht kam die Muttergottes und setzte sich auf den Sessel neben dem Altar. „Da sprang ich zu ihr, zu ihren Füßen, auf die Stufen des Altars, und legte meine Hände auf ihre Knie“, erzählte Caterina. „Ich blieb so lange ich weiß nicht wie lange. Es schien mir der schönste Moment meines Lebens…“.
„Gott möchte dir eine Aufgabe anvertrauen“, sagte die Jungfrau zu Caterina.

Catherine, die mit 9 Jahren ihre Mutter verloren hatte, wollte sich nicht mit einem Leben ohne ihre Mutter abfinden. Sie näherte sich der Mutter im Himmel. Die Jungfrau Maria, die sie schon von weitem beobachtet hatte, würde sie niemals verlassen. Im Gegenteil, sie hatte große Pläne für sie. Sie, ihre aufmerksame und liebevolle Tochter, sollte eine große Aufgabe erfüllen: ein authentisches christliches Leben führen, eine starke und feste persönliche Beziehung zu Gott. Maria glaubt an das Potenzial ihres Kindes und vertraut ihr die Wunderbare Medaille an, die Fürsprache, Gnaden und Wunder bewirken kann. Eine wichtige Aufgabe, eine schwierige Botschaft. Doch Catherine lässt sich nicht entmutigen, sie vertraut ihrer Mutter im Himmel und weiß, dass sie sie niemals verlassen wird.

Maria, Mutter, die Vertrauen schenkt
Du, die du jedem deiner Kinder vertraust und ihnen Aufgaben und Botschaften anvertraust, begleitest sie auf ihrem Weg als diskrete Präsenz und bleibst allen nahe, vor allem aber denen, die großes Leid erfahren haben. Du bist ihnen nahe gekommen, du hast dich ihnen offenbart.
Vertraue: Eine Mutter wird dir immer nur Aufgaben anvertrauen, die du erfüllen kannst, und sie wird dir auf deinem ganzen Weg zur Seite stehen.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Vertrauen und Gebet

Die Heilige Jungfrau Maria erscheint uns als eine Frau mit unerschütterlichem Vertrauen, als eine mächtige Fürsprecherin durch das Gebet. Wenn wir diese beiden Aspekte, das Vertrauen und das Gebet, betrachten, sehen wir zwei grundlegende Dimensionen der Beziehung Mariens zu Gott.

Das Vertrauen Mariens in Gott ist wie ein goldener Faden, der sich durch ihr ganzes Leben zieht, vom Anfang bis zum Ende. Ihr Ja, das sie in voller Kenntnis der Konsequenzen ausgesprochen hat, ist ein Akt der völligen Hingabe an den göttlichen Willen. Maria vertraut sich Gott an, sie lebt ihr Vertrauen in Gott mit einem festen Herzen, das auf die göttliche Vorsehung vertraut, weil sie weiß, dass Gott sie niemals verlassen wird.

Für uns in unserem täglichen Leben ist der Blick auf Maria, auf diese nicht passive, sondern aktive, vertrauensvolle Hingabe, eine Einladung, unsere Ängste und Befürchtungen nicht zu vergessen, sondern alles in gewisser Weise im Licht der Liebe Gottes zu betrachten, die im Falle Marias niemals versagt hat, und auch nicht in unserem Leben. Dieses Vertrauen, das zum Gebet führt, ist sozusagen der Atem der Seele Marias, der bevorzugte Kanal ihrer innigen Gemeinschaft mit Gott. Vertrauen führt zur Gemeinschaft, ihr Leben in Hingabe war ein ständiger Liebesdialog mit dem Vater, eine ständige Hingabe ihrer selbst, ihrer Sorgen, aber auch ihrer Entscheidungen.

Der Besuch bei Elisabeth ist ein Beispiel für Gebet, das dann zu Dienst wird. Wir sehen Maria, wie sie Jesus bis zum Kreuz begleitet, nach der Himmelfahrt sehen wir sie im Abendmahlssaal zusammen mit den Aposteln in inniger Erwartung. Maria lehrt uns den Wert des beständigen Gebets als Folge eines völligen und vollständigen Vertrauens, sich in die Hände Gottes zu begeben, um Gott zu begegnen und mit Gott zu leben.

Vertrauen und Gebet und die Heilige Maria sind eng miteinander verbunden. Ein tiefes Vertrauen in Gott lässt ein beharrliches Gebet entstehen. Bitten wir Maria, dass sie uns ein Vorbild sei, damit wir uns dazu angehalten fühlen, das Gebet zu einer täglichen Gewohnheit zu machen, weil wir uns ständig in die barmherzigen Hände Gottes hingeben wollen.

Wenden wir uns mit kindlicher Vertrautheit an sie, damit wir ihr nacheifern, ihrem Vertrauen und ihrer Beharrlichkeit im Gebet nacheifern und den Frieden erfahren können, den wir nur empfangen können, wenn wir uns Gott hingeben, der uns die notwendigen Kräfte für unseren Glaubensweg schenkt.

Und wir, sind wir fähig, wie Kinder bedingungslos zu vertrauen?

Das Gebet eines entmutigten Kindes
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mach mein Herz fähig zu beten.
Ich bin nicht fähig, dir zuzuhören, öffne meine Ohren.
Ich bin nicht fähig, dir zu folgen, leite meine Schritte.
Ich bin nicht fähig, das zu bewahren, was du mir anvertrauen willst, stärke meine Seele.
Die Versuchungen sind viele, lass mich nicht nachgeben.
Die Schwierigkeiten scheinen unüberwindbar, lass mich nicht fallen.
Die Widersprüche der Welt schreien laut, lass mich ihnen nicht folgen.
Ich, dein versagender Sohn, bin hier, damit du mich gebrauchen kannst.
Mache mich zu einem gehorsamen Sohn.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Tag 6
Kinder sein – Leiden und Heilung

