Auf dem Weg zu einer erneuerten missionarischen Vision

Die salesianischen Missionen im Ausland, eines der Kennzeichen der vom heiligen Johannes Bosco gegründeten Kongregation, die bereits zu seinen Lebzeiten begonnen wurden, gehen weiter, auch wenn sich die Vorstellungen von Mission und Missionaren entsprechend den Erfordernissen der Zeit gewandelt haben.

Wir befinden uns heute in einem anderen Kontext als bei den Missionsprojekten, die die Kongregation nach Amerika (1875), Asien (1906) und Afrika (1980) geführt haben. Neue Perspektiven und Fragen haben zu neuen missiologischen Überlegungen geführt. Eine erneuerte Vision der salesianischen Missionen ist notwendig.

In vielen Ländern, auch in solchen mit einer alten christlichen Tradition, gibt es Stadtzentren oder Stadtteile, in denen Menschen leben, die Jesus nicht kennen, andere, die ihn zwar kennen, ihn aber aufgegeben haben, und wieder andere, die ihren Glauben als kulturelle Tradition leben. „Missionen“ sind heute nicht nur geographisch zu verstehen, d.h. als Bewegung in „Missionsländer“, wie es früher üblich war, sondern auch soziologisch, kulturell und digital. Heute gibt es „Missionen“ überall dort, wo das Evangelium verkündigt werden soll. Und aus allen fünf Kontinenten werden Missionare entsandt.

Die Salesianischen Missionare und Missionarinnen arbeiten mit der Kirche zusammen, um ihren deren Evangelisierungsauftrag zu erfüllen (Mt 28:19-20). Die Verkündigung des Evangeliums, besonders unter den Jugendlichen, ist die wichtigste missionarische Aufgabe eines jeden Salesianers. Die salesianischen Initiativen für den menschlichen Fortschritt, die von einem tiefen Glauben motiviert sind, sind eine erste Verkündigung Jesu Christi. Als Erzieher und Seelsorger schätzt jeder Salesianer die „Strahlen der Wahrheit“ in den Kulturen und anderen Religionen. In Situationen, in denen die Erwähnung des Namens Jesu nicht möglich ist, verkünden wir ihn durch das Zeugnis des persönlichen und gemeinschaftlichen salesianischen Lebens. Die Absicht, die Erstverkündigung zu fördern, kann uns helfen, die Gefahr zu überwinden, als soziale Dienstleister oder Sozialarbeiter wahrgenommen zu werden, anstatt als Zeugen des Primats Gottes und Verkünder des Evangeliums.

Die jungen salesianischen Missionare von heute bringen ein neues Paradigma der Mission und ein erneuertes Modell des Missionars mit sich: Der salesianische Missionar ist nicht nur derjenige, der gibt, der Projekte vorantreibt und vielleicht Geld sammelt, sondern vor allem derjenige, der mit seinem Volk lebt und den zwischenmenschlichen Beziehungen große Bedeutung beimisst. Er lehrt nicht nur, sondern er lernt vor allem von den Menschen, denen er dient, die nicht nur passive Empfänger seiner Bemühungen sind. Nicht das Tun zählt, sondern das Sein wird zur entscheidenden Verkündigung Jesu Christi.

Gibt es noch salesianische Missionare, die ihr Leben für das Zeugnis Jesu einsetzen? Ja, und sie kommen nicht mehr wie früher aus Europa, sondern sie kommen aus der ganzen Welt und gehen in die ganze Welt. Wir stellen Ihnen einige junge Missionare vor, die dem Ruf Gottes gefolgt sind.

Wir sprechen von François Tonga, einem 28-jährigen Madagassen, der als Missionar nach Albanien gegangen ist, um seine christlichen und salesianischen religiösen Identität zu bezeugen. Seine Aufgabe als Praktikant im Salesianerhaus in der Hauptstadt Tirana ist es, den Schulunterricht für mehr als 800 Kinder zu koordinieren. Die Sprache zu lernen und die albanische Kultur zu verstehen, in einem mehrheitlich muslimischen Umfeld als Christ Zeugnis abzulegen, ist keine geringe Herausforderung, auch wenn wir – Gott sei Dank – nicht in einer Situation des Zusammenpralls der Religionen, sondern des gegenseitigen Respekts leben. Er ist ein Zeugnis der Präsenz und Hilfe für arme und ausgegrenzte Kinder und des Gebetes für die Jugendlichen, denen man täglich begegnet. Und die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Jugendliche, Eltern und Mitarbeiter helfen mit und bieten einen guten Empfang.

Das gilt auch für den 28-jährigen Joël Komlan Attisso aus Togo, der sich bereit erklärt hat, als Missionspraktikant an die Don Bosco Technical Secondary School in Kokopo in der Provinz Ost-Neubritannien in Papua-Neuguinea zu gehen. Die Mission der Berufung und Entsendung durch die Gnade Gottes zum Dienst an allen Menschen, insbesondere an der Jugend, trägt bereits Früchte: Auch wenn man unterschiedlichen kulturellen Realitäten angehört, werden Aufnahme, Offenheit, Hilfe und Liebe ausgetauscht. Das erinnert an Don Boscos Traum über Ozeanien, als er eine Vielzahl junger Menschen sah, die sagten: „«Kommt uns zu Hilfe! Warum führt ihr das Werk nicht zu Ende macht, das eure Väter begonnen haben?» […] Mir scheint, dass all dies zusammengenommen darauf hindeutete, dass die göttliche Vorsehung den Salesianern einen Teil des evangelischen Feldes anbot, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt. Ihre Arbeit wird Früchte tragen, denn die Hand des Herrn wird immer mit ihnen sein, wenn sie sich seiner Gnade nicht entziehen.“

Wir sprechen auch von Joseph Thuan Thien Truc Tran, einem 30-jährigen Vietnamesen, der als Salesianer-Koadjutor und diplomierter Informatiker nach Juba im Südsudan entsandt wurde, wo es an Engagement nicht mangelt: drei Grundschulen, eine Mittelschule, eine Berufsschule, eine Pfarrei, ein Lager für Vertriebene und ein Vornoviziat, insgesamt ca. 5000 Schüler. Angeregt durch das Beispiel eines Salesianers, der als Arzt im Sudan gearbeitet hatte, beschloss Pater John Lee Tae Seok, sein „Ja“ zu der ihm von seinen Oberen anvertrauten Mission zu geben und sich dabei ganz auf den Glauben und die Gnade Gottes zu verlassen, die in einem Land, das als eines der gefährlichsten der Welt gilt, so notwendig sind.

Ein weiterer junger Salesianer in Ausbildung, der sich für die Missionen zur Verfügung gestellt hat, ist Rolphe Paterne Mouanga aus der Republik Kongo (Kongo-Brazzaville oder früher Französisch-Kongo). Er wurde in das Salesianerhaus „Don Bosco Central“ in Santa Cruz, Bolivien, entsandt, wo er im Oratorium, in der Grundschule, in der Mittelschule und in der Pfarrei arbeitet. Zusammen mit seinem Landsmann David Eyenga ist er einer der ersten beiden afrikanischen Missionare in diesem Land. Seine afrikanische Herkunft hilft ihm, sich mit den Jugendlichen anzufreunden, die neugierig und interessiert sind, ihn kennen zu lernen, und diese Beziehung wird durch den Sport, den er so sehr liebt, noch verstärkt. Die kulturelle Vielfalt Boliviens ist eine echte Herausforderung, denn es geht nicht nur darum, sich in die lokale Kultur zu integrieren, sondern auch darum, sich flexibel auf die jeweilige Situation einzustellen. Die Offenheit, die Akzeptanz, die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Jugendlichen und den Mitarbeitern helfen ihm dabei. Er möchte offen und bereit sein, sich in das zu integrieren, was er inzwischen als „seine Leute“ betrachtet.

Der andere Landsmann von Rolphe, David Eyenga, wurde ebenfalls nach Bolivien geschickt, allerdings in das Salesianerhaus in Kami, Cochabamba: eine komplexe salesianische Einrichtung, die eine Landwirtschaftsschule, eine Pfarrei, ein Hilfs- und Sozialförderungswerk, ein Internat und sogar einen Radiosender umfasst. Kulturelle Unterschiede sind auch in dieser Gegend stark ausgeprägt, vor allem in der Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen, insbesondere in Bezug auf Gastfreundschaft, Essen, Tänze und andere lokale Traditionen. Es erfordert viel Geduld, sich an die Mentalität der Einheimischen anzupassen. Man hofft und betet, dass die Anwesenheit der Missionare auch ein Ansporn für einheimische Berufungen sein wird.

Emmanuel Jeremia Mganda, 30, aus Zanzibar, Tansania, ist ein weiterer junger Mann, der den Gottes Ruf zur Mission angenommen hat. Er wurde nach Amazonien in Brasilien zu den Yanomami entsandt, einem indigenen Stamm, der in den Gemeinden von Maturacá lebt. Seine erzieherischen Aufgaben im Oratorium und seine religiöse Tätigkeit haben ihn pastoral und spirituell bereichert. Die Gastfreundschaft, die ihm entgegengebracht wurde und die sich auch in dem ihm gegebenen Namen „’YanomamiInshiInshi“ (Schwarzer Yanomami) widerspiegelt, gab ihm das Gefühl, einer von ihnen zu sein, und half ihm sehr, sich zu integrieren und die Liebe zur Schöpfung und den Schutz dieses Gottesgutes zu verstehen und zu teilen. Gibt es Hoffnung, dass die Missionen, die Don Bosco vor fast 150 Jahren begonnen hat, weitergeführt werden? Dass der Traum Don Boscos – oder besser: die Träume Don Boscos – Wirklichkeit werden? Es gibt nur eine Antwort: Der göttliche Wille kann nicht scheitern, es bedarf nur des Verzichts auf Bequemlichkeit und Komfort und der Bereitschaft der Salesianer, auf den göttlichen Ruf zu hören.




Der Blick von Don Bosco

Aber wer würde das glauben? Mit diesem Blick sah Don Bosco… so viele Dinge!
Ein alter Priester, ein ehemaliger Schüler in Valdocco, schrieb 1889: „Was an Don Bosco am meisten auffiel, war sein Blick, süß, aber durchdringend bis in die Dunkelheit des Herzens, dem man kaum widerstehen konnte, wenn man ihn anstarrte. Man kann also sagen, dass sein Blick anziehend, erschreckend war, gegebenenfalls zu Boden streckte und dass ich auf meinen Reisen durch die Welt nie einen Menschen getroffen habe, dessen Blick beeindruckender war als seiner. In der Regel berichten Porträts und Gemälde nicht von dieser Einzigartigkeit und machen ihn für mich zu einem rechtschaffenen Mann“.
Ein anderer ehemaliger Schüler aus den 1970er Jahren, Pietro Pons, verrät in seinen Erinnerungen: „Don Bosco hatte zwei Augen, die den Geist durchbohrten und durchdrangen… Er ging langsam umher, redete und schaute jeden mit diesen beiden Augen an, die sich in alle Richtungen drehten und die Herzen vor Freude elektrisierten“.
Der Salesianer Don Pietro Fracchia, ein Schüler von Don Bosco, erinnerte sich an eine Begegnung mit dem Heiligen, als er an seinem Schreibtisch saß. Der junge Mann wagte es, ihn zu fragen, warum er so mit gesenktem Kopf und nach rechts gedreht schrieb und dabei den Stift begleitete. Don Bosco antwortete ihm lächelnd: „Der Grund ist folgender, sehen Sie! Mit diesem Auge kann Don Bosco nicht mehr sehen, und mit dem anderen wenig, wenig!“ – „Er sieht wenig? Aber wie kommt es dann, dass Sie mir neulich im Hof, als ich weit von Ihnen entfernt war, einen Blick zugeworfen haben, der so lebhaft, so hell, so durchdringend war wie ein Sonnenstrahl?“ – „Ach bitte…! Ihr Leute denkt sofort und seht wer weiß was…!“.
Und doch war es so. Und es gäbe noch viele weitere Beispiele. Mit seinem prüfenden Blick durchdrang und erriet Don Bosco alles in den Jugendlichen: Charakter, Verstand, Herz. Einige von ihnen versuchten absichtlich, sich seiner Gegenwart zu entziehen, weil sie seinen Blick nicht ertragen konnten. Don Domenico Belmonte versicherte, dass er dies persönlich miterlebt hatte: „Oft schaute Don Bosco einen jungen Mann auf eine so besondere Weise an, dass seine Augen sagten, was seine Lippen in diesem Moment nicht ausdrückten, und ihm zu verstehen gaben, was er von ihm wollte“.
Oft verfolgte er einen jungen Mann im Hof mit seinem Blick, während er sich mit anderen unterhielt. Plötzlich traf der Blick des jungen Mannes den von Don Bosco und er verstand. Er ging auf ihn zu und fragte ihn, was er von ihm wollte, und Don Bosco flüsterte es ihm ins Ohr. Vielleicht war es eine Einladung zur Beichte.
Eines Nachts konnte ein Schüler nicht einschlafen. Er seufzte, biss in die Laken und weinte. Der Klassenkamerad, der neben ihm schlief, wurde von dieser Unruhe geweckt und fragte ihn: „Was ist los mit dir?… Was ist los mit dir?“ –„Was mit mir los ist? Gestern Abend hat mich Don Bosco angeschaut!“ – „Oh, schön! Und das ist nichts Neues. Dafür braucht man nicht den ganzen Schlafsaal zu stören!“ – Am Morgen erzählte er es Don Bosco und Don Bosco antwortete: „Fragen Sie ihn, was sein Gewissen sagt!“. Den Rest kann man sich vorstellen.

