Der Titel der Basilika des Herz-Jesu-Tempels in Rom

Anlässlich des hundertsten Todestages von Don Paul Albera wurde hervorgehoben, wie der zweite Nachfolger von Don Bosco das verwirklichte, was man als einen Traum von Don Bosco bezeichnen könnte. Vierunddreißig Jahre nach der Einweihung des Herz-Jesu-Tempels in Rom, die im Beisein des inzwischen erschöpften Don Bosco stattfand (Mai 1887), verlieh nämlich Papst Benedikt XVI. – der Papst der berühmten und ungehörten Definition des Ersten Weltkriegs als „sinnloses Gemetzel“ – der Kirche den Titel einer Basilica Minor (11. Februar 1921). Für ihren Bau hatte Don Bosco in den letzten sieben Jahren seines Lebens „seine Seele“ (und auch seinen Leib!) gegeben. Dasselbe hatte er in den zwanzig Jahren zuvor (1865-1868) mit dem Bau der Maria-Hilf-Basilika in Turin-Valdocco getan, der ersten salesianischen Kirche, die am 28. Juni 1911 in Anwesenheit des neuen Generaloberen Don Paolo Albera in den Rang einer Basilica Minor erhoben wurde.

Die Auffindung der Bittschrift
Doch wie kam es zu diesem Ergebnis? Wer steckte dahinter? Dank der kürzlichen Auffindung des maschinengeschriebenen Entwurfs des Bittgesuchs um diesen Titel vom Generaloberen Don Paolo Albera wissen wir es nun mit Sicherheit. Er befindet sich in einer Broschüre zum 25-jährigen Bestehen des Herz-Jesu-Tempels, die 1905 vom damaligen Direktor Don Francesco Tomasetti (1868-1953) herausgegeben wurde. Das auf den 17. Januar 1921 datierte Manuskript weist minimale Korrekturen des Generaloberen auf, trägt aber, was wichtig ist, seine eigenhändige Unterschrift.
Nach einer Beschreibung des Werks von Don Bosco und der unermüdlichen Tätigkeit der Pfarrei, die wahrscheinlich aus der alten Akte stammt, wendet sich Don Albera mit folgenden Worten an den Papst:

„Während die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu in der ganzen Welt ständig wächst und sich ausbreitet und neue Tempel dem göttlichen Herzen geweiht werden, auch durch die edle Initiative der Salesianer, wie in São Paulo in Brasilien, in La Plata in Argentinien, in London, in Barcelona und anderswo, scheint es, dass das erste dem Heiligsten Herzen Jesu geweihte Tempel-Heiligtum in Rom, wo eine so wichtige Verehrung eine der Ewigen Stadt so würdige Bestätigung findet, eine besondere Auszeichnung verdient. Der Unterzeichnete bittet daher, nachdem er die Stellungnahme des Obersten Rates der Frommen Salesianischen Gesellschaft gehört hat, Eure Heiligkeit demütig darum, dem Tempel-Heiligtum des Heiligsten Herzens Jesu in Castro Pretorio in Rom den Titel und die Privilegien einer Basilica Minor zu verleihen, in der Hoffnung, dass diese ehrenvolle Erhebung die Verehrung, die Frömmigkeit und jede katholisch nützliche Tätigkeit fördern wird“.

Die von Don Albera unterzeichnete Bittschrift in Reinschrift wurde höchstwahrscheinlich vom Prokurator Don Francesco Tomasetti an die Heilige Kongregation der Breven gesandt, die sie begrüßte. Er fertigte rasch den Entwurf des Apostolischen Breves an, der im Vatikanischen Archiv aufbewahrt werden sollte, ließ ihn von erfahrenen Kalligraphen auf reichhaltiges Pergament übertragen und leitete ihn an das Staatssekretariat weiter, wo er vom amtierenden Kardinal Pietro Gasparri unterzeichnet wurde.
Heute können die Gläubigen dieses Original der Verleihung des gewünschten Titels schön eingerahmt in der Sakristei der Basilika bewundern (siehe Foto).
Wir können Frau Patrizia Buccino, einer Wissenschaftlerin für Archäologie und Geschichte, und dem salesianischen Historiker Don Giorgio Rossi, die die Nachricht verbreitet haben, nur dankbar sein. Ihnen obliegt es, die mit der Suche nach der gesamten Korrespondenz im Vatikanischen Archiv begonnene Untersuchung zu vervollständigen, die auch der wissenschaftlichen Welt durch die bekannte salesianische Geschichtszeitschrift „Ricerche Storiche Salesiane“ bekannt gemacht werden soll.