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Unsere Liebe Frau der Schmerzen von Kibeho
Die kleine Alphonsine Mumiremana und ihre Gefährten
Die Geschichte begann um 12.35 Uhr an einem Samstag, dem 28. November 1981, in einem Internat, das von örtlichen Ordensschwestern geleitet wurde und von etwas mehr als hundert Mädchen aus der Umgebung besucht wurde. Ein ländliches, armes Internat, in dem man Lehrer oder Sekretärin lernen konnte.Der Komplex hatte keine Kapelle, daher herrschte keine besonders religiöse Atmosphäre. An diesem Tag waren alle Mädchen des Internats im Speisesaal. Die erste aus der Gruppe, die „etwas sah“, war die 16-jährige Alphonsine Mumureke. Wie sie selbst in ihrem Tagebuch schreibt, bediente sie gerade ihre Mitschülerinnen am Tisch, als sie eine weibliche Stimme hörte, die sie rief: „Meine Tochter, komm her“.Sie ging in den Flur neben dem Speisesaal, und dort erschien ihr eine Frau von unvergleichlicher Schönheit. Sie war ganz in Weiß gekleidet, mit einem weißen Schleier auf dem Kopf, der ihr Haar verdeckte und mit dem Rest des Kleides, das keine Nähte hatte, verbunden zu sein schien. Sie war barfuß, und ihre Hände waren vor der Brust gefaltet, die Finger zum Himmel gerichtet.

Anschließend erschien die Muttergottes weiteren Gefährten von Alphonsine, die zunächst skeptisch waren, aber angesichts der Erscheinung Mariens ihre Meinung ändern mussten. Maria bezeichnet sich im Gespräch mit Alphonsine als die Frau der Schmerzen von Kibeho und erzählt den Kindern von all den grausamen und blutigen Ereignissen, die kurz darauf mit dem Ausbruch des Krieges in Ruanda geschehen würden. Der Schmerz wird groß sein, aber auch der Trost und die Heilung von diesem Schmerz, denn sie, die Frau der Schmerzen, würde ihre Kinder in Afrika niemals allein lassen. Die Kinder bleiben fassungslos vor den Visionen stehen, aber sie glauben an diese Mutter, die ihnen die Arme entgegenstreckt und sie „meine Kinder“ nennt. Sie wissen, dass nur in ihr Trost zu finden ist. Und um dafür zu beten, dass die tröstende Mutter das Leiden ihrer Kinder lindern möge, wird die Wallfahrtsstätte Unserer Lieben Frau von Kibeho errichtet, heute ein Ort, der von Vernichtung und Völkermord geprägt ist. Und die Muttergottes ist weiterhin dort und umarmt alle ihre Kinder.

Maria, Mutter, die tröstet
Du, die du deine Kinder wie Johannes unter dem Kreuz getröstet hast, hast auf diejenigen geschaut, die in Leid leben. Du bist ihnen nahe gekommen, hast dich ihnen offenbart.
Fürchte dich nicht, durch Leiden zu gehen: Die Mutter, die tröstet, wird deine Tränen trocknen.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Leiden und Aufruf zur Umkehr

Maria ist eine symbolische Figur des Leidens, verherrlicht und ein kraftvoller Aufruf zur Umkehr. Wenn wir ihren schmerzhaften Weg betrachten, ist dies eine stille, aber beredte Mahnung, unser Leben und unsere Entscheidungen zu überdenken und zum Herzen des Evangeliums zurückzukehren. Das Leiden, das Marias Leben durchzieht, wie ein scharfes Schwert, prophezeit vom alten Simeon, geprägt vom Verschwinden des Jesuskindes, bis hin zum unaussprechlichen Schmerz am Fuße des Kreuzes – all das erlebt Maria, die Last der menschlichen Schwäche und das Geheimnis des unschuldigen Leidens auf einzigartige Weise.
Marias Leiden war kein steriles Leiden, keine passive Resignation, sondern wir erkennen darin eine Aktivität, ein stilles und mutiges Opfer, verbunden mit dem Erlösungsopfer ihres Sohnes Jesus.

Wenn wir Maria betrachten, die Frau, die leidet, mit den Augen unseres Glaubens, dann macht uns dieses Leiden nicht depressiv, sondern offenbart uns die Tiefe der Liebe Gottes zu uns, die im Leben Marias sichtbar wird. Maria lehrt uns in gewisser Weise, dass auch im schärfsten Schmerz ein Sinn, eine Möglichkeit des spirituellen Wachstums gefunden werden kann, die aus der Vereinigung mit dem Ostergeheimnis hervorgeht.

Aus der Erfahrung des verklärten Schmerzes entspringt also ein kraftvoller Aufruf zur Umkehr. Wenn wir Maria betrachten, wie sie aus Liebe zu uns und für unser Heil so viel ertragen hat, sind auch wir aufgefordert, angesichts des Geheimnisses der Erlösung nicht gleichgültig zu bleiben.

Maria, die sanfte und mütterliche Frau, ermahnt uns, die Wege des Bösen zu verlassen und den Weg des Glaubens zu beschreiten. Der berühmte Satz Marias bei der Hochzeit zu Kana: „Was immer er euch sagt, das tuet!“, hallt auch heute noch für uns nach als dringende Aufforderung, in schwierigen Zeiten, in Zeiten der Prüfung, auf die Stimme Jesu zu hören. In unerwarteten und unbekannten Situationen.

Wir erkennen sofort, dass Marias Leiden kein Selbstzweck ist, sondern eng mit der Erlösung durch Christus verbunden ist. Ihr Beispiel des unerschütterlichen Glaubens im Schmerz sei uns Licht und Wegweiser, um unser Leiden in eine Chance für spirituelles Wachstum zu verwandeln und großzügig auf den dringenden Aufruf zur Umkehr zu antworten, damit die Tiefe, die noch immer im Herzen jedes Menschen widerhallt, die Einladung Gottes, eines Gottes, der uns liebt, durch die Fürsprache Marias Sinn, einen Ausweg und Wachstum finden kann, auch in den schwierigsten Momenten, in den Momenten größten Leidens.