Weitere Zeugenaussagen in Italien, Spanien und Frankreich

Don Bosco mit 71 Jahren – Sampierdarena, 16. März 1886

Don Michele Molineris gibt in seiner Vita episodica di don Bosco, die 1974 posthum in Colle veröffentlicht wurde, eine weitere Reihe von Zeugnissen über Don Boscos Blick. Wir verweisen nur auf drei von ihnen, auch um an diesen Gelehrten des Heiligen zu erinnern, der überdies eine einzigartige Kenntnis der Orte und Menschen der Kindheit von Johannes Bosco besaß. Aber kommen wir nun zu den Zeugnissen, die er gesammelt hat.
Msgr. Felice Guerra erinnerte sich persönlich an die Lebendigkeit von Don Boscos Blick und erklärte, dass er wie ein zweischneidiges Schwert in die Herzen eindrang und das Gewissen bewegte. Und doch „konnte er mit einem Auge nicht sehen und auch das andere war ihm nicht viel von Nutzen!“.
Don Juan Ferrés, Pfarrer in Gerona in Spanien, der Don Bosco 1886 sah, schrieb: „Er hatte sehr lebendige Augen, einen durchdringenden Blick…. Als ich ihn ansah, fühlte ich mich gezwungen, mich zu bücken und zu prüfen, wie es um meine Seele bestellt war“.
Herr Accio Lupo, Amtsdiener des Ministeriums Francesco Crispi, der Don Bosco in das Büro des Staatsmannes eingeführt hatte, erinnerte sich an ihn als „einen ausgemergelten Priester… mit durchdringenden Augen!“.

Und schließlich erinnern wir uns an die Eindrücke, die er auf seinen Reisen in Frankreich gesammelt hat. Kardinal Giovanni Cagliero berichtete, dass ihm die folgende Tatsache persönlich aufgefallen sei, als er Don Bosco begleitete. Nach einer Konferenz in Nizza verließ Don Bosco das Presbyterium der Kirche, um zur Tür zu gehen, umringt von der Menge, die ihn nicht gehen lassen wollte. Eine grimmig dreinblickende Person stand regungslos da und beobachtete ihn, als ob er nichts Gutes im Schilde führen würde. Don Cagliero, der ihn aus Angst vor dem, was passieren könnte, im Auge behielt, sah den Mann auf sich zukommen. Don Bosco sprach ihn an: „Was wollen Sie?“ – „Ich? Nichts!“ – „Und doch scheinen Sie mir etwas zu sagen zu haben!“ – „Ich habe Ihnen nichts zu sagen“ – „Wollen Sie zur Beichte gehen?“ – „Ich zur Beichte gehen? Bei weitem nicht!“ – „Was machen Sie dann hier?“ – „Ich bin hier, weil … ich nicht weg kann!“ – „Ich verstehe … Meine Herren, lassen Sie mich einen Moment allein“, sagte Don Bosco zu den Umstehenden. Die Nachbarn zogen sich zurück, Don Bosco flüsterte dem Mann ein paar Worte ins Ohr, der daraufhin auf die Knie fiel und in der Mitte der Kirche die Beichte ablegte.
Noch kurioser war die Begebenheit in Toulon, die sich während Don Boscos Reise nach Frankreich im Jahr 1881 ereignete.
Nach einem Vortrag in der Pfarrkirche der Heiligen Maria ging Don Bosco mit einem Silberteller in der Hand um die Kirche und sammelte Almosen. Als Don Bosco ihm den Teller überreichte, wandte ein Arbeiter sein Gesicht ab und zuckte unhöflich mit den Schultern. Don Bosco, der vorbeikam, warf ihm einen liebevollen Blick zu und sagte: „Gott segne Sie! – Dann griff der Arbeiter in seine Tasche und legte einen Pfennig in den Teller. Don Bosco starrte ihm ins Gesicht und sagte: – Gott belohne Sie –. Der andere machte die Geste erneut und bot zwei Pfennige an. Und Don Bosco: – Oh, mein Lieber, Gott wird Sie immer mehr belohnen! – Als der Mann dies hörte, nahm er seinen Geldbeutel heraus und gab ihm einen Franc. Don Bosco warf ihm einen Blick voller Rührung zu und ging davon. Aber dieser Mann wurde wie von einer magischen Kraft angezogen und folgte ihm durch die Kirche, ging ihm in die Sakristei nach, ging ihm in die Stadt nach und hörte nicht auf, hinter ihm zu stehen, bis er ihn verschwinden sah“. Die Macht des Blicks von Don Bosco!
Jesus sagte: „Durch die Augen fällt das Licht in deinen Körper. Wenn sie klar sehen, bist du ganz und gar vom Licht erfüllt“.
Don Boscos Augen waren ganz und gar im Licht!




Das Charisma der Anwesenheit und der Hoffnung. Ein Jahr auf Reisen mit Pater Angel

Die Abschwächung der Pandemie hat es dem Generaloberen ermöglicht, seine Reisen wieder aufzunehmen, um die Salesianische Familie in der ganzen Welt zu treffen und sie zu animieren, das Charisma des heiligen Gründers Johannes Bosco zu leben und weiterzugeben. Spanien, Simbabwe, Sambia, Thailand, Ungarn, Brasilien, Indien, Italien, Kroatien, die Vereinigten Staaten und Peru haben den Nachfolger von Don Bosco empfangen und ihm zugehört. Wir stellen Ihnen die Einleitung zu dem Buch vor, das die Geschichte dieser Reisen erzählt.

Der Weltenbummler des salesianischen Charismas

Das Buch, das ich vorzustellen die Ehre habe, ist etwas ganz Besonderes: Es ist die Chronik der Weltreise, die der Generalobere der Salesianer in den letzten fünfzehn Monaten (von Anfang 2022 bis März 2023) unternommen hat, um die Häuser einer Kongregation zu besuchen, die seit langem auf allen Kontinenten präsent ist und die größte „Ordensfamilie“ der katholischen Kirche darstellt. Es handelt sich um eine Familie, die in 136 Ländern der Welt tätig ist und deren globale Dimensionen ihren Präsidenten (und seine engsten Mitarbeiter) dazu veranlassen, ständig mit dem Koffer in der Hand zu leben, die in den verschiedenen Nationen verstreuten Brüder und Schwestern zu treffen, die spezifischen Situationen kennen zu lernen und die Wirksamkeit des erzieherischen Charismas von Don Bosco, das das Markenzeichen dieser einzigartigen „multinationalen“ Glaubensgemeinschaft ist, in den verschiedenen Kulturen zu überwachen.

Das Buch veranschaulicht also eine der wichtigsten Aufgaben, die mit der Rolle des Generaloberen der Salesianer verbunden sind, nämlich eine weltweite Kongregation nicht nur aus der Ferne (vom Hauptsitz in Rom aus) zu leiten, sondern so viel wie möglich „de visu“, denn auch im digitalen Zeitalter stellen die Beziehungen von Angesicht zu Angesicht, das persönliche Wissen, der Austausch von Erfahrungen, das „Dabeisein“ in bestimmten „aktuellen“ Momenten den Mehrwert eines jeden menschlichen und geistlichen Unternehmens dar. Ein Wert, der im Übrigen ganz und gar den menschlichen Zügen von Don Ángel Fernández Artime entspricht, dem zehnten Nachfolger Don Boscos, der, seit er an der Spitze der salesianischen Familie steht (seit 2014), bereits rund 100 Werke in der ganzen Welt besucht hat und sich auf diese Weise (natürlich in geringerem Umfang) dem „Weltenbummler“-Stil der Katholizität anpasst, der die jüngsten Pontifex, insbesondere Johannes Paul II. und den aktuellen Papst, geprägt hat.
Die Welttournee von Don Artime wurde nach einer erzwungenen Unterbrechung in den Jahren 2020-2021 (wegen des Ausbruchs der Pandemie überall) im Jahr 2022 mit neuem Elan fortgesetzt, mit einer Reihe von Etappen, die ihn nach und nach auf iberischen Boden führten, in zwei afrikanische Länder (Simbabwe und Sambia), auf den Spuren der Salesianer-Mission in Thailand, in Ungarn, in Frankreich, in Brasilia und Belo Horizonte, in sechs Provinzen Indiens (in zwei verschiedenen Zeiträumen), in Kroatien, in den Vereinigten Staaten und Kanada, in Peru und in einigen italienischen Regionen.

Allseitige Besuche, nicht nur Feierlichkeiten

Viedma, Argentinien – März 2023

Das Bild vom „Auf und Ab“ oder der bloßen Feier wichtiger Ereignisse passt nicht zu den Besuchen des Generaloberen. Seine Anwesenheit wird oft von Salesianer-Häusern oder -Provinzen erbeten, um einen bedeutenden Meilenstein in ihrer Geschichte zu feiern, wie z.B. den 100. oder 50. Jahrestag der Gründung, den Beginn eines neuen Werkes, die Ablegung der Gelübde oder die Priesterweihe neuer Mitbrüder, das Gedenken an salesianische Persönlichkeiten, die für die verschiedenen Länder und für die gesamte Kirche beispielhaft sind. Die feierliche Absicht ist jedoch immer Teil eines Treffens, das reich an Inhalten und Vergleichen über den Gesundheitszustand des salesianischen Charismas in der lokalen Realität ist.

Daher der vielfältige Charakter dieser Besuche, die von Momenten des Feierns und des Blicks nach oben, des Durchschneidens des Bandes und der Unterscheidung, der emotionalen Beteiligung und der gegenseitigen Verpflichtungen, der Berichterstattung über die Situation und der Konzentration auf die erzieherischen Herausforderungen geprägt sind; alles Momente, die die verschiedenen Zweige der großen Familie (Salesianer, Don-Bosco-Schwestern, Ex-Schüler, usw.), oft auch Bischöfe und die gesamte Kirche einbeziehen. ), oft auch Bischöfe und Geistliche der Ortskirche; aber vor allem die jungen Menschen, deren Zuhören und Führung in der DNA der salesianischen Pädagogik liegt.
Dem Nachfolger Don Boscos wird nicht nur gehuldigt (und in den „heißesten“ Gegenden der Welt „wie ein König empfangen“, mit den „Gewändern und Symbolen der lokalen Behörden“ geehrt), sondern er wird auch zum Objekt großer Erwartungen, eines „Wortes“, das sowohl beruhigt als auch den Horizont erweitert. Hier zeigt sich eines der wertvollsten Merkmale dieser Besuche „ad gentes“: die Haltung des Generaloberen als „Kommunikationsgefäß“, als „Bindeglied“ zwischen dem, was die salesianische Familie in den verschiedenen Regionen der Welt lebt und plant: von der reifen, nachdenklichen, manchmal müden Gangart, die auf dem alten Kontinent zu beobachten ist, bis hin zur Dynamik in Afrika und im Osten; von den „bewährten Verfahren“ in einigen Ländern bis hin zu den Schwierigkeiten und Problemen, die anderswo auftreten. Ein weiterer Vergleich betrifft die Aufnahme der Hinweise, die aus dem letzten Generalkapitel der Kongregation (dem 28.) hervorgegangen sind, in den verschiedenen Salesianer-Provinzen, um sicherzustellen, dass alle auf die gemeinsamen Ziele eingestimmt sind.
Und es ist der Brückenschlag zwischen den verschiedenen salesianischen Gebieten und „Seelen“ auf der ganzen Welt, bei dem der Generalobere von den „Wundern“ spricht, die er erlebt. Wenn er alle daran erinnert, dass das, was die Kongregation groß macht, vor allem die „minimalen“ Präsenzen sind, wie der Salesianer-Missionar aus der Tschechischen Republik, der in Sibirien lebt, mitten im Eis, und eine 1000 km entfernte Gemeinde hat, zu der er es schafft, nur einmal im Monat zu kommen; eine Gelegenheit, die von den Gläubigen des Ortes gesegnet wird und sie sagen lässt, dass „Gott uns nicht vergessen hat“.
Oder wenn er die Aufmerksamkeit auf die Erlösung eines Landes lenkt, das im Dezember 2004 von der größten Naturkatastrophe der Neuzeit heimgesucht wurde, dem Tsunami, der 230.000 Tote und Tausende Vermisste forderte und ganze Länder zerstörte. Ausgerechnet in einem der am stärksten betroffenen Gebiete wurde ein Salesianer-Haus wiedergeboren, das viele Waisenkinder aufnimmt, die nach vielen Jahren wieder aufblühen: „12% dieser Don Bosco Jungen/Mädchen haben die Universität besucht; 15% haben ihre technischen Studien in unseren Berufsschulen fortgesetzt; mehr als 50% haben nach Abschluss der öffentlichen Schule eine Arbeit gefunden, mit der sie ihr Leben unabhängig beginnen können“.