Herz Jesu: eine nationale Basilika mit internationaler Ausstrahlung
Sechsundzwanzig Jahre zuvor, am 16. Juli 1885, hatte Monsignore Gaetano Alimonda, Erzbischof von Turin, auf Ersuchen von Don Bosco und mit ausdrücklicher Zustimmung von Papst Leo XIII. die Italiener herzlich aufgefordert, sich am Erfolg des „edlen und heiligen Vorschlags [des neuen Tempels] zu beteiligen, indem er ihn als nationales Gelübde der Italiener“ bezeichnete.
Nun, Don Albera erinnerte in seinem Ersuchen an den Pontifex, nachdem er den dringenden Appell von Kardinal Alimonda in Erinnerung gerufen hatte, daran, dass alle Nationen der Welt gebeten worden waren, wirtschaftlich zum Bau, zur Ausschmückung des Tempels und zu den angegliederten Bauwerken (einschließlich des unvermeidlichen Oratoriums der Salesianer mit einem Hospiz!) beizutragen, so dass das Tempel-Heiligtum nicht nur ein nationales Gelübde, sondern eine „weltweite oder internationale Manifestation der Verehrung des Heiligsten Herzens“ geworden war.
In diesem Zusammenhang definiert der Gelehrte Armando Pedrini in einer historisch-aszetischen Abhandlung, die anlässlich des ersten hundertsten Jahrestages der Weihe der Basilika (1987) veröffentlicht wurde, die Basilika als „einen Tempel, der aufgrund der Katholizität und Universalität seiner Botschaft an alle Völker international ist“, auch in Anbetracht der „prominenten Lage“ der Basilika, die an die anerkannte Internationalität des Bahnhofs angrenzt.
Roma-Termini ist also nicht nur ein großer Bahnhof mit Problemen der öffentlichen Ordnung und einem schwierig zu verwaltenden Gebiet, von dem in den Zeitungen oft die Rede ist, wie die Bahnhöfe vieler europäischer Hauptstädte. Sondern er beherbergt auch die Basilika des Heiligsten Herzens Jesu. Und wenn das Gebiet abends und nachts den Touristen keine Sicherheit vermittelt, so vermittelt die Basilika tagsüber den Gläubigen, die sie betreten, dort im Gebet verweilen und die Sakramente empfangen, Ruhe und Gelassenheit.
Werden sich die Pilger, die im nicht allzu fernen Heiligen Jahr (2025) den Bahnhof Termini passieren werden, daran erinnern? Sie brauchen nur eine Straße zu überqueren… und das Heiligste Herz Jesu erwartet sie.

PS. In Rom gibt es eine zweite salesianische Pfarrbasilika, die größer und künstlerisch reicher ist als die Herz-Jesu-Basilika: es ist die Basilika San Giovanni Bosco in Tuscolano, die 1965, einige Jahre nach ihrer Einweihung (1959), zu einer solchen wurde. Wo befindet sie sich? „Natürlich“ im Don-Bosco-Viertel (nur einen Steinwurf von den berühmten Cinecittà-Filmstudios entfernt). Wenn die Statue auf dem Glockenturm der Herz-Jesu-Basilika den Bahnhofsplatz von Termini beherrscht, so blickt die Kuppel der Don-Bosco-Basilika, die der des Petersdoms leicht unterlegen ist, frontal auf ihn, wenn auch von zwei extremen Punkten der Hauptstadt aus. Und da aller guten Dinge drei sind, gibt es in Rom noch eine dritte prächtige salesianische Pfarrbasilika: die Basilika Santa Maria Ausiliatrice im Viertel Appio-Tuscolano, neben dem großen Institut Pio XI.

Apostolisches Schreiben mit dem Titel „Pia Societas“, datiert auf den 11. Februar 2021, durch das Seine Heiligkeit Benedikt XV. die Kirche des Heiligsten Herzens Jesu in den Rang einer Basilika erhoben hat.

Ecclesia parochialis SS.mi Cordis Iesu ad Castrum Praetorium in urbe titulo et privilegiis Basilicae Minoris decoratur.
Benedictus pp. XV