Und wir, lassen wir uns wie Kinder trösten?

Das Gebet eines leidenden Kindes
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mach mein Herz fähig zu heilen.
Wenn ich am Boden liege, reiche mir deine Hand, Mutter.
Wenn ich mich zerstört fühle, setze die Teile wieder zusammen, Mutter.
Wenn das Leiden überhandnimmt, öffne mich für die Hoffnung, Mutter.
Damit ich nicht nur die Heilung des Körpers suche, sondern mir bewusst werde, wie sehr mein Herz
Frieden braucht.
Und erhebe mich aus dem Staub, Mutter.
Erhebe mich und alle deine Kinder, die in der Prüfung sind.
Die unter den Bomben,
die Verfolgten,
die zu Unrecht inhaftiert sind,
die in ihren Rechten und ihrer Würde verletzt sind,
die zu früh aus dem Leben gerissen werden.
Erhebe sie und tröste sie,
denn sie sind deine Kinder. Denn wir sind deine Kinder.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.


Tag 7
Kinder sein – Gerechtigkeit und Würde

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Unsere Liebe Frau von Aparecida
Die kleinen Fischer Domingos, Felice und Joao
Am Morgen des 12. Oktober 1717 stießen Domingos Garcia, Felipe Pedroso und Joao Alves ihr Boot in den Fluss Paraiba, der an ihrem Dorf vorbeifloss. An diesem Morgen schien ihnen das Glück nicht hold zu sein: Stundenlang warfen sie ihre Netze aus, ohne etwas zu fangen. Sie hatten schon fast aufgegeben, als Joao Alves, der Jüngste, einen letzten Versuch wagen wollte.Er warf sein Netz ins Wasser und zog es langsam wieder ein. Da war etwas, aber es war kein Fisch … es sah eher wie ein Stück Holz aus.Als er es aus den Maschen des Netzes befreite, entpuppte sich das Stück Holz als eine Statue der Jungfrau Maria, leider ohne Kopf. Joao warf das Netz erneut ins Wasser und fand diesmal, als er es wieder einholte, ein weiteres Stück Holz mit einer abgerundeten Form, das genau wie der Kopf derselben Statue aussah: Er versuchte, die beiden Teile zusammenzusetzen und stellte fest, dass sie perfekt zusammenpassten.Wie von einem Impuls getrieben, warf Joao Alves das Netz erneut ins Wasser, und als er es einholen wollte, stellte er fest, dass er es nicht konnte, weil es voller Fische war. Seine Gefährten warfen ebenfalls ihre Netze ins Wasser, und der Fang an diesem Tag war wirklich reichhaltig.

Eine Mutter sieht die Bedürfnisse ihrer Kinder, Maria sah die Not der drei Fischer und kam ihnen zu Hilfe. Ihre Kinder gaben ihr all die Liebe und Würde, die man einer Mutter geben kann: Sie setzten die beiden Teile der Statue zusammen, stellten sie auf eine Hütte und machten daraus einen Schrein. Von der Hütte aus rettete die Madonna Aparecida – was „die Erschienene“ bedeutet – einen ihrer Sklaven, der vor seinen Herren floh: Sie sah sein Leiden und gab ihm seine Würde zurück. Heute ist diese Hütte der größte Marienheiligtum der Welt und trägt den Namen Basilika Unserer Lieben Frau von Aparecida.

Maria, Mutter, die sieht
Du, die du das Leiden deiner misshandelten Kinder gesehen hast, angefangen bei den Jüngern, stellst dich an die Seite deiner ärmsten und verfolgten Kinder. Du bist ihnen nahe gekommen, du hast dich ihnen offenbart.
Versteck dich nicht vor dem Blick einer Mutter: Sie sieht auch deine verborgensten Wünsche und Bedürfnisse.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Würde und soziale Gerechtigkeit

Die allerseligste Jungfrau Maria ist ein Spiegelbild der vollendeten Würde des Menschen, still, aber kraftvoll und inspirierend für ein gerechtes Verständnis des sozialen Lebens. Wenn wir über die Gestalt Mariens in Bezug auf diese Themen nachdenken, eröffnet sich uns eine tiefe und überraschend aktuelle Perspektive.

Schauen wir auf Maria, die Frau voller Würde, als ein Geschenk, das uns heute hilft, ihre ursprüngliche Reinheit zu sehen, die sie nicht auf einen unzugänglichen Sockel stellt, sondern Maria in der Fülle jener Würde offenbart, zu der wir uns alle ein wenig hingezogen fühlen, berufen fühlen.

Wenn wir Maria betrachten, sehen wir die Schönheit und Würde, ja gerade die Würde des Menschen, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist, frei vom Spiel der Sünde, ganz offen für die göttliche Liebe, eine Menschheit, die sich nicht in Details und Oberflächlichkeiten verliert.

Wir können sagen, dass Marias freies und bewusstes Ja jene Geste der Selbstbestimmung ist, die Maria auf die Ebene des Willens Gottes erhebt, gewissermaßen in die Logik Gottes eintritt. Ihre Demut macht sie dann noch freier, weit davon entfernt, durch Demut herabgesetzt zu sein. Marias Demut wird zum Bewusstsein der wahren Größe, die von Gott kommt.

Diese Würde hilft uns, zu erkennen, wie wir sie in unserem täglichen Leben leben. Das Thema der sozialen Gerechtigkeit mag weniger explizit erscheinen, aber bei einer aufmerksamen, kontemplativen Lektüre des Evangeliums, insbesondere des Magnifikat, können wir diesen revolutionären Geist erfassen, spüren und begegnen, der die Absetzung der Mächtigen von ihren Thronen und die Erhebung der Demütigen verkündet, d. h. die Umkehrung der weltlichen Logik und die bevorzugte Aufmerksamkeit Gottes für die Armen und Hungrigen.

Worte, die aus einem demütigen, vom Heiligen Geist erfüllten Herzen kommen. Wir können sagen, dass sie ein Manifest der sozialen Gerechtigkeit „ante litteram“ sind, eine Vorwegnahme des Reiches Gottes, in dem die Letzten die Ersten sein werden.