Schlüsselwörter
Es gibt ein Leitmotiv bei all diesen Besuchen: die Beschwörung bestimmter Schlüsselwörter, die die besondere Mission der Söhne Don Boscos bekräftigen, die dazu berufen sind, sich um die Jugend zu kümmern, aber mit einer besonderen Aufmerksamkeit und Methode, mit einer „salesianischen“ Pädagogik in der Tat, die im Laufe der Geschichte Gegenstand langer Überlegungen war. Einige dieser „Ikonen“ sind die Aphorismen, die der heilige Gründer einführte, um seine pädagogischen Intuitionen zusammenzufassen; andere sind jüngeren Datums, haben aber denselben Charakter und dienen dazu, das salesianische Charisma im Laufe der Jahre angesichts neuer anspruchsvoller Herausforderungen zu aktualisieren.

Die Berichte über die Besuche des Generaloberen in den Salesianer-Häusern auf der ganzen Welt sind voll von diesen Appellen. In erster Linie „an die jungen Menschen zu glauben“, „den jungen Menschen treu zu sein“, auf ihr Potenzial zu vertrauen, Vertrauen zu vermitteln; das bedeutet, ihnen gegenüber nicht voreingenommen zu sein, sie mit Empathie auf ihrem Weg zu begleiten, sie in schwierigen Momenten zu unterstützen, Werte zu vermitteln und Freiheit zu inspirieren.
Der Aufruf zum Vertrauen beinhaltet auch die Verpflichtung, „die Träume junger Menschen zum Leben zu erwecken“, sie dazu zu bringen, wieder in großen Dimensionen zu denken und nicht mit gestutzten Flügeln zu leben; eine Warnung, die eher auf die neuen Generationen in reifen Gesellschaften (im Westen) als auf die in Schwellenländern zuzutreffen scheint.

Australien – April 2023

Es gibt auch viele Verweise auf zwei Begriffe (Liebe und Herz), die in der zeitgenössischen Kultur viel missbraucht werden, die aber in der Pädagogik Don Boscos die Stärken einer erzieherischen Perspektive darstellen: „die Jungen lieben“, ihnen zu verstehen geben, dass „man sie liebt“ (man widmet ihnen sein Leben), und „sich selbst lieben lassen“; Bilder, die sich direkt aus der großen Intuition des Heiligen ableiten, dass „Erziehung eine Herzenssache ist“.
Andere fruchtbare Bilder sind jene, die der anhaltenden „Aktualität des Präventionssystems“ und dem Kriterium gewidmet sind, das es wirksam machen kann: jenem „salesianischen Sakrament der Präsenz unter den Jugendlichen“ (wie es der Generalobere definiert), das das Wissen fördert, das Teilen hervorbringt, den Austausch und die pädagogische Leidenschaft schafft.
Die jüngste Ikone ist die herzliche Einladung an alle Salesianer-Gemeinschaften auf der ganzen Welt, „ein anderes Valdocco“ zu sein, den wesentlichen Merkmalen einer Mission treu zu bleiben, die im 19. Jahrhundert in Turin geboren wurde, aber in Zeit und Raum einen universellen Wert hat. Ein „anderes Valdocco“ zu sein bedeutet, in allen Breitengraden die Wahl des Bereichs der Volkserziehung zu erneuern und sein Leben für den Teil der Gesellschaft einzusetzen, der zu Don Boscos Zeiten die „arme und verlassene Jugend“ war und der heute das Profil der benachteiligten, „gefährdeten“, von der Gesellschaft ausgebeuteten und ausrangierten Jugendlichen annimmt, derjenigen, die in den städtischen und existenziellen Randgebieten leben. „Valdocco“ ist das Symbol für die globale „menschliche Nachbarschaft“, der die Staatsbürgerschaft verliehen werden muss, die ihren Protagonisten entdecken muss, um sich vollständig in die Gesellschaft einzugliedern und zu emanzipieren.

Zunehmend multikulturelle Umgebungen
Die Weltreise des Generaloberen macht auch deutlich, wie sich die Physiognomie der Kongregation durch die jüngsten Migrationsströme aus dem Süden und Osten der Welt (teilweise aufgrund dramatischer Ereignisse/Situationen) in Richtung des Alten Kontinents und Nordamerikas, durch eine demografische Entwicklung, die die Schwellenländer überflutet und die entwickelteren Nationen belastet, und ganz allgemein durch die Tendenz zur Vermischung der Bevölkerungen auf dem Planeten Erde verändert.

Sambia – April 2022

Auch das salesianische Umfeld (wie die gesamte Katholizität) ist von dieser Dynamik betroffen und hört nicht auf, sich zu verändern. Afrika und der Osten sind heute die Gebiete mit den meisten Berufungen und dem höchsten Prozentsatz an Salesianern in Ausbildung; daher werden sie von den Missionsländern aus nach und nach ein immer größeres Gewicht in der Bilanz der Kongregation haben.

In allen Breitengraden beherbergen die Häuser der Salesianer junge Menschen aus verschiedenen Kulturen, oft mit unterschiedlichen Religionen und Ethnien. Da das Charisma Don Boscos (obwohl es in einem bestimmten kulturellen und religiösen Kontext entstanden ist) keine „konfessionellen“ Grenzen kennt, infiziert es auch diejenigen, die anders leben und glauben. So prägt diese multikulturelle Prägung heute viele salesianische Umgebungen (Oratorien und Schulen) in Europa und Nordamerika und ist ein konstitutives Merkmal der Werke der Söhne Don Boscos in Asien, Afrika und Lateinamerika. In Asien zum Beispiel sind die Salesianer in Gebieten präsent, in denen die Bevölkerung zu 90% muslimisch oder buddhistisch ist, in einem Kontext, der sie einerseits zutiefst herausfordert und andererseits Dialog und Austausch erfordert. In diesen Ländern, die von verschiedenen Kulturen und Religionen geprägt sind, in diesen Laboratorien des anthropologischen Austausches, gibt es ein ganzes Bündel von Überlegungen und Erfahrungen, die es verdient haben, gesammelt und vertieft zu werden, auch um eine Kongregation und eine Kirche, die dazu berufen ist, in einer zunehmend globalen Welt Zeugnis für eine bestimmte Botschaft abzulegen, besser zu positionieren.

Neue pädagogische Herausforderungen
Die Kongregation hat die Erziehung der jungen Menschen immer als ihre unveräußerliche Aufgabe und als Herausforderung betrachtet. Aber es ist eine Herausforderung, die je nach historischen Momenten besondere Züge annimmt. Nach den Gesprächen von Don Artime mit den jungen Menschen, die er auf seiner Weltreise getroffen hat, zeichnen sich heute einige bemerkenswerte Prioritäten in diesem Bereich ab.

Zum einen muss sich die Bildung mit der digitalen Kultur auseinandersetzen, die heute die Erfahrung der neuen Generationen durchdringt und deren großes Potenzial im Rahmen einer harmonischen Nutzung verstanden werden muss, um Ungleichgewichte oder bestrafende Folgen zu vermeiden. Der in salesianischen Kreisen kursierende Vorschlag, „digitale Höfe“ einzurichten, entspricht daher diesem Bedürfnis und verteufelt ein heute unverzichtbares Instrument nicht, sondern nimmt es in einen konstruktiven Ansatz auf.
Andererseits geht es bei der „Vorbereitung der Jugend auf das Leben“ in der heutigen Zeit auch um die Aufmerksamkeit, die die neuen Generationen der Umweltfrage widmen müssen, der Pflege und dem Schutz einer Schöpfung, die durch ein unkluges Weltsystem gefährdet ist, für das die Erwachsenen eine große Verantwortung tragen, dessen immense Kosten aber von den jungen Menschen getragen werden müssen. Hier ist also ein weiteres Stück, das das Bildungsprojekt bereichert und aktualisiert.

Thailand – Mai 2022

Hier und da ist in salesianischen Kreisen (und bei den jungen Menschen, die sie besuchen) ein größeres Interesse am „politischen Engagement“ zu erkennen, das im weitesten Sinne als Beitrag zu einer menschlicheren, weniger ungleichen und integrativeren Gesellschaft verstanden wird. Dies hat sich insbesondere während des Besuchs des Generaloberen in Peru und den Vereinigten Staaten gezeigt, wo der pädagogische Diskurs und die soziale Freiwilligenarbeit von den Jugendlichen sicherlich als „vorpolitische“ Aktivitäten betrachtet werden, die aber zunehmend als Engagement für soziale Gerechtigkeit, für den Abbau von Ungleichheiten und dafür, jedem ein Leben in Würde zu ermöglichen, verstanden werden müssen. Don Boscos Motto, junge Menschen zu „guten Christen und ehrlichen Bürgern“ zu erziehen, erhält hier einen neuen Akzent, der besser zu den Empfindlichkeiten und Herausforderungen der heutigen Zeit passt.

Schließlich die Fotos
Schließlich gibt es noch die Fotos, die in dieser umfangreichen Chronik verstreut sind. Sie sprechen mehr als Worte, zeugen von der Atmosphäre der langen Reise, geben Gesichtern, Haltungen, Gefühlen Raum. Wo der zehnte Nachfolger Don Boscos entweder der Eucharistie vorsteht oder in Hemdsärmeln, umgeben von jungen Menschen oder Mitbrüdern, erscheint: die beiden Ikonen eines salesianischen Stils, der in seiner Anwesenheit bei den jungen Menschen ein Zeichen des Wohlwollens Gottes sieht.

Franco GARELLI
Universität Turin




Diener Gottes Johannes Świerc und acht Gefährten des Martyriums. Priester, die ihr Leben ließen

Extremistische Ideologien, d.h. Einstellungen, die als absolute Wahrheiten dargestellt werden, führen immer zu Leid und Tod, wenn sie um jeden Preis gegen jene durchgesetzt werden sollen, die sie nicht akzeptieren. Manchmal genügt es, einer Nation oder einer sozialen Gruppe anzugehören, um die Folgen zu tragen. Dies ist der Fall der polnischen Salesianer-Märtyrer, die in diesem Artikel vorgestellt werden.

Zu den Opfern des Nationalsozialismus gehören auch neun polnische Salesianer-Priester, Diener Gottes Pater Jan Świerc und die acht Gefährten Pater Ignacy Antonowicz, Pater Karol Golda, Pater Włodzimierz Szembek, Pater Franciszek Harazim, Pater Ludwik Mroczek, Pater Ignacy Dobiasz, Pater Kazimierz Wojciechowski und Pater Franciszek Miśka, die in den Jahren 1941-1942 in den Todeslagern der Nazis „in odium fidei“ ermordet wurden. Als Priester waren alle Diener Gottes in Polen in verschiedenen seelsorgerischen, staatlichen und lehrenden Funktionen tätig. Sie waren völlig unbeteiligt an den politischen Spannungen, die Polen während der kriegerischen Besetzung aufwühlten. Dennoch wurden sie verhaftet und „in odium fidei“ gemartert, nur weil sie katholische Priester waren.
Die Kraft und Gelassenheit, mit der die Diener Gottes ihren priesterlichen Dienst auch in der Gefangenschaft ausübten, war für die Nazis eine echte Herausforderung. Obwohl sie durch Erniedrigung und Folter erschöpft waren, hüteten die Diener Gottes entgegen allen Verboten die ihnen anvertrauten Seelen bis zum Ende und zeigten sich trotz menschlicher Schwäche bereit, den Tod mit Gott und für Gott anzunehmen.
Das Konzentrationslager Auschwitz, das allen als Todeslager bekannt ist, und das Konzentrationslager Dachau für Pater Miśka, wurden so zu Orten des priesterlichen Engagements dieser Salesianer-Priester. Auf die Missachtung der Menschenwürde und des Lebens antworteten Pater Jan Świerc und die acht Gefährten mit der Kraft der Gnade und der Hoffnung auf die Ewigkeit durch die Sakramente. Sie empfingen, halfen durch Eucharistie und die Beichte und bereiteten viele Mitgefangene auf einen friedlichen Tod vor. Nicht selten geschah dies im Verborgenen, in der Dunkelheit der Nacht und unter ständiger Bedrohung durch schwere Strafen oder, noch häufiger, durch den Tod.
Als wahre Jünger Jesu haben die Diener Gottes niemals Worte der Verachtung oder des Hasses gegenüber ihren Verfolgern geäußert. Verhaftet, geschlagen, in ihrer menschlichen und priesterlichen Würde gedemütigt, haben sie ihr Leiden Gott dargebracht und sind bis zum Ende treu geblieben in der Gewissheit, dass der, der alles auf den göttlichen Willen setzt, nicht enttäuscht wird. Ihre innere Gelassenheit und ihre Haltung selbst in der Todesstunde waren so außergewöhnlich, dass sie ihre Peiniger in Erstaunen und in manchen Fällen in Empörung versetzten.
Wir stellen ihre biographischen Profile vor.