            Ad perpetuam rei memoriam.
            Pia Societas sancti Francisci Salesii, a venerabili Servo Dei Ioanne Bosco iam Augustae Taurinorum condita atque hodie per dissitas quoque orbis regiones diffusa, omnibus plane cognitum est quanta sibi merita comparaverit non modo incumbendo actuose sollerterque in puerorum, orbitate laborantium, religiosam honestamque institutionem, verum etiam in rei catholicae profectum tum apud christianum populum, tum apud infideles in longinquis et asperrimis Missionibus. Eiusdem Societatis sodalibus est quoque in hac Alma Urbe Nostra ecclesia paroecialis Sacratissimo Cordi Iesu dicata, in qua, etsi non abhinc multos annos condita, eximii praesertim Praedecessoris Nostri Leonis PP. XIII iussu atque auspiciis, christifideles urbani, eorumdem Sodalium opera, adeo ad Dei cultum et virtutum laudem exercentur, ut ea vel cum antiquioribus paroeciis in honoris ac meritorum contentionem veniat. Ipsemet Salesianorum Sodalium fundator, venerabilis Ioannes Bosco, in nova Urbis regione, aere saluberrimo populoque confertissima, quae ad Gastrum Praetorium exstat, exaedificationem inchoavit istius templi, et, quasi illud erigeret ex gentis italicae voto et pietatis testimonio erga Sacratissimum Cor Iesu, stipem praecipue ex Italiae christifidelibus studiose conlegit; verumtamen pii homines ex ceteris nationibus non defuerunt, qui, in exstruendum perficiendumque templum istud, erga Ssmum Cor Iesu amore incensi, largam pecuniae vim contulerint. Anno autem MDCCCLXXXVII sacra ipsa aedes, secundum speciosam formam a Virginio Vespignani architecto delineatam, tandem perfecta ac sollemniter consecrata dedicataque est. Eamdem vero postea, magna cum sollertia, Sodales Salesianos non modo variis altaribus, imaginibus affabre depictis et statuis, omnique sacro cultui necessaria supellectili exornasse, verum etiam continentibus aedificiis iuventuti, ut tempora nostra postulant, rite instituendae ditasse, iure ac merito Praedecessores Nostri sunt“ laetati, et Nos haud minore animi voluptate probamus. Quapropter cum dilectus filius Paulus Albera, hodiernus Piae Societatis sancti Francisci Salesii rector maior, nomine proprio ac religiosorum virorum quibus praeest, quo memorati templi Ssmi Cordi Iesu dicati maxime augeatur decus, eiusdem urbanae paroeciae fidelium fides et pietas foveatur, Nos supplex rogaverit, ut eidem templo dignitatem, titulum et privilegia Basilicae Minoris pro Nostra benignitate impertiri dignemur; Nos, ut magis magisque stimulos fidelibus ipsius paroeciae atque Urbis totius Nostrae ad Sacratissimum Cor Iesu impensius colendum atque adamandum addamus, nec non benevolentiam, qua Sodales Salesianos ob merita sua prosequimur, publice significemus, votis hisce piis annuendum ultro libenterque censemus. Quam ob rem, conlatis consiliis cum VV. FF. NN. S. R. E. Cardinalibus Congregationi Ss. Rituum praepositis, Motu proprio ac de certa scientia et matura deliberatione Nostris, deque apostolicae potestatis plenitudine, praesentium Litterarum tenore perpetuumque in modum, enunciatum templum Sacratissimo Cordi Iesu dicatum, in hac alma Urbe Nostra atque ad Castrum Praetorium situm, dignitate ac titulo Basilicae Minoris honestamus, cum omnibus et singulis honoribus, praerogativis, privilegiis, indultis quae aliis Minoribus Almae huius Urbis Basilicis de iure competunt. Decernentes praesentes Litteras firmas, validas atque efficaces semper exstare ac permanere, suosque integros effectus sortiri iugiter et obtinere, illisque ad quos pertinent nunc et in posterum plenissime suffragari; sicque rite iudicandum esse ac definiendum, irritumque ex nunc et inane fieri, si quidquam secus super his, a quovis, auctoritate qualibet, scienter sive ignoranter attentari contigerit. Non obstantibus contrariis quibuslibet.

            Datum Romae apud sanctum Petrum sub annulo Piscatoris, die XI februarii MCMXXI, Pontificatus Nostri anno septimo.
P. CARD. GASPARRI, a Secretis Status.

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Die Pfarrkirche des Allerheiligsten Herzens Jesu am Kastell Praetorium in der Stadt wird mit dem Titel und den Privilegien einer Basilica Minor ausgezeichnet.
Benedikt XV