Betrachten wir Maria, damit wir uns von dieser Würde angezogen fühlen, die sich nicht in sich selbst verschließt, sondern eine Würde ist, die uns im Magnifikat herausfordert, nicht in unserer Logik verschlossen zu bleiben, sondern offen zu werden, Gott zu loben und zu versuchen, das empfangene Geschenk zum Wohl der Menschheit zu leben, mit Würde zum Wohl der Armen, zum Wohl derer, die von der Gesellschaft ausgestoßen sind.

Und wir, verstecken wir uns oder sagen wir alles, wie es Kinder tun?

Das Gebet eines Kindes, das Angst hat
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mach mein Herz fähig, Würde zurückzugeben.
In der Stunde der Prüfung, schau auf meine Fehler und fülle sie.
In der Stunde der Mühe, schau auf meine Schwächen und heile sie.
In der Stunde des Wartens, schau auf meine Ungeduld und heile sie.
Damit ich, wenn ich meine Brüder anschaue, ihre Fehler sehen und sie ausgleichen kann,
ihre Schwächen sehen und sie heilen kann, ihre Ungeduld spüren und sie heilen kann.
Denn nichts heilt so sehr wie die Liebe, und niemand ist so stark wie eine Mutter, die Gerechtigkeit für ihre Kinder sucht.
Und so bleibe auch ich, Mutter, vor der Hütte stehen, schaue mit vertrauensvollen Augen auf dein Bild und bitte dich um Würde für alle deine Kinder.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Tag 8
Kinder sein – Sanftmut und Alltag

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Jungfrau der Armen von Banneux
Die kleine Mariette von Banneux
Am 18. Januar ist Mariette im Garten und betet den Rosenkranz. Maria kommt und führt sie zu einer kleinen Quelle am Waldrand, wo sie sagt: „Diese Quelle ist für mich“, und fordert das kleine Mädchen auf, ihre Hand und den Rosenkranz hineinzutauchen.Der Vater und zwei weitere Personen folgen Mariette mit unbeschreiblichem Staunen und beobachten alle ihre Gesten und Worte. Und noch am selben Abend ist es Mariettes Vater, der als Erster von der Gnade von Banneux erobert wird. Er eilt zur Beichte und empfängt die Eucharistie: Seit seiner Erstkommunion hatte er nicht mehr gebeichtet.
Am 19. Januar fragt Mariette: „Frau, wer bist du?“ „Ich bin die Jungfrau der Armen“.
An der Quelle fügt sie hinzu: „Diese Quelle ist für mich, für alle Völker, für die Kranken. Ich komme, um sie zu trösten!“.

Mariette ist ein normales Mädchen, das sein Leben wie wir alle, wie unsere Kinder und Enkelkinder lebt. Sie lebt in einem kleinen, unbekannten Dorf. Sie betet, um Gott nahe zu bleiben. Sie betet zu ihrer himmlischen Mutter, um die Verbindung zu ihr aufrechtzuerhalten. Und Maria spricht sanft zu ihr, an einem Ort, der ihr vertraut ist. Sie erscheint ihr mehrmals, vertraut ihr Geheimnisse an und sagt ihr, sie solle für die Bekehrung der Welt beten: Für Mariette ist dies eine starke Botschaft der Hoffnung. Alle Kinder werden von der Mutter umarmt und getröstet, und all die Zärtlichkeit, die Mariette in der „freundlichen Dame“ findet, gibt sie an die Welt weiter. Aus dieser Begegnung entsteht eine große Kette der Liebe und Spiritualität, die ihre Erfüllung im Heiligtum der Jungfrau der Armen von Banneux findet.

Maria, Mutter, die nahe bleibt
Du, die du deinen Kindern nahe geblieben bist, ohne jemals eines zu verlieren, hast den täglichen Weg der Einfachsten erleuchtet. Du bist ihnen nahe gekommen, hast dich ihnen offenbart.
Gib dich der Umarmung Mariens hin: Fürchte dich nicht, sie wird dich trösten.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria, Erziehung und Liebe

Die allerseligste Jungfrau Maria ist eine unvergleichliche Lehrerin der Erziehung, denn sie ist eine unerschöpfliche Quelle der Liebe, und wer liebt, erzieht, erzieht wirklich den, den er liebt.

Wenn wir über die Gestalt Mariens in Bezug auf diese beiden Säulen des menschlichen und spirituellen Wachstums nachdenken, haben wir hier ein Beispiel, das wir betrachten, ernst nehmen und in unsere täglichen Entscheidungen einfließen lassen sollten.
Die Erziehung, die von Maria ausgeht, besteht nicht aus Geboten und formalen Lehren, sondern offenbart sich durch ihr Lebensbeispiel. Eine kontemplative Stille, die spricht, ihr Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, demütig und groß zugleich, ihre tiefe Menschlichkeit.

Der erste erzieherische Aspekt, den Maria uns vermittelt, ist das Zuhören.
Das Hören auf das Wort Gottes, das Hören auf den Gott, der immer da ist, um uns zu helfen, um uns zu begleiten. Maria bewahrt es in ihrem Herzen, meditiert sorgfältig darüber und fördert das aufmerksame Hören auf das Wort Gottes und in gleicher Weise die Bedürfnisse der anderen. Maria erzieht uns zu jener Demut, die nicht distanziert und passiv bleibt, sondern zu jener Demut, die uns, während wir unsere Kleinheit vor der Größe Gottes anerkennen, zu Protagonisten in seinem Dienst macht. Unser Herz ist offen, um wirklich diejenigen zu sein, die wir begleiten, um den Plan zu leben, den Gott für uns hat.