Pater Ignacy Antonowicz

Ignacy Antonowicz wurde 1890 in Więsławice, Kreis Włocławek, im nördlichen Zentralpolen geboren. Im Jahre 1901 trat er in das Salesianer-Gymnasium in Oświęcim ein, wo er bis 1905 blieb. In den Jahren 1905-1906 absolvierte er das Noviziat in Daszawa. Seine Ewige Profess hat er im August 1909 in Italien, in Lanzo Torinese, abgelegt. Am 22. April 1916 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Pater Ignacy unterrichtete zwischen 1916 und 1917 Dogmatik am Theologischen Studentat in Foglizzo (Turin). Während des Russisch-Polnischen Krieges 1919 war er Militärgeistlicher in der polnischen Armee. Von 1919 bis 1920 war er Professor an der Theologischen Hochschule in Krakau. Am 1. Juli 1934 wurde er bis Ende 1936 zum Mitglied des Rates der polnischen Provinz vom hl. Hyazinth in Krakau ernannt. 1936 übernahm er die Leitung des Salesianischen Theologischen Studentats der Unbefleckten Empfängnis in Krakau, die er bis zu seiner Verhaftung am 23. Mai 1941 innehatte. Er wurde einen Monat lang im Gefängnis Montelupich in Krakau festgehalten und dann in das Konzentrationslager in Oświęcim gebracht. Am 21. Juli 1941 wurde er ermordet. Er war 51 Jahre alt, 34 Jahre Ordensmann und 25 Jahre Priester.

Pater Karol Golda

Karol Golda wurde am 23. Dezember 1914 im oberschlesischen Tychy geboren. Nachdem er das vierte Grundschuljahr abgeschlossen hatte, ging er auf das Gymnasium „Boleslaw Chrobry“ in Pszczyna. Die sechste Klasse besuchte er am Salesianer-Gymnasium in Oświęcim. Im Juni 1931 trat er in das Haus in Czerwińsk ein, um sein Noviziat zu beginnen. Am 15. Januar 1937 legte er in Rom seine Ewige Ordensprofess ab. Am 18. Dezember 1938 wurde er in Rom zum Priester geweiht, wo er weitere sechs Monate blieb, um sein Theologiestudium abzuschließen. Im Juli 1939 kehrte er nach Polen zurück. Der Zweite Weltkrieg brach aus und Pater Karol ging im Oktober 1939 nach Schlesien und danach nach Oświęcim, wo er blieb, weil er nicht über die erforderliche Genehmigung der Besatzungsbehörden verfügte, um nach Italien zu reisen. Pater Karol Golda wurde mit dem Theologieunterricht am Salesianer-Institut in Oświęcim betraut und zum Schulrat ernannt. Am 31. Dezember 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet und am 14. Mai 1942, nach nur dreieinhalb Jahren Priesteramt, ermordet.

Pater Włodzimierz Szembek

Der Diener Gottes Pater Włodzimierz Szembek, Sohn des Grafen Zygmunt und der Klementyna aus der Familie Dzieduszycki, wurde am 22. April 1883 in Poręba Żegoty in der Nähe bei Krakau geboren. Im Jahr 1907 schloss er sein Studium an der Jagiellonen-Universität in Krakau mit einem Diplom in Agraringenieurwesen ab. Etwa zwanzig Jahre lang war er in der Verwaltung der Güter seiner Mutter und im Laienapostolat tätig. Im Alter von 40 Jahren reifte in dem Diener Gottes die religiöse Berufung. Am 4. Februar 1928 trat er in das Aspirantat von Auschwitz ein. Ende 1928 begann er sein Noviziat in Czerwińsk. Die Ordensprofess legte er am 10. August 1929 ab. Am 3. Juni 1934 wurde er in Krakau zum Priester geweiht. Am 9. Juli 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und nach Nowy Targ gebracht. Am darauffolgenden 19. August wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht, wo er am 7. September 1942 an den Folgen der erlittenen Misshandlungen starb. Er war 59 Jahre alt, 13 Jahre im Beruf und 9 Jahre als Priester tätig.

Pater Franciszek Harazim

Franciszek Ludwik Harazim wurde am 22. August 1885 in Osiny im Bezirk Rybnik in Schlesien geboren. Er besuchte die Grundschule zunächst in Baranowicze, und später in Osiny. 1901 trat er in das Salesianer-Institut in Oświęcim ein, um dort das Gymnasium zu besuchen. Das Noviziat absolvierte er 1905/1906 in Daszawa. Am 24. März 1910 legte er die ewigen Gelübde ab und empfing am 29. Mai 1915 in Ivrea die Priesterweihe. Von 1915 bis 1916 unterrichtete er am Gymnasium in Oświęcim, dessen Rektor er von 1916 bis 1918 war. In den Jahren 1918-1920 unterrichtete er Philosophie am Hauptseminar der Salesianer in Krakau (Łosiówka). In den Jahren 1922-1927 war er Direktor des Salesianer-Gymnasiums in Aleksandrów Kujawski. Im Jahre 1927 kehrte er als Berater, Lehrer und Erzieher der Geistlichen an das Hauptseminar in Krakau zurück. Im Juli 1938 wurde Pater Franciszek zum Professor am Haus Łosiówka in Krakau ernannt. Am 23. Mai 1941 wurde er in Krakau von der Gestapo verhaftet. Er wurde zunächst in die Konfederacka-Straße gebracht, dann mit den anderen Brüdern in das Gefängnis Montelupich und einen Monat später, am 26. Juni 1941, in das Konzentrationslager Auschwitz. Auf dem berüchtigten Geröllfeld wurde er am 27. Juni 1941 ermordet. Er war noch keine 56 Jahre alt. 34 davon als Ordensmann und 26 als Priester.

Pater Ludwik Mroczek

Ludwik Mroczek wurde am 11. August 1905 in Kęty (Krakau) geboren. Nach dem Besuch der Schule in Kęty trat er 1917 in das Salesianer-Institut in Oświęcim ein, wo er seine Gymnasialausbildung abschloss. Das Noviziat absolvierte er in Klecza Dolna. Die Profess legte er am 7. August 1922 ab. Die ewigen Gelübde legte er am 14. Juli 1928 in Oświęcim ab. Am 25. Juni 1933 wurde er in Przemyśl zum Priester geweiht. Als geweihter Priester wirkte er in Oświęcim (1933), in Lvov (1934), in Przemyśl (1934 und 1938/39), in Skawa (1936/37), in Częstochowa (1939). Am 22. Mai 1941 wurde er nach der Messe verhaftet und mit anderen Mitbrüdern in das KZ Auschwitz gebracht. Dort starb er am 5. Januar 1942: er war 36 Jahre alt, 18 Jahre Ordensmann und 8 Jahre Priester.

Pater Jan Świerc

Jan Świerc wurde am 29. April 1877 in Królewska Huta (heute Chorzów, in Oberschlesien) geboren. Er absolvierte das Gymnasium in Turin Valsalice. Von1897 bis 1898 absolvierte er sein Noviziat in Ivrea. Dort legte er am 3. Oktober 1899 seine ewigen Gelübde ab. Am 6. Juni 1903 wurde er in Turin zum Priester geweiht. Im Jahre 1911 wurde er vom damaligen Rektor Major Pater Paolo Albera zum Direktor des Krakauer Hauses ernannt. Von September 1911 bis April 1918 war er Direktor des Lubomirski-Instituts in Krakau. Im Jahre 1924 war er sieben Monate lang Missionar in Amerika. Von November 1925 bis Oktober 1934 war er Direktor und Pfarrer in Przemyśl. Am 15. August 1934 wurde er zum Direktor der salesianischenEinrichtung in Lemberg ernannt. Im Juli 1938 übernahm er die Leitung des Hauses in der Konfederacka-Straße 6 in Krakau für die drei Jahre 1938-1941. Am 23. Mai 1941 wurde er mit anderen Mitbrüdern von der Gestapo verhaftet und in das Gefängnis Montelupich gebracht. Am 26. Juni 1941 wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz überführt und nach nur einem Tag ermordet. Er war 64 Jahre alt, 42 Jahre im Orden und 38 Jahre Priester.

Pater Ignacy Dobiasz

Ignacy Dobiasz wurde am 14. Januar 1880 in Ciechowice/Schichowitz (Oberschlesien) geboren. Nach Abschluss der Grundschule ging er im Mai 1894 nach Italien, nach Turin Valsalice, um dort das Gymnasium zu absolvieren. Am 16. August 1898 trat er in das Noviziat der Salesianer in Ivrea ein. Am 21. September 1903 legte er in San Benigno Canavese die ewigen Gelübde ab. Von 1904 bis 1908 studierte er Philosophie und Theologie in San Benigno Canavese und Foglizzo. Am 28. Juni 1908 wurde er in Foglizzo zum Priester geweiht. Danach kehrte er nach Polen zurück und übte seine pädagogische und pastorale Tätigkeit in Auschwitz (1908, 1910, 1921 und 1923), in Daschawa (1909), in Przemyśl (1912-1914) und in Krakau (von 1916 bis 1920 sowie 1922) aus. 1931 war er Vikar in Warschau. Im November 1934 ging er nach Krakau, wo er als Beichtvater und Seelsorger tätig war. Dort wurde er am 23. Mai 1941 mit anderen Salesianer-Mitbrüdern verhaftet. Nach kurzer Haft im Gefängnis Montelupich wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Am 27. Juni 1941 starb er an den Folgen von Misshandlungen und unmenschlicher Arbeit. Er war 61 Jahre alt, 40 Jahre im Beruf und 32 Jahre als Priester tätig.

Pater Kazimierz Wojciechowski

Kazimierz Wojciechowsky wurde am 16. August 1904 in Jasło (Galizien) geboren. Als er mit fünf Jahren seinen Vater verlor, wurde er am Institut des Fürsten Lubomirski in Krakau aufgenommen. Im Jahre 1916 begann er das Gymnasium am Institut der Salesianer in Oświęcim. 1920 begann er sein Noviziat in Klecza Dolna. Die ewigen Gelübde legte er am 2. Mai 1928 in Oświęcim ab. Von 1924 bis 1925 unterrichtete er Musik und Mathematik in Ląd. Am 19. Mai 1935 wurde er in Krakau zum Priester geweiht. In den Jahren 1935-1936 war er in Daszawa und in Krakau, wo er Religion unterrichtete und zum Direktor des Oratoriums und des katholischen Jugendverbandes ernannt wurde. Der Diener Gottes wurde am 23. Mai 1941 mit anderen Salesianer-Mitbrüdern in Krakau verhaftet. Am 26. Juni 1941 wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er nach nur einem Tag ermordet wurde. Er war 37 Jahre alt, 19 Jahre im Beruf und 6 Jahre im Priesteramt.