Zur ewigen Erinnerung.
Die fromme Gesellschaft des heiligen Franz von Sales, von dem ehrwürdigen Diener Gottes Johannes Bosco bereits in Turin gegründet und heute auch in entlegenen Regionen der Welt verbreitet, ist allgemein bekannt für ihre großen Verdienste, nicht nur durch ihr eifriges und kluges Engagement in der religiösen und ehrbaren Erziehung von Waisenjungen, sondern auch für den Fortschritt der katholischen Sache sowohl unter dem christlichen Volk als auch unter den Ungläubigen in fernen und entbehrungsreichen Missionen. Den Mitgliedern dieser Gesellschaft gehört auch in unserer geliebten Stadt die Pfarrkirche, die dem Allerheiligsten Herzen Jesu geweiht ist, in der, obwohl sie erst vor wenigen Jahren gegründet wurde, besonders durch den Befehl und die Fürsorge unseres hervorragenden Vorgängers Leo XIII. die städtischen Gläubigen, unterstützt durch die Werke derselben Mitglieder, so zum Gottesdienst und zur Lobpreisung der Tugenden hingezogen werden, dass sie sich sogar mit älteren Pfarreien im Wettstreit um Ehre und Verdienst messen kann. Der Gründer der Salesianerbruderschaft, der ehrwürdige Johannes Bosco, begann in einem neuen Stadtviertel, das durch seine gesunde Luft und seine dichte Bevölkerung am Kastell Praetorium liegt, den Bau dieses Tempels und sammelte, als wolle er ihn als Zeugnis des Gelübdes und der Frömmigkeit des italienischen Volkes dem Allerheiligsten Herzen Jesu errichten, vor allem aus Italien eifrig Spenden von gläubigen Katholiken; doch fehlten auch fromme Menschen aus anderen Nationen nicht, die, vom Liebesfeuer zum Allerheiligsten Herzen Jesu entflammt, einen großen Geldbetrag für den Bau und die Vollendung dieses Tempels beitrugen. Im Jahr 1887 wurde das heilige Gebäude, entsprechend dem schönen Entwurf des Architekten Virginio Vespignani, schließlich fertiggestellt, feierlich geweiht und eingeweiht. Später haben die Salesianerbrüder mit großer Sorgfalt nicht nur verschiedene Altäre, kunstvoll gemalte Bilder und Statuen sowie alle für den heiligen Kult notwendigen Geräte ausgestattet, sondern auch die angrenzenden Gebäude für die Jugend, wie es die Zeit verlangt, ordnungsgemäß eingerichtet und bereichert, was unsere Vorgänger mit Recht und Verdienst mit Freude anerkannten, und auch wir billigen dies mit nicht geringerer Freude. Deshalb hat uns der geliebte Sohn Paulus Albera, der heutige Oberste Rektor der frommen Gesellschaft des heiligen Franz von Sales, in eigenem Namen und im Namen der ihm unterstehenden Ordensmänner demütig gebeten, dem genannten Tempel die Würde, den Titel und die Privilegien einer Basilica Minor aus unserer Güte zu verleihen, damit der Ruhm dieses dem Allerheiligsten Herzen Jesu geweihten Tempels und die Treue und Frömmigkeit der Gläubigen dieser städtischen Pfarrei gesteigert werden. Wir, um die Anreize für den Glauben der Pfarrei und der ganzen Stadt zu erhöhen, das Allerheiligste Herz Jesu intensiver zu verehren und zu lieben, und auch um die Wohlwollen, mit denen wir die Salesianerbrüder für ihre Verdienste begleiten, öffentlich zu bekunden, stimmen diesen frommen Wünschen gerne und freiwillig zu. Aus diesem Grund, nach Beratung mit den ehrwürdigen Kardinälen der Kongregation für die Heiligen Riten, durch unseren eigenen Antrieb, mit sicherem Wissen und reiflicher Überlegung sowie in voller Ausübung der apostolischen Vollmacht, verleihen wir durch den Inhalt dieses Schreibens auf Dauer und in bleibender Weise dem dem Allerheiligsten Herzen Jesu geweihten Tempel in unserer geliebten Stadt am Kastell Praetorium die Würde und den Titel einer Basilica Minor, mit allen und einzelnen Ehren, Vorrechten, Privilegien und Indulgenzen, die anderen kleineren Basiliken dieser ehrwürdigen Stadt gesetzlich zustehen. Wir bestimmen, dass dieses Schreiben stets gültig, wirksam und verbindlich bleibt und seine volle Wirkung entfaltet, und dass es für diejenigen, die es jetzt und in Zukunft betrifft, in vollem Umfang gilt; und dass alles, was dem entgegensteht, von nun an und für die Zukunft als nichtig und unwirksam zu gelten hat, wenn es von irgendjemand aus irgendeiner Autorität wissentlich oder unwissentlich versucht wird. Trotz aller gegenteiligen Bestimmungen.

Gegeben zu Rom bei St. Peter unter dem Fischerring, am 11. Februar 1921, im siebten Jahr unseres Pontifikats.
Kardinal P. Gasparri, Staatssekretär.