Maria ist ein Vorbild, das uns hilft, uns vom Glauben erziehen zu lassen. Sie lehrt uns Ausdauer, indem sie in der Liebe zu Jesus bis zum Fuß des Kreuzes standhaft bleibt.
Erziehung und Liebe. Die Liebe Marias ist das schlagende Herz ihrer Existenz. Sie ist immer für uns da, und jedes Mal, wenn wir uns Maria nähern, spüren wir diese mütterliche Liebe, die sich über uns alle ausbreitet. Es ist eine Liebe zu Jesus, die zu einer Liebe zur Menschheit wird. Das Herz Mariens öffnet sich mit jener unendlichen Zärtlichkeit, die sie von Gott empfängt und die sie Jesus und ihren geistlichen Kindern weitergibt.

Bitten wir den Herrn, dass wir, wenn wir die Liebe Mariens betrachten, die eine erziehende Liebe ist, uns dazu bewegen lassen, unseren Egoismus und unsere Verschlossenheit zu überwinden und uns anderen zu öffnen. In Maria sehen wir eine Frau, die mit Liebe erzieht und mit einer Liebe liebt, die erzieherisch ist. Bitten wir den Herrn, uns die Gabe der Liebe zu schenken, die das Geschenk seiner Liebe ist, die uns reinigt, uns stützt, uns wachsen lässt, damit unser Beispiel wirklich ein Beispiel sein kann, das Liebe vermittelt, und indem wir Liebe vermitteln, lassen wir uns von ihr erziehen und sorgen wir dafür, dass sie uns hilft, damit unser Beispiel auch andere erzieht.

Und wir, sind wir fähig, uns so hinzugeben, wie es Kinder tun?

Das Gebet eines Kindes unserer Zeit
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mach mein Herz sanft und fügsam.
Wer wird mich wieder zusammenfügen, nachdem ich unter der Last der Kreuze, die ich trage, zerbrochen bin?
Wer wird das Licht in meine Augen zurückbringen, nachdem ich die Trümmer der menschlichen Grausamkeit gesehen habe?
Wer wird die Leiden meiner Seele lindern, nachdem ich auf meinem Weg Fehler begangen habe?
Meine Mutter, nur du kannst mich trösten.
Umarme mich und halte mich fest, damit ich nicht in tausend Stücke zerbreche.
Meine Seele ruht in dir und findet Frieden wie ein Kind in den Armen seiner Mutter.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Tag 9
Kinder sein – Aufbau und Traum

Kinder vertrauen, Kinder vertrauen sich an. Und eine Mutter ist immer da. Man sieht sie auch, wenn sie nicht da ist.
Und wir, sind wir fähig, sie zu sehen?
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.

Maria, Hilfe der Christen
Der kleine Giovannino Bosco
Mit 9 Jahren hatte ich einen Traum, der sich für den Rest meines Lebens tief in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Im Schlaf schien es mir, als wäre ich in der Nähe meines Zuhauses in einem sehr großen Hof, in dem eine Vielzahl von Kindern versammelt war, die sich amüsierten. Einige lachten, andere spielten, nicht wenige lästerten. Als ich diese Lästereien hörte, stürzte ich mich sofort in ihre Mitte und brachte sie mit meinen Fäusten und Worten zum Schweigen. In diesem Moment erschien ein ehrwürdiger Mann im besten Mannesalter, der edel gekleidet war.
— Nicht mit Schlägen, sondern mit Sanftmut und Nächstenliebe wirst du diese deine Freunde gewinnen müssen.

— Wer sind Sie, fügte ich hinzu, dass Sie mir etwas Unmögliches befehlen?
— Gerade weil dir solche Dinge unmöglich erscheinen, musst du sie durch Gehorsam und den Erwerb von Wissen möglich machen.
— Wo und mit welchen Mitteln soll ich Wissen erwerben?
— Ich werde dir die Lehrerin geben, unter deren Anleitung du weise werden kannst und ohne die alle Weisheit zur Torheit wird.
In diesem Moment sah ich neben ihm eine Frau von majestätischem Aussehen, die mit einem Mantel bekleidet war, der von allen Seiten glänzte, als wäre jeder Punkt davon ein leuchtender Stern.
— Hier ist dein Feld, hier musst du arbeiten. Mach dich demütig, stark und widerstandsfähig; und was du in diesem Augenblick siehst, was mit diesen Tieren geschieht, musst du für meine Kinder tun.
Dann blickte ich auf und siehe da, anstelle von wilden Tieren erschienen so viele zahme Lämmer, die alle herumsprangen und blökten, als wollten sie sich mit dem Mann und der Frau vergnügen. In diesem Moment, als ich noch schlief, begann ich zu weinen und bat den Mann, so zu sprechen, dass ich es verstehen konnte, denn ich wusste nicht, was gemeint war. Dann legte sie mir die Hand auf den Kopf und sagte:
— Zu gegebener Zeit wirst du alles verstehen.

Maria führt und begleitet Giovannino Bosco sein ganzes Leben lang und in seiner Mission. Als Kind entdeckt er so in einem Traum seine Berufung. Er versteht es nicht, aber er lässt sich führen. Viele Jahre lang versteht er es nicht, aber am Ende wird ihm bewusst, dass „sie alles getan hat“. Und die Mutter, sowohl die irdische als auch die himmlische, wird die zentrale Figur im Leben dieses Sohnes sein, der sich für seine Kinder opfert. Nachdem er Maria in seinen Träumen begegnet ist, errichtet der mittlerweile zum Priester gewordene Johannes Bosco ein Heiligtum für die Muttergottes, damit alle seine Kinder sich ihr anvertrauen können. Er widmet es Maria, Hilfe der Christen, weil sie sein sicherer Hafen und seine ständige Hilfe war. So werden alle, die die Maria-Hilf-Basilika in Turin betreten, unter den Schutzmantel Mariens genommen, die ihnen zur Führerin wird.

Maria, Mutter, die begleitet/führt
Du, die du deinen Sohn Jesus auf seinem ganzen Weg begleitet hast, hast dich denen als Führerin angeboten, die dir mit der Begeisterung zuhören konnten, die nur Kinder haben. Du bist ihnen nahe gekommen, hast dich ihnen offenbart.
Lass dich begleiten: Die Mutter wird dir immer zur Seite stehen, um dir den Weg zu weisen.