Pater Franciszek Miśka

Franciszek Miśka wurde am 5. Dezember 1898 in Swierczyniec (Oberschlesien) geboren. Er absolvierte das Gymnasium am Salesianischen Institut in Oświęcim. Im Jahr 1916 trat er in das Noviziat in Pleszów ein. Seine ewige Profess legte er am 25. Juli 1923 in Oświęcim ab. Sein Theologiestudium absolvierte er in Turin-Crocetta. Am 10. Juli 1927 wurde er in Turin zum Priester geweiht. Danach kehrte er nach Polen zurück. 1929 wurde er zum Ratgeber und Katecheten im Waisenhaus in Przemyśl ernannt. 1931 und in den folgenden fünf Jahren war er Direktor in Jaciążek. Im Jahre 1936 wurde er zum Pfarrer der Gemeinde Ląd ernannt. Im Jahr 1941 wurde er Direktor der Gemeinschaft der Kinder Mariens und Pfarrer von Ląd. Am 6. Januar 1941 wurde das Salesianer-Institut in Ląd von der Gestapo in ein Gefängnis für Priester der Diözesen Włocławek und Gniezno-Poznań umgewandelt. Pater Franciszek wurde von den deutschen Behörden beauftragt, für Ordnung zu sorgen und die Gefangenen zu betreuen. Aus unbekannten Gründen wurde er mehrmals nach Inowrocław verlegt und dort brutal gefoltert. Am 30. Oktober 1941 wurde der Diener Gottes in das Konzentrationslager Dachau (Deutschland) transportiert. Hier war er Zwangsarbeit und unmenschlichen Lebensbedingungen ausgesetzt und starb am 30. Mai 1942, dem Dreifaltigkeitstag, im Barackenlazarett des Lagers. Er war 43 Jahre alt, fast 25 Jahre im Orden und nahezu 15 Jahre als Priester tätig.

Der Ruf der Heiligkeit und des Martyriums der Diener Gottes Pater Jan Świerc und seiner acht Gefährten wurde zwar in der kommunistischen Zeit behindert, verbreitete sich aber sofort nach ihrem Tod und ist bis heute lebendig. Sie galten als vorbildliche Priester, die sich der Seelsorge und den Werken der Nächstenliebe widmeten. Sie waren freundlich, stets hilfsbereit und darauf bedacht, Gott allein die Ehre zu geben, dem sie bis zum Tod die Treue hielten.

Am 28. März 2023 haben die Historischen Konsultoren des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse die Positio super martyrio der Diener Gottes Johannes Świerc und VIII Gefährten, Professpriester der Gesellschaft des heiligen Franz von Sales, die in den Jahren 1941-1942 in den Todeslagern der Nazis im odium fidei getötet wurden, bejaht. Wir beten, dass sie so bald wie möglich zu den Ehren der Altäre erhoben werden.

Mariafrancesca Oggianu
Mitarbeiterin der Salesianischen General-Postulatur




La „Cronichetta“ – Die kleine Chronik von Don Giulio Barberis: Tag für Tag in Valdocco mit Don Bosco

Am 21. Februar 1875 beschlossen einige Salesianer die Gründung einer „Historischen Kommission“ zur „Sammlung von Erinnerungen an das Leben Don Boscos“. Sie verpflichteten sich, „ das, was geschrieben werden soll, aufzuschreiben und gemeinsam zu lesen, um die größtmögliche Genauigkeit zu erreichen“ (so steht es in dem von Don Michele Rua verfassten Protokoll). Unter ihnen befand sich auch ein junger, 28-jähriger Priester, der erst vor kurzem von Don Bosco mit der Organisation und Leitung des Noviziats der Salesianischen Kongregation betraut worden war, gemäß den offiziell genehmigten Satzungen des Vorjahres. Sein Name war Don Giulio Barberis, der vor allem als erster Novizenmeister der Salesianer Don Boscos bekannt ist, ein Amt, das er 25 Jahre lang innehatte. Von 1910 bis zu seinem Tod 1927 war er zunächst Inspektor und dann geistlicher Leiter der Kongregation.
Mehr als alle anderen engagierte er sich in der „Historischen Kommission“ und bewahrte die Erinnerungen und Zeugnisse über das Wirken Don Boscos und das Leben des Oratoriums von Valdocco von Mai 1875 bis Juni 1879, als er Turin verließ, um in das neue Noviziat in San Benigno Canavese einzutreten.
Er hinterließ uns eine umfangreiche Dokumentation, die noch heute im Zentralarchiv der Salesianer aufbewahrt wird, unter denen die fünfzehn handschriftlichen Notizbücher mit dem Titel Cronichetta wegen ihrer Bedeutung hervorstechen. Viele Gelehrte und Biographen des Hl. Johannes Bosco haben daraus geschöpft (angefangen bei Don Lemoyne für seine Biographischen Memoiren), aber bisher waren sie unveröffentlicht geblieben. Im vergangenen Jahr ist eine kritische Ausgabe erschienen, die dieses wichtige und unmittelbare Zeugnis über Don Bosco und die Anfänge der von ihm gegründeten Kongregation fallen zugänglich macht.

Don Giulio Barberis, Absolvent der Universität Turin, war ein aufmerksamer und präziser Mann in seiner Arbeit, und wenn man die Seiten seiner Cronichetta liest, kann man die Leidenschaft und Sorgfalt erkennen, mit der er auch dieses Werk zu vollenden suchte. Leider muss er immer wieder mit Bedauern und Trauer darauf hinweisen, dass er entweder aus gesundheitlichen Gründen oder wegen seiner zahlreichen anderen Verpflichtungen die Abfassung der Notizbücher unterbrechen oder sich auf Zusammenfassungen oder bloße Andeutungen bestimmter Fakten beschränken musste. An einer Stelle sieht er sich gezwungen, Folgendes zu schreiben: „Welch schmerzliche Unterbrechung. Verzeih mir, meine liebe Cronichetta: Wenn ich dich so oft und so lange unterbreche, dann nicht, weil ich dich nicht über alles liebe, sondern aus der Notwendigkeit heraus, meine Aufgaben, zumindest im Wesentlichen, zuerst zu erledigen“ (Notizbuch XI, S. 36). Es überrascht uns daher nicht, dass die Form seiner Einträge nicht immer sauber ist, mit einigen ungeschickt formulierten Sätzen oder Rechtschreibfehlern, aber das schmälert nicht das, was er uns hinterlassen hat.

Die Notizbücher sind in der Tat eine Fundgrube an Informationen mit dem Vorteil der Unmittelbarkeit gegenüber späteren, wörtlich aufgezeichneten, aber notwendigerweise überarbeiteten und umgedeuteten Erzählungen. Hier finden sich Zeugnisse wichtiger Ereignisse, wie die erste Missionsexpedition von 1875, deren Vorbereitung, Abreise und Nachwirkungen ausführlich beschrieben werden.

Auch die wichtigsten Feste (z.B. Maria, Hilfe der Christen oder die Geburt Johannes des Täufers, Don Boscos Namenstag, usw.) und wie sie gefeiert wurden, werden beschrieben. Wir erfahren etwas über die gewöhnlichen und außergewöhnlichen Aktivitäten von Valdocco (die Schule, das Theater, die Musik, die Besuche verschiedener Persönlichkeiten…): wie sie vorbereitet und durchgeführt wurden, was gut funktionierte und was verbessert werden musste, wie sich die Salesianer unter der Führung Don Boscos selbst organisierten und zusammenarbeiteten, ohne dabei einige kritische Aspekte zu verschweigen. Auch die kleinen Dinge des täglichen Lebens werden nicht vernachlässigt: Gesundheit, Ernährung, Wirtschaft und vieles mehr. Die Chroniken spiegeln aber auch den Geist wider, der das gesamte Werk beseelte: Die Leidenschaft, die den oft überwältigenden Einsatz aufrechterhielt, die Zuneigung zu Don Bosco sowohl bei den Salesianern als auch bei den Jugendlichen, der Erziehungsstil und die erzieherischen Entscheidungen, die Sorge um das Wachstum der Berufungen und die Ausbildung der jungen Salesianer. An einer Stelle bemerkt der Verfasser: „Ach, könnten wir doch unser ganzes Leben bis zum letzten Atemzug in der Kongregation zur größeren Ehre Gottes wirken, aber so, dass kein Atemzug unseres Lebens ein anderes Ziel hätte!“ (Notizbuch VII, S. 9).
Die Cronichetta zeichnet auch ein genaues Bild von Don Bosco in seinen reifen Jahren. Am 15. August 1878 schrieb Don Barberis: „Don Boscos Geburtstag. Jahrgang 1815,er wird 63 Jahre alt. Es wurde ein Fest organisiert. Bei dieser Gelegenheit wurden Preise an die Kunsthandwerker verteilt. Wie üblich wurden Gedichte gedruckt und viele davon vorgetragen“ (Notizbuch XIII, S. 82). Viele Aufzeichnungen befassen sich mit den Persönlichkeitsmerkmalen des Vaters und der Lehrers der jungen Männer, einschließlich einiger Aspekte, die in späteren biographischen Erzählungen verloren gegangen sind, wie z. B. sein Interesse an den archäologischen und wissenschaftlichen Entdeckungen seiner Zeit. Vor allem aber zeigt sich die totale Hingabe an seine Arbeit, in jenen Jahren vor allem an die Konsolidierung der Salesianerkongregation und die ständige Erweiterung ihres Wirkungskreises durch die Gründung neuer Häuser in Italien und im Ausland.

Es ist jedoch schwierig, den sehr reichen Inhalt dieser Notizbücher zusammenzufassen. In der Einleitung des Bandes wurde versucht, einige thematische Schwerpunkte zu setzen, die von der Geschichte der Salesianischen Kongregation und dem Leben Don Boscos (es gibt mehrere Passagen, in denen Barberis die „alten Dinge des Oratoriums“ erwähnt) über das Ausbildungsmodell von Valdocco bis hin zu Aspekten der Verwaltung und Organisation reichen. In der Einleitung werden auch andere Fragen im Zusammenhang mit dem Dokument behandelt: die Verwendung des Dokuments unter besonderer Berücksichtigung der Biographischen Memoiren, der historische Wert der Informationen, der Zweck, zu dem das Dokument verfasst wurde, sowie die verwendete Sprache und der Stil. Zu diesem letzten Punkt ist zu sagen, dass der Autor seine Chronik mit Dialogen, amüsanten Episoden, „Gute-Nacht-Geschichten“ und Träumen Don Boscos bereichert hat, die die Lektüre interessant und angenehm machen.

Das Werk ist auch ein allgemeines Zeugnis der historischen Epoche, in der es geschrieben wurde, insbesondere der unruhigen Zeit nach der Einigung Italiens. Im März 1876 kam es zum ersten Regierungswechsel unter der Führung der Partei der historischen Linken. Im achten Notizbuch der Cronichetta findet sich unter dem 6. August 1876 ein Bericht über den Empfang im Salesianerkolleg von Lanzo anlässlich der Einweihung der neuen Eisenbahnlinie, an dem verschiedene Minister teilnahmen. Don Boscos Interaktion mit Politikern und sein Interesse an den Angelegenheiten Italiens und anderer Staaten sind gut dokumentiert und die historischen Anmerkungen am Ende jedes Notizbuchs liefern wichtige Informationen. Auch weniger wichtige Nachrichten finden ihren Platz in den verschiedenen Einträgen, wie z.B. die Verlegung von Unterseekabeln für den elektrischen Telegrafen oder einige gesundheitliche und medizinische Überzeugungen der damaligen Zeit.

Die vorliegende Publikation ist eine kritische Ausgabe, die sich in erster Linie an Forscher der salesianischen Geschichte richtet. Aber auch all jene, die sich für die Person und das Werk des heiligen Gründers der Salesianer interessieren, werden von der Lektüre profitieren, die, nach Überwindung der Hürde der italienischen Sprache des 19. Jahrhunderts, oft sehr unterhaltsam ist.

don Massimo SCHWARZEL, sdb




Ein Schutzzentrum für Straßenjugendliche: in Lagos, Nigerias

In Lagos, Nigeria, einer überbevölkerten und ständig wachsenden Stadt, in der mehr als 40% der Bevölkerung junge Menschen unter 18 Jahren sind, haben die Salesianer ein Heim für Straßenjugendliche eröffnet.

Lagos ist einer der 36 Staaten des föderalen Nigerias. Es ist praktisch ein Stadtstaat und war die Hauptstadt des Landes bis 1991, als die neue Hauptstadt Abuja offiziell als Zentrum des Landes anerkannt wurde. Mit ihren 16 Millionen Einwohnern ist sie nach Kairo die zweitbevölkerungsreichste Stadt Afrikas und mit ihrem Ballungsraum von 21 Millionen Einwohnern eine der bevölkerungsreichsten der Welt. Darüber hinaus wächst sie kontinuierlich, so dass sie hinsichtlich der Geschwindigkeit des Bevölkerungswachstums die erste Stadt in Afrika und die siebte in der Welt geworden ist.
Mit ihrem sehr warmen Klima liegt sie nur 6° nördlich des Äquators auf dem Festland und öffnet sich zur Lagune von Lagos und zum Atlantischen Ozean. Dank ihrer Lage war sie schon immer eine Handelsstadt, so dass sie trotz der Verlegung der Hauptstadt das Handels- und Wirtschaftszentrum des Staates und einer der wichtigsten Häfen Westafrikas bleibt.
Mit 230 Millionen Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land in Afrika und das sechstbevölkerungsreichste Land der Welt. Nigeria hat mit über 90 Millionen Einwohnern unter 18 Jahren die drittgrößte Jugendbevölkerung der Welt, nach Indien und China.
Die Situation der Jugend in dieser Stadt ist vergleichbar mit der in Turin zu Don Boscos Zeiten. Viele arme ländliche und städtische Jugendliche strömen auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben in die Stadt Lagos, aber sie sind Ausbeutung, Vernachlässigung, Armut und Entbehrungen ausgesetzt. Sie sind der Gefahr ausgesetzt, auf der Straße zu landen, missbraucht zu werden, Opfer von Menschenhandel zu werden, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten oder Drogen zu konsumieren.

Die Salesianer helfen diesen Kindern und Jugendlichen mit einem Don-Bosco-Haus, einem Schutzzentrum für Straßenjugendliche, das vom Ministerium für Jugend und soziale Entwicklung des Staates Lagos als Rehabilitationsheim für gefährdete Jungen anerkannt wurde. Es ist ein Heim, das sich der Verbesserung des Lebens von Straßenjugendlichen, gefährdeten Jugendlichen, widmet, indem es ihnen ein alternatives familiäres Umfeld, Unterkunft, Bildung, emotionale Unterstützung, Schutz und die Förderung von Lebenskompetenzen bietet. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass jeder Junge ein positives Potenzial hat und dass junge Menschen die Zukunft des Landes darstellen. Wenn das Umfeld gut ist, wenn sie eine gute Ausbildung erhalten und gute Vorbilder sehen, können auch sie zu einer Hoffnung für andere werden.

Das Don-Bosco-Haus umfasst stationäre und nicht stationäre Gäste.
Die Heimkinder leben im Haus, besuchen die Schule und nehmen an allen Aktivitäten teil, die sie zu besseren Menschen machen und sie wieder in ihre Familien und Gemeinden integrieren. Einige der Programme, die im Heim durchgeführt werden, betreffen den Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten wie Schneidern, Haareschneiden und Schuhmachen, während im Bereich der Talententwicklung Musik, Theater, Tanz und Choreographie angeboten werden. Die Jugendlichen nehmen auch an verschiedenen therapeutischen, sportlichen und freizeitorientierten Aktivitäten teil, um ihre soziale und körperliche Entwicklung zu fördern.

Bei ihrer Arbeit mit diesen Kindern haben die Salesianer das Potenzial der Musik erkannt, insbesondere bei der Rehabilitation der jüngsten Kinder. Indem sie ihnen helfen, Musikinstrumente kennenzulernen und zu benutzen, werden sie von der Last ihrer Erlebnisse befreit, was ihnen hilft, verschiedene Traumata zu überwinden, und außerdem eine gute familiäre Beziehung zwischen ihnen stärkt. Das Gleiche gilt für den Tanz. Die Jugendlichen fühlen sich von Choreographien sehr angezogen, sie wollen es versuchen und lassen sich nicht entmutigen, wenn sie merken, dass sie einen Fehler gemacht haben, sondern versuchen es mit Ausdauer erneut, bis sie Erfolg haben und aus ihren Fehlern lernen. Der Tanz ermutigt die Kinder, zu experimentieren und verschiedene Wege zu finden, um ihre Probleme zu vergessen.

Aber das Don-Bosco-Haus schließt seine Türen nicht für diejenigen, die nicht bleiben wollen. Die Gäste, die nicht im Haus wohnen, sind diejenigen, die auf der Straße leben und oft kommen, um vorübergehend Schutz zu suchen. Das Haus dient ihnen als Anlaufstelle, um sich auszuruhen, zu spielen, zu duschen, sich umzuziehen, Medikamente und Essen zu erhalten. Bei diesen Gelegenheiten werden ihnen auch Folgeaktivitäten angeboten: Beratung und psychologische Rehabilitation, Suche nach der Familie und Wiedereingliederung, Fortsetzung der Ausbildung, Erwerb von Fähigkeiten, komplexe medizinische und gesundheitliche Versorgung und Arbeitsvermittlung.

Dies ist eine wertvolle Hilfe, denn die meisten dieser jungen Menschen sind zwischen 14 und 24 Jahre alt. Viele von ihnen gehen einer Arbeit nach, die es ihnen ermöglicht, etwas zu verdienen, um ihre täglichen Ausgaben für Nahrung, Kleidung und andere notwendige Dinge zu decken. Viele von ihnen arbeiten im nicht organisierten Sektor, helfen bei Hochzeiten, auf Baustellen, tragen Lasten auf Busparkplätzen, verkaufen Wasser und Getränke auf der Straße und verrichten die einfachsten Arbeiten. Und das ist gut zu sehen, denn es bedeutet, dass sie einen ehrlichen Lebensunterhalt verdienen wollen, aber nicht immer jemanden finden, der ihnen hilft.

Wie Sie ahnen können, geht es den Mädchen nicht besser und das ist eine Herausforderung für die Salesianer: sich irgendwie auch um sie zu kümmern. Das ist auch der Grund, warum die Salesianer um Unterstützung bitten, um die Fähigkeiten ihres Personals und des Managements im Allgemeinen zu verbessern, und sie sind offen dafür, Hilfe zu erhalten, um die Qualität der Arbeit zu verbessern. Alleine können sie wenig tun, aber zusammen mit anderen können sie viel tun.

don Raphael AIROBOMAN, sdb
Leiter des „Don Bosco Home Child Protection Centre“, Lagos, Nigeria




Das Wunder

Dies ist die wahre Geschichte eines achtjährigen Mädchens, das wusste, dass Liebe Wunder bewirken kann. Sein kleiner Bruder war dazu bestimmt, an einem Hirntumor zu sterben. Seine Eltern waren arm, hatten aber alles getan, um ihn zu retten und ihre gesamten Ersparnisse ausgegeben.

Eines Abends sagte der Vater zu der weinenden Mutter: „Wir halten es nicht mehr aus, mein Schatz. Ich glaube, es ist vorbei. Nur ein Wunder kann ihn retten“.
Das kleine Mädchen, das mit angehaltenem Atem in der Ecke des Raumes saß, hatte es gehört.
Sie rannte in ihr Zimmer, zerbrach die Sparbüchse und machte sich, ohne einen Laut von sich zu geben, auf den Weg zur nächsten Apotheke. Sie wartete geduldig, bis sie an der Reihe war. Sie ging auf den Tresen zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte vor dem erstaunten Apotheker alle Münzen auf den Tresen.
„Wofür ist das? Was willst du, Kleines?“
„Es ist für meinen kleinen Bruder, Herr Apotheker. Er ist schwerkrank und ich bin gekommen, um ein Wunder zu kaufen.“
„Was sagst du denn da?“, murmelte der Apotheker.
„Er heißt Andreas und hat ein Ding, das in seinem Kopf wächst, und Papa hat Mama gesagt, dass es vorbei ist, dass man nichts mehr tun kann und dass es ein Wunder braucht, um ihn zu retten. Sehen Sie, ich liebe meinen kleinen Bruder so sehr, deshalb habe ich mein ganzes Geld genommen und bin gekommen, um ein Wunder zu kaufen“.
Der Apotheker nickte mit einem traurigen Lächeln.
„Meine Kleine, wir verkaufen hier keine Wunder.“
„Aber wenn dieses Geld nicht ausreicht, kann ich mich auf die Suche nach mehr machen. Wie viel kostet ein Wunder?“

In der Apotheke stand ein großer, eleganter Mann, der sehr ernst dreinschaute und sich für das seltsame Gespräch zu interessieren schien.
Der Apotheker breitete beschämt die Arme aus. Mit Tränen in den Augen begann das Mädchen, sein Wechselgeld herauszuholen. Der Mann kam auf sie zu.
„Warum weinst du, Kleines? Was ist denn los mit dir?“
„Der Herr Apotheker will mir kein Wunder verkaufen und mir nicht einmal sagen, wie viel es kostet… Es ist für meinen kleinen Bruder Andreas, der schwerkrank ist. Mama sagt, dass eine Operation nötig wäre, aber Papa sagt, dass sie zu viel kostet und wir sie nicht bezahlen können und dass es ein Wunder bräuchte, um ihn zu retten. Deshalb habe ich alles mitgebracht, was ich habe“.
„Wie viel hast du?“
„Ein Dollar und elf Cents… Aber, wissen Sie…“ Sie fügte mit kaum hörbarer Stimme hinzu: „Ich kann immer noch etwas auftreiben…“.
Der Mann lächelte: „Hör mal, ich glaube nicht, dass das nötig ist. Ein Dollar und elf Cents ist genau der Preis für ein Wunder für deinen kleinen Bruder!“ Mit einer Hand sammelte er die kleine Summe ein und mit der anderen nahm er sanft die Hand des kleinen Mädchens.
„Bring mich zu deinem Haus, meine Kleine. Ich möchte deinen kleinen Bruder und auch deinen Papa und deine Mama besuchen und mit ihnen zusammen sehen, ob wir das kleine Wunder finden können, das ihr braucht.“
Der große, elegante Mann und das kleine Mädchen kamen händchenhaltend heraus.

Dieser Mann war Professor Carlton Armstrong, einer der größten Neurochirurgen der Welt. Er operierte den kleinen Andreas, der ein paar Wochen später völlig genesen nach Hause zurückkehren konnte.

„Diese Operation“, murmelte die Mutter, „ist ein wahres Wunder. Ich frage mich, wie viel das gekostet hat…“.
Die kleine Schwester lächelte, ohne etwas zu sagen. Sie wusste, wie viel das Wunder gekostet hatte: einen Dollar und elf Cents…. und natürlich die Liebe und den Glauben eines kleinen Mädchens.

Wenn euer Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr zu diesem Berg sagen: „Rücke von hier nach dort!“, und es wird geschehen. Nichts wird euch dann unmöglich sein! (Matthäus 17:20).




Voller Elan und Enthusiasmus wie die 101 Dalmatiner: Salesianer-Haus Monterosa

„Wie aufregend! Vor einem Jahr war Pater Angel bei uns!“
Mit diesen Worten begannen wir unsere Gemeinschaftsfeier am Sonntag, den 8. Mai 2022. Vor genau einem Jahr war unser Rektor Major bei uns in Turin, im Oratorium Michele Rua, um das 100-jährige Bestehen des Werkes zu feiern. Und mit ihm kam der Bürgermeister der Stadt!
Genau… 100 Jahre!

Im Sommer 1922 weihte eine große Gruppe von Jugendlichen, die Vereinigung der Familienväter und das Komitee der Patroninnen unter der Leitung von Pater Lunati das Oratorium Michele Rua mit seinen Sälen, der Kirche, dem Innenhof, dem Kindergarten und der Nähschule der FMA (Töchter Mariä Hilfe der Christen) ein. Der Bau war möglich geworden dank der Hilfe vieler Freiwilliger und der Unterstützung zahlreicher Wohltäter, allen voran Papst Benedikt XV. mit seiner großzügigen Spende von 10.000 Lire. Seitdem ist die Arbeit nie stehengeblieben und wurde unmittelbar danach mit dem Theater und 1949 mit der Gewerbeschule erweitert, um die Jugendlichen auf die Arbeit vorzubereiten.
1958 wurde die Gemeinschaft zur Pfarrei, eine gerechte Anerkennung der religiösen und sozialen Arbeit, die die Salesianer seit vierzig Jahren in Borgo Monterosa leisten; in den Folgejahren wurde aus der Berufsschule eine Mittelschule.

Salesianerheim Monterosa, 1960er Jahre. Außerhalb des Spielzimmers

Dank verschiedener Spenden und der Einsatzbereitschaft von Jugendlichen und Freiwilligen konnten in den 1970er Jahren der Kindergarten und 1991 die Turnhalle und die neuen Fußballplätze gebaut werden. Im Jahr 2008 kam mit der wertvollen Unterstützung der FMA die Grundschule hinzu und der Freundeskreis der Krippe sowie die Werkstatt Mamma Margherita wurden erweitert. Viele Wege haben sich geöffnet, um den Kindern und Jugendlichen des Viertels einen sicheren und einladenden Ort zu bieten, auch in den schwierigsten Zeiten, vom Krieg über den Faschismus bis hin zur Schließung wegen der Pandemie im Jahr 2020. Aber auch während der Corona-Schließung waren unsere Salesianer und die FMA aktiv, mit Online-Treffen, Gesang auf den Dächern und Spielen auf digitalen Plattformen.