Beitrag des Generaloberen
Die allerseligste Jungfrau Maria hilft bei der Bekehrung

Die allerseligste Jungfrau Maria ist eine mächtige und stille Hilfe auf unserem Weg des Wachstums.
Es ist ein Weg, der ständig von dem befreit werden muss, was ihn am Wachsen hindert. Es ist ein Weg, der sich ständig erneuern muss, um nicht zurückzufallen oder in dunklen Ecken der eigenen Existenz stehen zu bleiben. Das ist die Bekehrung.

Die Gegenwart Mariens ist ein Leuchtfeuer der Hoffnung, eine ständige Einladung, weiter auf Gott zuzugehen, unserem Herzen zu helfen, immer auf Gott, auf seine Liebe ausgerichtet zu sein. Über Maria und ihre Rolle nachzudenken bedeutet, dass wir Maria entdecken, die nicht zwingt, nicht urteilt, sondern vielmehr mit ihrer Demut und ihrer mütterlichen Liebe unterstützt, ermutigt und unserem Herzen hilft, bei ihr zu bleiben, um ihrem Sohn Jesus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, immer näher zu kommen.

Auch für uns gilt weiterhin dieses Ja Mariens bei der Verkündigung, das der Menschheit die Geschichte der erreichbaren und zugänglichen Erlösung öffnet. Ihre Fürsprache bei der Hochzeit zu Kana unterstützt diejenigen, die sich in unerwarteten, neuen Situationen befinden. Maria ist ein Vorbild für die ständige Bekehrung. Ihr Leben, ein Leben der Unbefleckten, war jedoch ein fortschreitendes Hineinwachsen in den Willen Gottes, ein Weg des Glaubens, der sie durch Freuden und Leiden führte und in der Opfergabe auf Golgatha gipfelte.

Die Beharrlichkeit Marias, Jesus nachzufolgen, wird für uns zu einer Einladung, auch diese ständige Nähe, diese innere Verwandlung zu leben, von der wir wissen, dass sie ein schrittweiser Prozess ist, der aber Ausdauer, Demut und Vertrauen in die Gnade Gottes erfordert.

Maria hilft uns bei der Bekehrung durch ein sehr aufmerksames und konzentriertes Hören auf das Wort Gottes. Ein Hören, das uns hilft, die Kraft zu finden, die Wege der Sünde zu verlassen, weil wir die Kraft und die Schönheit erkennen, auf Gott zuzugehen. Wenden wir uns mit kindlichem Vertrauen an Maria, denn das bedeutet, dass wir, während wir unsere Schwächen, unsere Sünden, unsere Fehler erkennen, diesen Wunsch nach Veränderung fördern wollen. Eine Veränderung des Herzens, das sich vom mütterlichen Herzen Mariens begleiten lassen will. In Maria finden wir diese wertvolle Hilfe, um die falschen Versprechungen der Welt zu erkennen und die Schönheit und Wahrheit des Evangeliums wiederzuentdecken. Möge Maria, Hilfe der Christen, für uns alle eine ständige Hilfe sein, um die Schönheit des Evangeliums zu entdecken. Und um zu akzeptieren, auf die Güte, die Größe des Wortes Gottes zuzugehen, das in unseren Herzen lebt, damit wir es anderen weitergeben können.

Und wir, sind wir fähig, uns wie Kinder an die Hand nehmen zu lassen?

Das Gebet eines unbeweglichen Kindes
Maria, du, die du dich denen zeigst, die sehen können…
mach mein Herz fähig zu träumen und zu bauen.
Ich, der ich andere daran hindere, mir zu helfen.
Ich, der ich mich entmutigen lasse, die Geduld verliere und nie glaube, etwas aufgebaut zu haben.
Ich, der ich immer denke, ein Versager zu sein.
Heute möchte ich ein Kind sein, dieses Kind, das dir die Hand reicht, meine Mutter,
um sich auf den Wegen des Lebens begleiten zu lassen.
Zeige mir mein Feld,
zeige mir meinen Traum
und lass mich am Ende auch alles verstehen und dein Wirken
in meinem Leben erkennen.

Gegrüßet seist du, Maria…
Selig sind, die mit dem Herzen sehen.




Die Geschenke der Jugend an Maria (1865)

In dem von Don Bosco in der Chronik des Oratoriums geschilderten Traum vom 30. Mai wird die Marienverehrung zu einem lebendigen symbolischen Urteil über die Jugendlichen des Oratoriums: Ein Zug von Jungen tritt, jeder mit einer Gabe, vor einen prächtig für die Jungfrau Maria geschmückten Altar. Ein Engel, der Hüter der Gemeinschaft, nimmt die Gaben an oder weist sie zurück und enthüllt ihre moralische Bedeutung – duftende oder verwelkte Blumen, Dornen des Ungehorsams, Tiere, die schwere Laster wie Unreinheit, Diebstahl und Ärgernis verkörpern. Im Herzen der Vision erklingt die erzieherische Botschaft Don Boscos: Demut, Gehorsam und Keuschheit sind die drei Säulen, um Marias Rosenkrone zu verdienen.

Der Diener Gottes tröstete sich mit der Verehrung der Allerheiligsten Maria, die im Monat Mai von der ganzen Gemeinschaft in besonderer Weise geehrt wird. Von seinen abendlichen Ansprachen hat uns die Chronik nur diejenige vom 30. des Monats erhalten, die jedoch sehr wertvoll ist.