Wenn man die Geschichte unseres Oratoriums liest, bekommt man eine Gänsehaut… ein Dach, ein Hof und ein Schuppen, die ein Wohltäter in einem Arbeiterviertel zur Verfügung stellte, den Kindern, die sich auf der Straße versammelten, auf der Suche nach jemandem, der sich um sie kümmert und sie liebt. Hier haben die Salesianer beschlossen, sich niederzulassen, um in dieser Wirklichkeit zu leben, die der Don Boscos so ähnlich ist. Und noch mehr: das Freizeitzentrum Mamma Margherita, die wachsende Zahl der Kinder und das Dach, das nicht mehr ausreicht, die Bereitschaft so vieler Väter und Mütter, die ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Verfügung zu stellen.

Salesianer-Heim Monterosa. Bandina Fußballmannschaft, 1952

Alles begann 1922 und so feierten wir im 2022 unser 100-jähriges Bestehen. Es war in vielerlei Hinsicht ein wertvolles Jahr. Wenn wir auf die Geschichte zurückblicken und sehen, wie viele Ähnlichkeiten es zwischen der Vergangenheit und unserem täglichen Leben gibt, hat uns das wunderbar inspiriert. Damals wie heute suchen die Kinder Menschen, die sie lieben, die ihnen durch ihre tägliche Gegenwart bezeugen, wie wichtig und wertvoll sie sind. Und so gibt es im  Salesianer-Oratorium Michele Rua Kindergärten, Grund- und Mittelschulen, Theater- und Sportvereine, Kindertagesstätten in Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten der Stadt Turin; Katechismusunterricht und Ausbildungsgruppen. So viel für Kinder und Jugendliche, aber auch viel mit und für Familien: Familiengruppe, Baby Rua, Jungvermählte, Evergreen-Gruppe, Workshop Mamma Margherita und Freunde vom Michele Rua.

Eine solche Situation funktioniert, weil die Menschen, die daran beteiligt sind, sie als ihre Heimat, als ihre Gemeinschaft betrachten. Aus diesem Grund hat sich die Gemeinschaft der Erziehungspastoral anlässlich ihres hundertjährigen Jubiläums entschlossen, einen synodalen Weg zu gehen, das Gebiet zu erkunden und die Bedürfnisse zu analysieren, um gemeinsam zu versuchen, den vielen jungen Menschen, die heute unsere Höfe betreten, Antworten und Anregungen zu geben.

Der Weg der Hundertjahrfeier war eine Reise, die uns, mit den Füßen fest in der Gegenwart verankert und die Geschichte der Vergangenheit klar vor Augen, die Frage nach der Zukunft stellen ließ. Wir haben die Schlüsselbegriffe unseres Lebens in diesem Stadtviertel bestimmt und beschlossen, uns von ihnen leiten zu lassen: Familie, Aufnahme, Arbeit, Ausbildung, Evangelisierung und Jugend. Um diese Eckpfeiler herum haben wir die Fundamente gelegt, um neu zu beginnen und alle wieder auf den richtigen Weg zu bringen, zum Wohl der jungen Menschen, die durch die Tür des Oratoriums kommen. Im „neuen“ Michele Rua gibt es nun ein Maker Lab für Schneiderei, Tischlerei, Robotik und Videoproduktion, in dem Kinder und Jugendliche Werkstatterfahrungen sammeln und durch eigenes Tun lernen können. In den im ersten Stock eingerichteten Werkstätten stellen erfahrene Freiwillige ihre Zeit zur Verfügung, um den Jugendlichen zu helfen, sich auszudrücken, indem sie gemeinsam versuchen, ein Stück Holz mit dem Pyrographen oder der Metallsäge oder ein Stück Stoff mit Nadel und Faden zu bearbeiten. Aber das ist noch nicht alles: Es gibt auch ein Freiluftklassenzimmer für unsere Schulen und einen pädagogischen Gemüsegarten, in dem die Jugendlichen grüne Bohnen und Tomaten anbauen und abwechselnd ihre Setzlinge pflegen.
In einer multiethnischen und vielfältigen Nachbarschaft wie der unseren, haben die ärmsten Familien immer Vorrang. Aus diesem Grund wurden in unserer Gemeinde neben den üblichen karitativen Diensten wie der Bezahlung von Gasrechnungen oder der Bereitstellung von Einkaufstaschen zwei wichtige neue Projekte ins Leben gerufen: Amico Click, um denjenigen, die Schwierigkeiten haben, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden, nützliche Werkzeuge an die Hand zu geben, wie z.B. das Schreiben einer E-Mail oder die Online-Buchung eines Arzttermins, und Amico Speak, um allen Neuankömmlingen zu helfen, die italienische Sprache gut zu beherrschen und anzuwenden.

Und mit dem Schwung des 100-jährigen Jubiläums haben wir nicht aufgehört, die Gegenwart neu zu erfinden – wir sind in Bewegung für die nahe Zukunft. Wir denken darüber nach, wie wir die seit einiger Zeit nicht mehr genutzten Räumlichkeiten des ehemaligen Boccia-Clubs umgestalten können, um noch stärker vor Ort präsent zu sein und den heutigen Bedürfnissen gerecht zu werden. Wir wollen die Idee des „industriellen Aufbaus“ aus dem Jahr 1949 wieder aufgreifen und ein modernes Arbeitszentrum für junge Menschen schaffen, die nicht in der Lage sind, strukturierte und kontinuierliche Wege zu gehen. Wir wollen für alle Kinder da sein, die sich in der Schule nicht „zurechtfinden“, insbesondere aufgrund der Auswirkungen der Schulschließungen durch die Corona-Krise, und deshalb ein professionelles Zentrum für die Zeit nach der Schule schaffen, das Lernmethoden, familiäre Unterstützung und individuelle Dienstleistungen anbietet. Und ganz im Sinne Don Boscos, sind wir entschlossen, alle Aktivitäten rund um unser Theater neu zu beleben: Musik, Tanz, Schauspiel. Wir werden mit der Aufführung eines neuen Musicals beginnen, das die Kinder und Jugendlichen begeistern und ihre Talente zum Vorschein bringen wird.

Salesianer-Heim Monterosa. Aktivitäten mit den Jungen, 2023

Heute spielen täglich  mehr als 100 Kinder und Jugendliche auf unseren Plätzen, mehr als 500 nehmen an sportlichen Aktivitäten teil, und 200 an den pädagogischen Aktivitäten des Oratoriums. Wir haben die Katechismus-Kindergruppen und mindestens 50 Kinder pro Woche, die an außerschulischen Aktivitäten teilnehmen. Mehr als 520 Kinder sind in unseren Schulen eingeschrieben und 20 besuchen täglich unseren Kindergarten. Wenn wir uns zum Gemeindefest treffen, kochen wir mehr als 500 Portionen Gulasch mit Polenta … Und dann haben sich viele für den Kindersommer angemeldet, für die Ferienlager am Meer und in den Bergen.

All dies ist nur möglich dank der Salesianer und der Töchter Mariä Hilfe der Christen, die unermüdlich im Einsatz sind, jeder mit seiner Aufgabe und seiner Verfügbarkeit. Aber auch dank der zahlreichen Animateure, der Freiwilligen, die unsere Einrichtung wie ihr eigenes Zuhause leben und immer da sind, um die verschiedensten Dienste zu leisten. Dank der Mitarbeiter, die an ihre Berufung glauben und nicht nur arbeiten gehen. Dank den lokalen Institutionen, die beraten, vermitteln und vernetzen. Dank der vielen Wohltäter, die es nicht versäumen, die zahlreichen Ausgaben zu unterstützen. Dank der Familien, die weiterhin an das Erziehungsbündnis glauben, das zwischen Erwachsenen zum Wohle der Kinder geschlossen werden kann. Dank aller, die von uns gegangen sind, aber weiterhin über uns wachen und unsere Aktivitäten beschützen.
Vor allem aber dank Maria, der Helferin der Christen, dem Heiligen Dominikus Savio, Don Bosco und Mutter Mazzarello, die uns führen, segnen und mit Gnade erfüllen.

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums haben wir die Menschen, die hierhergekommen sind, gebeten uns ein Stück ihres Lebens in Michael Rua zu erzählen, und wir haben 100 schöne Geschichten voller Emotionen und Leidenschaft erhalten. In all diesen Geschichten steckt die Erinnerung an jemanden, einen Priester, eine Nonne, einen Animator, einen Katecheten… der ein Stück seines Lebens den anderen in unserem Werk gewidmet hat. Aus diesem Grund ist Michele Rua eine so lebendige Präsenz im Stadtviertel Barriera di Milano.

Zurück zum ersten Satz unserer Geschichte: Am Sonntag haben wir das Gemeinschaftsfest zum 101. Jahrestag der Werksgründung gefeiert, und wie unser Inspektor sagte, haben wir wieder viel zu feiern… Und wie Walt Disneys 101 Dalmatiner voller Elan und Enthusiasmus unterwegs sind, so sind es auch wir!

Eine Freiwillige.




Don Bosco in Albanien. Ein Vater für so viele junge Menschen

Das salesianische Charisma ist in Albanien verwurzelt, einem Land, in dem die Arbeit der Salesianer lebendig und fruchtbar ist: von den Anfängen in den 1990er Jahren bis hin zum Blick in die Zukunft, in die Erfahrungen, die Don Giuseppe Liano, ein guatemaltekischer Missionar im Dienste der albanischen Jugend, in der Gemeinde von Shkodra gemacht hat.

Wie kam es zur Präsenz der Salesianer in Albanien? Don Oreste Valle erzählt, dass es Papst Johannes Paul II. selbst war, der angesichts der dramatischen italienischen Situation in den Häfen von Bari und Brindisi im Jahr 1991 den damaligen Generaloberen, Don Egidio Viganò, um die sofortige Bereitschaft der Salesianer bat, nach Albanien zu gehen. Die Ankunft der Schiffe, die mit Menschen auf der Suche nach einer besseren Zukunft überfüllt waren, brach ihm das Herz und machte ihm sofort klar, dass man sich nicht darauf beschränken konnte, sie im Hafen willkommen zu heißen: Es war auch dringend notwendig, den umgekehrten Weg zu gehen und sich auf den Weg zu machen, um diese armen und verlassenen jungen Menschen zu Hause zu treffen.

Die erste salesianische Expedition aus Italien traf Ende 1991 ein. Offiziell begann die salesianische Präsenz am 25. September 1992 in Shkodra (Shkodër) in Nordalbanien, das dazu bestimmt war, eine vielversprechende Zukunft aufzubauen, ausgehend von einer erfüllten und freudigen Gegenwart. Es handelte sich um eine historisch bedeutende Stadt mit großer Kultur und großem Glauben, inmitten von erschreckender Armut, einer unvorstellbaren Anzahl junger Menschen, mit der Erinnerung an so viel Blutvergießen, dem Blut katholischer Märtyrer und dem anderer Religionen.

Die Arbeit entwickelte sich rund um die Bedürfnisse der Jungen und ihrer Familien: vom Oratorium, dem Herzstück und Ursprung der salesianischen Präsenz, zur Berufsschule, dann zum Internat, zum Tempel und zur Pfarrei. Eine Entwicklung nach dem oratorianischen Kriterium: Hof, Schule, Heim und Pfarrei, wie Don Bosco es wollte. Nach Shkodra eröffneten sich Horizonte in der Hauptstadt Tirana, dann im Kosovo, in Pristina und Gjilan, und seit fast drei Jahren auch in Lushnja, in Südalbanien.

Das Salesianerhaus in Shkodra befindet sich im Stadtzentrum: Eine beträchtliche Anzahl von Jungen ist im Internat eingeschrieben und das Oratorium ist nach wie vor jeden Nachmittag ein überfüllter Innenhof. Von den Kleinen, die zum Fußballtraining oder zur Volkstanzschule kommen, bis hin zu den ‚Erwachsenen‘, die gerne Volleyball oder Basketball spielen oder sich einfach nur im Oratorium treffen, um zu reden und Zeit miteinander zu verbringen.

Jeden Tag um 18 Uhr enden alle Aktivitäten für eine gute Nacht und ein Gebet, wie es bei den Salesianern Tradition ist. Jedes Wochenende treffen sich die katechetischen Gruppen (Freitag) und die Ausbildungsgruppen (Samstag). Das ist normal, denn sonst müssten wir noch Berufungstreffen, Apostolatserfahrungen, Training für die verschiedenen Sportarten und Feste entsprechend der liturgischen Zeit hinzufügen. All das wird von einer ziemlich großen gläubigen Gemeinschaft und einer beträchtlichen Anzahl von Jungen und jungen Animateuren belebt.

Man könnte sagen, dass die Schönheit und Originalität des Werks der albanischen Salesianer darin bestehen, dass sie insgesamt Hunderte von Kindern und Familien verschiedener Glaubensrichtungen aufnehmen und einen Dienst der Erziehung und Gemeinschaft in einem interreligiösen Kontext anbieten. Der Name und die Tradition von „Don Bosko“ (mit einem k) sind als ein Modell des Vertrauens, der Arbeit und der Großzügigkeit für die Gesellschaft anerkannt. Jede Gemeinschaft erfüllt ihre Aufgabe in einem völlig anderen Kontext in Bezug auf den Glauben, das pastorale Angebot und den Dialog mit der Stadt, aber man bemüht sich, so weit wie möglich zwischen den Salesianern und den Don-Bosco-Schwestern zu teilen. Für die Jungen scheint alles ein einziger Hof an verschiedenen Orten zu sein. Diese Harmonie und dieses Vertrauen sind der Trumpf, um Spiele, Kurse, Gebete und Wachstumswege vorschlagen zu können, ohne als ‚Propagandisten des Glaubens‘ oder ‚nur an ihrem eigenen Wohl interessiert‘ beurteilt zu werden. Diejenigen, die in ein salesianisches Umfeld eintreten, fühlen sich willkommen und sind in der Lage, andere unterschiedslos willkommen zu heißen.

Und für die Katholiken bedeutet die Zugehörigkeit zur Gruppe der Animateure und zum Hof, dass sie ihre Berufung im Dienst an den jungen Menschen leben, ganz im Sinne der Salesianer, mit der Schönheit, sie beten zu sehen, zur Beichte zu gehen und regelmäßig die Messe zu besuchen.

Was die Salesianer derzeit beschäftigt, ist die Suche nach den richtigen Antworten auf die Bedürfnisse dieser Generation.

Das Phänomen der Migration ist herzzerreißend, die Armutsindikatoren steigen und die Chancen auf eine würdige Zukunft in Shkodra sind dramatisch gesunken. Sowohl um zu studieren als auch um einen Job zu finden, muss man sehr viel Glück haben, sonst muss man gehen. Die Salesianer träumen von einem Tageszentrum und einem Jugendzentrum, von einer würdigen und rentablen Berufsschule und einer Sprach-, Kunst- und Sportschule, die ihren Träumen eine Form, eine Gegenwart und eine Zukunft geben würden. Leider bleiben diese Träume ohne finanzielle Unterstützung nur Tinte auf einem leeren Blatt Papier. Und in der Zwischenzeit verlassen weiterhin junge Menschen und Familien die Stadt.

Aber die Salesianer hören nicht auf zu träumen und leben die Gegenwart als ein wahrhaft kostbares Geschenk Gottes. Don Giuseppe LIANO, ein salesianischer Missionar aus Guatemala, erzählt uns: „Ich persönlich fühle mich wie der glücklichste Salesianer auf dieser Erde: die Mission mit Salesianern aus der ganzen Welt zu teilen (Vietnam, Kongo, Italien, Sambia, Indien, Slowenien, Slowakei, Guatemala, Albanien und Kosovo), mit so treuen jungen Menschen und Salesianern, in einer so schönen Stadt, mich der Belebung des Oratoriums zu widmen… das passiert nicht jeden Tag! All das in dem Bewusstsein, dass es ein langwieriger und kostspieliger Prozess war, sich in den Kontext einzufinden, die Realität kennen zu lernen und die Sprache zu verstehen, aber nach einer Weile wird einem klar, wie sehr sich das alles gelohnt hat. Eine solch herausfordernde und schöne Mission ist ein Ansporn zu kreativer Treue und Heiligkeit! Für Albanien steht heute eine komplexe Zukunft bevor. Es mangelt nicht an Problemen. In letzter Zeit sind die wirtschaftliche Unterstützung und die Projekte, die in Albanien ankommen, an bedürftigere Empfänger gerichtet worden, vor allem in der Ukraine und in der Türkei; das deutet darauf hin, dass es auch an der Zeit ist, nicht nur zu empfangen, sondern auch Unterstützung zu generieren, auch wenn es noch nicht möglich ist, die Kosten vollständig zu decken. Die jungen Menschen, treu und stark, sind durch Gottes Gnade da. Heute besteht die Herausforderung darin, den Wendepunkt zu finden, den Weg, um den Kontext gemeinsam in eine Gewissheit zu verwandeln, eine ‚Oase‘ für zukünftige Generationen und eine Quelle von Berufungen, Heiligkeit und Schönheit.

Marco Fulgaro




Fünfzig Jahre im Dienst. Pater Rolando Fernandez

Don Rolando Fernandez, salesianischer Missionar auf den Philippinen, derzeit in der Gemeinschaft von Dili – Comoro, die zur Visitatorie Timor Est (TLS) gehört, hat 50 Jahre seines priesterlichen Dienstes vollendet, 40 davon in Osttimor.

Die Gläubigen von Baucau feierten am Festtag des heiligen Dominikus Savio das 50-jährige Priesterjubiläum von Don Rolando Fernandez, sdb, einem Missionar aus Pangasinan, Philippinen. An der Konzelebration der Dankesmesse nahmen der Provinzial der TLS, Don Anacleto Pires, Priester aus der Diözese Baucau und salesianische Priester teil. Viele Menschen nahmen daran teil, darunter einige Ordensschwestern und Don-Bosco-Schwestern, Mitglieder der Salesianischen Familie, Novizen und Vornovizen, Regierungsvertreter, Studenten und Jugendliche, die sich in der Kathedrale von Baucau versammelt hatten und von einem freudigen Geist der Danksagung beseelt waren. Sie feierten die Liebe Gottes durch die Person von Don Rolando Fernandez in den vierzig Jahren seines Lebens und Dienstes für das timoresische Volk.

Amu Orlando, wie er vom Volk genannt wird, verbrachte seine zehn Jahre als Missionar in Papua-Neuguinea, bevor er sich Mitte der 1980er Jahre anderen Missionaren anschloss, die in Osttimor arbeiteten. Diese Feier fand in Baucau statt, denn Don Rolando arbeitete dort als Pfarrer (1992-1994) und als Leiter und Gründer der bekannten Escola Secundária Santo António (ESSA) Teulale-Baucau. Daneben hat Don Rolando viele andere Arbeiten in Baucau abgeschlossen. Um nur einige zu nennen, Übersetzungen des Wortes Gottes in die Landessprache, das Tetum und andere Druckwerke. Er bemühte sich sehr darum, den Gläubigen Gebete und Gottesdiensttexte für die liturgischen Feiern anzubieten. Das letzte seiner Vermächtnisse, das aber nicht weniger wichtig ist und in den Herzen der timoresischen Jugend im ganzen Land bleiben wird, ist die Organisation der Veranstaltung Cruz Jovens für die Jugend von Osttimor, die von Papst Johannes Paul II. am 22. April 1984 (dem ersten Weltjugendtag) in Rom initiiert wurde.

In seiner Predigt ging Don Rolando auf den Kern der Bedeutung der Hilfe ein. Erstens sprach er von der Unwürdigkeit des Menschen, Priester zu werden. Das Priestertum ist kein Recht, sondern ein Geschenk Gottes. Es ist Gott, der in seiner großen Liebe beruft und die Gnade schenkt, Priester zu werden. Es ist Gottes Vertrauen, Männer auszuwählen und zu erziehen, die seinem Volk dienen. Das spiegelt sich auch im zweiten Hochgebet wider, in dem der Priester sagt: „…wir danken dir, weil du uns würdig gemacht hast, vor dir zu stehen und den priesterlichen Dienst zu verrichten“. Für dieses große Geschenk dankte Don Rolando Gott, dass er ihn berufen und ihm die Möglichkeit gegeben hat, zu dienen.
Dann blickte Don Rolando auf die Vergangenheit zurück, auf seinen Lebensweg, und erkannte, wie der Finger Gottes ihm den Weg zu diesem Geschenk des geweihten Priestertums gezeigt und vorbereitet hatte, und zwar durch die Erfahrungen, die er in seiner hingebungsvollen Familie mit Eltern und Geschwistern gemacht hatte, und durch die salesianischen Missionare, denen er begegnet war. Wir können hinzufügen, dass sich der Spruch „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ wieder einmal bestätigt.
Eines der denkwürdigen Ereignisse, die sein Leben veränderten, war, dass sein Vater nach dem Besuch einer Fachschule von Don Bosco beeindruckt war. Dort sah er, wie die Jungen Schuhe herstellten, nähten, tischlerten, mechanische und elektrische Arbeiten ausführten. Sein Vater kaufte ein Paar Schuhe für ihn und bei dieser Gelegenheit schenkte ihm ein salesianischer Priester ein Heft mit Bildern von Maria, Hilfe der Christen, Don Bosco und Dominikus Savio. Als er nach Hause kam, sagte ihm sein Vater: „Nächstes Jahr wirst du auf die Don-Bosco-Schule gehen“. Und tatsächlich, er ging dorthin. Dort sah er das Leben der Salesianer, lernte von ihnen, wünschte sich, so zu sein wie sie und wurde schließlich einer von ihnen, ein Salesianer-Bruder und dann für immer ein Salesianer-Priester. Schließlich verspürte Don Rolando den großen Wunsch, ein Zeichen und Überbringer der Liebe Gottes zu werden, vor allem für junge Menschen. Die Liebe seiner Mitbrüder und Oberen, die ihm vertrauten und ihm Aufgaben anvertrauten, die seine Fähigkeiten überstiegen, die Liebe seiner ehemaligen Schüler, der Jungen und des Volkes bereicherten sein Leben mit Sinn. Und das sind keine leeren Worte: so viele Ereignisse und Erfahrungen der Liebe von Salesianern und Menschen könnten aufgezählt werden. Selbst als er krank war, konnte er ihre Liebe tief spüren.
Dann erinnerte er sich an die Worte von Don Bosco, der sagte: „Brot, Arbeit und das Paradies: das sind die drei Dinge, die ich Ihnen im Namen des Herrn anbieten kann“, und bemerkte, dass es für ihn nie an Brot fehlte, aber wenn es keine Arbeit gäbe, bestünde die Gefahr, dass wir nicht einmal das Paradies hätten. Die intensive Arbeit zehrt das Leben schnell auf, aber er hat keine Angst vor dem Tod, denn er glaubt an die Worte, die Don Bosco als sein Testament hinterlassen hat: „Wenn es geschieht, dass ein Salesianer stirbt und aufhört, für die Seelen zu arbeiten, dann werdet ihr sagen, dass unsere Kongregation einen großen Triumph errungen hat und der Segen des Himmels reichlich auf sie herabkommt“. Und dieses Vertrauen in Don Boscos Worte setzt sich fort und gibt den Salesianischen Konstitutionen Recht, in denen es in Artikel 54 heißt: „Für den Salesianer wird der Tod von der Hoffnung erhellt, in die Freude seines Herrn einzugehen“. Und – so sagen wir – dieses Vertrauen in die Konstitutionen ist richtig, denn Don Bosco selbst sagte: „Wenn ihr mich in der Vergangenheit geliebt habt, dann liebt mich auch in der Zukunft, indem ihr unsere Konstitutionen genau einhaltet“.

Nach der Predigt erneuerte Don Rolando seine Ordensgelübde noch einmal vor dem Provinzial, Don Anacleto Pires, Don Manuel Ximenes, sdb, Pfarrer von Baucau, und Don Agnelo Moreira, sdb, Oberem der Gemeinschaft Baucau. Er gab ein lebendiges Zeugnis von Gottes Liebe zu den Menschen, insbesondere zu den jungen Menschen.
Nach dem Schlusssegen gab es eine Reihe von Reden verschiedener Vertreter, die Don Rolando für seine Anwesenheit, sein Leben und seine Arbeit für die Kirche in Osttimor, insbesondere in Baucau, dankten. Seinem Lebensbeispiel ist es zu verdanken, dass es viele Berufungen zum Ordensleben, viele Nonnen und Priester gibt. Wie ein Tropfen Honig hat Don Rolando Fernandez viele junge Menschen, Jungen und Mädchen, dazu gebracht, sich für das Ordens- oder Priesterleben zu entscheiden. Als Zeichen der Dankbarkeit im Namen der Mitbrüder in Timor-Leste überreichte Don Anacleto Don Rolando eine Statue von Don Bosco. Und zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde von Don Anacleto und Don Rolando ein Baum in Baucau gepflanzt.

p. Julian Mota, sdb