30. Mai

            Ich sah einen großen Altar, der Maria geweiht und prächtig geschmückt war. Ich sah alle jungen Leute des Oratoriums in einer Prozession darauf zugehen. Sie sangen das Lob der himmlischen Jungfrau, aber nicht alle auf die gleiche Weise, obwohl sie das gleiche Lied sangen. Viele sangen sehr gut und mit präzisem Takt, manche lauter und manche leiser. Andere sangen mit schlechten und heiseren Stimmen, andere waren verstimmt, andere kamen leise und brachen aus der Reihe, andere gähnten und schienen sich zu langweilen, andere stießen sich an und lachten. Dann brachten alle Geschenke für Maria mit. Jeder hatte einen Blumenstrauß dabei, manche größer, manche kleiner und anders als die anderen. Einige hatten einen Strauß aus Rosen, andere aus Nelken, wieder andere aus Veilchen, usw. Andere brachten der Jungfrau dann wirklich seltsame Geschenke. Einige brachten einen Schweinskopf, andere eine Katze, einige einen Teller mit Kröten, einige ein Kaninchen, einige ein Lamm oder andere Gaben.
            Vor dem Altar stand ein hübscher junger Mann, der, wenn man genau hinsah, hinter seinen Schultern Flügel hatte. Vielleicht war er der Schutzengel des Oratoriums, der die Gaben der jungen Männer entgegennahm und sie auf den Altar legte.
            Die ersten boten prächtige Blumensträuße an, und der Engel legte sie, ohne etwas zu sagen, auf den Altar. Viele andere boten ihre Sträuße an. Er sah sie sich an, löste den Strauß, entfernte einige verdorbene Blumen, stellte den Strauß wieder zusammen und legte ihn auf den Altar. Anderen, die schöne, aber geruchlose Blumen in ihren Sträußen hatten, wie Dahlien, Kamelien usw., ließ der Engel auch diese entfernen, denn Maria will die Wirklichkeit und nicht den Schein. Nachdem der Engel den Strauß neu gebunden hatte, bot er ihn der Jungfrau an. Viele der Blumen hatten Dornen, wenige oder viele, und andere hatten Nägel, und der Engel entfernte diese und jene.
            Zuletzt kam der, der das Schwein trug, und der Engel sagte zu ihm: „Hast du den Mut, zu kommen und Maria diese Gabe anzubieten? Weißt du, was das Schwein bedeutet? Es bedeutet das hässliche Laster der Unreinheit; Maria, die ganz rein ist, kann diese Sünde nicht ertragen. Ziehe dich also zurück, denn du bist nicht würdig, vor ihr zu stehen“.
            Da kamen die anderen, die eine Katze hatten, und der Engel sagte zu ihnen:
            – Wagt ihr es auch, Maria diese Gaben zu bringen? Wisst ihr, was die Katze bedeutet? Sie ist eine Figur des Diebstahls, und ihr bietet sie der Jungfrau an? Diebe sind diejenigen, die Geld, Dinge, Bücher von ihren Gefährten nehmen, die Esswaren aus dem Oratorium stehlen, die ihre Kleider aus Bosheit zerreißen, die das Geld ihrer Verwandten vergeuden, indem sie nicht lernen. – Und er zwang sie, auch sie zurückzuziehen.
            Diejenigen, die Teller mit Kröten hatten, kamen, und der Engel sah sie verächtlich an:
            – Kröten symbolisieren schändliche Sünden des Skandals, und ihr kommt, um sie der Jungfrau zu opfern? Geht zurück; zieht euch mit den anderen Unwürdigen zurück. – Und sie zogen sich verwirrt zurück.
            Einige traten mit einem Messer vor, das ihnen ins Herz gestochen wurde. Dieses Messer bedeutete ein Sakrileg. Und der Engel sagte zu ihnen:
            – Seht ihr nicht, dass ihr den Tod in eurer Seele habt und dass es eine besondere Barmherzigkeit Gottes ist, wenn ihr am Leben seid? Sonst wärt ihr verloren. Um Himmels willen, lasst sie das Messer herausnehmen! – Und auch sie wurden abgewiesen.
            Nach und nach traten alle anderen jungen Männer heran. Einige boten Lämmer an, einige Kaninchen, einige Fische, einige Nüsse, einige Weintrauben usw. Der Engel nahm alles an und legte es auf den Altar. Und nachdem er so die Jungen, die Guten von den Bösen getrennt hatte, ließ er alle, deren Gaben für Maria angenommen worden waren, vor dem Altar aufstellen; und die, die beiseite gelassen worden waren, waren zu meinem Leidwesen viel zahlreicher, als er gedacht hatte.
            Dann erschienen zu beiden Seiten des Altars zwei weitere Engel, die zwei sehr reiche Körbe mit prächtigen Kronen aus prächtigen Rosen trugen. Diese Rosen waren nicht gerade irdische Rosen, obwohl sie künstlich waren, das Symbol der Unsterblichkeit.
            Und der Schutzengel nahm diese Kronen eine nach der anderen und krönte alle jungen Männer, die vor dem Altar aufgereiht waren. Unter diesen Kronen waren einige größere und einige kleinere, aber alle waren von bewundernswerter Schönheit. Man beachte auch, dass es nicht nur die eigentlichen jungen Männer des Hauses waren, sondern viele andere, die ich nie gesehen hatte. Nun geschah etwas Wunderbares! Es gab einige junge Männer, die so hässlich waren, dass sie fast ekelhaft und abstoßend wirkten; sie erhielten die schönsten Kronen, ein Zeichen dafür, dass ein so hässliches Äußeres durch die Gabe, die Tugend der Keuschheit, in hohem Maße ausgeglichen wurde. Viele andere besaßen dieselbe Tugend, aber in einem weniger hohen Grad. Viele zeichneten sich durch andere Tugenden aus, wie Gehorsam, Demut, Liebe zu Gott, und alle hatten im Verhältnis zur Vorzüglichkeit dieser Tugenden entsprechende Kronen. Und der Engel sagte zu ihnen:
            – Maria hat gewollt, dass ihr heute mit so schönen Rosen gekrönt werdet. Denkt aber daran, so zu leben, dass sie euch nicht genommen werden. Es gibt drei Mittel, um sie zu bewahren. Übt euch: 1. in der Demut; 2. im Gehorsam; 3. in der Keuschheit: drei Tugenden, die euch immer für Maria annehmbar machen und euch eines Tages würdig machen, eine Krone zu empfangen, die unendlich viel schöner ist als diese.
            Dann begannen die jungen Leute vor dem Altar das Ave, Maris stella (Gegrüßet seist du, Stern des Meeres) zu singen.
            Und nachdem sie die erste Strophe gesungen hatten, zogen sie in Prozession weiter, wie sie gekommen waren, und begannen das Lied Gelobt sei Maria! zu singen, und zwar mit so lauten Stimmen, dass ich erstaunt und verwundert war. Ich folgte ihnen ein Stück weit und ging dann zurück, um die jungen Männer zu sehen, die der Engel beiseite gestellt hatte; aber ich sah sie nicht mehr.
            Meine Lieben! Ich weiß, welche von ihnen gekrönt und welche von dem Engel verstoßen wurden. Ich werde es den einzelnen sagen, damit sie sich bemühen, der Jungfrau Geschenke zu bringen, die sie vielleicht annehmen möchte.
            In der Zwischenzeit einige Beobachtungen. – Die erste: Alle brachten der Jungfrau Blumen, und es gab alle Arten von Blumen, aber ich bemerkte, dass alle, manche mehr, manche weniger, Dornen unter den Blumen hatten. Ich überlegte und überlegte, was diese Dornen bedeuteten, und stellte fest, dass sie in Wirklichkeit Ungehorsam bedeuteten. Geld ohne Erlaubnis zu behalten und es dem Präfekten nicht auszuhändigen; um Erlaubnis zu bitten, an einen Ort zu gehen und dann an einen anderen zu gehen; später in die Schule zu gehen und wenn es schon einige Zeit her ist, bevor die anderen da sind; Salate und andere heimliche Snacks zu machen; in die Schlafsäle anderer zu gehen, obwohl es absolut verboten ist, egal welchen Grund oder Vorwand man hat; Spätes Aufstehen in der Morgendämmerung; Verlassen der vorgeschriebenen Frömmigkeitspraktiken; Plaudern, wenn es Zeit ist zu schweigen; Bücher zu kaufen, ohne sie zu zeigen; Briefe ohne Erlaubnis durch eine dritte Person zu schicken, damit sie nicht gesehen werden und sie auf demselben Weg zu erhalten; miteinander Verträge, Käufe und Verkäufe abzuschließen – das ist es, was Dornen bedeuten. Viele von euch werden fragen: Ist es denn eine Sünde, die Hausordnung zu übertreten? Ich habe bereits ernsthaft über diese Frage nachgedacht, und ich antworte euch eindeutig mit Ja. Ich sage euch nicht, dass es schwer oder leicht ist: Man muss sich den Umständen entsprechend anpassen, aber es ist eine Sünde. Einige werden mir sagen: Aber es steht doch nicht im Gesetz Gottes, dass wir die Hausordnung befolgen müssen! Hört zu: Es steht in den Geboten: – Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren! – Wisst ihr, was diese Worte Vater und Mutter bedeuten? Sie schließen auch denjenigen ein, der ihr Stellvertreter ist. Steht nicht auch in der Heiligen Schrift: Oboedite praepositis vestris? (Gehorchet euern Vorstehern, Hebr 13,17) Wenn ihr gehorchen musst, ist es natürlich, dass sie befehlen. Hier liegt der Ursprung der Ordensregeln, und hier liegt die Frage, ob sie verbindlich sind oder nicht.
            Zweite Beobachtung. – Einige hatten Nägel in der Mitte ihrer Blumen, Nägel, die dazu gedient hatten, den guten Jesus zu nageln. Und wie? Man fängt immer mit den kleinen Dingen an und kommt dann zu den großen Dingen. Der eine wollte Geld haben, um seinen Launen zu frönen; um es auf seine Weise auszugeben, wollte er es nicht herausgeben; dann begann er, seine Schulbücher zu verkaufen und stahl schließlich Geld und Sachen von seinen Gefährten. Der andere wollte den Hals kitzeln, also Flaschen usw., dann erlaubte er sich Scheine, kurz, er fiel in Todsünde. So wurden die Nägel in diesen Bündeln gefunden, so wurde der gute Jesus gekreuzigt. Der Apostel sagt also, dass die Sünden wiederkommen, um den Heiland zu kreuzigen: Rursus crucifigentes filium Dei (sie, die für sich den Sohn Gottes von neuem kreuzigen, Hebr 6,6).
            Dritte Beobachtung. – Viele junge Männer hatten unter den frischen und duftenden Blumen in ihren Sträußen auch verdorbene und verfaulte Blumen oder schöne Blumen ohne jeden Duft. Diese bedeuteten die guten Werke, die aber in Todsünde getan wurden, Werke, die nichts zur Vermehrung ihrer Verdienste beitragen; die Blumen ohne Geruch sind dann die guten Werke, die aber zu menschlichen Zwecken, aus Ehrgeiz, nur um Lehrern und Vorgesetzten zu gefallen, getan wurden. Der Engel tadelte sie, weil sie es gewagt hatten, Maria solche Gaben zu bringen, und schickte sie zurück, um ihren Strauß zu ordnen. Sie zogen sich zurück, packten den Strauß aus, entfernten die verdorbenen Blumen, banden ihn wieder zusammen und gaben ihn dem Engel zurück, der ihn annahm und auf den Tisch legte. Als sie zurückkehrten, folgten sie keiner Reihenfolge mehr, sondern sobald sie bereit waren, einige früher, andere später, brachte jeder seinen Strauß zurück und stellte sich zu denen, die die Krone erhalten sollten.
            Ich sah in diesem Traum alles, was von meinen jungen Männern war und sein wird. Zu vielen habe ich es bereits gesagt, zu anderen werde ich es noch sagen. In der Zwischenzeit sorgt dafür, dass diese himmlische Jungfrau immer Geschenke von euch erhält, die man nie ablehnen kann.
(MB VIII, 129-132)

Titelfoto: Carlo Acutis während eines Besuchs im Marienheiligtum von Fátima.